Don Curry on Tour
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Don Curry und die große Weltpolitik

Foilsithe: 17.01.2017

Don Curry hat auf seinen Reisen schon viele interessante Menschen kennengelernt. Manche konnten perfekt den Balzruf eines slowakischen Uhus imitieren, anderen retteten sein Smartphone vom Grund eines kambodschanischen Urwaldflusses. Eine der sympathischsten Begegnungen hatte er allerdings im Keoladeo National Park: Mr. Singh.

Nach einem kurzen Gang zum Frühstücksbuffet seines Hotels, widmete sich Don Curry den Rest des Tages nur einem Ziel: dem Keoladeo National Park, eines der bedeutendsten Vogelparadiese der Welt, in dem in den Wintermonaten fast sämtliche Vögel Sibiriens und Zentralasiens dem Eis und Schnee ihrer Heimat entfliehen. Einst war hier das Jagdgebiet der Maharajas von Bharatpur gewesen, die bei ihren legendären Entenjagden Tausende Vögel an einem Tag als Jagdbeute vorweisen konnten, heutzutage wird nur noch mit Fotoapparat und Teleskop gejagt.

Schon am Vorabend war Mr. Singh kurz ins Hotel gekommen, um mit Don Curry den gemeinsamen Ausflug abzusprechen. Eigentlich wollte Don Curry die klassischen Tierbeobachtungszeiten direkt nach Sonnenaufgang und am Spätnachmittag nutzen; außerdem hielt er das Ausleihen von Fahrrädern für sinnvoll. Doch Mr. Singh riet von all dem ab. Ganz früh morgens sei es stets sehr neblig, Fahrräder seien zu laut, und ein langer Besuch sei sinnvoller als zwei kurze. Außerdem riet er Don Curry zum Ausleihen eines guten Teleskops, das er zu einem gewissen Preis dann mitbringen würde. Don Curry war zunächst ziemlich überrascht, dass der Guide einfach alle seine Wünsche und Vorstellungen hinwegfegte, grummelte etwas vor sich hin, beugte sich dann aber doch den Argumenten Mr. Singhs; auf das Teleskop wollte er allerdings verzichten, schließlich besaß er einen Fotoapparat mit ordentlich Zoom. So verabredeten man sich für 8:30 Uhr am nächsten Morgen.

Garantiert kein Vogel...


Mr. Sanjay hatte diesmal wirklich einen leichten Job. Er musste nur Mr. Singh und Don Curry die 8 km zum Nationalpark fahren, und beide später um 15:30 Uhr wieder abholen. Mr. Singh schlug im Eingangsbereich des Parks dann doch noch eine Transportmöglichkeit vor: das Anheuern einer Fahrrad-Rickshaw samt Fahrer. 100 Rupien würde der pro Stunde bekommen, umgerechnet 1,30 €. Außerdem hatte Mr. Singh sein Teleskop doch dabei; er wollte Don Curry demonstrieren, wie wertvoll dieses Instrument für die Vogelbeobachtung sein würde, und diese Demonstration sei völlig kostenlos. Der Rickshaw-Fahrer musste sich dann richtig ins Zeug legen, um Don Curry, Mr. Singh und das schwere Teleskop in den Park hinein zu bewegen. 

Weißbrust-Kielralle


Die Rickshaws müssen allerdings auf dem Hauptweg bleiben, alle Abstecher sind dann zu Fuß zu bewältigen. So stapften bald Don Curry und sein Guide mit dem geschulterten Teleskop auf schmalen Wegen durch die eindrucksvolle Vegetation. Eigentlich hält Don Curry sich für einen guten Beobachter, der Tiere meist vor allen anderen sichtet. Doch Mr. Singh zeigte jeden Meter in eine andere Richtung, nannte den passenden Vogelnamen und hatte meist noch ein paar zusätzliche Informationen parat. Schnell zeigte sich die echte Begeisterung des kleinen, korpulenten Inders. Bei mancher Sichtung seltenerer Vögel freute er sich fast mehr als Don Curry. Zudem musste er bekennen, dass er seit einigen Tagen unter heftigen Verdauungsstörungen litt, was ihn in Don Currys Augen gleich noch ein Stück sympathischer machte - ein echter Leidensgenosse.

Stolz präsentierte Mr. Singh  schließlich die Möglichkeiten seines Teleskops. Mit ungeheurer Flinkheit stellte er auch extrem weit entfernte Vögel scharf und zeigte Don Curry damit Arten, die er weder mit dem bloßen Auge, noch mit seiner Kamera eingefangen hätte. Äußerst genial war zudem die Möglichkeit, mit der Smartphone-Kamera direkt das Teleskopbild abzufotografieren - virtuos setzte Mr. Singh das bei Don Currys Smartphone ein.

Indischer Halsbandsittich


Bei den Spaziergängen und den Rickshaw-Fahrten zwischendurch zeigte sich Mr. Singh als sehr gesprächig, aber auch als gut informiert und stets an Don Currys Meinung interessiert.  Mit großem Interesse hatte er beispielsweise die Flüchtlingspolitik in Deutschland verfolgt. Er fand es extrem gut, dass Deutschland so viele Flüchtlinge aufgenommen hatte, er fand es aber mindestens genauso wichtig, dass diese Flüchtlinge irgendwann in ihre Heimat zurückkehren würden, um mit ihren deutschen Erfahrungen ihr Heimatland zu bereichern und zu verändern.  "Open minded" erwies sich als Lieblingsbegriff von Mr. Singh. Er träumte ganz offensichtlich von einer Welt, in der sich Menschen aller Religionen, Kulturen und politischen Ausrichtungen friedlich und verständnisvoll begegnen würden, und eine echte Gemeinschaft entstehen könnte, über alle Grenzen hinweg. Dazu brauchten die Menschen vor allem Bildung, Interesse an "fremden" Menschen und eine offenen Geist. Don Curry träumte diesen Traum des kleinen Inders sehr gern mit - das traf genau seine Vorstellungen von einer guten Zukunft unserer Welt. Allerdings sah er die derzeitige Situation deutlich skeptischer. 

Kauzige Käuze


So diskutierten beide über den Brexit, das Existenzrecht des Staates Israel, die weltweite Gefährdung durch fanatische Muslime - auch in Indien, und natürlich über die Wahl Trumps zum US-Präsidenten. Mr. Singh erzählte, dass er kürzlich nacheinander 10 amerikanische Touristen begleitet hatte: 9 von Ihnen hielten das Wahlergebnis für eine echte Katastrophe, nur einer offenbarte sich als Trump-Fan.

Mittags führte Mr. Singh seinen Begleiter in das einzige Restaurant innerhalb des Nationalparks, wo es zu überraschend günstigen Preisen überraschend leckeres Essen gab. Don Curry wollte seinen Guide gern dazu einladen, doch der traute seinem Darm keine feste Nahrung zu - so blieb das köstliche Fisch-Curry mit 2 Rotis Don Curry allein überlassen.

Buntstörche


Eine Brutkolonie von Buntstörchen und viele andere ornithologische Highlights folgten noch auf die Mittagspause; insgesamt waren die 7 Stunden im Nationalpark geradezu rasant vergangen. Im Schweiße seines Angesichts musste der Rickshaw-Fahrer am Ende seine Fahrgäste samt Teleskop 8 km zum Eingang zurückradeln. Mr. Singh bat Don Curry noch, er müsse unbedingt zur Monsunzeit wiederkommen, wenn viel mehr Vögel brüten; er solle noch viele andere Touristen mitbringen und könne sogar im Haus seiner Familie wohnen.

Der Radler und Mr. Singh


Sehr zufrieden blickte Don Curry auf diesen Tag zurück. Aus dem leichten Grummeln des gestrigen Abends hatte sich die Begegnung mit einem wunderbaren Menschen entwickelt, der die gemeinsame Welt so positiv sehen wollte, dass das auch Don Curry ungemein gut tat. Ein Hoch auf alle "open minded" Mitmenschen, dachte er noch, als er beim Dinner sein Kingfisher Beer öffnen ließ...



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#indien#keoladeo#national#park