Δημοσίευσε: 17.09.2018
Montag, 17.09.2018
Man sagt ja jeder Tag ist ein Geschenk. Dann würde ich gern wissen, wo man den Montag umtauschen kann. 😉
Wir hatten ein aktives Wochenende mit einer großen Wandertour hinter uns und das Weckerklingeln heute morgen erfreute mich nicht direkt. Aber wer kennt das nicht..
Also ging es mit mehr oder weniger Motivation auf ins Hospital. 4 Tage war ich nun nicht dort und ich befürchtete schlimme Unordnung und fehlende Hygiene. Meine Erwartungen wurden erfüllt..
Noch immer schnappe ich mir direkt den Putzeimer, doch nach 5 Wochen, wo man sich jeden Tag wieder fragt, weshalb die Schwestern dort nicht in der Lage sind Müll in die vorgesehenen Eimer zu werfen, benutzte Kanülen sofort zu entsorgen und nach einer Geburt das Bett und den Boden zu putzen, kommt eine gewisse Frustration durch. Ich zeigte es Ihnen und erklärte, dass ich es einfach eklig und gefährlich für mich und die entbindenden Frauen finde. Ein Lachen kam als Reaktion. Also putzte ich allein weiter.. zumindest ich hatte dann ein besseres Gefühl.
Doch die Erkenntnis, hier nur für den Moment zu helfen und keine langfristige Veränderung hervorrufen zu können, ist einfach deprimierend.
Zwei Frauen waren zu dem Zeitpunkt unter der Geburt. Die Station brechend voll. Aber von zwei Frauen pro Bett hatte ich ja bereits berichtet. Und es war eine unausstehliche Unruhe im Kreißsaal.
Seit heute sind 5 Medizinstudenten vor Ort. Da ich die Frauen betreute, hatte ich die Aufgabe sie anzulernen. So weit, so gut. Grundwissen gab es gefühlt noch gar nicht, ist auch nicht dramatisch, wir fangen schließlich alle einmal an. Ich erklärte ihnen zunächst außerhalb einige Basics und bat sie, sich aufzuteilen, da nicht alle zeitgleich mit in den Kreißsaal dürfen.
Diese verständnislosen Blicke machten mich das erste Mal wütend.
Zeitgleich ständig der Ausdruck in ihrem Gesicht, der daraufhin deuten lies ‚Von einer Frau lass ich mir gar nichts sagen. Und weiße Frauen arbeiten doch eh nicht- was weiß die schon.‘
Frauen werden hier einfach nicht wertgeschätzt und Ärztinnen gibt es hier in der Klinik nicht. Auch wenn ich keine Ärztin bin, hatte ich ja die Aufgabe eine lehrende Funktion zu übernehmen und das missfiel den Studenten offensichtlich. Zu dem zweiten Punkt regiert hier tatsächlich im ganzen Land das Gerücht, dass ‚Weiße‘ einfach reich sind- ohne zu arbeiten. Schon oft habe ich diesen Spruch gehört und es macht mich ebenfalls wütend, gerade im Vergleich zu der Arbeitseinstellung der Tansanier..
Es war dann notwendig, die erste Frau zu untersuchen. Plötzlich standen 3 Studenten neben mir und waren der Meinung mit zu untersuchen. Ich willigte ein, dass EINER dies darf und die anderen bat ich draußen zu warten. Völliges Unverständnis und erste Diskussionen. Es strengte mich wirklich an, aber ich blieb hart. Feingefühl der Frau gegenüber scheint schon jetzt im Studium nicht vorhanden zu sein. Schockierend!
Schließlich kam es zur ersten Geburt des Tages. Die Frau sollte wunderbar einen kleinen Jungen gebären. Doch die Geburt sprach sich natürlich rum unter den Studenten. Plötzlich standen alle 5 direkt vor der Frau und wollten die Geburt beobachten. Ich konnte nicht mehr und die Wut brach aus mir heraus!
Sie verstanden es einfach nicht. Sie waren der Meinung, sie schauen doch bloß und tuen der Frau nichts. Allein die Vorstellung, dass ich dort liege und mich 6 fremde Menschen in so einem intimen Moment ‚ansehen‘, löste eine Gänsehaut bei mir aus.
Die ganze Situation verursachte eine Unruhe während der Geburt, die mir sehr leid tat. Aber es hinnehmen konnte ich auch nicht.
Der Tag blieb turbulent, insgesamt erblickten heute 5 Kinder das Licht der Welt. 4 Jungen und 1 Mädchen. (Namensbändchen gibt es übrigens nicht und das Bild zeigt meine Zwischenlösung, da ich nicht damit leben könnte, wenn ich einer Frau das ‚falsche‘ Kind in die Hand drücke)
Ständig musste ich mich wiederholen, dass ich nur 1 Studenten zur Geburt mitnehme. Ständig musste ich die Frauen beschützen.
Es war anstrengend.
In Deutschland bereitet es mir Freude Wissen weiterzugeben, doch nach diesem Tag graut es mir vor den kommenden. Aber vielleicht kann ich ihnen wenigstens Grundwissen zu Hygiene und Geburtsmechanik mitgeben, wenn es mit der Menschlichkeit schon nicht funktioniert.
‚Es macht keinen Sinn sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum.‘
Dieser Spruch hilft mir an Tagen wie diesen.
Tief durchatmen, abreagieren mit Sport und dann morgen mit neuer Kraft weitermachen. Für die Frauen und einen sicheren, behüteten Start ins Leben für die Neugeborenen.