Foilsithe: 24.04.2023
Yuhu, es geht weiter! Endlich! Heute ist genau ein Mond rum, 28 Tage. Wie die Zeit verfliegt.
Ich habe wenig geschlafen. Zudem seit Tagen dieses flaumige Gefühl auf der Zunge, selbst nach dem Zähneputzen. Selbst die Zungenreiniger kommt nicht hinterher. Mein Körper hat zu viele Schadstoffe jeglicher Art aufgenommen und will sie jetzt loswerden, das weiß ich aus Erfahrung. Ob es das Essen, das Wasser oder die Luft ist, keine Ahnung.
Ich nehme den Bus, ein letztes Mal. Diesen Gestank werde ich nicht vermissen, wie auch viele andere Dinge. Das Beste an Busan, so wird sich herausstellen, ist der Schnellzug nach Seoul. 😁
Ich bin neugierig. In Japan hatte ich absolut keine Bedenken bezüich meiner Sicherheit. Auch in Busan war es recht bedenkenlos, wenn auch nicht sooooo unbeschwert wie in Japan. Auf meiner Airbnb Anzeige für meine Wohnung in Gangnam (ja, das Gangnam mit dem Style) stand "safe area". Ich suche im internet nach einer Crime Map von Seoul. Und in der Tat, es gibt eine.
Die Landschaft zieht an mir vorbei, link uns rechts. Hochhäuerlandschaften ohne Ende, mindestens zehn Stockwerke. Das, was bei uns eine Großstadt ist, ist für Asiaten nur eine Randerscheinung.
Ich durchforsche Klook; eine App um Aktivitäten zu finden.. Finde eine Shooting Range sowieso eine Performance Show, welche bei mir direkt um die Ecke sein wird. Nehm' ich. Und Massage für morgen. Und eine Foodmarket Tour. Gekauft * 4. Ich habe bisher so gut wie nichts für Erlebnisse bezahlt. Wird Zeit, dass sich das ändert, mein dadurch aufgespartes Budget gibt das sowas von her.
Ich bin verwundert. Selbst die mittleren Bahnhöfe in Japan waren weitaus größer als der größte Bahnhof in Korea.
Was dagegen verdammt groß ist, ist die die US Army Garnison in der Stadt. Die ist nicht mal außerhalb, sondern sehr zentral. Wie groß? 1,5 * 1,5 km groß .
Was mir sofort auffällt ist die Begrünung. Es gibt hier weitaus mehr Bäume und Sträucher. Es vermittelt direkt einen anderen Flair.
Da der Schießstand um 18 Uhr zu macht und ich eine 3/4 Stunde fahren muss, entscheide ich mich für die schnelle Variante eines Essens; Cup Noodles. Im Minimart angekommen greife ich mir zwei x-beliebige Packungen. An der Klasse bekomme ich plötzlich noch einem Energy Drink und eine Art Knoppers dazugelegt. Beides wird nicht wirklich schmecken, aber hey; das alles für 2,85 €, das ist mal eine Begrüßung. Danke Seoul. 😃
Ich gehe weiter und 100m später begegnet mir einen Gärtner und ein Mitarbeiterin vom GS25. Wir tauschen uns aus heiterem Himmel einfach freundliche Blicke aus und nicken uns anerkennend zu. Total freundlich, total angenehm. Das, was ich acht Tage lang in Busan vermisst bekommen hatte, bekomme ich hier umgehen.
Und weitere 100 m später. Ich komme an einem Schild vorbei, irgendeine e-Sports Agentur, keine 100m von meiner Unterkunft entfernt.
Die Wohnungs ist ganz angenehm. Zu meiner Überraschung finde ich das erste mal ein Badezimmer vor, bei dem es keine separate Dusche gibt, sondern das Badezimmer quasi als Dusche fungiert. Ich verstehe nicht warum, aber Koreaner haben keine vernünftigenBadetücher. Die haben nur die kleinen Dinger. Ich weiß ja, dass Asiaten im Schnitt kleiner sind, was für die Koreaner scheinbar nicht so sehr zu trifft. Aber so kleine "Badetücher"?
Ich mache mich auf, stürze mich in die Metro. Neben mir sitzt eine Koreanerin, tippt auf ihren Handy. So wie alle hier. Als ich kurz einen Seitenblick wage, kann ich mir das Grinsen nicht verkneifen. Ich sehe abwechselnd auf der Tastatur koreanische Schriftzeichen und Wörter wie "tanzen" und "schön". 😁
Jeder Mensch um dich herum ist für dich selbst nur ein Laiendarsteller auf der Bühne deines Lebens. Bis du dir dessen bewusst wirst, dass du genau die gleiche Rolle für deinen Nachbarn einnimmst. Es gibt nicht nur dein Schicksal, sondern Milliarden da draußen, jedes mit seiner eigenen Geschichte.
Ich komme bei der Shooting Range an. Zuerst werde ich abgewiesen, geschlossen. Dann fragt er mich etwas. Kurz darauf, ob ich aus Deutschland wäre. Yup, das musste ich bei der Buchung angeben. Dann plötzlich zack Zack, im Schnelldurchlauf. 10 Minuten später war ich wieder draußen, wach.
Wie es war? Ja, wie war es? Vorweg, bis auf einmal Luftgewehrgewehr schießen im Kindesalter habe ich noch nie eine reale Waffe abgefeuert. Digitale Waffen in Computer- und Videspielen, noch und nöcher. Millionen von digitalen Patronen. Heute bekomme ich ganze zehn analage Patronen in die Kammer. Und die werden ausreichen um einiges auf den Kopf zu stellen.
Ich hatte vorab die Wahl zwischen einer kleinen Pistole mit kleinem Kaliber (0,9 kg geladen) und einem dicken Ballermann (1,9 kg geladen). Ich habe mich für die dicke Version entschieden, einer Desert Eagle .357 Magnum. Es gibt gute Gründe, warum die Polizei die Kleinen benutzt. Die .357 ist übertrieben. Und vielleicht war es deshalb genau die richtige Wahl.
Die Waffe hängt an einem quergespannten Seil, denn ich habe Videos gesehen, bei denen sich Leute solche Waffen an die Stirn hauen. Soviel zum Bumms dahinter.
Nach kurzer Einweisung nehme ich sie in die Hand, ich habe sie mir schwerer vorgestellt. Liegt vielleicht auch ein wenig an dem Seil. Ich ziele, ziehe langsam den Abzug und auf das das, was da kam, war ich nicht vorbereitet. Dieser Lärm ist gewaltig.
Wie gewaltig? Nimm einen Silvester-Böller. Vorzugsweise einen D-Böller. Der dürfte ca. 125 Dezibel haben, was schon grenzwertig ist. Halte diesen eine Armlänge von dir entfernt.
Jetzt verdoppele die Lautstärke, dann bist du bei 135 Dezibel.
Noch mal verdoppeln...
Noch mal....
Und ein letztes mal.
Jetzt bist du bei 165 Dezibel. Und so laut ist das Ding. Es ist scheiße laut, und das mit Gehörschutz. Wenn du das einmal erlebt hast, dann siehst du u.a. Filme unter einem anderen Aspekt. Aber nicht nur Filme.
Ja, es ist der dickste Brummer auf der Shooting Range gewesen, aber dennoch kann ich nicht verstehen, wie Leute alleine bei dieser Lautstärke einen Sport daraus machen. Ich verstehe schon dieses coole Gefühl von "ziehlen, abdrücken, ein Loch in eine Scheibe machen". Da kommt es auf deine Fähigkeiten an. Aber das war es dann auch schon.
Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Es ist eine Erfahrung fürs Leben. Eine, die ein paar Sichtweisen ändert oder verstärkt. Ein zweites Mal brauche ich es nicht. Und als Wachmacher ist es effektiv aber unpraktisch. 😅
Ich höre menschlichen Lärm und Musik auf dem Weg zum Tempel. Ja ich gebe auch hier den Tempeln eine Chance. Lärm bedeutet was zu sehen. Auf dem Weg einen Tee auf die Hand und ab in die Großstadt. So gefällt mir das.
Ich komme aus der U-Bahn raus und denke: "Huch, ein ähnlicher Lärm wie eben.". Der Lärm kommt immer näher. Da ich nicht bereit bin für den Tempel zu zahlen, warte ich auf die Veranstaltung, die immer näher kommt. Ich vermute, dass der nahende Zug zur Veranstaltung von eben gehört und lasse das Spektakel an mir vorbeiziehen. Das hat irgendwie was. Außerdem haben die stimmungsvolle Musik. Ich merke wie zwischendurch einfach meine stimmungsvollen Momente voller Haltbarkeit wieder zurückkommen. Seoul is cool, not Busan.
Ich gehe zu meinem nächsten Ziel, passiere dabei einen Kanal. Nach zwei Minuten habe ich bereits mein Ziel vergessen, ich lasse mich einfach vom Fluss treiben. Go with the flow.
Bei Spazieren singe ich das Lied der Frau von eben vor mich her. "Du bi du dab da". Ich habe alles was ich brauche. Ich habe einen Pulli dabei, ich habe Geld, mein Handy, eine Powerbank und immer eine Bahn in der Nähe. Was brauche ich gerade mehr?
Ich höre über mir auf der Brücke die nächste schöne Musik. Ich gehe noch, stelle mich dazu und genieße das auslaufende Stück. Rechts daneben erblicke ich eine Einkaufsstraße, einladend. Ich fühle mich wie ein Teenie, eine Aufmerksamkeitsspanne von ... Oh, ich muss weiter.
Ich komme an einem Baskin'Robbins vorbei. Nun ist es soweit. Dutzende dieser Läden habe ich gesehen, aber nie ausprobiert. Heute soll sich das ändern. Apple Mint, Grenz Tee und Ice Coffee. 6,16 €, hier bekommst du was für dein Geld. Vor allem Zuuuuuucker!
Nach einer Weile biege ich "zufällig" ab und stoße auf einen wundervollen Handcraft Market, dessen Bilder ich zuvor bereits im Internet gesehen habe. Auch hier, einfach treiben lassen.
Nach einer Weile mache ich mich wieder auf dem Weg Unterkunft, der Schlafmangel macht sich bemerkbar. Gehe in die nächsten Metro und mir fällt das Shelter-Zeichen auf. Die Bedrohung ist hier immer präsent einmal im Monat gibt es wohl Shelter-Übungen.
Zum Abschluss des Tages schaue ich auf das kommede Wetter und will Busan aus meiner Liste löschen.
Die Luftqualität liegt dort heute bei 199, die gestrige Warnung war bei 140.
Seoul liegt bei 58 und Langenfeld bei 20 und Düsseldorf bei 22. Manche Dinge nimmst du für gegeben bis du Mal was anderes erlebst. Ach ja, die von Taipeh liegt bei 114, ein weiterer Grund für die Rückkehr nach Japan.