Foilsithe: 25.07.2019
Am ersten Tag «auf See» passierten wir zuerst die Müritz-Havel-Wasserstrasse und erreichten nach dem bravourösen Passieren der ersten Schleuse bereits am frühen Nachmittag den Mirower See. Das Ufer respektive der Anlegeplatz an der Mirower Schlossinsel sahen derart einladend aus, dass wir gleich beschlossen hier zu bleiben, zumal Mirow noch eine der wenigen grösseren Orte mit entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten war. Auch die Auswahl an verlockenden Restaurants für das Nachtessen war ein weiteres schlagendes Argument für diesen Ort. Der kleine, sehr gemütliche Hafen mit einem kleinen Shop und Bistro und ein paar Stellplätzen für Camper bietet wirklich alles was man braucht, die Atmosphäre superfreundlich und sogar eine Badetreppe fehlte nicht, so dass noch etwas Abkühlung im See möglich war. Nach Aufgabe der Bestellung für das Nachtessen gebot die Natur jedoch noch eine abrupte Programmänderung und wir konnten gerade noch schnell vor dem urplötzlich aufziehenden Gewitter ins Innere flüchten. Die Aussage des Bootsvermieters, was unberechenbare Wetterwechsel betraf wurde gleich eindrücklich unter Beweis gestellt.
Nach diesem gemütlichen und problemlosen Einstand sollte der nächste Tag dann eher ungemütliche Ausmasse annehmen, was ausschliesslich der «Plötze» geschuldet war. Bereits beim Starten des Motors wollte ein Warnsignal nicht mehr stoppen und hörte erst beim Gas geben auf zu nerven. Die Reise führte nun von Mirow durch den Zotzen-, Moessen- und Vilzsee (für die Namen können wir nichts) bis zur ersten Schleuse bei Diermitz. Dort hatte sich bereits eine lange Schlange von wartenden Booten gebildet. Bootsferien in der Mecklenburger Seenplatte erleben offenbar einen absoluten Boom und Fernsehberichte in ARD und ZDF haben das Ganze noch befeuert. Und natürlich ist auch noch Ferienzeit, so dass wir fast zwei Stunden hatten um diese erste Schleuse zu passieren. Die Wartezeit ist allerdings äusserst gemütlich und man kommt auch immer wieder mit anderen Leuten ins Gespräch. Als wir dann beim Vorziehen mit etwas Rückwärtsschub korrigieren wollten, hielt Matthias plötzlich den Gashebel in der Hand – das Boot manövrierunfähig! Zum Glück eilten sofort Leute anderer Boote herbei, die uns mit den Leinen halfen. Endlich zuvorderst angekommen befand es irgend ein Jugendlager «Kanuerlebnis» für eine gute Idee die ganze Gruppe von etwa 30 Kanus vor bzw. praktisch unter unserem Bug zu positionieren wo eh fast kein Platz war, was uns zu einem unangenehmen und riskanten Ablegemanöver in der Enge zwang, was definitiv nicht nötig gewesen wäre. Was in den Hirnen der herumschreienden LeiterInnen genau vorging, entzieht sich unserer Kenntnis.
Mit dem wieder angebrachten Gashebel ging es also weiter, aber es war offensichtlich, dass mit der Einstellung etwas nicht mehr stimmte. Als dann beim Ausfahren aus der nächsten Schleuse plötzlich der Motor abstellte und wir wieder kurze Zeit unkontrolliert waren, hatten wir uns eh bereits entschlossen, im nächsten Hafen einen Techniker zu suchen.
Den Hafen von Priepert erreichten wir bald und hatten zum Anlegen sauber eingedreht, als ich das Boot bremsen wollte und dazu den Schubhebel auf rückwärts zurücklege. Was dann geschah, war etwa so unglaublich wie unangenehm: die dämliche Plötze begann nämlich voll VORWÄRTS zu beschleunigen und bei nicht einmal mehr 2m Abstand, bleibt auch keine Zeit mehr zu reagieren. So dass wir zwar nicht allzu schnell, dafür aber mit grosser Wucht den Steg rammten.
Der Knall war ziemlich gewaltig und der Schreck sass uns allen ziemlich in den Knochen.
Glücklicherweise war niemand zu Schaden gekommen, die Schäden am Pier und Boot sind überschaubar aber natürlich trägt so etwas nicht unbedingt zu entspannter Ferienstimmung bei. Das unvermeidbare Nachspiel fiel allerdings sehr human aus. Der Vermieter versprach, gleich um 7.30 am nächsten Morgen einen Techniker vorbeizuschicken und auch die Befragung mit der Wasserschutzpolizei verlief sehr freundlich. Die Zeugenaussage eines sehr freundlichen Bootsnachbars, die auf eine technische Ursache schliessen lässt, half da sicher auch noch.
Am nächste Morgen stand dann auch tatsächlich der Techniker auf der Matte und innerhalb der nächsten 3 Stunden hatte er das, zusammen mit einem Kollegen gefixt. Inklusive Testfahrt und fachmännischem Abpumpen des allseits geschätzten Fäkalientanks.
Tatsächlich war es ein mechanischer Defekt des Getriebes und da kann es offenbar schon passieren, dass eine Plötze PLÖTZlich vor- statt rückwärts fährt. Tolle Sache, wir waren rückblickend nur froh, dass uns das nicht in der Szene mit den Kanufahrern passiert war... Auch sind wir aufgrund der Aussagen der Techniker zuversichtlich, dass sich das Thema der Schäden für uns erledigt hat.
So haben wir nun eine frisch reparierte Plötze und sind gestern ohne weitere Zwischenfälle bis zu unserem Wendepunkt, dem sehr schönen Städtchen Fürstenberg an der Havel gefahren, wo wir wieder die angenehmen Seiten des Bootslebens geniessen.