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Vierter Stopp: Argentinien, Part 1: Wandern und viel Chaos

Foilsithe: 02.01.2019

Um noch weiter in den Süden des südamerikanischen Kontinents zu gelangen, mussten wir einen Abstecher nach Argentinien machen, denn Chile ist durch seine Fjorde über hunderte Kilometer nicht mit dem Auto befahrbar. Von Chile Chico ging es daher früh morgens an Heiligabend über die Grenze. Von dort an lässt sich unsere weitere Fahrt auf der berühmten Ruta 40 mit einem Wort beschreiben: Langweilig!!!!!! Denn Argentinien besteht im Süden überwiegend aus Pampa, deren Weite eventuell für 5 Minuten beeindruckend ist, danach allerdings nur noch einschläfernd wirkt. So verbrachten wir unsere lange Autofahrt durchs Nichts mit vielen Keksen und einem Hörbuch und erreichten nach 600km endlich El Chaltén. Unterwegs gab es allerdings immer wieder kleine Belustigungen, wie die Unlogik der argentinischen Banken, die entweder gar kein Geld hatten oder einen Maximalbetrag von umgerechnet 30€ abheben ließen und 25% Abhebegebühr verlangten. Zudem scheint es für Argentinier einfacher zu sein ein riesiges Warnschild vor einem Schlagloch aufzubauen, als das Schlagloch einfach zu reparieren. Und auch die Tankstellen in Argentinien begeisterten uns, da sie sehr dünn gesät sind und dann häufig kein Benzin mehr haben. Hierdurch strandeten wir auch für einen Tag in El Chaltén, aber dazu später mehr. Ein sehr positives Highlight auf der Strecke, das wir nicht vergessen möchten, war allerdings das Gürteltierbaby, das vor uns über die Straße lief (Ja die Strecke war so langweilig, dass das das einzige zu berichtende Highlight ist).

Argentina at its best: Pampa


Angekommen in El Chaltén verbrachten wir die Tage dort mit dem Einzigen, was man dort tun kann: Wandern. El Chaltén liegt im Parque Nacional los Glaciares und ist eine reine Tourismusstadt, die sich auf Grund des sehr pittoresken Gebirges in ihrer Nähe gegründet hat. 

Willkommen in El Chaltén, der "Wanderhauptstadt"

El Chalténs wunderschöne Lage mit Bergblick (links Cerro Torre, rechts Fitz Roy)


Dieses zackige Gebirge mit seinen berühmten Spitzen Cerro Torre und Fitz Roy ist bei Wanderern und Bergsteigern gleichermaßen beliebt. Die Tatsache, dass es erst sehr wenigen Bergsteigern gelungen ist diese Berge zu erklimmen, macht die Kulisse noch beeindruckender. So haben wir uns daher als Weihnachtsgeschenk an uns selbst zu einer zweitägigen Wanderung entschieden, um dieser Landschaft noch näher zu kommen. Bei strahlendem Sonnenschein ging es also am 26.12. mit Rucksack bepackt los Richtung Laguna Capri, dem ersten Aussichtspunkt auf Fitz Roy. Nach einer kleinen Pause ging es weiter durch lichte Wälder und vorbei an einem wunderschönen Fluss, immer mit Blick auf die Berge und Gletscher. 

Erster Ausblick unserer Wanderung (noch ohne Fitz Roy)


Laguna Capri mit Fitz Roys Zinnen im Hintergrund


Geteilte Last ist halbe Last

Wandern mit bester Sicht


Einen Fuß vor den anderen


Nach ca. 10km kamen wir auf unserem rudimentären Campingplatz „Poincenot“ an, bauten unser Zelt auf und machten uns mit leichterem Gepäck auf den sehr steilen und anstrengenden Weg zum Lago de los Tres. Dieser liegt ca. 500m über dem Campingplatz und bietet eine spektakuläre Sicht auf die Zinnen des Fitz Roy. 

Unser persönlicher Weihnachtsstern der besonderen Art


Zurück auf dem Campingplatz genossen wir noch das klare Gletscherwasser des Flusses und stellten unseren Wecker auf 4 Uhr morgens, denn wir wollten unbedingt den Sonnenaufgang sehen. Anscheinend waren wir nicht die Einzigen mit dieser Idee, denn um ca. 3 Uhr morgens erwachte der gesamte Campingplatz geräuschvoll zum Leben und unterhielt uns mit einer Mischung aus halblautem Geflüster, Zeltgeraschel und Technomusik. Nachdem auch wir unser Hab und Gut eingepackt hatten, liefen wir gegen den Strom nicht erneut Richtung Lago de los Tres (keine 10 Pferde hätten uns nochmal dort hoch bekommen), sondern zu einigen schönen Teichen und Flussarmen vor dem Campingplatz und genossen ganz allein den wunderschönen Anblick der tief rot und orange gefärbten Berge. 

Der majestätische Fitz Roy im Sonnenaufgang


So eine Aussicht am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen


SEHR durchgefroren und hungrig begannen wir daraufhin unsere 20km Wanderung durch dichte Wälder, vorbei am Lago Torres und dem dazugehörigen Aussichtspunkt zurück nach El Chaltén. Leider war uns an diesem Tag das Wetter nicht so „wohlgesonnen“ und ließ uns nur einen kleinen Blick auf den Cerro Torre werfen. 

Lago Torres (leider ohne Cerro Torre)


Cerro Torre kämpft sich durch die Wolken (rechts im Bild)


Jan ist glücklich am letzten Aussichtspunkt


Zusätzlich zu der Bewölkung entwickelte sich am Nachmittag ein Sturm, der uns zurück auf unserem Campingplatz in El Chaltén die gesamte Nacht wach hielt. Nur ein Gutes hatte der Sturm: Wir wissen jetzt, dass unser Zelt selbst einem Tornado standhalten würde. Auf Grund dieser schlechten Wetterlage wollten wir daraufhin so schnell wie möglich weiter Richtung Süden, denn wie schon erwähnt gibt es in El Chaltén außer Wandern nichts zu tun und das macht ohne Sicht und bei Sturm eher weniger Spaß. Aber da hatten wir die Rechnung ohne Argentinien gemacht. 

Von Vorne: El Chaltén ist weit ab vom Schuss und so kamen wir dort mit so wenig Benzin an, dass wir ohne zu Tanken nicht mehr dort weg kamen. Natürlich hatten wir vorher rausgefunden, dass es im Ort eine Tankstelle (besser gesagt eine Zapfsäule) gibt. Um dort allerdings tanken zu können, braucht man Bargeld und der einzige Bankautomat in diesem Touristenort hatte kein Bargeld mehr. Aber auch hierfür hatten wir natürlich vorgesorgt und US Dollar mitgenommen, die wir bei einer Wechselstube umtauschen konnten (mittlerweile war ein halber Tag verstrichen). Also ab zur Tankstelle und dann nichts wie weg aus dem Schmuddelwetter, richtig? Aber eine Eventualität hatten wir nicht bedacht: Die einzige Tankstelle in 200km Umkreis hatte kein Benzin mehr. Folgendes Bild müsst ihr euch vorstellen: 30 Autos stehen vor einer Zapfsäule, am Ortseingang warten 10 Hitchhiker darauf, dass sie mitgenommen werden und keiner kommt aus diesem Kaff weg, da es kein Benzin gibt. Ganz ehrlich, für uns als Deutsche war das absolutes Neuland. Aber mittlerweile waren wir ja in Geduld geübt und verbrachten so ein paar nette Stunden in einem der wenigen Restaurants im Ort, die Kreditkarte nehmen. Zum Glück hatte der Tanklaster es bis zum Abend durch den Sturm geschafft, sodass wir noch am gleichen Tag sehr spät abends und sehr müde im ca. 200km entfernten El Calafate ankamen. Gut, dass es hier in Patagonien erst um 23 Uhr dunkel wird. 

El Calafate stellte unser zweites Ziel in Argentinien dar, da es ebenfalls am Parque Nacional los Glaciares gelegen ist und den Zugang zu einem seltenen Naturschauspiel bildet. Von hier aus sind es nämlich nur noch wenige Kilometer bis zum Perito Moreno Gletscher, einem Gletscher, der nicht nur wächst, sondern auch fast bis auf Meeresspiegel hinabreicht und so ein hautnahes Erlebnis ermöglicht. 

Perito Moreno Gletscher


Eisige Welten


Die Aussicht genießen und warten

Wann bricht es endlich ab?!

Zudem stellt der Gletscher die Trennwand zwischen zwei Seen dar und bildet immer wieder an der gleichen Stelle eine Art Brücke, durch die einer der Seen in den anderen hineinfließen kann. Auf Grund der hohen Kalbungsrate (Jans absolutes Lieblingswort) des Gletschers stürzt diese Brücke regelmäßig unter großem Getöse ein, was dem Gletscher zu weltweitem Ruhm verholfen hat. Wir kamen bei unserem Besuch zwar nicht in den Genuss des Brückeneinsturzes, aber allein die Nähe des Gletschers, das ständige Knacken und die fallenden Eisbrocken waren spektakulär. 

Kleine Bruchstücke mit großer Wirkung


Ein Teil der Brücke stürzt ins Wasser...mit viel Getöse


In El Calafate selbst, erneut eine rein auf Tourismus basierende Stadt, verbrachten wir dann ein sehr entspanntes Silvester mit ½ kg Eiscreme in einem sehr guten Eisladen und Abends einem BBQ auf unserem Campingplatz mit unserem Nachbarn Max. Eigentlich wollten wir zum Aufwärmen und Warten auf Mitternacht noch in eine Bar, aber El Calafate scheint keine große Partyszene zu haben und so waren absolut alle Restaurants und Bars geschlossen. Wir tranken unser letztes Bier gemeinsam in der Lobby des Campingplatzes und wünschten allen fröstelnden Campern um Mitternacht ein frohes neues Jahr. 

Yammy Eis


Jans Steak umgeben von viel Grünzeug


So wünschen wir auch euch allen ein wunderschönes neues Jahr mit viel Gesundheit, Glück und Freude, bei allem was ihr tut, und dass alle eure Wünsche in Erfüllung gehen. 

Song of Argentina: Life is a Highway – Tom Cochrane 

Freagra (1)

Dave
Super Bilder (besonders das Essen)! Die haben aber viele Berge. Wir haben alle ein schoen Silvester Feier gehabt. Mama und ich sind auf der hoeste Punkt Usingens geklettert (in Schleichenbach 2). Viel Spass beim wandern.

An Airgintín
Tuairiscí taistil An Airgintín