Foilsithe: 07.06.2019
Nachdem ich am Sonntagvormittag (02.06.2019) meine Großeltern auf den neuesten Stand gebracht habe, packe ich meine Sieben Sachen zusammen und räume den lieb gewonnenen Zeltplatz am Fuße des Kiewer Stausees. Mit meinem vierbeinigen Begleiter geht es erst nach Wyschhorod, wo ich nochmal auf ein Käffchen halte und dann weiter nach Süden. Es ist wieder recht warm und so scheinen mir die knapp 15 km bis zum bekannten Lagerplatz bei Obolon für den heutigen Tag die angemessene Strecke zu sein. Ich habe übers Wochenende natürlich auch noch keine Antwort von der Botschaft in Kiew erhalten, ob denn Rangos Heimtierausweis auch schon vorliegt. Daher ist nicht zu 100% sicher ob es es sich lohnt, bereits am folgenden Tag bei der deutschen Botschaft vorzusprechen. Ich will mich aber zumindest in Schlagdistanz bringen. Die Strecke kennen wir ja und so erreichen wir den nördlichen Kiewer Stadtteil am frühen Nachmittag. An einem Supermarkt rasten wir für eine Weile, der Dicke kommt auf seine Kosten und ich lade ein paar Bilder hoch. Dann machen wir uns auf den Weg durch Obolon. Der Stadtteil ist ein ausgedehntes Plattenbauviertel mit typischen Grün-, Erholungs- und Versorgungsflächen zwischen den Hochhäusern. Einzig ein Badesee mitten im Wohngebiet scheint eher ungewöhnlich, zumal ja die Strände am Dnepr nur einen Katzensprung entfernt liegen. An der Halbinsel nördlich der Obolonsker angekommen, beschließe ich für die eine Nacht nicht erst überzusetzen und schaue mir einen Strand am Hauptarm des Dnepr als möglichen Zeltplatz an. Sieht gut aus. An einem schattigen Plätzchen machen wir es uns erstmal gemütlich, um das Zelt aufzubauen, es herrscht mir noch deutlich zu viel Publikumsverkehr. Mit anbrechender Dämmerung leert sich langsam der Uferabschnitt und ich kann die letzten Vorbereitungen für die Nacht in die Wege leiten. Aufgrund einer kleinen Mückenplage, ziehen wir uns dann eher fluchtartig unter die Plane zurück.
Am Montagmorgen haben wir bei Zeiten Sonne am Zelt und müssen den Platz räumen. Nach einem Bad im Fluss und einem Happen zu Essen, packe ich unseren Krempel und wir machen uns auf den Weg. An der Oboloner Uferpromenade gibt es ein Käffchen, bevor wir in Richtung Kiewer Altstadt aufbrechen. Gegen halb zehn trudelt dann auch die Antwortmail aus der dt. Botschaft ein, beide Pässe da - läuft. So queren wir ein letztes Mal den Ortsteil Obolon gen Süden. Über den Obolonski Prospekt erreichen wir den Busbahnhof Pochaina und queren die nahen Bahngleise, immer der Sonne entgegen. Am Fuße der Hügels Jurkoviza rasten wir für ein Weilchen unter Schatten spendenden Bäumen. Die Sonne macht ganz schön Betrieb und der Dicke hat dementsprechend mit den Temperaturen zu kämpfen. Nach einer guten halben Stunde geht es entlang der Kostjantinivska-Straße weiter nach Südost und anschließend hinauf ins alte Kiew. In der deutschen Botschaft sammle ich die neuen Pässe ein, bedanke mich und gehe mit dem Dicken zum Maidan. Hier werden unsere Futterreserven aufgefüllt, bevor wir einen kleinen Hügel am Dnepr-Ufer erklimmen. Hier ist in meiner Karte ein Wassermuseum und eine Stelle mit Zugang zu Trinkwasser eingezeichnet. Ausgerechnet am Wassermuseum ist der öffentlich zugängliche Hahn natürlich stillgelegt. Ich werde aber in einem nahen Restaurant fündig und muss nicht zurück in die Stadt. Wir können also weiterlaufen und erreichen über die Parkbrücke wieder die Truchaniv-Insel im Dnepr. Hier gibt es noch ein Käffchen am Central Market, bevor wir zu unserem Lagerplatz am nördlichen Ende des zentralen Strandes gehen, ich das Zelt aufbaue und den Abend nach der üblichen Routine ausklingen lasse.
Der erste Gang am Dienstagvormittag (04. Juni 2019) führt mich nach einem Bad und kleinem Frühstück zum Central Market für ein Käffchen. Ich muss ein paar Telefonate führen, um die Möglichkeiten für die anstehende Fährfahrt nach Georgien auszuloten. Ich habe Glück und kann die nächste Fähre am Mittwochabend nehmen, wenn ich denn bis dahin irgendwie nach Odessa komme. Gleich die erste Anfrage bei BlaBlaCar führt zu einer Zusage. Super Sache. Jetzt muss ich bis zum Abend (21.00 Uhr ist vereinbarte Abfahrt) nur noch in den Vorort Teremki gelangen. Bis dorthin sind es etwa 20 km, die ich größtenteils im Grünen zurücklegen könnte. Auch am Höhlenkloster kämen wir vorbei, klingt alles garnicht so schlecht. Also zurück zum Zelt und Krempel einpacken. Nach einem abschließenden Bad, machen wir uns auf den Weg zum etwa 5 km entfernten Höhlenkloster. Da der Zutritt für Hunde untersagt ist, begnüge ich mich mit den Ausblicken die ich von außen auf die Anlage erhaschen kann. Orthodoxe Sakralbauten halt. Nachdem wir über eine Gedenkanlage zum Großen Vaterländischen Krieg geschlendert sind, müssen wir kurz unter einer Unterführung Halt machen. Es regnet heftig. Dann geht es durch das Villenviertel Svirinetz bis zur Michaila Boichka Straße, wo wir für ein kleines Vesper verweilen. Käsebrot mit Kefir schmeckt sowohl mir, als auch dem Dicken. Weiter schlendern wir die Straße entlang, bis hinunter zum Lisa-Berg. Den umrunden wir entlang seiner Nordwestlichen Flanke und erreichen schließlich den Golisivski-Wald. In dessen Zentrum liegt eine Klosteranlage versteckt, die wir auf unserem Weg nach Südwest passieren. Sieht nach einer großen wohlhabenden Gemeinschaft aus, die anscheinend diverse Dinge aus eigener Produktion vertreibt. Wir wandern nach einer kurzen Trinkpause weiter nach Westen und erreichen die Satellitenstadt Teremki nach gut 20 km gegen halb acht am Abend. Ich bin etwas Fußmüde, fülle unser Trinkwasser auf, kaufe ein kleines Abendbrot und lasse mich am vereinbarten Parkplatz nieder. Nachdem mein Fahrer nicht auf meine letzte Nachricht geantwortet hat und es bereits kurz nach neun ist, dämmert mir langsam, dass uns der Arsch wohl hängen lässt. Leider gelingt es mir auch nicht mehr über die Nacht noch einen Ersatz zu organisieren. Gegen Mitternacht suche ich mir eine Wiese in einem kleinen Wäldchen, baue das Zelt auf und ziehe mich etwas enttäuscht unter die Plane zurück.
Am Mittwochmorgen baue ich unser Lager wieder ab und begebe mich zum Frühstück zum nahen Einkaufszentrum vom Vorabend. Nach Käffchen und Gebäck, schreibe ich weitere, potenzielle Fahrer an, vorerst ohne Erfolg. Ich sitze unter einem Sonnenschirm vorm KFC, der Akku hängt an einer Steckdose und auch Rango hat ein schattiges Plätzchen. Es lässt sich also aushalten. Der Tag vergeht mit lesen, Duolingo und regelmäßiger Recherche bezüglich BlaBlaCar, bis ich am späten Nachmittag endlich Glück habe und bei Sergej nach Odessa mitfahren kann. Er ist Musiker und auf dem Weg zu irgendeinem medizinischen Check für ein Engagement auf einem Boot. Die Fahrt ist recht kurzweilig, der junge Mann kann etwas Englisch und hat einen ganz angenehmen Musikgeschmack. Er bietet mir an mich auf einen Zeltplatz etwa 30 km nördlich von Odessa mitzunehemen und am nächsten Morgen in die Stadt zu bringen. Das passt für mich.
So erreichen wir den Grigorevka-Strand gegen um eins in der Nacht zu Donnerstag, den 06.06.2019. Wir bauen unsere Zelte auf, ich gönne mir noch ein Bad und nach einem Tee geht es ab ins Nest. Der Wecker bimmelt um sechs, ich stehe langsam auf, packe meinen Krempel zusammen und bin, wie vereinbart, bereit für die Abfahrt. Auch Sergej ist pünktlich startklar und wir machen uns auf die Fahrt nach Odessa. Eine Stunde später kann ich am Bahnhof aussteigen und mache mich mit dem Dicken auf den Weg zum Silpo für Frühstück und Käffchen. Nach kurzer Rückfrage bei der Fährgesellschaft, steht der nächste Fahrttermin für den Freitagabend fest. Da ich bereits am Morgen gegen neun am Borej-Gebäude wegen der Tickets vorstellig werden soll, plane ich die Übernachtung etwas näher an Chornomorsk. Mit der Straßenbahn geht es bis Lustdorf (zur Zeit Katharinas von Deutschen gegründetes Dorf). Wir rasten nochmal an einem Supermarkt, bevor wir uns auf den Weg zum Strand machen. Auch hier warte ich wegen übermäßigem Publikumsverkehres mit dem Zeltaufbau etwas, liege erstmal in der Sonne rum und bade ab und an. Das Meer an sich, ist schon ne feine Sache. Nach Zeltaufbau und kleinem Abendbrot geht es bei Zeiten ab ins Nest.