Cyhoeddwyd: 10.01.2018
06.01.
die vepse steht wieder im vepsen-hostel.
es muss für henrico kein schönes bild sein, als ein aus seiner werkstatt kommendes gefährt von einem mototaxi an die leine genommen wird.
dem vorausgegangen ist mein nahezu pünktliches erscheinen um zwanzig nach 08:00.
er ist schon da, aber mit anderen dingen beschäftigt.
er spricht wieder vom vergaser - dass es nur daran liegen könne. ich wiederhole, dass wir uns zuerst um den austausch der ankerplatte kümmern müssen. als wir sie zu gesicht bekommen, stellen wir fest, dass ein kabel gequetscht ist. innerlich freue ich mich, denn das schreiben auch die foren, dass hier meistens die ursache zu finden sei. henrico schüttelt den kopf, ist sich aber auch nicht sicher und misst sowohl die alte, als auch die neue ankerplatte durch. die werte sind identisch. kann ich mich darauf verlassen? oder wäre ein kabelwechsel doch besser gewesen?
um 10:30 uhr bitte ich um den rückbau. er weiss, dass ich hier nicht mehr weitermachen will. montag ginge ein lkw nach lima, den wolle ich nehmen und mir in lima eine werkstatt suchen.
sehe ich da erleichterung in seiner miene?
der rückbau dauert bis nahezu 17:00 uhr. er gibt sich sehr viel mühe, den lärm des abgasschlauches mit einer neuen dichtung zu verringern, ebenso verfährt er mit der auspuffdichtung. hier muss er wieder auf die alte zurückgreifen, die neue hat er verhunzt.
ich bereite ihn am heutigen tag immer wieder darauf vor, die rechnungssumme nicht zu hoch anzusetzen.
so gebe ich ihm zu verstehen, dass die verhunzte auspuffdichtung 80 soles gekostet habe. auch sage ich mehrere male in wohl gesetzten abständen, dass ich einfach nicht verstehen könne, warum die vepse jetzt in einem technisch schlechteren zustand sei, also vor ca. vier wochen.
er ist die ruhe selbst und sieht wohl ein, dass ihn die vepse bis an die grenze seines technischen verstandes gebracht hat.
ich muss um halb fünf im speditionsbüro sein. ich schaue immer wieder auf die uhr. es ist nicht weit von der werkstatt, aber ich bringe es nicht über mich, ihn mit der vepse alleine zu lassen. ich möchte sicher gehen, dass der rückbau sauber erfolgt, dass die schläuche an ihren angestammten plätzen liegen, die richtige zündkerze wieder reinkommt, das steuergerät wieder richtig mit der karrosserie verschraubt wird - was für sich gesehen schon mehr als eine stunde benötigt...
als sie fertig ist, lassen wir sie laufen. sie springt auf anhieb an, läuft im leerlauf ruhig, rund und sauber, bei gewünschten höheren umdrehungen verschluckt sie sich und nimmt kein gas an.
ich halte mein smartphone in den motorraum und schicke wilfried den neuen "vepsensound".
es ist 16:15 uhr. ich mache mich auf zu dem spediteur. das große tor ist verschlossen. keine klingel. feierabend. ich bin nicht sonderlich beunruhigt, weil ja heute erst freitag ist und die morgen bestimmt auch arbeiten werden.
auf dem rückweg mache ich einen kurzen halt in einem straßencafe, trinke eine cola und will mir ein paar vokabeln für das ernste gespräch mit henrico einprägen. vorher höre ich noch in dem getöse von tv- und verkehrslärm eine nachricht von wilfried ab. er vermutet, dass die membrane des vergasers hin ist. das stocken des motors sei ein zeichen dafür, dass das gas-luftgemisch nicht stimme. ich solle den vergaser tauschen.
wieder zurück in der werkstatt tausche ich den vergaser aus und erkläre henrico wilfrieds diagnose. leider keine veränderung.
ich erzähle ihm von der geschossenen spedition und füge hinzu, dass ich ja auch noch morgen hin könne. morgen sei ja samstag. er korrigiert mich. domingo.
das ändert die lage. zwar verlässt der lkw am montag erst um 09:00 uhr die spedition, aber ob ich noch eine chance habe, die vepse so kurzfristig auf die ladefläche zu bekommen? wenn ich pech habe, ist heute schon geladen worden, und da die vepse als letzte in lima ausgeladen wird, hätte sie als erste geladen werden müssen.
um 07:00 uhr öffnet das büro. keine minute später werde ich da sein.
unsere verhandlung über die rechnungssumme ist kurz und bündig. 200 soles will er haben. das ist wenig, fast zu wenig. ich gebe ihm zwei hunderter, will aber auch nicht aufrunden, denn das hieße, dass ich zufrieden gewesen bin.
wir lassen die vepse noch von der bühne, ich nehme mir einen lappen und befreie sie von öl und fett, von ausgelaufenem kühlwasser und regenwasser, das durch das nicht ganz dichte wellblechdach getropft ist. vorher muss henrico den sattel wieder auf vordermann bringen. er war opfer der maler vor zwei tagen. weisse und rote streifen zierten sein dasein. er musste lange reiben, bis alles rückstandslos entfernt war.
zwar habe ich bisher noch nicht das abgasrohr bekommen - auch damit habe ich ihn heute einige male genervt. bis ihm dann einfiel, dass der schlosser heute in der miene arbeite - aber das werde ich hoffentlich am montag bekommen.
das mototaxi liefert mich wohlbehalten vor dem vespen-hostel ab.
vorher aber werden meine nerven noch einmal stark beansprucht. schon in der werkstatt fing das an. ein großer, dickbeleibter mann wollte mit henrico sprechen, und ich war gerade auf dem weg zur spedition. ich grüße ihn schnell und er ruft mir noch hinterher, de donde eres und ergänzt, er sei aus ungarn. ich mache ich aus dem staub.
als ich gerade mit meinem mototaxi-fahrer richtung hostel unterwegs bin, taucht links von mir ein riesen pickup auf. am steuer der ungar.
ich muss mich wirklich auf das abschleppmannöver konzentrieren und vor allen dingen auf das seil, aber er überschaut das nicht und möchte mit mir aus dem beifahrerfenster erneut eine unterhaltung führen. die straßenführung unterbricht seinen erzählschwall.
ich habe ihn schon vergessen, als er das dritte mal in mein leben tritt. ich erkläre gerade meinem mototaxifahrer, wie er fahren muss, als er uns von hinten und zufuß überrascht. es ist ihm egal, dass ich mit dem taxista im gespräch bin. ich gebe ihm alle antworten, das gespräch scheint beendet, ich wende mich dem taxista zu, doch dann kommt er ein weiteres mal wieder und stellt neue fragen.
ich gebe leuten ungerne die hand. jetzt tue ich es als deutlichen und höflichen hinweis. no tengo tiempo mas!! er begreift erst beim zweiten mal, winkt und verschwindet.
im vespen-hostel werde ich nett empfangen. die vepse darf hier wieder parken. ich erzähle von meinem vorhaben. ja, er kenne eine spedition, die nach lima fahre. es ist die, mit der ich die vepse verschicken will. ich frage ihn, ob er dort jemanden persönlich kenne. er nickt. ich sehe eine chance und bitte ihn, ob er für mich seinen kontakt anrufen und ankündigen könne, dass ich am montag um 07:00 uhr mit der vespa vor der tür stünde... erst nickt er abwesend, aber ich lasse ihn so schnell nicht von der angel und bleibe so lange an ihm dran, bis ich merke, dass er mein anliegen wirklich verstanden hat und mir eine zusage gibt.
auf meinem weg ins hostel - unterwegs entdecke ich ein gringo-restaurant mit gringo preisen, aber sehr leckeren gemüse-wraps - geht mir ein gedankenblitz nicht mehr aus dem kopf:
was ist, wenn henrico die schläuche an der neuen benzinpumpe vertauscht hat? und das der grund dafür ist, dass die vepse nicht auf touren kommt?
ich schicke wilfried sofort eine sprachnachricht, aber ich muss mich bis morgen gedulden.
auf der nordhalbkugel ist schon tiefe nacht.
der weberknecht hat sich gut gehalten. seine versuche, sich der bandewannenwand auch nur zu nähern, schlugen fehl. aber sein "schuhwerk" ist so gut, dass er seine position wird halten können.
07.01.
heute ist erzwungener ruhetag. es schüttet aus eimern. ich habe die hoffnung, dass das nur zwei stunden anhält, aber bis heute nachmittag um 17:00 uhr ist an rausgehen nicht zu denken.
gerne hätte ich noch meinen versuch mit dem benzinschlauch gemacht. die vepse hat aber keinen unterstand, also wäre diese aktion ein sehr nasses vergnügen geworden.
der tag beginnt mit einer ausführlichen "konferenz" mit rolf, der mir noch einmal dringend ans herz legt, versuchsweise eine andere batterie anzuklemmen.
als zweite ursache sieht er den ansaugstutzen. er ist aus gummi und wurde durch die sehr häufigen düsenwechsel immer wieder in mitleidenschaft gezogen. wenn er luft an falscher stelle zöge, würden genau meine symptome auftreten.
dass auch die vielleicht falsch gesteckten benzinschläuche die ursache sind, schließt er zumindest nicht aus.
wenn ich morgen den lkw nicht bekommen sollte, werde ich diese drei dinge checken und hoffen, dass ich die ursache selbst finde.
sonst besteht der heutige tag nur aus schlafen, lesen und chatten.
morgen um 07:00 uhr werde ich bei der spedition sein. vorher muss ich ein mototaxi finden, das mich dort hin schleppt.
der weberknecht hat heute seine zahlreichen ahoffnungsvoll nach vorne bewegt, ist dann aber in einen wohlverdienten tiefschlaf gefallen.
morgen wird es anstrengend für ihn.
08.01.
dank der kalkrückstände am badewannenrand muss er nicht befürchten, dass er wieder abrutscht.
er hat zweidrittel schon geschafft und freut sich, dass der rauhe untergrund seinen vier beinpaaren sicheren halt gibt.
fast so gut wie rauhfasertapete photo: wikipedia
um halb sieben bin ich im vepsen-hostel, schnell finde ich ein mototaxi, das mich zur spedition schleppt - aber das große tor ist geschlossen. ok, denke ich, es ist viertel vor sieben.
dann aber öffnet es sich einen kleinen spalt. ein verschlafener mitarbeiter schüttelt vorsorglich zu allen meinen fragen den kopf. es ist einfach zu früh. und den gringo, den wird er ja wohl mit leichtigkeit abweisen können. der bleibt aber dran und bekommt so nach und nach die gewünschten antworten:
das büro mache um 08:00 uhr auf. nein, heute fahre kein lkw nach lima. der habe sich schon gestern auf den weg gemacht. mittwoch führe wieder einer.
da ich noch die drei unbekannten lösen will - benzinschläuche richtig gesteckt? / batterie in ordnung?/ ansaugstutzen dicht? - passt seine antwort ganz gut in mein timing.
ich kündige mein wiederkommen für halb neun an und freue mich auf meine obstsalate.
das büro ist besetzt. meine ansprechpartnerin begrüßt mich wiedererkennend und bestätigt meine aussage, dass der lkw ja schon gestern gefahren sei. si.
kein weiterer kommentar, kein rechtfertigungsversuch ob der falschen auskunft.
egal. ich möchte keine zeit verschwenden, sondern jetzt den lkw-platz buchen.
sie bestätigt die auskunft ihres kollegen: mittwoch abend führe er los und sei montag der nächsten woche in lima. ich bezahle und frage, ob die vepse hier stehen bleiben könne? si. ob ich denn hier auch an ihr schrauben dürfe? si.
sehr gut und beste ausgangsvoraussetzungen.
erstes ergebnis: die benzinschläuche sind richtig gesteckt. schade.
bevor ich mich an den ansaugstutzen mache, möchte ich erst wissen, ob die batterie funktioniert.
es ist kurz nach 11:00 uhr. zu henrico muss ich sowieso wegen des abgasrohrs und finde ihn tatsächlich in gelangweilter pose am empfangsthresen lehnen.
wenig später hat er zeit für mich und gibt mir das gewünschte teil, leider unbrauchbar, weil aus unerfindlichen gründen ein stück davon abgeschnitten wurde. ich zeige mich betreten, bleibe aber ruhig, weil ich ihn für versuch zwei und drei gewinnen will.
ich erzähle ihm, dass mir amigos aus deutschland den hinweis auf die batterie und den ansaugstutzen gegeben hätten. es könne nur noch daran liegen. henrico schüttelt den kopf, aber es gelingt mir, ihn doch noch an die vepse zu bringen. probamos. eine batterie ist schnell gefunden und angeschlossen. der motor läuft in den unteren umdrehungen ruhig und rund, sobald mehr gas kommt, stockt er.
es könne nur mit der elektrik zusammenhängen sagt er und möchte das thema abschließen. ich zeige auf den ansaugstutzen. nur daran könne es noch liegen. wir hätten doch schon zusammen alle anderen fehlerquellen ausgeschlossen.
er öffnet die drei imbusschrauben und wenig später hat er ihn in der hand. er schaut in an, schüttelt mit dem kopf, ich resigniere schon fast, als er in der nut, in der die schraubklemme sitzt, RISSE entdeckt!!!!
der hammer! haben wir die ursache etwa gefunden??? ich mache sofort ein foto und schicke es wilfried, rolf und karin. vielleicht etwas verfrüht?
später wird mir klar, dass es sich hier nicht um einen üblichen verschleiss handelt. die schraubklemme lässt sich mit einer spannschraube soweit verkleinern, bis der schlauch richtig sitzt. während des verkleinerungsprozesses kann an der innenseite ein scharfer metalldorn austreten, der sich wiederrum in das gummi des ansaugstutzens reinarbeitet. bedingt durch die häufigen düsenwechsel wurde auch der ansaugstutzen in mitleidenschaft gezogen. weitere risse haben sich dazu gesellt, sind größer geworden und haben zu dem jetzigen ergebnis geführt.
ich habe panzerklebeband, henrico bringt einen zweikomponentenkleber, und wir schließen die risse. er baut wieder alles zusammen, wir lassen den motor laufen, keine veränderung.
vielleicht lässt das panzerband doch noch unerwünschte luft durch? vielleicht gibt es an anderer stelle noch ein loch?
henrico nimmt ihn wieder runter.
mittlerweile habe ich von rolf nachricht, der mir empfiehlt, ein powerband zu nehmen - das panzerband sei nicht hitzebeständig. morgen mache ich mich danach auf die suche.
an seinem weiteren vorschlag wird mir wieder klar, wie lange die beiden schon südamerika bereisen und dass sie in dieser folge schon viel über das südamerikanische improvisationstalent gelernt haben. und wenn du das powerband nicht findest, nimm einen fahrradschlauch, schneide ihn passend zurecht und wickle ihn mit spannung um den ansaugstutzen. der ist hitzebeständig!
ich frage henrico, ob wir die risse nicht auch vulkanisieren können? henrico ist mittlerweile "entzündet". seine neugierde ist entfacht.
wir setzen uns auf eines der motorräder und fahren zu einer werkstatt, die vulkanisiert. aber es stellt sich heraus, dass das dafür erforderliche werkzeug fehlt.
es sind anderhalb stunden ins land gegangen. henrico will mich aus der werkstatt haben. er kümmere sich, ich solle morgen um 09:00 uhr wiederkommen. ich frage ihn, ob er geld brauche? si.
irgendetwas führt er im schilde, ich kann aber nicht raushören, was es ist. aber eines weiss ich: er ist angefixt und will sie zum laufen bringen. sein mecanico-stolz wird ihm vielleicht eine schlaflose nacht bereiten?
auf meinem weg zum hotel gehe ich im speditionsbüro vorbei. die vepse sei in der werkstatt. es könne sein, dass wir die fehlerquelle gefunden hätten. die senorita schaltet schnell. ich bekäme dann das geld zurück, wenn die vespa nicht nach lima müsse.
im hotel angekommen klingelt das smartie.
rolf will wissen, ob sie läuft. ich muss leider verneinen. er erkundigt sich nach dem unterdruckschlauch. ob wir den auch wieder draufgesetzt haben. ich bin ziemlich sicher, dass wir das nicht gemacht haben. mittlerweile bezweifle ich das, weil ich beim einsetzen des stutzens meine seitenkoffer und ihren inhalt von den folgen der tropenschauer befreien musste...
gut, dass ich bis mittwochabend zeit habe. so bleiben mir noch zwei tage. sollte nic oder die werkstatt autobody in lima den richtigen stutzen haben werde ich ihn abholen, sofern ich einen supergünstigen flug erwische. die peruanische post hat mein vertrauen verloren. wieder zwei bis drei wochen warten?
am 30. muss ich an der grenze stehen oder erneut das visum verlängern.
dem weberknecht geht es gut.
er hält der schwerkraft mit leichtigkeit stand.
09.01.
bevor eine sorgsame hand die abflusssperre betätigt, kann sich der weberknecht noch kurz vor seinem abgangmit einem seiner beine an einer schadhaften emaillestelle rettenden halt verschaffen.
henrico ist noch nicht da. als ich die batterie nach ihrer gestrigen überprüfung wieder eingebaut habe kommt er von einer probefahrt zurück und zeigt mir stolz den reparierten ansaugstutzen.
die montage ist schnell erfolgt. müsste da nicht noch eine dichtung sein? aber schon ist der gedanke wieder weg. viel zu wichtig die spannende frage, ob die vepse wieder zu ihrer alten form aufläuft.
die batterie aber ist am ende ihrer kräfte. eine halbe stunde muss ich mich gedulden bis sie wieder ihren dienst tut.
dann kommt der spannende moment. nach drei versuchen ist die vepse wieder da, doch mein mittlerweile geschultes ohr stellt in den höheren umdrehungen keine veränderung fest.
henrico nimmt den unterdruckschlauch ab. eigentlich sollte jetzt durch die zusätzliche luftzufuhr der motor reagieren. er schluckt und hustet wie zuvor.
wir wissen uns keinen rat. tritt doch noch ungewünschte luft in das system ein?
ich kann mich nicht erinnern, eine ringdichtung gesehen zu haben, die zwischen ansaugstutzen und zylinderkopf gesessen haben müsste?
gab es überhaupt eine? ist sie das fehlende puzzleteilchen? wilfried spricht auch von einer ringdichtung, die zu den handelsüblichen ansaugstutzen dazu gehören würde.
in der werkstatt ist es kaum auszuhalten. das gewölbte wellblechdach sorgt für einen fast unerträglichen hitzestau. die verständigung mit henrico ist so gut wie nicht möglich, weil die boxen, die für musikalische untermalung sorgen und auf höchste lautstärke eingestellt sind, direkt an unserer arbeitsstation stehen.
gut. wir haben alles getan.
henrico hat immer noch die cdi im auge. für ihn ist es unbegreiflich, dass sie 10 anschlüsse aufweist, während die cdis, die bei den hondafabrikaten verbaut würden, nur über vier anschlüsse verfügen.
wie dem auch sei. das hilft uns jetzt auch nicht weiter. für den moment haben wir alles gegeben. unsere frustrationstoleranz ist ausgeschöpft. es hilft nur noch, das werkzeug zusammenzupacken und alle hoffnungen auf lima zu lenken.
ein mototaxi nimmt mich erneut an die leine.
henrico steht vor der werkstatt, und es fehlt nicht viel, dass er zum abschied noch die hand hebt.
ich verspreche ihm, nach erfolgter reparatur die vespa vorzuführen.
morgen abend geht für sie die große reise los. ich habe entschieden, dass ich nic wegen des werkstatttermins kontakte. zum glück verfügt er über whatsapp, so dass ich ihm auch den motorklang zuschicken kann.
wieder im hotel entnehme ich meinem smartie, dass sich rolf und wilfried weiterhin gedanken machen. ich werde morgen als letzte aktion den vergaser komplett neu einstellen, die zündkerze wechseln und nach den dichtungsring sehen.
wenn es tatsächlich einen dichtungsring gegeben hat, auf die ferreteria, die bestimmt einen passenden im sortiment hat.
die geplatzte emaille in gestalt der teilnahmsvollen tips aus chile und ritterhude wirkt wunder.
schon nach einer halben stunde im hotel ist die motivation wieder da. zwar werde ich heute nichts mehr unternehmen, aber morgen früh der vepse und henrico einen weiteren besuch abstatten. vielleicht hat sich der ominöse dichtungsring dort noch eingefunden?
ich halte eine ausgiebige siesta und verwöhne mich anschließend mit einer kühlen cerviche und anschließend mit einem stück apfelkuchen und einem cappuchino.
der weberknecht hat mittlerweile seinen rettungsanker wieder eingeholt und bewegt sich vorsichtig, aber weiterhin gut besohlt erneut richtung badewannenwand.
10.01.
zwei dekaden bleiben noch. bis spätestens 30.01. muss ich im schlimmsten fall mein touristenvisum verlängert haben.
der weberknecht wird sich bis montag nächster woche in seiner umgebung einrichten und hoffen, dass ihn nicht außergewöhnliche umstände in die hoffnungslose dunkelheit des rohrleitungssystems verschwinden lassen.
vor dem aufstehen buche ich den flug und stelle nach dem dritten versuch fluchend fest, dass sich mit jedem erneuten versuch der ticketpreis nach oben schraubt.
ich werde am montag nächster woche gegen 14:30 uhr in lima landen. genau zu dem zeitpunkt, zu dem die papas - maschine gen rom abheben wird. ich vermute, es wird stunden benötigen bis ich das ankunftsgebäude verlassen habe.
mit seinem abschied aus peru, passen sich die hostel- und hotelpreise wieder dem normalen niveau an.
ich habe etwas sorge, ob ich in meinem hostel in miraflores noch unterkomme. es klappt.
der schraubendreher mit einem 20 cm langen schafft ist schnell besorgt. die jungfräuliche zündkerze habe ich im rucksack.
das erbarmungslose tropenklima mit nahezu wolkenfreiem wetter lässt mich die dienste eines mototaxis in anspruch nehmen.
henrico sitzt an seinem schreibtisch. seinem gesichtsausdruck ist zu entnehmen, dass er sich freut, mich wieder zu sehen.
ich spreche ihn auf den dichtungsring an, der in deutscher sprache o-ring genannt wird. ich bemühe google translate, um ihm zu erklären, was ich meine. als er aber dann auch den begriff o-ring nennt, muss ich mich schon ein wenig amüsieren. warum einfach, wenn es auch kompliziert geht.
er nimmt einen zettel und macht eine zeichnung, aus der zu erkennen ist, dass der o-ring in einer nut des ansaugstutzens eingelassen ist.
ich bin beruhigt und glaube ihm.
die senoritas im büro der spedition haben sich schon an mein kommen und gehen gewöhnt.
ein kurzes nicken ihrerseits, und ich kann mich im schattigen unterstand der vepse widmen.
zuerst öffne ich den zweiten koffer. ihm entströmt ein geruch nach nassem stoff, der schon seit längerem auf dem mühsamen ist, unter widrigen bedingungen, wieder trocken zu werden.
meine motorradjacke, die ich bisher nicht benutzt habe, zieren stellenweise weisse schimmelüberzüge. gut, dass die sonne vom himmel knallt.
es gibt hier in peru schöne bunte und große einkaufstaschen. in die werde ich später die sachen verstauen. einge regengüsse bekannten kalibers werden mich noch erwarten.
die zündkerze ist schnell eingesetzt. der motor springt nach dem dritten versuch an. keine veränderung.
das einstellen des vergasers hat zwar einfluss auf die drehzahl, nicht aber auf das laufverhalten insgesamt.
bis die sachen getrocknet sind, wird die vepse einer weiteren, etwas intensiveren reinigung unterzogen. auch der motorraum bleibt von meinem putzfimmel nicht verschont. so haben die mecanicos in lima einen sauberen operationsherd.
bevor ich den platz verlasse frage ich noch einen pausemachenden lageristen, ab wann heute abend geladen würde. er empfiehlt mir, um 18:00 uhr da zu sein.
ich sehe im truck nur noch das hell leuchtende nummernschild, als ich wieder auf den platz komme. ansonsten ist sie schon mit anderem ladegut zugebaut. ich hätte zwar noch gerne gesehen, ob sie richtig vergurtet ist und hoffe nun auf die profis. loslassen ist das stichwort...
die kommenden tage werden ruhiger. ich hoffe auf einen kräftigen tropenregen, damit die temperaturen wieder halbwegs erträglich werden.
11.01.
klopfen geht anders.
in der regel dreimal, dann wird die tür geöffnet. hier werden die holztüren, die nicht unbedingt bündig in der türfüllung hängen, regelrecht malträtiert. nicht etwa mit dem knöchel wird einlass erbeten, sondern mit der faust. fast könnte ich fragen: mit nur einer faust? schon mehrere male habe ich ernsthaft erwogen, ob der angerufene vielleicht seinem sanften tod entgegengeschlummert ist? leonardo - so nenne ich den schläfer - gibt keinen mucks von sich. es ist schon spät. 05:00 uhr früh. da interessiert es keinen, ob noch andere hotelgäste schlafen wollen? diese prozedur wiederholt sich im viertelstündigen abstand vielleicht drei oder vier mal. leonardos aufwachgewohnheiten scheinen bekannt zu sein. endlich kommt - auch für mich gut zu vernehmen - die verschlafene antwort. si!
ein anderes peruanisches erscheinungsbild - auch beim nachhausekommen nach einer feuchfröhlichen nacht werden die anderen hotelbewohner vergessen. der absacker steht noch aus. die türen bleiben wegen der stauhitze weit geöffnet, eine stunde zieht sich das hin, unterbrochen von lauten lachsalven und ebenso lauten dialogen. da hilft auch kein europäisches und gebrülltes descansar pro favor!!! bitte ruhe!!!
das führt noch nicht einmal zu einer kurzen pause der betroffenheit.
ich drehe mich noch einmal um, aber an schlaf ist nicht mehr zu denken.
wird die vepse ihr ziel wohlbehalten erreichen? ich kenne die strecke, die sie bewältigen muss. es sind gute straßen. ich hoffe, dass der schlammlawinenabgang von vor 4 bis 5 wochen beseitigt ist und der überlange truck nicht die carretera antiqua nehmen muss...
ich überlege, wie und wann die vepse vom speditionsparkplatz zur werkstatt kommt. so wie hier gibt es dort keine mototaxis, die mich an die leine nehmen könnten. die autotaxifahrer würden das nicht machen. nic, mein werkstattkontakt kennt einen transportunternehmer, der darauf spezialisiert ist. in dem moment, als ich nics adresse aufrufen will klingelt das smartie und nic ist dran.
er macht sich gedanken und scheint zu planen. das ist beruhigend. er erkundigt sich nach dem ansaugstutzen, ob ich ihn dabei hätte. damit wir uns nicht missverstehen schicke ich ihm ein foto davon. wir besprechen, dass er für mich den transporter kontaktet, ich solle ihm die adresse der spedition in lima nennen. später schicke ich ihm neben dem foto der visitenkarte auch noch eines von dem "zerschossenen" ansaugstutzen mit der frage, ob er den vulkanisieren könne? seine umgehende antwort lässt meine hoffnungen wachsen: 4 gestreckte daumen nach oben.
ich werde nic anrufen, wenn ich gelandet bin.
wie das immer so ist - die guten ideen kommen immer dann, wenn nur noch der konkunktiv eingesetzt werden kann:
ich hätte doch den ansaugstutzen gestern noch einmal ausbauen und die beiden öffnungen mit panzerklebeband luftdicht verschließen können. ich hätte einen schlauch mit der seitenöffnung verbinden und den ansaugsutzen in ein mit wasser gefülltes waschbecken legen können, um dann zu sehen, ob luft nach aussen dringt.
aber das können wir auch nächste woche noch nachholen.
rolf begleitet die vepse gedanklich nach lima. während er dabei ist 3.000 m2 rasen zu mähen spielt er unterschiedliche lösungsvarianten durch. hat die vespa einen drehzahlbegrenzer? ich würde sagen nein. kurz darauf kommt ein bild, dem zu entnehmen ist, dass die vepse tatsächlich so etwas hat. wenn dieser also defekt ist und die drehzahl schon in den niedrigeren umdrehungen begrenzt, ist klar, dass die vepse nicht auf touren kommt.
wilfried fragen, die werkstatt in köln fragen und googeln.
ansonsten genieße ich die verhältnismäßige ruhe und freunde mich mit einem skoda yeti an. der kangoo kommt langsam in die jahre...
12.01.
es ist zeit für eine bestandsaufnahme.
seit wann schwächelt die vepse? vielleicht lässt sich dann der mögliche fehler leichter eingrenzen?
ich komme nach dem querlesen des blogs zu dem ergebnis, dass mit dem wechsel der benzinpumpe in cusco das dilemma angefangen hat. knapp habe ich es danach noch bis pisaq geschafft und nach einem fehlstart bis wenige kilometer vor ocongate.
die symptome, die aufgetreten sind, habe ich glücklicherweise in meinem blog einigermaßen ausführlich beschrieben. das kann eine hilfe sein, wenn ich nächste woche in der werkstatt bin.
zu dem habe ich heute eine liste erstellt, die wir in lima punkt für punkt abarbeiten, und uns so der fehlerquelle nähern werden.
13.01.
kaum fallen die temperaturen, steigt der energiepegel.
zwar kam am sehr frühen morgen noch ein weiteres stichwort dazu, das für unruhe gesorgt hat, aber dank der schnellen sprachnachricht von wilfried bin ich einigermaßen beruhigt. wenn die kompression gut sei und das scheine sie zu sein, weil die vepse gut anspränge, müsse ich mir um die steuerkette keine sorgen machen. ausserdem habe sie eine spannautomatik.
die ventile werde ich aber einstellen lassen. das ist bei der vepse ein großer akt, weil der zylinderkopfdeckel nur dann abgeschraubt werden kann, wenn der vordere teil der vepse vom hinteren abgenommen wird. erst dann ist genug platz, um den deckel abzunehmen, die ventile zu sichten und einzustellen. alle 20. tsd km sind diese einstellarbeiten erforderlich. etwas früher kann nicht schaden.
vier tage haben wir nächste woche zeit.
die gestern erstellte liste habe ich heute noch ins spanische übertragen und drei ausdrucke im rucksack. so ist ein systematisches abarbeiten der fraglichen punkte möglich. es sind 22 an der zahl. ich hoffe, dass wir nach den ersten 5 die fehlerursache beseitigt haben.
14.01.
die siesta nach dem frühstück wird jäh unterbrochen.
24 stunden vor abflug kann ich mich online einchecken. wenn ich keinen mittelplatz haben will, muss ich das jetzt machen.
als ich den flug vor ein paar tagen online gebucht habe, habe ich den beleg ordnungsgemäß gespeichert, um den erforderlichen code für das check in zur verfügung zu haben.
da, wo das dokument liegen sollte, liegt es nicht. auch ein durchsuchen aller laufwerke kommt nicht zu dem gewünschten ergebnis.
mir fällt ein, dass ich wieder einmal den rechner aufgeräumt und überflüssiges gelöscht habe. da war dann auch das gesuchte dokument dabei.
nach der ersten schrecksekunde fällt mir ein, dass beim einchecken vor ort nur nach dem pass gefragt wird.
um aber selbst einfluss auf die platzwahl nehmen zu können, muss ich meine siesta richtig unterbrechen und zum flughafen fahren.
dort ist es glücklicherweise leer, die schalter aber geschlossen.
ich habe aber glück und treffe auf einen mitarbeiter der airline starperu, der mir ohne no hay sofort und nach vorlage meines passes den code ausdruckt.
der rest ist ein kinderspiel. der fensterplatz weit genug von der sichtstörenden tragfläche ist bebucht.
der countdown in puerto maldonado läuft. es wird hand angelegt. der rasen auf der plaza de armas ist frisch gemäht, abgeblätterte farbe von grauen betonmauern abgespachtelt und erneuert, die dachvorsprünge vor den tiendas weiss gestrichen und die laternenpfähle mit papa-plakaten geschmückt. papa te espera - ich warte auf dich, ich hoffe auf dich.
sein programm für die wenigen stunden ist dicht gedrängt.
ankunft um 10:15 uhr, abreise um 14:35 uhr nach lima.
Treffen mit den indigenen völkern des amazonasgebietes im stadium (5.000 plätze)
Treffen, gebet und segnung der einheimischen und pilger auf dem platz des insituts jorge basadre (historiker, der viel über die unabhängigkeit perus geforscht und geschrieben hat)
Besuch des waisenhauses der kleine prinz
Mittagessen mit den repräsentanten der indigenen völker
Rückkehr nach lima
das ist nur ein tag. die übrigen tage unterscheiden sich von der programmdichte kaum.
unglaublich, über was für eine kondition er verfügt!
ich werde das ereignis in puerto maldonado vielleicht über tv von lima aus verfolgen können.
morgen um 13:05 Uhr geht mein flieger. um 14:30 uhr lande ich und hoffe, dass ich schnell bei der spedition sein werde. sobald ich weiss, dass die vepse angekommen ist, werde ich über nic versuchen, den transport zur werkstatt ohne verzug zu organisieren.
auch das vepsen-timing ist dicht gedrängt. ihr bleiben auch nur vier tage - höchstens 5.
am 22.01. fliege ich zurück. die vepse wird dann zum dritten mal den weg über die anden nehmen.
zum glück nur im huckepack.