Argitaratu: 07.04.2018
ARAMBOL, GOA.
Entgegen unserem ursprünglichen Plan - und dank zahlreicher Schwärmereien und Empfehlungen von anderen Backpackern - entscheiden wir uns für einen Umweg ins Hippie-Paradies Goa. Das im Norden gelegene Dorf Arambol soll für einige Tage unsere Basis sein, um uns endlich so richtig vom Bachelor-, Arbeits-, Organisations-und Millionenstadtstress in Mumbai zu erholen.
Auf dem Weg dorthin erleben wir unsere erste Nachtzugfahrt in Indien. Natürlich kommen wir erst knapp vor Abfahrt keuchend angerannt…Das wird uns noch einige Male passieren in den nächsten Wochen. Bei dem Verkehrschaos ist es gar nicht so einfach irgendwo in Indien pünktlich anzukommen!
In der Nacht schützen uns Vorhänge vor neugierigen Blicken der Verkäufer, welche fast ununterbrochen durch die Abteile laufen und ihre Ware mit Rufen wie “CHAAAII! Chai! Chai Chai Chaaaiii!” (der leckere Tee hier) anpreisen.
Unsere ersten Eindrücke: Zuerst Pampa, dann eine Straße mit einem Shop nach dem anderen. Viele Russen, Möchtegern-Hippies und auch ein paar von den echten, wohl in den 60ern hier hängen geblieben, sind hier unterwegs. Auf dem Weg zum Strand müssen wir über einen hässlichen Parkplatz, es liegt viel Müll rum den die Kühe leider fressen…wir sind anfangs nicht ganz überzeugt.
Auf der Suche nach einer Unterkunft nisten wir uns schließlich im Laughing Buddha ein. Ganz einfache Strohhütten am Strand, dafür aber phänomenal günstiges, gutes und vor allem nicht nur indisches Essen! Die folgenden Tage lassen wir es uns richtig gut gehen, essen drei mal täglich im Buddha, lümmeln auf den Liegen rum und unterbrechen unser Gechille nur, um über den langsam abfallenden feinen Sandstrand ins Meer zu laufen. Schnell gefällt uns Arambol doch richtig gut!
Wir lernen Babu und Vamshi kennen. Zwei super nette Inder, mit denen wir endlich echte, ehrlich gemeinte und interessante Gespräche führen! Babu ist 21 und hat einen kleinen Shop in Arambol wo er selbst hergerstellte Schmuckstücke verkauft. Er erzählt uns viel von seinem Leben und seiner Familie. Eigentlich sollte er heiraten, er aber stellt sich gegen die Tradition und die Pläne seiner Familie und zieht lieber weg, um ein echter Businessmann zu werden. In eine Bauernfamilie geboren gehört er zur Kaste der Gujarat, einer der unteren Kasten. Davon lässt er sich aber nicht entmutigen. Bei einigen Chais, einem Abendessen und Bieren lachen wir viel und lernen gegenseitig unsere Kulturen besser kennen. Wir sind echt dankbar für diese Begegnung!
Vamshi kommt aus anderen Verhältnissen. Er hat einen guten Job in der IT-Branche und kann es sich erlauben, seit sieben Jahren jeweils 3-4 Monate in Arambol zu verbringen. So wie ihm geht es hier vielen. Man sagt, nach 7 Tagen sollte man sich schleunigst davon machen, sonst bleibt man hier hängen. Abends spaziere ich am Strand entlang. Es ist viel los, die Stimmung ist super freundlich, freudig und entspannt. Grüppchen sitzen zusammen und meditieren, machen AcroYoga, spielen Instrumente oder tanzen zu den Rhythmen des berühmten DrumCircle ab (ich mache zurückhaltend mit).
Sobald Kai sich von seiner Erkältung und Angeschlagenheit erholt hat, mieten wir uns einen Roller für 3 Euro am Tag und erkunden die umliegenden Strände. Wir fühlen uns so richtig frei und abenteuerlich als wir dahin brausen und die Aussichten genießen! Dicker Sonnenbrand auf den Armen inklusive.
In der fünften Nacht bekommen wir Besuch von einer frechen Ratte, die beschließt, sich den Weg in unser Bett durch das Moskitonetz zu beißen. Die Ratte, ein unverschämter Manager und vor allem die wahnsinnig feuchte Hitze, die einen echt fertig macht, motivieren uns schließlich dazu weiterzuziehen. Jetzt sind wir endlich ausgeruht und haben genug Kraft, uns wieder ins “richtige” (damit meinen wir zu dem Zeitpunkt wohl das laute, stressige, chaotische und städtische) Indien zu stürzen. In einem krass überfüllten und schrottreifen Bus (beides völlig normal hier), in dem wir gemeinsam mit vielen Indern literweise Schweiß verlieren, geht es nach Mapusa und schließlich im Nachtbus nach Aurangabad!