Foilsithe: 19.01.2017
Nach einem ziemlich turbulenten Flug, auf dem wir aber trotzdem ein wenig Schlaf nach holen konnten, kamen wir in Brisbane an. Entgegen aller Vorwarnungen und Erwartungen war es ar*** kalt! Keine brütende Hitze, keine stechende Sonne, eher ein herbstliches Grau. Aber das störte uns nicht weiter, denn in den 6 Wochen Australien sollen wir schon noch genug Sonne abbekommen, dachten wir uns. Mit dem Zug fuhren wir nach Chinatown und checkten in unser Hostel ein. Der Kontrast zu Asien war schon in den ersten Stunden gleich sichtbar: Super freundliche Leute (Stephan wurde vom australischen Zollbeamten gleich mal mit "Hey Buddy, what up!" begrüßt); nicht ganz so moderne Züge und mit Graffiti besprüht; ein hipstermäßiges Hostel bei dem man aber nur 30min täglich WLAN zur Verfügung hatte und natürlich hohe Preise, an die wir uns durch Singapur zum Glück schon etwas gewöhnen konnten.
Nach einem 10$ Burger und Bier (was ein Special an dem Abend war) machten wir noch Bekanntschaft mit Stumpy und Bluey, den beiden Echsen, die jeden Donnerstag von einem stereotypischen Australier (Zoohippie) in der Hostelbar rum gezeigt wurden. Doch etwas müde von der Anreise gingen wir aber recht früh schlafen in unserem 20er Dorm (Rekord!).
Den Folgetag machten wir "Sightseeing", wobei das in Brisbane etwas schwieriger ist: Ehrlich gesagt gibt es nicht wirklich viel, was man sich anschauen muss/kann. Aber wir liefen los, besichtigten eine Kathedrale (auch mal eine nette Abwechslung nach den ganzen Tempeln in Asien), gingen ein bischen shoppen, machten ein Mittagspäuschen im Botanischen Garten, liefen durch das Unigelände und schauten uns das Flussufer an. Auf dem Rückweg kauften wir Lebensmittel ein und kochten uns abends erstmal Spaghetti mit Tomatensoße... so wie gefühlt 20 andere Hostelbewohner auch ;-) Ist wohl das typische Backpacker-ich muss sparen-Essen...
Etwas überfressen war ich auf ein gemütlichen Abend eingestellt, aber es kam ganz anders: Mit zwei deutschen Mädels aus unserem Dorm wollten wir noch was trinken gehen. Ihre Reisekumpanen (aus Frankreich und Schottland) wollten aber erst noch bei ihren Freunden in einem anderen Hostelzimmer vorglühen. Wir tranken unser Bierchen, wären die anderen sich den Wodka rein ließen und nach ein paar Trinkspielchen ging es dann ab in den Club! Wirklich eine ganz andere Welt, an die man sich nach einer so langen Zeit erst mal wieder gewöhnen musste: Aufgebrezelte Mädels, Männer müssen lange Hosen tragen, die Frauen werden angegraben und überall wird man natürlich angerempelt. Vielleicht lag es an unserem nicht hoch genugem Pegel, aber nach nem guten Stündchen Tanzen verabschiedeten wir uns von unserer Gruppe. Ein überraschend lustiger Abend mit witzigen Unterhaltungen, aber am nächsten Tag hieß es für uns früh aufstehen (7 Uhr) und unseren Mietwagen abholen.
Aus Spaß hatte Stephan in Kuala Lumpur nach einem Mietauto geschaut und erstaunlicherweise recht günstig einen gefunden. Für die nächsten Tage waren wir also mobil und konnten eigenständig Richtung Sydney fahren. In Surfers Paradise machten wir kurz Halt und fuhren dann weiter in unser Homestay für Weihnachten. Wir wohnten bei einer netten taiwanesischen Familie und kochten uns ein leckeres Abendessen. Wirklich weihnachtliche Stimmung kam zwar nicht auf, aber es war trotzdem ein netter Abend und bestimmt besser, als in einem Hostel zu feiern.
Am 25.12. machten wir uns auf den Weg nach Byron Bay. Leider schüttete es wie aus Kübeln, weshalb wir uns die Wanderung zum Lighthouse sparten und direkt nach Lismore fuhren. In einem typisch amerikanischen Motelzimmer verbrachten wir den Regentag mit Filme gucken und ich versuchte meine Frisörkünste an Stephans Mähne. Ich fand das Ergebnis ganz okay, aber in ein paar Wochen muss dann wohl doch ein Profi ran ;-)
Für die nächste Etappe wollten wir bis Coffs Harbour fahren. Da das recht gut an einem Tag zu schaffen war, machten wir noch einen Abstecher in das Hippiedorf Nimbin. Ganz süß das Städchen, aber die alteingesessenen Hippies dort leben schon ein bischen in ihrer eigenen Welt... Danach fuhren wir nach Yamba, wo es einen wirklich tollen Strand mit wunderschönen Dünen gibt und weiter nach Coffs Harbour. Relativ schnell wurde uns aber klar: Hier werden wir nicht übernachten. Erstens war es jetzt nicht so schön, als dass wir hätten bleiben wollen und zweitens hätten wir auch gar keine Übernachtungsmöglichkeiten gefunden bzw. bezahlen wollen. In einem ranzigen Motel für 120$? Natürlich ist Hauptreisezeit, aber das fanden wir dann doch übertrieben. Stattdessen beschlossen wir 4 Stunden weiter bis nach Newcastle zu fahren. Das war in unserem ursprünglichen Plan eigentlich der letzte Stopp vor Sydney, aber wir haben gemerkt, dass es nicht so viel bringt, zu viele Stopps einzulegen und immer nur eine Nacht an einem Ort zu sein. Lieber größere Strecken zurück legen und ein paar Tage an einem Ort verbringen, dadurch kommt man an und erlebt auch mehr.
Wären wir an dem Tag nicht bis Newcastle gefahren, hätten wir auch Co (Dinahs Mitbewohnerin) nicht getroffen. Durch Zufall war sie auch gerade in Newcastle und wir trafen uns auf einen Kaffee am Mereweather Beach. Leider musste sie bald ihren Flieger nach Melbourne erwischen aber witzig war es auf jeden Fall. Stephan und ich verbrachten den restlichen Tag am Strand und machten eine kleine Wanderung (länger als 2 Stunden sollte man selbst bei bedecktem Himmel, mit 50er Sonnencreme eingeschmiert nicht am Strand verbringen!)
Ein Tag früher als geplant machten wir uns auf den Weg nach Sydney. Wir stoppten kurz am Manly Beach, fuhren über die Harbour Bridge und weiter zum Bondi Beach, wo auch unser Hostel für diese Nacht war. Den Manly Beach "musste" ich mir ansehen, da ich 2003 mit einem Schüleraustausch schon einmal in Sydney war und wir mit der Fähre nach Manly gefahren waren. Damals verbrachten wir den Tag am "Manly Beach" und ich dachte noch: Naja, ganz okay der Strand, aber jetzt nicht soooo toll! In Wirklichkeit waren wir an einem Ministrand direkt bei der Fähre und hätten zum richtigen Beach nur ca. 100m durch das Städtchen laufen müssen :-) Das wussten aber weder wir, noch unsere Lehrer zu dem Zeitpunkt... Das waren halt noch "Vor-Google-Maps-Zeiten"!
Der Bondi Beach war auch wirklich schön: Coole Atmosphäre, feiner Sand und beeindruckende Wellen. Mit der Strömung ist hier auch nicht zu spaßen. Wir haben eine Frau gesehen, die vom Jetski an Land gebracht werden musste, obwohl sie nur ca. 10m vom Strand weg war! Aber alleine hätte sie es einfach nicht geschafft...
Am nächsten Tag konnten wir endlich unsere Airbnb-Wohnung in dem Stadtteil Darlinghurst beziehen! Endlich mal wieder ein Paar Tage an einem Ort und sich heimisch einrichten können (und mit nem Aldi direkt um die Ecke war das auch echt einfach)! Ein Tag vor Silvester zogen wir noch das volle Touriprogramm durch: Hyde Park, St. Mary's Cathedral, Opera House, Circular Quay, Harbour Bridge, The Rocks. Am Observatory Hill machten wir ein kleines Päuschen und machten uns vorbei am Darling Harbour durch Chinatown auf den Heimweg. Ein ordentliches Programm für einen Tag, aber da für die Silvesterfeier schon einiges aufgebaut und abgesperrt wurde, war es gut, dass wir es an dem Tag durchgezogen haben.
Am nächsten Tag kamen nämlich auch schon Selma und Felix, die wir auf Koh Lanta kennengelernt hatten. Die beiden hatten einen günstigen Flug nach Sydney bekommen und so konnten wir zusammen Silvester feiern! Auch wenn unsere Bude nicht die größte war und die beiden auf dem Klappsofa geschlafen haben, war es trotzdem super entspannt und einfach witzig ein paar Tage mit ihnen zu verbringen. Den Jahreswechsel hätten wir zwar fast verpasst, aber wir mussten eh nur runter auf die Straße vor unserer Wohnung gehen und konnten von dort aus das Feuerwerk der Harbour Bridge sehen, perfekt! Den ganzen Tag in einem abgesperrten, non-alcohol Bereich zu warten, nur um die perfekte Sicht auf das Feuerwerk zu bekommen, war es uns dann doch nicht wert gewesen. Zum Glück! Denn das Feuerwerk ging gerade mal 10min und so hatten wir einen viel lustigeren Abend! Zum Abschluss gingen wir noch in einen Schwulenclub ein bischen tanzen (unsere Wohnung lag direkt am Schwulen und Lesben Viertel) und liesen die Nacht auf unserem Balkon ausklingen.
Den 1.1. verbrachten wir (wie wahrscheinlich jeder) gemütlich Zuhause und beschäftigten uns neben Frühstück und Abendessen mit unserer Weiterreise. Am 2. mussten Selma und Felix schon wieder weiter und wir genossen noch einen letzten Abend unsere Wohnung.
Nach 5 Tagen Großstadt zog es uns in die Natur, genauer gesagt in die Blue Mountains. Nur 2 Stunden Zugfahrt von Sydney entfernt liegt dieser National Park. Wir machten eine Wanderung zu den Wentworth Falls und schauten uns die berühmten Three Sisters an. An einem Tag machte uns das Wetter zwar mal wieder einen Strich durch die Rechnung (Nebel, Regen, KALT!), aber dafür hatten wir einen netten Abend im Hostel und lernten einige sehr witzige Leute kennen...
Außerdem musste Stephan seinen Fuß auch etwas schonen, da er bei der ersten Wanderung leicht umgeknickt war (natürlich mit dem kaputten Knöchel), aber zum Glück hatte er seine Bandage an und es war nichts schlimmeres!
Von den Blue Mountains ging es für uns mit dem Zug über Sydney weiter nach Melbourne (über Nacht). Dort hatten wir 4 Nächte gebucht und genossen die "most livable city". Wir liefen durch die Stadt, vorbei an Street Art, gingen in Ausstellungen (über Film und Radio! Ganz so intellektuell sind wir dann doch nicht, dass wir in Kunstausstellungen gehen ;-) ), auf Märkte und machten immer wieder Päuschen in einem der vielen Gärten oder direkt am Flussufer unter Palmen. Wirklich ganz gut zu leben hier, allerdings haben wir wohl in keiner Stadt so viele (und vor allem junge) Obdachlose gesehen... Gut unser Hostel befand sich direkt am Bahnhof, aber erschreckend war es schon. Unser Hostel war auch nicht unbedingt berauschend (vor allem was die Waschräume angeht). Von daher haben wir etwas gespaltene Gefühle was Melbourne angeht...
Cool ist auf jeden Fall, dass die Tram im Zentrum kostenlos fährt, es unglaublich viel Grün in der Stadt gibt und kulturell immer viel geboten ist. Wir konnten uns sogar kostenlos einen Virtual Reality Film ansehen, was ein wirklich tolles Erlebnis war (mit einer dieser riesen Brillen auf nem Bürostuhl sitzend 360Grad die Wüste Australiens zu erleben!)
Apropos Wüste: Den Tripp von Adelaide zum Ayers Rock und wieder raus haben wir aus Zeit- und vor allem Kostengründen gestrichen. Wirklich schade, aber man kann eben nicht alles sehen.
Aus Kostengründen (und weil wir nicht Wochen im Voraus Campingplätze reserviert haben) gingen wir bei unserem 2-Tagestripp entlang der Great Ocean Road dann auch mit Mietwagen und Zelt auf kostenlosen Plätzen campen. Eine super Entscheidung wie sich heraus stellte! Ein Zelt hatten wir günstig über Facebook auftreiben können und die restliche Ausrüstung besorgten wir uns in Melbourne. Die Campingplätze direkt an der Great Ocean Road waren natürlich rappelvoll, aber etwas weiter im Hinterland fanden wir ein idyllisches Plätzchen im Eukalyptuswald, wo wir sogar Gesellschaft von Mama- und Babykänguru hatten! Auf unserer Fahrt sahen wir außerdem auch noch freilebende Koalas, perfekt!
Die GOR war wirklich schön und auch die Milliarden nerviger Fliegen (die sich bevorzugt an Mund oder Ohren niederlassen) konnten einem den Anblick der 12 Apostel nicht verderben!
Ein rundum gelungener Kurztripp und nun geht es per Flugzeug zurück zum Ausgangspunkt Brisbane, von wo wir weiter Richtung Norden bis nach Cairns wollen...