Argitaratu: 01.01.2020
Habe heute nicht viel zu erzählen. Würde mir ein bisschen mehr Zeit für mich wünschen. Manche Nächte sind so bewölkt, dass man trotz Mond nicht einmal den Horizont richtig sieht. Alles ist ein grau-schwarzer Farbverlauf. Das macht das Steuern noch schwieriger.
Am Abend hab ich gekocht und wir haben mit einem Schluck Kochwein nochmal sowas wie Bergfest gefeiert. Diesmal aber nicht mit der Stimmung “Schon 12 Tage unterwegs”, sondern eher “Juhu, nur noch ca. 11 weitere Tage.” Es wird zwar wärmer, ca. 25°C, aber wir müssen noch immer alles von Hand steuern (kein Auto-Pilot) und das Schlafen fällt schwer. Da der Windgenerator noch immer zickt, müssen wir zusätzlich jeden Tag ein paar Stunden den Motor im Leerlauf laufen lassen, um den Kühlschrank betreiben zu können. Die frischen Lebensmittel sind mittlerweile bis auf Äpfel, Orangen, Kohl und ein paar Kartoffeln alle weg, jetzt wird es also auch mit dem Essen interessant.
In der Crew herrscht etwas angespannte Stimmung, da das Boot in manchen Wachen oft zum Schwingen gebracht wird, was das Liegen unten fast unmöglich macht. Birgit hat das Thema etwas unsanft auf den Tisch gebracht und kann aber auch nicht entsprechend erklären, wie man das Boot “ruhig” hält. Nina und ich haben gemeinsam geübt und Tipps ausgetauscht. Sie ist gekränkt, aber verständnisvoll. Christoph, eher ein Mann fürs Grobe, lässt sich aber nur ungern etwas von Feingefühl unter'm Arsch und Steuern mit den Fingerspitzen erzählen. Er nimmt es sich trotzdem sehr zu Herzen und drückt das mit lautstarkem Fluchen aus.
Könnten alle einen Tag Pause gebrauchen, sieht aber nicht danach aus.
Christoph's Erkenntnis des Tages: “Krängung ist ein Hobby für die ganze Familie.” Wir liegen immer schief. Nie lange auf einer Seite.
Heute ist anstrengend. Es ist Tag und Nacht dicht bewölkt und schwül. Das drückt auf die Laune und das Wohlbefinden. Wollte eigentlich unbedingt baden, aber so macht das keinen Spaß. Wegen etwas Disharmonie zwischen Nina und Christoph haben Nina und ich ab jetzt Schicht getauscht. Ich komme als Konfliktvermeider mit jedem zurecht, aber mit Simon hatte ich schon sehr viel Spaß. Er ist auch Steinbock und wir sind uns vom Wesen her sehr ähnlich und verstanden uns schnell quasi blind. Christoph, ein vielrauchender Berliner mit harter Schale und weichem Kern, ist ein so ganz anderer Typ. Er hört nicht mehr so gut, durch zu viel Technomusik, somit muss man sich immer etwas lauter unterhalten. Er ist aber ein absolut ehrlicher, korrekter Typ, auf den man sich definitiv immer verlassen kann. Mal gucken, wie das wird.
Mittlerweile zählen alle die Seemeilen und Tage bis zur Ankunft. Das gemütliche Segeln in der Sonne zu langen, geraden Wellen kam nie und mittlerweile wird es das laut Wetterbericht auch nicht mehr. Es wird eher nochmal windiger und welliger und alle wären dann gerne bald da.
Habe jetzt immer um 12:00 Uhr und um 24:00 Uhr Wache und verpasse somit Sonnenauf- und -untergang. Darüber bin ich etwas traurig.
Mein Magen ist ab und zu etwas verstimmt. Vermutlich wegen den unregelmäßigen Essenszeiten.
Heute kam endlich wieder die Sonne raus und Nina, Simon und ich haben beschlossen, uns in das große, blaue Nass zu trauen. Bei immer noch gut 3 Knoten Fahrt ging Simon zuerst rein. Das ist kein spaßiges Planschen, was wir da machen. Man hält sich um sein Leben an einer Leine fest und hat keine Ahnung, was in den 4'000 - 5'000 Metern Tiefe unter einem so rumschwimmt. Simon kommt nach einer Minute wieder raus und hat mit seiner Schwimmbrille nur Blau gesehen. Ich bin als nächstes eingestiegen mit Birgit's Taucherbrille. Am Anfang hab ich auch nichts als Blau gesehen und war zugleich enttäuscht und erleichtert. Dann kam ein kleiner Schwarm Fische vorbei und ich wollte auftauchen und den anderen berichten, als ich plötzlich im Augenwinkel etwas Dunkles gesehen habe. Auf den zweiten Blick ist ein ca. 1 Meter großer Schwertfisch ganz in meiner Nähe. Habe mich in Sekundenschnelle zur Badeplattform gezogen und bin ausgetiegen. Gleich danach hat sich noch ein 2 Meter langer Marlin dazugesellt und fand unser Boot sehr spannend. Nina ist nicht mehr ins Wasser gegangen. Die Fische haben uns noch 10 Minuten begleitet und sind neben uns durch die Wellen gesurft. Da unten wartet also doch neugierig einiges darauf, dass was passiert.
Nach dem aufregenden Bad hab ich leckeres Pilz-Zucchini-Risotto gekocht und diesmal niemanden mit schlechten Zutaten vergiftet. Außerdem gab es für Nina und mich noch frische Bettwäsche, weil die alte durch Salzwasser-Schwapper aus dem Fenster ständig feucht war. Das trocknet dann auch nicht mehr und war letzte Nacht unerträglich beim Schlafen.
Heute war der erste Tag, wo es annähernd so war, wie wir es uns alle vorgestellt hatten.
Ich trau mich gar nicht, es zu schreiben, aber die Wellen werden tatsächlich langsam etwas gemütlicher. Sie werden zwar auch höher, aber länger, sodass man dazwischen kurz verschnaufen kann. Und dann kommt noch regelmäßig ein Set an Querschlägern vorbei, das uns wieder von rechts nach links durch das Boot schubst. Habe an einigen Extremitäten bemerkenswerte blaue Flecken vom “spontanen Anlehnen” - manchmal unfreiwillig. Schlafen wird auch besser. Mittlerweile kann ich nach jeder Wache ca. 3h durchschlafen und dazwischen ab und zu noch ein Powernap.
Der Vormittag war bombastisch schön, dann kam ein kleiner Squall mit Wolken und Regen-Tröpfchen. Birgit hat frisches Brot gebacken, worauf ich mich besonders freue. Habe heute Nacht sogar von frischem Baguette geträumt. Langsam hängt mir das abgepackte, ewig haltbare Vollkornbrot zum Hals raus.
Wir sprechen oft darüber, worauf wir uns als erstes freuen an Land. Bei Birgit ist es ein tropischer Cocktail, bei Christoph ein rauchiger Whiskey, bei Nina frisches Obst. Ich freue mich wahnsinnig auf eine Pizza und ein Schokocroissant. Das sollte drin sein, Martinique gehört ja zu Frankreich.
Aktuell sieht es so aus, als würden wir am 23. oder 24.12. ankommen. Hoffentlich kriegen wir einen Platz im Hafen. Einige von uns überlegen auch, Birgit danach noch ein paar Tage Richtung Carriacou zu begleiten und klassisches Karibik-Insel-Hopping mit einem Quasi-Local zu erleben. Ich auch. Dann wäre ich für meinen Geburtstag und Silvester aufgeräumt. Genusssegeln in der Karibik ist nichts, was ich mir später noch einmal extra gönnen würde für teures Geld, deswegen wäre es smart, Birgit's Angebot anzunehmen. An Weihnachten hoffe ich, meine Freunde Georg und Julia zu treffen, die da auch gerade auf Martinique sein sollten.
Ach ja, die Feuchttücher, die ich nicht für mein Gesicht nehmen kann, weil meine Haut schlecht darauf reagiert, benutze ich nun, um mir die Füße zu putzen vor dem Schlafengehen.
Hätte ich das mit dem besser Schlafen mal nicht geschrieben. Die Nacht war verschwitzt und durchgewälzt. Der Tag war relativ entspannt und sonnig, bis auf ein paar kurze Wetterumschwünge. Der Captain (Birgit) hat leckere Pfannkuchen mit Obst gemacht, obwohl sie den ganzen Tag irgendwie miese Laune hatte. Heute wurde auch mal wieder die Uhr umgestellt, wodurch jede Tagschicht 20 Minuten länger wird, um die Stunde aufzuholen. Nina und ich haben zum ersten Mal ein bisschen Spanisch geübt. Zeit wird's.
Eigentlich war heute eher unspektakulär. Die Sonne schien und die Stimmung war ausgelassen. Fast alle haben den Tag für irgendeine Form der Dusche verwendet und ein paar Klamotten wurden auch gewaschen. Die meisten Teile sind nämlich eine Mischung aus versalzen, verschwitzt und vollgekleckert.
Da saßen wir also freudig in unserer neu erlangten Sauberkeit und frischer Kleidung zu viert auf Deck. Ich hab im Südamerika-Reiseführer geschmökert, Nina schnippelte mal wieder Obst, Simon ist gefahren und Christoph hat eine Stulle gegessen (so heißt das in Berlin). Plötzlich ruft jemand “Welle!” und alle starrten ins Angesicht des blauen Nass. Im nächsten Moment klatschte die Welle zu uns rein und wir kreischten los wie auf der Achterbahn. Birgit lag unten und war köstlich amüsiert. Endlich neues Material für ihr persönliches Logbuch. Danach gab es Milchreis für alle, aber die Stimmung kam nicht mehr so richtig in Schwung.
Während ich das hier schrieb, saß ich in meiner Koje und hab gelüftet vor dem Schlafengehen. Und zack, direkt noch ein paar Spritzer Salzwasser auf das fast noch frisch bezogene Laken. Hätte nie gedacht, dass Salz so zum Feind werden kann. Auch vom Haare waschen sehe ich vorerst ab, da das Salzwasser die Spitzen total verfilzt und austrocknet, ich bekomme es aber mit dem wenigen Süßwasser zum Duschen nicht mehr aus den Haaren herausgespült.
In der Nachtschicht hatte ich einen ganz schönen Durchhänger. In letzter Zeit wird immer wieder vorgerechnet, wann wir wohl ankommen. Doch in der Nachtschicht waren wir plötzlich so langsam und ab vom Kurs, dass die Überschläge so ganz und gar nicht mehr gestimmt haben. Eigentlich sollte das kein Problem sein, da wir alle mittlerweile wissen, dass wir ankommen, wenn wir eben ankommen. Wir müssen es eh so nehmen, wie es kommt. Aber durch diese Berechnungen haben wir dann doch wieder angefangen zu planen. Wir können ja noch zusammen weiterfahren, die Karibik ein paar Tage genießen, an meinem Geburtstag in einer traumhaften Bucht ankern… Und ganz besonders hatte ich mich gefreut, dass ich meine Freunde vielleicht doch noch sehen kann, die bis zum 25. auf Martinique sind. Heute vermisse ich Familie und Freunde mal wieder besonders. Aber es nützt ja nichts, es kommt, wie's kommt. Ist ja auch ein Teil der Reise für mich, meinen deutsch-pedantischen Planungswahn etwas abzulegen und die Dinge offen auf mich zukommen zu lassen.
Die Jungs hatten heute Angler-Glück mit gleich zwei Fischen: ein 40cm “Kuwali” und eine 80cm Dorade (“Mahi Mahi”). Heute und morgen gibt es also Fisch, sehr zum Leidwesen von Nina. Ich werde ihn nicht essen, habe den Jungs aber schon ein bisschen geholfen.
Nachtrag: Ich habe doch ein Stück Fisch gegessen, mein erstes seit Jahren, und es war sehr lecker. Ich glaube, der Fisch hat hier unter den besten Voraussetzungen gelebt und habe einfach auf mein Bauchgefühl gehört in dem Moment.
Wir haben heute zum ersten Mal seit knapp 2 Wochen wieder ein anderes Boot gesehen.
Habe mich mal vorne auf's Deck gelegt in die Sonne. Das ging nur so gut, weil Wind und Welle fast Flaute haben und wir seit gestern motoren. Die Sonne hat auf meine Haut geknallt und die Wellen sanft gerauscht um mich herum. Es kam sofort dieses Urlaubsgefühl auf. So hatte ich mir eigentlich die Hälfte des Trips vorgestellt. Kann nicht sagen, ob andere Überfahrer es so erlebt haben oder ob das einfach eine unsinnige Vorstellung war. Birgit sagt immer, es wird uns keiner glauben, dass wir 3'000 Seemeilen von Hand gesteuert haben (ohne Auto-Pilot). Durch den Wellengang ging es aber tatsächlich nicht anders.
Zum Sonnenuntergang gab es nochmal eine wunderbare Dusche. Wir haben noch mehr Wasser im Tank als gedacht, deshalb konnte ich diesmal guten Gewissens das ganze Salz aus den Haaren waschen. Habe außerdem herausgefunden, dass über Kopf waschen hier für mich wesentlich besser funktioniert. Und ich hab danach keine Haare am Körper kleben.
Zitat Simon: “Geil, so haben wir es uns immer vorgestellt.” Also so falsch kann ich nicht gelegen haben.
Während der Nachtwache: Die verschwenderische Dusche gestern war Gold wert. Hatte meinen Haaren noch ordentlich Sprühkur verpasst und sie dann in Sicherheit gebracht vor der Salzluft. Als ich um Mitternacht für meine Wache wieder aufgestanden bin hatte ich ausnahmsweise offenes, weiches, wallendes Haar und hab mich kurz gefühlt wie der schönste Mensch auf Erden. War toll. Dann die Haare schnell wieder weggepackt.
Es ist erstaunlich, wie sehr sich mein Temperaturempfinden über den Tag ändert. In der Mittagssonne liegt man im Bikini rum, sonst tagsüber in T-Shirt und kurzer Hose. Wenn es wolkiger ist oder eine Böe durchzieht auch mal mit Jacke. Nachts trage ich dann eine lange Hose, Fliesjacke und Schal. Dazu immer ein leichtes Stirnband für die Haare und die Ohren. Dabei hat es seit ein paar Tagen durchgängig, Tag und Nacht, 25-26°C.
Seit meiner Jugend ist das auch der längste Zeitraum, den ich ohne BH verbracht habe. Es wäre einfach total unpraktikabel auf dem Boot, durch die kurzen Schlaf-Wach-Zyklen und das ewige Dreck- und Waschproblem. Nur für die Dusche wird kurz der Bikini angezogen, da unsere Truppe tatsächlich eher privat ist.
Abends: Heute war ein Tag für die Götter. 27°C, Sonne pur, lauer Wind, sanfte Wellen und wir können wieder etwas segeln. Birgit backt Kuchen, und zwar nicht nur einen, sondern Marmorkuchen, Ananas-Pudding-Kuchen und Apfelkuchen. Ein Traum. Die Stimmung ist zwiegespalten zwischen “Sind wir jetzt endlich da?” und “So könnte es eigentlich noch eine Weile weitergehen.” Die Rest-Seemeilen purzeln schnell, jeden Tag knacken wir einen weiteren Hunderter. Gerade sind noch ca. 250 Seemeilen übrig, heute Nacht knacken wir die 200er Marke.
“Sind wir endlich da?” Das ist nun eindeutig die vorherrschende Meinung. Außerdem hat Simon heute Geburtstag, Birgit hat Pizza gemacht, wir haben gebadet und morgen ist angeblich Weihnachten. Für mich ist diese Zeit gerade sehr vieles, aber definitiv nicht weihnachtlich.
Es ist nun sicher, morgen kommen wir an. Haben mindestens für eine Nacht einen Platz im Hafen reserviert. Ich freu mich auf die Nachrichten aus dem großen weiten Internet, die mich dann erreichen werden, hab aber auch ein mulmiges Gefühl. Zuhause passieren gerade einfach komplett andere Dinge als hier.
Die Zeit im Hafen wird eher stressig, da wir spätestens am 26.12. weiterfahren wollen und während der Feiertage das ganze Boot und uns einmal generalüberholen müssen. Strom wird gerade gespart, obwohl der Motor durchläuft, da der Laderegler und die Lichtmaschine seit Tagen Probleme machen. Ersatzteile sind schon per Iridium-Mail von einem Bekannten vor Ort bestellt worden.
Simon hat denke ich auch gemischte Gefühlte. Eigentlich sollten wir ja zwischen dem 12.12. und dem 15.12. ankommen, deswegen hatte seine Freundin einen Flug nach Martinique gebucht und über seinen Geburtstag und die Feiertage wollten die beiden einen karibischen Segeltörn machen. Es war alles bereits fix, doch durch unsere verspätete Ankunft ist die Zeit leider zu knapp geworden. In Lanzarote wurde also bereits beschlossen, die Buchungen zu stornieren.
Christoph und ich haben heute Nacht bei unserer letzten nächtlichen Wache ein nüchternes Resümee gezogen und Eckdaten überschlagen.
Im letzten Monat hat jeder von uns mindestens 100 Stunden das Boot gesteuert. Dazu kommen Aufgaben wie Kochen, Putzen, Einkaufen und Bootswartung. Für diesen doch recht beschäftigten Zeitraum haben wir aber kein Monatsgehalt bekommen, sondern eher eins bezahlt. Das ganze fand statt bei einem Schlafrhythmus frisch gebackener Eltern und unter extremen körperlichen Bedingungen. Wir waren Wind und Wetter 24/7 auswegslos ausgesetzt und bis auf zwei Tage mit vier weiteren Menschen und einem Hund auf ca. 40qm eingesperrt.
Simon's Ergänzung: Er hat jetzt nicht mehr so viel Angst, Vater zu werden. So viel Hundekacke wie wir entfernt haben und so wenig wie wir geschlafen haben, kann er sich das jetzt besser vorstellen.
Das positivere Resümee könnte in etwa so aussehen.
Wir haben uns als bunt gemischte Crew zu einem starken Team zusammengerauft und gemeinsam Unvergessliches erlebt. Über 3'000 Seemeilen legten wir auf der verlässlichen Azzurra zurück, dabei haben uns Delfine, Schwertfische und viele Fliegenfische begleitet. Klare Sternenhimmel, alle Mondphasen und wunderschöne Sonnenuntergänge durften wir erleben. Die Abgeschiedenheit, wochenlang kein anderes Lebenszeichen zu sehen, lehrte uns die Größe dieses Ozeans, den wir hauptsächlich durch die Kraft der Natur bezwungen haben. Jeder von uns ging an seine persönlichen Grenzen und konnte dabei den eigenen Horizont erweitern und seinen Erfahrungsschatz für immer bereichern.
Und nun der heutige Bericht: Land in Sicht! Am Vormittag sehen wir irgendwann einen dünnen Streifen Insel in weiter Entfernung und atmen einmal alle auf. Die Luft ist raus, wir wollen ankommen. Bis man wirklich in Landnähe ist, dauert es doch immer noch mal ewig, und dann tuckern wir noch um die Südspitze von Martinique, um kurz nach Mittag in den Hafen einzulaufen. Die Stimmung ist unter Spannung, alle sitzen auf Deck und warten auf Anweisungen von Birgit, damit das Anlegemanöver so sauber wie möglich über die Bühne geht. Der Ausblick auf die grüne Insel hinter dem blau-grünen Wasser ist toll, die Luft warm und feucht. Im Hafen werden wir von Birgit's Freund Bernd mit einer Flasche kühlem Sekt empfangen, der erstaunlich gut schmeckt. Unseren Sekt konnten wir wegen der genannten Stromprobleme nicht mehr kalt stellen.
Eigentlich war große Putzaktion am Boot angesagt, aber nach kurzer Zeit verläuft sich die Runde und jeder befriedigt erst einmal irgendein Grundbedürfnis. Nina kauft frisches Obst, die Jungs trinken ein Bier und ich gehe duschen und Wäsche waschen. Birgit checkt uns ein und sichert den Platz auch noch für die zweite Nacht.
Am Abend kommen Georg und Julia mit ihrem Mietwagen zum Hafen und ich bin ihnen überglücklich in die Arme gefallen. War den ganzen Nachmittag auf Autopilot und habe bis dahin nicht wirklich realisiert, dass wir tatsächlich da sind. Wir sind zusammen Essen gegangen in einer bunten Karaoke Bar. Es tat so gut, mal wieder mit anderen Menschen zu sprechen, besonders mit welchen, die mich gut kennen und die ich sehr mag.
Habe ein bisschen Angst, dass ich nicht mehr normal schlafen kann nach diesem Trip. Aber immerhin hab ich die Koje für mich allein, Nina möchte draußen unter freiem Himmel schlafen.