Don Curry on Tour 2
Don Curry on Tour 2
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Don Curry im Wodka-Paradies

Foilsithe: 08.07.2019

Don Curry kennt natürlich das bekannteste Wort, das man in Deutschland immer mit Russland verbindet: Wodka - Wässerchen. Die weit verbreitete Fantasie geht davon aus, dass Russen bereits zum Frühstück mehrere Gläser Wodka in sich hineinschütten und diesen Alkoholspiegel dann den ganzen Tag über keinesfalls sinken lassen dürfen. Nun hinein damit! Ist doch Volksnahrungsmittel! Tatsächlich ist in den Restaurants eine Flasche Wodka günstiger als eine Flasche Wein.

Vor diesem vorurteilenden Hintergrund verwundert es dann allerdings, dass beim Frühstücksbuffet seines Pskowsker Hotels keine Wodka-Flaschen bereit standen. Das Buffet fand im Restaurant "Rusakow" statt und seine gestrige Bedienung war auch seine heutige Bedienung. In Russland gibt es keinen Schichtdienst, in Russland arbeitet man ununterbrochen! Don Curry wählte ein paar Omelette-Stücke, etwas Rohkost und ein Croissant, dazu zwei Moccachino aus dem Kaffee-Vollautomaten und ein frisch (!) gepresster Orangensaft. Auch morgens setzt dieses Hotelrestaurant auf überzeugende Qualität.

Das "Rusakow"

Nach Räumen seines wunderbaren Zimmers mit Kremlblick wollte Don Curry einen noch näheren Blick in den Kreml werfen. Doch vorher wartete noch eine sehr angenehme Überraschung auf ihn. Ein Visum muss spätestens 7 Tage nach der Einreise vom Gastgeber bei einer offiziellen staatlichen Stelle registriert werden. Hotels machen das nach Aufforderung des Gastes, verlangen in der Regel aber eine spürbare Gebühr für ihren Aufwand. Das Hotel "Golden Embankment" hatte diesen Service einfach mal so geleistet und verlangte keinerlei Extrazahlung. Dankbar nahm Don Curry das Registrierungsformular in seinen Reisepass auf. Er kann dieses Hotel vorbehaltlos empfehlen!

Ausblick vom Hotel

Der Weg zum Kreml war schnell zurückgelegt. Leider konnte sich die Sonne noch nicht so recht für einen echten Durchbruch entscheiden. So beschloss Don Curry, zunächst die Kathedrale zu besichtigen. Hier gab es zwei Eingänge, einer unten mit der Aufschrift "Kirche", und einer über eine breite Treppe erreichbar, mit einem Schild, auf dem eine Menge stand. Don Curry wollte natürlich in die Kirche, öffnete die Tür und stand in einem überraschend kleinen Raum. mit prächtiger Ikonostase und allem, was zu einer orthodoxen Kirche dazugehört. Schön, dachte Don Curry, aber irgendwie hatte er mehr von der Pskowsker Kathedrale erwartet. 

Die Kathedrale von Pskow

Nach Verlassen der Kirche hatte sich die Sonne durchgesetzt. Don Curry begab sich in den weiten Hof des Kremls, fand eine offene Tür zum Wehrgang und folgte nun in weitem Bogen den Kremlmauern, mit immer neuen Ausblicken in die Umgebung und hilfreichen Informationstafeln zur Geschichte des Kremls. 

Auf dem Wehrgang

Spürbar versöhnt kam er wieder an der Kathedrale vorbei. Sollte er doch mal die Treppe hinaufschreiten? Er tat es, öffnete die Tür und landete wieder mitten in der Seele Russlands. Was für ein Raum! Von der Fläche recht überschaubar, aber mindestens 10 Meter hoch. Und jede Wand ist komplett ausgemalt mit unzähligen Heiligenbildern und Bibelmotiven vor dunkelblauem Hintergrund. Nur die strahlend weiß getünchten massiven Pfeiler heben sich aus diesem Farbenrausch heraus. 

In der Kathedrale

Das Unglaublichste stellt allerdings die Ikonostase dar: sie nimmt die gesamte Ostwand ein, bis in - geschätzt - 10 Metern Höhe. Ein gewaltiges Monument kostbarster Ikonen, dass einen geradezu in die Knie zwingt. Don Curry hat auf seinen Reisen schon viel erlebt, aber dieser völlig überraschende Anblick drang ihm tief in die eigene Seele. Sattsehen war hier fast unmöglich; eigentlich drohte allen Sinnen eine schleichende Überforderung: der aus jeder Faser des Raums strömende Weihrauchduft, das eintönig-meditative Gebetsraunen einer alten Frau, die überwältigende Omnipräsenz sattester Farben und erlesenster Stoffe, Tücher und Goldverzierungen. Zum ersten Mal verstand Don Curry völlig, dass eine orthodoxe Kirche immer ein Raum außerhalb dieser Welt sein will. Die Dreifaltigkeitskathedrale von Pskow kann auch Don Curry als grenzenlos überirdisch bezeichnen.

Die Ikonostase

Fast taumelnd verließ Don Curry dies Gotteshaus und anschließend diese wunderbare Stadt, die kaum jemand in Deutschland kennt. Vor wenigen Tagen wurde Pskow offiziell in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Vielleicht beschert das der Stadt mehr Aufmerksamkeit und mehr Besucher. Don Curry weiß schon jetzt, dass er wiederkommen möchte.

Kreml-Blick

Zunächst aber zieht es ihn in eine andere höchste bedeutsame Stadt Russlands: Weliky Nowgorod, das alte Nowgorod, das lange Zeit als erste Haupstadt des jungen Rus-Staates diente, bis dieser Titel an Kiew fiel. Ursprünglich hatte Don Curry einen Zwischenstopp in Staraja Russa eingeplant, der Heimat Dostojewskis. Doch da sein Geburtshaus heute am Ruhetag geschlossen blieb, lohnte sich der zeitraubende Umweg nicht. Als zeitraubend erwiesen sich auch die Straßen, die dutzende Kilometer lang von Schlaglöchern und Bodenwellen strotzten. Don Curry hängte sich meist an einen offenkundig Ortskundigen, dessen gewagte Slalom-Manöver er gewissenhaft imitierte, um zumindest den tiefsten Löchern zu entgehen. 

Das Georgskloster

Angestrengt erreichte er schließlich Weliky Nowgorod, fuhr aber zunächst zu einem alten Kloster am südlichen Stadtrand, dem Georgskloster. Es liegt am Ufer des riesigen Ilmensees und kann auf eine tausendjährige Geschichte zurückblicken. Schon von weitem hatte Don Curry die strahlend silbernen Zwiebeltürme der Kirchen und die besonders hohe goldene Zwiebel des Torturms erspäht, aus der Nähe gesellten sich noch prächtige blaue Zwiebeltürme einer weiteren Klosterkirche dazu. Direkt hinter dem Torturm befand sich ein großer Kasten, der zu einer Spende aufforderte, wenn man fotografieren wollte; Don Curry fand das eine elegante Lösung, spendete, und konnte nun guten Gewissens im Kloster fotografieren. Besonders interessierte ihn natürlich die uralte Hauptkirche aus der Gründungszeit des Klosters. Ihre Fresken waren kürzlich - vielleicht etwas zu gut - restauriert worden, so dass ihr Alter kaum noch bemerkbar war. Dennoch beeindruckte auch dieser Innenraum Don Curry zutiefst.

Die alte Klosterkirche

Vom direkt neben dem Kloster gelegenen Freilichtmuseum russischer Holzbaukunst hatte er allerdings mehr erwartet. Fast die Hälfte des Geländes war gesperrt und die besonders sehenswerte Hauptkirche komplett eingerüstet und nicht betretbar. In manchen Häusern erzählten "Bewohner" in historischer Gewandung vom damaligen Leben, doch das war nur für die russischen Besucher interessant. 

Im Freilichtmuseum

So hielt Don Curry seinen Besuch recht kurz und fuhr die letzten 5 km direkt in Weliky Nowgorods Innenstadt zum Hotel Volkhov, das er vorgebucht hatte. 

Hotel Volkhov

Das Hotel Volkhov stellte unzweifelhaft das größte Hotel dar, das er bisher auf seiner Reise besucht hatte, ein alter Bau aus Sowjetzeiten, der allerdings fast palastartig angelegt war, um auch hochrangige Staatsgäste repräsentativ empfangen zu können. Don Currys Wahl war bei der Buchung auf ein günstiges Einzelzimmer gefallen, das tatsächlich über ein reines Einzelbett verfügte, sich sonst aber durchaus geräumig zeigte und sogar  einen Kühlschrank beinhaltete. 

Anschließend brach Don Curry zu einem ersten Spaziergang in den alten Kreml von Weliky Nowgorod auf, bestaunte Denkmäler und vor allem die ehrwürdige Sophienkathedrale, und spürte dann ein wachsendes Hungergefühl. 

Kreml vo Veliky Nwvgorod

Im "Lonely Planet" wurde dringend die "Zavodbar" empfohlen, eine Gasto-Kneipe, der zur ältesten Wodka-Destillerie Russlands gehört. Dementsprechend sah auch die Speisekarte aus, die viele Tasting-Sets der hiesigen Alkoholika inklusiver passender Snacks aufbot. Doch Don Curry musste sich erst eine solide Grundlage schaffen.

Nach leckeren frittierten Pelmenis mit Süßkartoffel-Pommes hatte er sich als Hauptgericht Zaren-Würstchen bestellt, die aus Hecht hergestellt werden. Hier stieß Don Curry an eine kulinarische Grenze, denn Würstchen mit eklatantem Fischgeschmack waren nicht so ganz sein Ding. Auch biermäßig machte diese Kneipe nicht viel her: Don Curry hatte nur die Wahl zwischen hellem tschechischen Bier und dunklem tschechischem Bier  - beides zumindest vom Fass. Eigentliche Spezialität der Kneipe sind aber die Tasting-Sets, und Don Curry bestellte zunächst ein Set aus 3 Wodkas zu je 0,05 l, kombiniert mit zwei kleinen Käsebroten und einem Wachtelei-Brötchen. Mutig geworden wagte sich Don Curry noch an ein Likör-Set, das vom süßen Preisselbeer-Likör bis zum herben Kräuterbitter reichte, ebenfalls mit winzigen kulinarischen Häppchen versehen, z.B. einem Käsewürfel, auf den zwei gefrorene Preisselbeeren gespießt sind.

Tasting Set

Sehr zufrieden kehrte Don Curry in sein Hotel zurück. Wenn es ein Wodka-Paradies gibt, dann hatte er es heute gefunden.

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