Wir reisen, also sind wir
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Ecuador: Galapagos (Teil 3: Tag 5-8)

Foilsithe: 11.08.2018

Tag 5: Santa Cruz Island

Am 5. Tag waren wir zurück in Puerto Ayora. Zunächst besuchten wir die Charles Darwin Station, wo die Galapagos-Riesenschildkröten gezüchtet werden. Hier erhielten wir nicht nur Information zur Schildkröten-Aufzucht, sondern auch zu anderen Projekten, die auf den Galapagos-Inseln durchgeführt werden. Der Rundgang war insofern sehr aufschlussreich, da einem bei dieser Gelegenheit die Absurdität der ganzen Sache mal wieder vor Augen geführt wurde. Beispielsweise wurde uns erzählt, dass es gerade vor kurzem eine neue Studie gegeben habe, nach der das Überleben der Schildkröten-Populationen am besten gesichert werden könne, wenn die Jungtiere 20 Jahre lang in der Darwin Station (mit auch nicht gerade grosszügigen Gehegen) blieben, bevor sie in die Freiheit entlassen werden. Echt jetzt? 20 verdammte Jahre lang? Klar, die Schildkröten werden alt, sehr alt. Aber 20 Jahre in Gefangenschaft? Ist das etwa artgerecht? Die armen Tierchen!
Interessant ist auch, dass die Leute in der Aufzuchtstation das Geschlecht der Schildkröten selber bestimmen können, nämlich durch die Brüte-Temperatur. So kann genau geregelt werden, wieviele Männchen und wieviele Weibchen entstehen. Und natürlich gibt es genaue Berechnungen dazu, wieviele Weibchen es im Verhältnis zur Anzahl Männchen geben muss, dass eine ausreichende Eier-Produktion zur Erhaltung der Art gesichert werden kann. Irgendwie finde ich das beängstigend.
Ein weiteres Beispiel sind die Darwin Finken. Diese Vögel werden bedroht durch eine parasitäre Fliege, die sich in den Nestern der Vögel einnistet, ihre Eier in den Schnäbeln der Tiere ablegt und diese so verkrüppelt und auch das Blut der Jungtiere aussaugt. Wie genau die Fliegen auf die Inseln geraten sind, weiss man offenbar nicht so genau, aber man nimmt an, dass sie während eines Sturms ihren Weg vom Festland aus zu den Inseln fanden. Jedenfalls sind die Darwinfinken nun wegen dieser Fliegen vom Aussterben bedroht. Als Lösung will man nun die Eier der Darwinfinken klauen, diese ausbrüten, und versuchen, die jungen Vögel auf einer anderen Insel neu anzusiedeln, wo die Fliegen nicht vorkommen. Klingt logisch oder? Meine Frage, wie denn die jungen Vögel genau aufgezogen werden sollen, wie man ihnen beispielsweise das Fliegen beibringt, so ganz ohne ihre Eltern, darauf konnte mir der Guide jedenfalls keine plausible Erklärung geben. Auch wurde uns zuvor mal erklärt, dass Vögel, denen man die Eier wegnimmt, automatisch anfangen, neue Eier zu legen. Diese Mehrproduktion ist für die Eltern sehr anstrengend, weswegen ihre Lebenserwartung dadurch sinkt. Man nimmt also das beschleunigte Aussterben und das Leid der Eltern-Tiere bewusst in Kauf zum irgendwie, irgendwo die Jungtiere neu anzusiedeln.
Und das alles ist ja mal wieder typisch Mensch. Zuerst einmal kommt man irgendwo hin und richtet gehörig Schaden an. Irgendwann wird man sich des Übels bewusst, und dann fängt man an, Schadensbegrenzung betreiben zu wollen, wild herumzupfuschen und fleissig Gott zu spielen. Hat man sich denn schon überlegt, ob die ausgesetzten Darwinfinken am neuen Ort ihrerseits nicht auch neuen Schaden anrichten könnten, indem sie dort das natürliche Gleichgewicht durcheinanderbringen? Who knows.
So interessant die ganzen Ausführungen auch waren, irgendwie hinterliess das alles bei mir auch ein wenig einen komischen Nachgeschmack.

Schon mal etwas von Lonesome-George gehört? Der Schildkröten-Opa war vor einigen Jahren in den Schlagzeilen, weil er dummerweise der letzte seiner Art war, und sich dummerweise auch stur nicht mit all den heissen Schildkrötenweibchen paaren wollte, die man ihm vorsetzte. Im Jahr 2012 ist er dann gestorben, ohne wie gewünscht Nachkommen zu generieren.
Viele Leute erlagen offenbar dem Irrtum, dass er der letzte der Galapagos-Riesenschildkröten war, und es diese Tiere hier nun nicht mehr gäbe. Falsch! Es ist nämlich so, dass jede der vielen Inseln des Galapagos-Archipels ihre eigene Schildkröten-Art hat. Sie sind alle gross, sie werden alle sehr alt. Sie unterscheiden sich hauptsächlich in der Form des Panzers und anderen physischen Merkmalen, die sich dem Laien-Betrachter nicht erschliessen. Lonesome-George jedenfalls stammte von der Insel Pinta, und es ist traurigerweise tatsächlich so, dass die Art der Pinta-Riesenschildkröten leider nicht mehr weiter existiert. Aber es gibt wenigstens einen kleinen Trost: Lonesome-George wurde inzwischen präpariert und ausgestopft und ist in einem klimatisierten Raum hinter Glasscheiben für Besucher ausgestellt. Das arme Kerlchen lässt man wohl einfach nicht in Ruhe.

Nach dem Besuch in der Charles Darwin Station hatten wir noch ein paar Stunden Freizeit, um uns die Stadt Puerto Ayora anzuschauen. Für uns war das natürlich etwas langweilig, da wir ja schon zuvor selbständig hier waren. Aber nun gut, wir nutzten die Zeit um ein paar Besorgungen zu machen und ein paar Souvenirs zu kaufen.

Nach dem Mittagessen an Board kehrten wir ein weiteres Mal nach Puerto Ayora zurück, wo wir einen Bus bestiegen, der uns ins Hinterland (die Highlands) der Insel Santa Cruz bringen würde. Unterwegs passierten wir einige kleinere Siedlungen und Dörfer und wir wunderten uns ein bisschen über die grossen Flächen, die auf der Insel landwirtschaftlich genutzt werden. Auch Kühe, Hunde und andere Nutztiere trafen wir unterwegs an. Damit hatten wir irgendwie nicht gerechnet, immerhin befanden wir uns doch in einem der grössten und am besten gesicherten Schutzgebiete der Welt? Schon die schiere Grösse der Stadt Puerto Ayora mutet hier befremdlich an, wohnen doch immerhin 15'000 Menschen allein in dieser Stadt.
Die Galapagos-Inseln sind bereits seit dem 19. Jh besiedelt. Bewohnt sind 4 Inseln, nämlich Isabella, Santa Cruz, Floreana und San Cristobal, wobei auf San Cristobal die Hauptstadt von Galapagos liegt. Tourismus gibt es hier seit etwa 1970 und er nimmt seither ständig zu. Dabei ist vor allem die Insel Santa Cruz am stärksten gewachsen, dies vor allem wegen des Flughafens auf Baltra, der ursprünglich als US-Militärstützpunkt im zweiten Weltkrieg gebaut wurde.
Die berühmten Regeln und Gesetze des Galapagos-Nationalpark zum Schutz der Flora und Fauna durch Begrenzung der Einfuhr verschiedenster Güter (die roten, gelben und grünen Listen, von denen wir bereits gesprochen hatten) gibt es allerdings erst seit 1998. Zuvor gab es keinerlei Beschränkungen, die Menschen hatten sich hier angesiedelt und Landwirtschaft betrieben wie überall sonst. Seit 1998 nun ist es nicht mehr erlaubt, neue Pflanzen und Tiere auf die Inseln einzuführen. Lediglich Arten, die bereits hier bestehen, dürfen weiter kultiviert werden. Alles andere muss importiert werden, beispielsweise bei Früchten ausschliesslich in Form von verarbeitetem Fruchtfleisch. Hunde zum Beispiel dürfen nach wie vor als Haustiere gehalten werden, diese müssen allerdings sterilisiert werden.
Als ich den Guide danach fragte, wie denn die Elektrizität auf den Inseln produziert wird, gab er etwas kleinlaut zu, dass der weitaus grösste Teil des Energiebedarfs immer noch mit Diesel-Generatoren erzeugt wird. Aber man arbeite daran, auf alternative Energien umzusteigen. Tatsächlich hatten wir nahe des Flughafens Baltra einige Windräder gesehen.
Die Einwohner der Galapagos-Inseln sind Inhaber einer speziellen ID. Wenn die Einwohner gegen die Gesetze zum Schutz der Tiere verstossen, beispielsweise eine Schildkröte mit dem Auto anfahren und töten, müssen sie damit rechnen, dass diese ID eingezogen wird und sie der Inseln verwiesen werden. Festland-Ecuadorianer dürfen sich nicht ohne Weiteres auf den Inseln niederlassen, und wenn, dann für maximal 5 Jahre, um beispielsweise als Taxifahrer zu arbeiten, anschliessend müssen sie wieder aufs Festland zurückkehren. Die einzige Möglichkeit eine Galapagos-ID zu erhalten, ist die Heirat mit einem Einwohner der Inseln. Und dies ist sogar nötig, damit es nicht irgendwann zu inzestuösen Tendenzen kommt. Wir haben ja bereits gesehen, dass es auf der Insel Isabela nur 3 Nachnamen gibt.
Leider verursacht mitunter auch hier die Korruption, die überall in Lateinamerika weit verbreitet ist, einige Probleme. So gibt es beispielsweise ehemalige ecuadorianische Präsidenten, die Hotels besitzen an Orten auf den Inseln, wo es eigentlich keine Hotels geben dürfte. Und unsere mitreisende Freundin Magdalena erzählt von einem Verwandten, der früher im Nationalpark von Galapagos tätig war, und dann aber schnell das Land verlassen musste, als er Dinge erfuhr, die er nicht hätte erfahren sollen.

In den Highlands angekommen begaben wir uns auf eine kleine Wanderung, um Riesenschildkröten in freier Wildbahn anzutreffen. Und tatsächlich sahen wir bereits die ersten, kaum waren wir aus dem Bus ausgestiegen. Unterwegs trafen wir noch auf viele weitere, die sich geduldig mit uns fotografieren liessen, natürlich immer unter Einhaltung des vorgegebenen Mindestabstands von 2m. Tatsächlich hatte unser Guide Luis zu Anfang der Kreuzfahrt damit gedroht, dass Personen, die den Abstand nicht einhalten, anschliessend für den Rest der Woche auf dem Schiff bleiben müssen und nicht mehr mit auf die Landgänge dürfen. Diese Drohung hat definitiv bei Allen Wirkung gezeigt.

Abends hatte man dann nach dem Abendessen die Gelegenheit nochmals für 1-2 Stunden in die Stadt zu fahren, auch Mitglieder der Crew nutzten die Gelegenheit um ihre Familien zu besuchen. Obwohl wir nicht unbedingt so wahnsinnig das Bedürfnis nach Nachtleben hatten, setzten auch wir auf die Insel über, hauptsächlich um dem starken und äussert unangenehmen Wellengang, der im Hafen herrschte, für einige Zeit zu entfliehen. Diese Wellen trafen hier seitlich auf das Schiff auf, und das war wirklich das allerschlimmste. Also fuhren Jörg und ich zusammen mit Magdalena mit den Schlauchbooten nach Puerto Ayora, um uns in einer der Bars einen Cocktail zu genehmigen.

Tag 6: Isla Floreana

Eigentlich war das vorgesehene Programm auf Floreana Island nicht besonders berauschend. Und trotzdem würde dieser Tag eines der absoluten Highlights der gesamten Kreuzfahrt werden.

Morgens steuerten wir erstmal die Post Office Bay an. An diesem Ort befindet sich ein altes Fass, welches seit langer Zeit als Postbüro von Galapagos dient. Seefahrer, die an diesem Ort vorbeikamen, konnten in diesem Fass Briefe und Nachrichten hinterlegen. Der nächste Seefahrer, der vorbeikam, und in die richtige Richtung weiter fuhr, nahm diese Briefe mit und händigte sie dem Empfänger aus.
Diese Tradition wird auch heute noch verfolgt, allerdings natürlich als reiner Touri-Gag. So sollte man auf die Insel Floreana eine unfrankierte Postkarte mitnehmen, und diese an sich selbst oder jemand anderes adressieren. Dann lässt man die Karte in dem Fass zurück, und hofft, dass bald ein anderer Tourist aus dem eigenen Land vorbeikommt, die Karte einsteckt und zuhause dem Empfänger persönlich überbringt. Selbstverständlich haben auch wir eine solche Postkarte hinterlegt. Soweit wir allerdings wissen, ist sie bis jetzt noch nicht an ihrem Ziel angekommen.
Nach dem Halt beim «Postbüro» besuchten wir noch eine kleine Höhle. Das war allerdings absolut unspektakulär, und man hätte sich den rutschigen Abstieg getrost sparen können.

Floreana gehört zu den bewohnten Inseln von Galapagos. Der Ort ist allerdings winzig, es leben nur etwa 400 Menschen hier. Ein lokales Sprichwort besagt offenbar, dass man nicht ohne seine Ehefrau nach Floreana ziehen sollte, sonst würde es einem schnell sehr langweilig. Ab 1929 wurde die Insel von Deutschen besiedelt. Dabei handelt es sich um eine kuriose Geschichte voller Intrigen, Mord und Totschlag, bekannt als die «Galapagos-Affäre von 1934»

Im Anschluss an den Landgang konnten wir vom Strand aus schnorcheln. Und hier kam das absolute Highlight. An diesem Strand lebt nämlich eine Seelöwenkolonie und die Tiere waren zum Schwimmen und Spielen aufgelegt. Etwa 2 Stunden sind wir mit den Seelöwen geschwommen und geschnorchelt, es war absolut traumhaft. Sie kamen so nahe an einen dran, dass man sie fast berühren konnte (und natürlich keine Chance hatte, die 2m Regel einzuhalten). Wie ein Pfeil schossen sie auf einen zu, und erst als ihre Schnauze nur noch gefühlte 3cm von der eigenen Nase entfernt war, tauchten sie seitlich weg. Sie zischten an einem vorbei, links, rechts, liessen sich auf dem Rücken treiben und tauchten dann plötzlich wieder weg. Es war ein Heidenspass. Der Guide musste uns beinahe aus dem Wasser prügeln, ich hätte noch stundenlang dort weiterschwimmen können. Unglaublich bewegend so ein Erlebnis in freier Wildbahn. Diese Begegnung werde ich bestimmt für immer im Herzen tragen.
Aber nicht nur Seelöwen, sondern auch einige Meeresschildkröten waren an diesem Ort unterwegs und liessen sich ebenfalls aus nächster Nähe beobachten. Manuela hatte sogar kurz das zweifelhafte Vergnügen auf einer drauf zu sitzen, als diese auftauchen wollte ohne den Störenfried über sich zu bemerken.

Am Nachmittag schnorchelten wir erstmal in tiefem Wasser vom Panga aus. Anschliessend landeten wir in Punta Cormorant und dies war wohl der allerlangweiligste Landgang von allen. Wir gingen zu einer Brackwasserlagune, der als Brutplatz für Flamingos dient. Es waren auch einige Tiere dort, allerdings so weit weg von unserem Aussichtspunkt, dass man sie kaum sehen konnte. Ansonsten gab es dort nicht viel zu sehen, und die Ausführungen von Luis zum Thema Gestein waren ziemlich langweilig.

Das weitere Highlight des Tages geschah abends kurz vor dem Nachtessen, als jemand rief: «kommt, und seht euch die Haie an!». Und tatsächlich, hinter der «Eden» im Schein der Hecklaterne schwammen hunderte Haie im Wasser, nahe der Oberfläche. Und wenn ich sage hunderte, dann meine ich hunderte. Das war zum einen etwas unheimlich und zum anderen einfach nur wahnsinnig cool! Die Haie waren auf der Jagd nach fliegenden Fischen. Die Fische wurden durch das Licht des Schiffes angezogen, flogen über das Wasser, kollidierten mit dem Schiff und fielen zurück ins Meer. Sobald sie wieder ins Wasser fielen, schnappten die Haie zu und holten sich die Beute. Man kam sich vor wie in einem Horrorstreifen, es fehlte nur noch die Hai-typische Musik im Hintergrund. Sogar unser Guide konnte es kaum fassen und meinte, ein solches Schauspiel würde man nicht häufig zu sehen bekommen. Zwischen den Haien tummelte sich sogar noch ein Seelöwe. Dies war wirklich ein absolutes Wow-Erlebnis, und wieder konnten wir uns kaum losreissen, als Bajron die Glocke läutete um zu verkünden, dass das Abendessen bereit sei.
Sofort nach dem Abendessen setzten uns Madeleine, Jörg und ich uns wieder zum Schiffsheck (wo sich im übrigen praktischerweise auch der Raucherplatz befand) und schauten dem Treiben der Haie weiter zu, so lange, bis die Motoren angelassen wurden und sich die Eden auf den Weg nach Española machte.

Tag 7: Isla Española

Eigentlich war der Besuch der Insel Española der ausschlaggebende Grund, weshalb wir uns bei der Wahl der Kreuzfahrt für die Nord-/Südroute anstelle der Ost-/Westroute entschieden haben. Auf dieser Insel leben nämlich die Galapagosalbatrosse als endemische Art. Diese Vögel gibt es nirgendwo sonst auf der Welt und sind auch im Galapagos-Archipel ausschliesslich auf dieser Insel anzutreffen.
Und das hat sich aus meiner Sicht auch absolut gelohnt, da es wirklich lustige Vögel sind, und es viel Spass gemacht hat, sie zu beobachten und zu versuchen, das beste Foto der über uns kreisenden Vögel zu erwischen.

Auch ein Blowhole gab es bei Punta Suarez neben der Insel, und die Paare machten sich einen Spass daraus, den richtigen Moment zu erwischen, um sich gegenseitig mit der austretenden Wasserfontäne zu fotographieren.

Wir waren so lange mit den Albatrossen beschäftigt, dass wir uns schlussendlich viel zu spät auf den Rückweg zum Boot machten. Inzwischen hatte nämlich die Flut eingesetzt und unser Anlandeplatz war inzwischen überflutet. Aus der vorgesehenen «Dry Landing» war inzwischen nicht nur eine «wet landing» geworden, es war gar nicht mehr möglich, am vorgesehenen Ort die Schlauchboote zu besteigen. Die Crew suchte schnell eine Alternative und mit extremem Geschick schafften sie es, uns alle auf einer felsigen Klippe wieder aufzusammeln und durch die hohen Wellen zurück zur Eden zu bringen.

Nachmittags fuhren wir zu einem wunderbaren weissen Sandstrand namens Gardner Bay.  Dort konnte man entweder um einen Fels im Meer draussen schnorcheln, obwohl es dort aufgrund der ziemlich starken Strömungen ausser Sand wirklich nicht viel zu sehen gab. Oder man konnte am Strand spazieren oder einfach nur faulenzen und die Seelöwenkolonie beobachten, die ebenfalls am Faulenzen war.

Dies war der letzte Abend der Kreuzfahrt, es gab für alle einen Fare-Well-Cocktail und es wurden fleissig die besten Fotos und Kontaktdaten in der Gruppe ausgetauscht.

Einen kleinen Dämpfer bekam die Stimmung dann aber leider während des letzten Briefings. Man muss dazu sagen, dass es auf den Galapagos-Kreuzfahrten üblich ist, dem Guide und der Crew am Ende der Woche ein gutes Trinkgeld zu geben. Soweit so gut, wir wussten das, und wir hatten uns auch schon eine ungefähre Vorstellung davon gemacht, was wir so als Trinkgeld geben wollten. Während des Briefings wurde dann aber offiziell verkündet, und sogar auf dem Whiteboard notiert, wieviel Trinkgeld die Crew und der Guide erwarten. Und da blieb den meisten in der Gruppe ziemlich die Spucke weg. Es handelte sich nämlich um gut das 3-fache dessen, was wir uns gedacht hatten. Das fanden wir schon ganz schön frech, zumal die Kreuzfahrt schon ein ziemlich teures Unterfangen war.
Im Falle der Crew kann man ja zumindest noch argumentieren, dass es zumindest 6 Personen waren, die das Geld unter sich aufteilten. Aber der Guide hätte tatsächlich in einer Woche gut das Doppelte des durchschnittlichen Monatseinkommens in Ecuador erhalten, und das zusätzlich und steuerfrei zu seiner regulären Entlöhnung. Man muss ausserdem dazu anmerken, dass wir mit dem Guide aus verschiedenen Gründen nicht sehr zufrieden waren, er agierte aus unserer Sicht teilweise sehr unprofessionell.
Wir haben jedenfalls letztendlich nicht so viel gezahlt was gefordert wurde, und wir waren auch nicht die Einzigen. Wie gesagt, der Guide war ohnehin nicht wahnsinnig gut. Die ganze Crew hat wirklich einen guten Job gemacht und hat sicher ein Trinkgeld verdient. Aber diese überdeutliche Forderung hat bei uns zum Schluss einer eigentlich tollen Kreuzfahrt, bei welcher wir uns sehr wohl gefühlt haben, einen etwas blöden Nachgeschmack hinterlassen.

Tag 8: San Cristobal

Am nächsten Morgen hiess es wieder früh aufstehen. Um 6 Uhr früh startete die letzte Schnorcheltour, bei welcher man entlang des Kicker Rock schwimmen würde, einem grossen Felsen in der Nähe der Insel San Cristobal.

Etwa die Hälfte der Gruppe meldete sich schon am Abend vorher ab, wollte lieber ausschlafen, und die Badesachen trocknen lassen. Darunter auch Manuela und Othmar. Jörg und ich jedenfalls waren fest entschlossen, an der Tour teilzunehmen. Morgens um halb 6, als der Wecker klingelte, waren wir schon nicht mehr ganz so fest entschlossen. Jörg und ich lagen 20 Minuten im Bett und überlegten, ob wir jetzt wohl wirklich aufstehen sollten, um ins kalte Wasser zu springen, oder ob wir nicht doch besser noch eine Stunde bis zum Frühstück weiterdösen sollten. Nein, wir würden das jetzt durchziehen! Und so standen wir doch noch auf, schmissen uns ins Badezeug, schnappten uns die Taucherbrillen und sprangen hinein ins Schlauchboot, mit welchem wir zum Kickers Rock fuhren.

Tatsächlich war es wirklich kalt, das Wasser, als wir hineinsprangen. Refreshing! Zunächst einmal gab es nicht allzu viel zu sehen, da das Wasser nämlich wahnsinnig tief war. Bereits einige Meter neben dem Felsen konnte man schon nichts mehr sehen ausser endloser blauer Tiefe. Und trotzdem musste man sehr vorsichtig sein, um nicht allzu nah an die Felsen zu geraten, um nicht von den Wellen an die Wand geklatscht zu werden. Für mich war allein schon der etwas beängstigende Anblick der fast senkrechten Steilwand, die scheinbar unendlich tief ins Meer hinabführte, wahnsinnig faszinierend. Und plötzlich waren sie alle da: das Abschiedskomittee. Zuerst erspähten wir unter uns 2 Haie, die gemächlich entlang des Felsens und anschliessend ins offene Meer hinaus schwammen. Anschliessend tauchten aus der Dunkelheit 2 Meeresschildkröten auf. Und als ob das noch nicht gut genug gewesen wäre, erschrak ich plötzlich, als etwas haarscharf an mir vorbeizischte. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass es ein Seelöwe war, der gekommen war, um uns Lebewohl zu sagen. Ich sah ihn als erste, da ich zu hinderst in der Gruppe schwamm, und ich genoss kurz den Moment für mich allein mit ihm, bevor ich die anderen auf den Besuch aufmerksam machte. Eine Weile schwamm er mit uns, bis uns der Guide schliesslich aus dem Wasser pfiff. Es war Zeit Abschied zu nehmen.

Beim Frühstück waren dann auch die anderen Gruppenmitglieder auf (ähem….Weicheier 😊 ), die sich um das frühmorgendliche Bad gedrückt hatten, und stolz erzählten wir von unserer Begegnung.

Wir hatten schon am Vorabend mit der Eden im Hafen von Puerto Baquerizo Moreno auf San Cristobal festgemacht, und wurden nun nach dem Frühstück mit den Schlauchbooten an Land gebracht. Dort wurden wir mit einem Bus noch ins Centro de Interpretacion gefahren, ein Museum welches über viele geschichtliche, ökologische und soziale Aspekte der Inseln informiert. Es wäre wirklich sehr interessant gewesen, sich dort nochmals ausführlich einzulesen, aber leider hatten wir viel zu wenig Zeit dafür. Schon bald mussten wir uns nämlich auf den Weg zum Flughafen machen, um unsere Flüge nach Ecuador zu erwischen.

Galapagos…..es ist ein Traum von vielen, in diesen abgeschiedenen Winkel der Erde zu gelangen. Und leider bleibt es für viele auch nur ein Traum. Wie oft haben wir schon gehört: ach, wie gerne wäre ich auch einmal dort hin? Und wir können nur antworten: Tut es!
Klar, es ist ein teurer Spass, das kann man nicht wegdiskutieren, erst recht, wenn man Wert legt auf einen gewissen Luxus (was wir nicht tun). Aber auch Menschen, die ansonsten 4-Sterne Kategorie und höher bevorzugen, können wir nur raten: schraubt eure Ansprüche auf ein bezahlbares Niveau zurück und besucht unbedingt die Galapagos-Inseln.
Es ist wirklich ein einmaliger Ort auf dieser Welt und es erwarten einen einmalige Begegnungen mit Tieren, die das Fürchten und das Fliehen vor den Menschen einfach nie gelernt haben.
Und man sollte das tun, solange man noch kann, denn die Besucherzahlen werden zusehends begrenzt. Das ist ja eigentlich eine gute Sache, um diese einzigartige Umgebung weiterhin zu erhalten, andererseits würde ich auch jedem Menschen wünschen, dass er diese Erfahrung machen kann.

Man muss auch nicht unbedingt eine Kreuzfahrt buchen, die bewohnten Inseln kann man auch auf eigene Faust erkunden und auf viele der benachbarten unbewohnten Inselchen kann man im Rahmen von Tagesausflügen gelangen.
Es ist und bleibt wohl auch ein Streitpunkt zwischen mir und Jörg, ob sich die Kreuzfahrt wirklich gelohnt hat. Aus Jörgs Sicht hätten wir im Nachhinein gut auf die Kreuzfahrt verzichten können. Tatsächlich haben wir schon einen grossen Teil der Tiere während unseres eigenständigen Aufenthalts auf der Insel Isabela gesehen. Aber eben nicht alle. Für mich war es auch die Erfahrung, auf die weit entfernten Inselchen zu gelangen, wo niemand lebt und wo es neben der Tiere auch einzigartige Landschaften zu sehen gab, die die Kreuzfahrt so lohnend machte.

Ich jedenfalls habe mich in diesen Ort verliebt und hoffe, dass er noch lange für künftige Generationen erhalten werden kann. So unausgereift manche der Regeln und Vorschriften zum Schutze der Inseln auch scheinen, und so diletantisch sie teilweise umgesetzt werden, ist es doch um vieles besser, als gar nichts zu tun.

Anhang: Liste der beobachteten Tiere

Soft Shell Crab

Marine Iguana

Mocking Bird

Flamingo

Lava Harron Bird

Red Footed Booby

Nasca Booby

Blue Footed Booby

Galapagos Sea Gull

Fregattebird

Sea lions

Short eared Owl

Spotted Eagle Ray

Sting Ray

Sea Turtle

Galapagos Shark

White Tipped Reef Shark

Golden Cowray

Reef Cornetfish

Blue-Chin Parrotfish

Moorish Idol

Kings Angelfish

Lava Lizard

Yellow WArple

Galapagos Hawk

Galapagos Albatross

Yellow Iguana

Warbler Finch

Palmoa de Galapagos

Galapagos Turtoise

Octopus

Starfish

Galapagos Penguin

Lava Lizard

Brown Pelican

Freagra

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