Foilsithe: 13.11.2018
Als ich morgens um halb7 kurz die Augen öffne sehe ich sofort, dass es heller ist im Zimmer. Taps, taps, taps zum Vorhang: Der Himmel ist blau und die Sonne geht auf. Das erste Mal Sonne in Myanmar! Jetzt bin ich wach und kann auf keinen Fall weiterschlafen. Eine halbe Stunde kann ich mich noch beherrschen, aber dann muss ich Max einfach wecken und ihm den tollen Blick aus unserem Schlafzimmer im 5. Stock zeigen. Er ist nicht so begeistert wie gehofft, lässt sich nach ein bisschen rumnerven aber dazu überreden, mit mir frühstücken zu gehen. Von der Dachterrasse aus haben wir einen tollen Blick über die Stadt, den Hafen und die ersten Inseln des Mergui-Archipels. Das Frühstück ist wie immer klasse!
Für 8 Uhr bestellen wir einen Roller und fahren los. Dazu muss man sagen, dass Touristen in Myanmar offiziell keine Fahrzeuge ausleihen dürfen. Man ist hier noch sehr darauf bedacht zu kontrollieren, welche Teile des Landes man für den Tourismus öffnet und welche ihm verschlossen bleiben. Folglich gibt es auch keine Läden, die Roller oder andere Fahrzeuge vermieten. Man hat also nur die Möglichkeit, sich einen privaten Roller auszuleihen. Manche machen das hier scheinbar als kleinen Nebenverdienst. Praktischerweise organisiert unser Hotel das für uns. Wie sollten wir sonst auch wissen, wer seinen Roller für einen Tag verleihen möchte. Hier ist zwar wieder Rechtsverkehr wie zu Hause, aber in Thailand zu fahren fand ich trotzdem deutlich entspannter. Die Rollerfahrer sind hier einfach rasanter und halten weniger Abstand und ich muss mit Hupen angewöhnen.
Unser erster Stop ist ein Park, der eigentlich ein Golfplatz ist und da wir den falschen Eingang nehmen landen wir in einem Kloster neben dem "Park". Als wir über das Gelände schleichen kommt sofort ein Mönch auf uns zu und schenkt und Bonbons und Obst. Soo nett :)
Bei der ersten Pagode, die wir uns ansehen sind wir noch so doof und stellen den Roller unten am Berg ab und laufen zu Fuß. Schnell merken wir, dass man hier ÜBERALL direkt mit dem Roller vorfährt. Auch bei religiösen Stätten. Da uns früh morgens schon der Schweiß läuft entscheiden wir einstimmig, dass wir das nächste Mal auch lieber so faul sind wie die Einheimischen.
Schnell merken wir, dass die Hauptsehenswürdigkeit nicht die Pagode ist, sondern wir. Wie seit dem ersten Tag in Myanmar renken sich die Menschen die Hälse aus, um einen Blick auf uns zu erhaschen. Eine Gruppe Teens (wir denken, dass es Teens sind. Hier sehen ja alle so jung aus.) hakt sich direkt bei uns unter und lässt die Freunde Fotos schießen. In allen möglichen Konstellationen. Yeah, ich bin ein Äffchen im Zoo. Und ständig kommen Frauen an und wollen meine Haare anfassen. Die Männer rufen nur rüber, zeigen auf die Zöpfe und halten den Daumen hoch.
Unsere Fahrt führt uns vorbei an vielen vielen Pagoden. Sogar das kleinste Fischerdörfchen, das weder über eine Straße, geschweige denn über eine Kanalisation oder Mülltonnen verfügt und wo sich die Menschen am Dorfbrunnen versammeln, um ihre Wäsche und sich selbst zu waschen, hat eine goldene Pagode im Dorf. Naja, schließlich ist Myanmar das gläubigste aller buddhistischen Länder. Fahren wir mit dem Roller durch diese Dörfchen spricht sich das natürlich auch schnell herum und alle Kinder (und auch die Erwachsenen) stürzen aus ihren Hütten und winken uns zu. Winkt man den Kindern zurück, fangen sie an zu kichern und zu hüpfen. Witzig ^^
Eigentlich wollten wir versuchen, ein bisschen ans Wasser zu kommen. Immerhin liegt Myeik direkt am Meer, erinnert an eine Halbinsel und ist durchzogen von Flüssen. Aber die Leute hier gehen wohl nicht schwimmen oder sie schwimmen einfach im grau/weiß schimmernden Wasser voller Unrat und Plastik. Was anderes bekommen wir nämlich leider nicht zu Gesicht. Eine Stelle jedoch hat bei Maps unsere Hoffnung geweckt. Als wir dort angelangt sind bestand der "Strand" leider nur aus modrigem, stinkendem Schlamm. Ebenfalls voll mit Müll. Schade Schokolade...
Also gehen wir wohl nicht baden und ich gebe beim Rollerfahren einfach etwas mehr Gas. Fahrtwind kühlt schließlich auch. Als wir die Verbindungsstraße zwischen zwei Dörfern nehmen werden meine Fahrkünste (ich sitze heute zum zweiten Mal auf einem Roller) richtig auf die Probe gestellt. Unser Weg führt uns über eine mehrere Kilometer lange Holperpiste aus roter Erde, Steinen, Sand und Schlammlöchern. Yeah... Erst macht es irgendwie Spaß, aber irgendwann ist es nur noch anstrengend. Ich sitze total angespannt auf dem Roller und versuche zu verhindern, dass Max und ich im Schlamm landen (das wäre noch der günstigste Fall). Für Offroad hätte ich besser noch etwas mehr geübt, aber wir kommen heil an. Die Locals, die uns entgegenkommen, feiern uns jedenfalls sehr. Wie bekommen viele Daumen, Jubelrufe und High-Fives. Klasse :-D
Hinterher sehen wir ein Schild das uns sagen will, dass diese Holperpiste mitten in der Pampa die Hauptzufahrtsstraße zur Technischen Universität von Myeik ist. Die haben Humor, die Myanmesen. Myanmarer? Myanmarerer? Burmesen? Eigentlich klingt Burmesen am einfachsten. Mist, warum haben die das Land 1989 umbenannt?