Eldonita: 04.09.2016
01.09.2016
Ich denke nicht, dass ich schon einmal ein perfekteres Aufwachen als heute Früh erlebt habe. Man stelle sich vor: der Geruch von frisch gebrautem Café weckt mich und noch vor dem Öffnen meiner Augen erinnere ich mich, wer diesen zubereitet und wo ich bin. Einmal die Augenlider entzweit wird meinen leicht fröstelnden Fingern auch schon eine heiße Tasse entgegengestreckt, während das Einzige, das ich zu tun habe, mich aufzusetzen ist. Diese Hürde gemeistert kann ich einen Blick aus dem Inneren des Wohnmobiles erhaschen, der mich selbst in meinem vierundsechzigsten Artikel noch um Worte ringen lässt. Zum feierlichen Abschluss dieses Morgenrituals stellt mir Gudi meist noch eine aufgewärmte Schüssel frisch zubereiteten Porridge auf den Schoß und setzt sich danach an meine Seite, um sich an meiner Schulter anzulehnen. Dieses, fast schon tägliche Ritual kann ich eigentlich nur ohne schlechtem Gewissen ertragen, da ich als einziger Autofahrer bereit bin, mich von meiner aufmerksamen Gefährtin abseits der stundenlangen Fahrten ein wenig umgarnen zu lassen.
Heute fahren wir auf den weißen Riesen, der sich schon gestern in weiterer Ferne vor uns aufgetürmt hat, zu. Noch am Weg können wir etliche Aussichtsplattformen genießen und wissen eigentlcih bis heute nicht, an welcher das beste Foto zu schießen gewesen wäre. Tatsache ist, dass meine Kenntnisse der Fotografie und Gudis eher passive Modelerfahrung, gepaart mit einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Aussehens auf Fotos, einiges an Konfliktmaterial zwischen uns bereitstellen. So entfacht dieser Zündstoff auch heute wieder ein leichtes Feuer.
Der Naturpark rund um Mount Cook kühlt unsere Gemüter allerdings wieder ab und bläst jeglichen Ärger in weite Ferne. Tatsächlich stürmt es am Wanderweg zum Gletschersee vor dem Felsgiganten so sehr, dass uns der Weg nicht nur sehr viel Zeit kostet, sondern auch zwangshalber Händehalten lässt (um die federleichte Gudi nicht davonzuwehen). Vorrangig die drei Hängebrücken, welche zwar aus wesentlich soliderem Material als in Nepal oder Indonesien, dafür aber auch definitiv anderen Wetterverhältnissen ausgesetzt, sind, flößen uns einiges an Respekt ein. Es sei erwähnt, dass wir selbst am türkisenen Gletschersee einige Asiaten antreffen, was mich in diesem Fall eher mit Anerkennung als Ärger erfüllt.
Später besuchen wir auch das Sir Edmund Hillary Mountain Museum. Für alle Unbewanderten unter meiner Leserschaft. Sir Edmund wird als der größte Neuseeländer aller Zeiten verehrt, gelang ihm doch mit seinem Sherpa Tenzing Norgay die Erstbesteigung des 1848 Meter hohen Mount Everest im Jahr 1953. Da ich all dies schon vorher weiß und Gudi eher desinteressiert an diesen Abenteuergeschichten ist, sparen wir uns den zwanzig Dollar teuren Eintritt in sein Museum, da dies eigentlich nur eine Filmvorführung gewesen wäre. Stattdessen nehmen wir uns fest vor, eine Dokumentation über den Neuseeländer im Internet anzusehen.
Schon am Weg nach Hause bemerke ich, auch aufgrund der großen Angriffsfläche meines Schlachtschiffes, dass sich der Wind nicht auf den Naturpark beschränkt. Dort habe ich zwar extra noch Feuerholz gesammelt, doch muss ich relativ bald eingestehen, dass die Verhältnisse ein Lagerfeuer unmöglich machen. So parken wir etwas weiter von den Uferklippen entfernt und verabschieden uns, nun wieder in weiterer Ferne, vom Respekt einflößenden Mount Cook. Die Nacht fühlt sich an, als wären wir auf hoher See, da das Auto so sehr wackelt, dass Gudi tatsächlich Sorge hat, umgeworfen zu werden.
Gudis glorreiche Gesetze:
Immer die Gasflasche abdrehen. Sonst Krachts!
Ziemlich langweilig diese Gudi. Ich finde die Luft voller Gas ja mehr als atemberaubend. Gudi besteht aber auf das Schließen, da sie zum einen geizig, zum anderen frei von jeglichem Drang, sich in einen berauschenden Zustand zu versetzen, ist.