Argitaratu: 27.02.2023
Genau einen Monat haben wir in Deutschland verbracht und uns gefreut alle Freunde und Verwandten wiederzusehen. Doch das Fernweh hat uns schon wieder gepackt. Nächster Stop: Istanbul.
Wir kommen am Flughafen SAW auf der asiatischen Seite Istanbuls an und müssen zunächst mit dem Shuttle Bus eine gute Stunde in die Stadt zum Taksim Platz fahren. Nachdem wir in Südamerika festgestellt haben, dass wir viel zu viel dabei hatten war es sehr angenehm lediglich mit Handgepäck zu reisen. Wir checken zunächst in unserem Airbnb unweit des Taksim Platzes ein, stellen unsere Sachen ab und gehen erst mal im nächst gelegenen Restaurant essen. Auf das türkische Essen haben wir uns am meisten gefreut und tatsächlich wurden wir in der ganzen Woche in Istanbul nie enttäuscht. Egal wo wir waren, es hat immer fantastisch geschmeckt.
Zurück im Airbnb müssen wir leider feststellen, dass überhaupt nicht geputzt wurde und auch einige Dinge nicht funktionierten. Da wir keine andere Wahl haben und es schon spät ist müssen wir trotzdem erst mal hier übernachten.
Am nächsten Tag verbringen wir zunächst ungewollt viel Zeit mit der Firma „Wonder“, die das Airbnb vermietet, um alle Mängel beseitigen zu lassen. So viel Pech hatten wir bisher noch nie mit unserer Unterkunft, aber naja, wir wollen uns mal die Laune nicht verderben lassen. Deshalb starten wir in unseren ersten Tag in Istanbul anschließend mit einem leckeren türkischen Frühstück. Die Restaurants in unserem Viertel Beyoglu sind wirklich alle spitze (vor allem Van Kahvalti Evi, Zerze, Doyum Café Manti, Cihangir Manticisi). Frisch gestärkt schlendern wir durch die große Einkaufsstraße bis zum Galata Turm. Auf den alten Turm könnte man auch hochsteigen und eine schöne Aussicht genießen, allerdings ist die Schlange unendlich lang und der Eintritt ebenfalls nicht günstig. So entscheiden wir das Ganze auf einen anderen Tag zu verlegen, wenn weniger Leute da sind.
Stattdessen laufen wir noch weiter den Berg runter (Istanbul ist wirklich sehr hügelig) bis wir an den Bosporus kommen und genießen den Blick auf Istanbuls Altstadt auf der anderen Seite des Wassers. Für den ersten Tag sagen unsere Füße „das reicht erst mal“. Wir genießen noch eine türkische Linsensuppe, Manti (türkische Ravioli mit Joghurtsoße und Chili) und ein undefinierbares aber leckeres Fleischgericht (ähnlich einem Rollbraten).
Das unfassbare türkische Frühstück sollte man an keinem Tag auslassen, wenn man glücklich und satt den nächsten Berg runter rollen will… Also wisst ihr, wie der Tag startet ;) Danach geht es in die Altstadt, die auch die meisten Sehenswürdigkeiten parat hält. Mit der Tram fahren wir im Regen auf die andere Seite bis zur Haltestelle „Sultanahmet“ (man braucht die Istanbulcard, die man dann immer wieder mit Geld aufladen kann und eine Fahrt pro Person kostet ungefähr 10 TL/50 Cent). Das regnerische und kalte Wetter im Januar trägt nicht zu unserer Laune bei und die hunderte Meter langen Schlangen vor der Basilika Zisterne, der Hagia Sofia und dem Topkapi-Palast tun ihr übriges. Darauf erst mal bei einem Tee und Baklava aufwärmen.
Wir überlegen uns alternativ zur Theodosius-Zisterne zu gehen, die ganz in der Nähe versteckt zwischen Häuserreihen liegt und bei der kein Mensch ansteht. Zu jeder halben Stunde findet eine Lichtinszenierung statt (eine Show 250TL/12,50€, 2 Shows 350TL). In der Zisterne stehen hohe historische Säulen, die sich wunderbar im Wasser spiegeln. Die Lightshow dauert ca. 10 min und wird beeindruckend auf die Säulen und Wände projiziert und von Musik begleitet.
Wir flüchten uns vor dem Regen zum großen Basar, wo man sich wirklich in den vielen Gängen und Läden, zwischen Teppichen, Lampen, Kissen, Klamotten, Schuhen, Schälchen und Gold verlieren kann. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Allerdings sollte man wissen, dass man hier nicht immer den besten Preis bekommt und bei der Qualität genau hinschauen sollte, denn die Händler sind mit allen Wassern gewaschen.
Es ist schon dunkel, als wir aus dem Basar kommen und uns auf den Heimweg machen um noch etwas zu essen. Es gibt Bulgur-Salat, gefüllte Paprika, Manti und Gözleme (herzhaft gefüllte türkische Crêpes) - unglaublich lecker, wie immer!
Die Zeitverschiebung von nur 2 Stunden macht uns mehr zu schaffen als jeder Jetlag am anderen Ende der Welt, aber wir quälen uns heute etwas früher aus dem Bett um den berühmten Dolmabahçe Palast zu besichtigen. Der über und über verzierte, prachtvolle Palast ist von unschätzbarem Wert und riesig groß. Sämtliche Stile wurden dabei eingebracht. Zum Palast gehört auch ein schöner Park direkt am Wasser, ein Kunstmuseum, ein Uhrenmuseum, sowie der Harem (ein spezieller Teil des Palastes, in dem sich die Sultans-Mutter, seine Hauptfrauen, Nebenfrauen und Kinder aufgehalten haben). Fotos machen ist leider verboten, deshalb muss man sich das Ganze einfach selbst mal anschauen (Eintritt ca. 25€ p.P.).
Bei Gözleme und Tee warten wir auf ein weiteres Highlight am Abend: die tanzenden Derwische! In einem kleinen überdachten Innenhof eines historischen Gebäudes mit Marmorboden lauschen wir zunächst einmal einer traditionellen türkischen Band mit speziellen Instrumenten. Danach folgt die Zeremonie, bei der sich Männer in langen weißen und roten Röcken in eine Art Trance tanzen und sich ununterbrochen im Kreis drehen. Wir bekommen schon vom zusehen einen Drehwurm 😵💫
Mit neuer Energie nehmen wir uns auch am nächsten Tag vor früh aufzustehen um die weiteren Must-See‘s abzuhaken. Wir beginnen beim Topkapi-Palast, wo sich um 10 Uhr noch keine Schlange gebildet hat. Am Eingang müssen wir diesmal sogar ca. 32€ p.P. abdrücken. Auch dieser Palast ist wunderschön und ein riesiges Areal. Nachdem wir gestern jedoch schon eine Prunk-Überdosis hatten, finden wir lohnt sich nur der private Bereich des Sultans und der zweite Teil des Harems, die mit kleinen Pavillons und vielen hübschen bunten Fliesen ausgestattet sind. Unsere Empfehlung: es reicht entweder der Dolmabahçe Palast oder der Topkapi Palast.
Es regnet immer mehr und ist wirklich eisig kalt, aber ein Gutes hat es: weniger Menschen vor der Hagia Sofia! Nach ungefähr 5 min sind wir drin. Man sollte sich übrigens gut merken in welches Fach man seine Schuhe vor Betreten der Moschee legt… Wir Staunen über die hohen Kuppeln, die bemalten Wände und die großen Kronleuchter. Ein sehr schöner Ort. Allerdings hat man alles schnell gesehen und wir gehen wieder nach draußen.
Jetzt fehlt noch die blaue Moschee, doch wir müssen feststellen, dass sie wegen Renovierungsarbeiten vorübergehend geschlossen ist. Schade, aber ein Grund wiederzukommen! Eine junge Muslimin lädt uns auf eine Präsentation über die blaue Moschee und den Islam ein und wir sind froh uns ein bisschen aufwärmen zu können. Wieder einmal wird klar, wieviel die Weltreligionen gemeinsam haben und dass zumeist nicht die Religion an sich sondern vielmehr die Menschen, die daraus einen Fanatismus entwickeln das Problem sind. In einem anschließenden Gespräch in kleinen Gruppen können wir unsere Fragen loswerden. Vielen Dank für den Austausch!
Abends gehen die kulinarischen Entdeckungen weiter und wir genießen Köfte, Kumpir und Wet-Burger.
Auf Empfehlung von Burcu, die wir in Peru kennengelernt haben, gehen wir diesmal in Eminönü in einem gemütlichen Rooftop Resturant (Kubbe-i Ask) frühstücken.
So sind wir auch schon unterwegs und können anschließend die wunderschöne Süleymaniye-Moschee anschauen. Sie ist zwar riesig, aber nicht sehr touristisch und so können wir uns hier alle Zeit der Welt für Fotos lassen. Von dem kleinen Platz vor der Moschee hat man einen wunderbaren Blick über Istanbul, den Bosporus und den Galata Turm. Heute haben wir sogar Glück und die Sonne lässt sich ab und zu blicken.
Einmal den Berg runter kommen wir zu dem ägyptischen Basar, der auch als Gewürzmarkt bekannt ist. Und er macht seinem Namen alle Ehre! Hier gibt es Safran, Curry, Chili, Tee und türkische Süßigkeiten in Hülle und Fülle. Wir vergessen fast die Zeit bis wir plötzlich bemerken: Wir haben doch noch unseren Termin im Hamam!
Das ist jetzt genau das richtige! Nach den ganzen Kilometern zu Fuß in der Kälte können wir ein bisschen Entspannung doch gut gebrauchen. Also packen wir unsere Sachen und kommen gerade noch rechtzeitig zu unserem gebuchten Termin. 30 Minuten wärmen wir uns auf dem heißen Stein auf und werden anschließend getrennt von einander abgeschrubbt, in Schaum gebadet und durchgeknetet. Eine etwas gewöhnungsbedürftige Erfahrung, aber danach fühlt man sich wirklich rundum erneuert.
Wir entdecken auf dem Heimweg ein kleines Restaurant mit nur vier Tischen und schauen hinein. Es begrüßen uns drei türkische Muttis, die uns auf Türkisch und mit Händen und Füßen zeigen was sie heute gekocht haben und damit auf der Speisekarte steht. Kurz spricht uns von hinten jemand auf Deutsch an; eine Deutsch-Türkin, die uns direkt Empfehlungen zum Essen gibt und für uns auf Türkisch bestellt. Nach ein paar Minuten bekommen wir frische, deftige und natürlich total leckere türkische Hausmannskost präsentiert. Ein gelungener Abschluss des Tages!
Der letzte Tag in Istanbul bricht an und uns erreichen Nachrichten aus Deutschland, die vor Terrorgefahr in Istanbul warnen (tatsächlich direkt in unserem Stadtteil) und nahe legen, größere Menschenansammlungen zu meiden.
Na gut, dann geht es eben in einen anderen Teil der Stadt. Wir lassen uns bei Sonnenschein gemütlich durch das bunte Viertel Balat treiben. Es gibt eine regenbogenfarbene Treppe, viele bunte Häuser, nette kleine Sträßchen und viele Cafés. Carsten macht noch einen Ausflug zum Frisör und anschließend setzen wir uns schnell in ein kleines Restaurant, denn es beginnt schon wieder zu regnen…
Mit einem netten Taxifahrer gelangen wir wieder nach Beyoğlu, wo wir ein bisschen durch die Straßen schlendern und eine Rooftop-Bar suchen um die letzten Sonnenstrahlen, die sich nun doch wieder zeigen, aufzusaugen. Ein fantastischer letzter Blick über die Stadt, bevor wir uns verabschieden und wieder nach Hause fliegen.
Istanbul, wir kommen auf jeden Fall wieder (dann aber wohl eher bei wärmeren Temperaturen…)!