Cyhoeddwyd: 13.07.2018
Auch Finnland empfängt uns mit Nieselregen und einer hunderte-kilometerlangen, kerzengeraden Strasse im norwegisch/finnischen Niergendwo-Grenzgebiet. Die Landschaft ist geprägt von Wald, dann kommt Wald und dann nochmal gaaaanz viel Wald. Dazwischen hunderte, nein tausende kleiner Seeen und Moor- und Sumpflandschaft (Brutstätte der Mücken). Die Temperatur schießt von 8°in Norwegen auf 15° Nordfinnland hoch. Es nieselt leicht und wir haben eine hohe Luftfeuchtigkeit. Als ich glücklich das erste mal meine Füße auf finnischen Boden stelle, zack - gleich ein Dämpfer. Finnland macht seinem Ruf alle Ehre. Es summt und brummt um meinen Kopf herum. Millionen Mücken in der Luft. Kleine fiese Biester. Einmal kurz die Türe auf, und schon sind sie drin (die haben nur drauf gewartet) im Bus. Na super - das macht so keinen Spaß. Selbst Amy wird es zuviel. Sie sitzen überall auf ihr und auch im Gesicht. Wir beschließen, uns auf den Weg an die Küste zu machen, dort geht immer ein Windlein und es soll besser sein mit den Mücken. Wir haben halt Mitte Juni - und die Hauptmückenzeit in Finnland/Lappland ist Mitte Juni bis Ende Juli (na toll). Unterwegs wollen wir aber trotzdem noch ein paar Sehenswürdigkeiten mitnehmen (wann kommt man schon mal nach finnisch Lappland).
Wir sind im Sami (ehem. Lappen)- Gebiet. Man sieht tolle bunte Holzhäuser, Husky-Stationen (Touren leider nur im Winter), Arctic-Stationen, Indianerzelte und natürlich Rentiere. Alles ist auf die Wintersaison ausgerichtet. Im Sommer fahren hier nur die Norwegenbesucher durch. Die Campingplätze sind komplett leer. Wir besuchen ein tolles Resort mit Glasiglus. Dort kann man im Winter vom Bett aus Aurora borealis (Polarlichter) kucken. Toll. Schade dass keine Polarlichtzeit ist (aber vielleicht ein Grund nochmal im Winter zu kommen?). Zudem gibt es traumhafte Blockhütten zu mieten. Innen mit offenem Kamin und die ganze Einrichtung aus Holz. Wir werfen verstohlene Blicke durch die Fenster - echt toll. Es gibt traditionelle Schwitzhütten. Langhäuser für 15-20 Menschen. Die sitzen im Kreis und in der Mitte wird Lagerfeuer gemacht... und dann wird geschwitzt. Solche Häuser sieht man hier (zusätzlich zur Sauna - die hat hier eh jeder im Garten stehen) häufig.
Wir fahren weiter Richtung Süden. Die Strasse führt uns fast kerzengerade aus. Unser Navi sagt Achtung in 148km ein Kreisverkehr. Na danke - dann können wir uns ja jetzt schon mal drauf vorbereiten. Die Polarsonne strahlt vom Himmel und wir fahren durch eine tolle Wald-Seeenlandschaft (im Bus toll - draussen geht so). Wir besuchen die Goldgräberstadt Tonkaavaara. Hier kann man für 60 Euro einen Tag Goldschürfen. Man bekommt eine Ausrüstung geliehen und einen Einführungskurs. Uns hindern ein bissen die Mücken daran, uns hierfür zu begeistern (der Plan war eigentlich Gold zu finden und reich zu werden). Die Mücken siegen schließlich und wir entschließen uns stattdessen endlich mal wieder ein Bier (im Saloon) zu trinken. Stolze 13 Euro für zwei Gläser Bier. Das wahre Gold in flüssiger Form. Wir beschließen, für 13 Euro müssen die Gläser mitdrinn sein. Als Andenken.
Weiter gehts bei warmen 20 Grad und Sonnenschein (die Polarsonne hat eine wahnsinns Kraft), nahe der russischen Grenze, in Richtung Süden. "Flaschenbürstenkiefern" (die sehen echt so aus), säumen den Weg. Auf der Strasse vor uns plötzlich ein stattlicher Rentierhirsch mit dem größten Geweih, dass ich je gesehen habe. Er steht da und schaut uns entgegen. Auf die Seite gehen und Platz machen- denkste. Wahrscheinlich will er fotografiert werden, was ich natürlich auch gerne gleich erledige. Kilian will ihn essen, ich will ihn streicheln!! So sind wir Menschen verschieden. Die Namen der Städte werden völlig unaussprechlich. Während man in Norwegen noch einiges umsetzen konnte ins Deutsche, und somit verstehen, ist in Finnland Schluß damit. Nix erinnert mehr an irgenwas bekanntes. Wir verstehen nur Bahnhof, geniessen aber den Radiomoderator der auch Freestyle rappt. Irgendwie hört es sich cool an. Wir kommen vorbei an Rentierscheidungen, dass sind riesige Gehege, in denen im Herbst die Rentiere zusammengetrieben werden und dann wird entschieden, welche geschlachtet werden, und welche wieder freigelassen werden zu Zucht. 70% der Sami leben hier oben noch von der Rentierzucht, der Rest vom Tourismus. Viel anderes ist hier oben im Niemandsland auch nicht möglich. Es gibt nur 3 Strassen, die von Norden in Süden führen. Eine an der schwedischen Grenze, eine in der Mitte und eine an der russischen Grenze. Und an diesen 3 Strassen spielt sich alles ab. Da leben die Menschen. In Finnland gibt es keine anderen Strassen in den Wäldern. Dafür leben hier zu wenig Menschen. Die Wälder sind abolut undurchdringlich. Kein Weg, kein Pfad und viel zu viele Felsen, Steine und Heidelbeeren zum laufen. Irgendwann im Niergendwo, auf der kerzengeraden Strasse, wird diese plötzlich super breit. Zweispurig auf beiden Seiten mit dickem Seitenstreifen. Wir wundern uns! Was geht denn hier ab? Dann sehen wirs. Kurzerhand ist hier die Hauptverkehrsstrasse auch (zusätzlich) eine Flugzeuglandebahn. Spannend. Zum Glück kommt grad keins angeflogen.
Dann kommen wir am Polarkreis an. Ab jetzt geht die Sonne (ganz kurz) unter. Dunkel oder dämmerig wird es trotzdem nicht. Hier wohnt totsicher (laut den Finnen) Santa Claus!! Ja ihr habt richtig gehört. Die Schweden wollen uns aufbinden, er lebt bei Ihnen, die Norweger behaupten, er kommt von dort oben... und die Finnen... die wollens wirklich wissen... und haben hier für Santa ein ganzes Dorf aufgebaut. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Weihnachtslieder schallen über das ganze Riesengelände (und zwar Tag und Nacht- wir wissen das, weil wir blöderweise da auf dem Parkplatz übernachtet haben). Es gibt ein Santa-Hotel, Santa-Souveniershops, Weihnachtsdeko-Läden, die Santa-Claus Poststation, eine Huskyfarm, eine Rentierfarm, ein Ice-Hotel (im Winter), und man kann (ja wirklich!!) Santa persönlich treffen und für ein schweinegeld ein Bild mit ihm machen (wenn man das will). Es werden Menschenmassen in Reisebussen angekarrt. Alle bewaffnet mit Kameras (so wie wir) und alle knipsen staunend alles (so wie wir). Im Santa Haus (man müsste es wissen - vom Namen her) gibt es einen tolle Rundweg im Innern. Da staunen nicht nur die Kinder, sondern auch wir und laufen einfach mal drauf los. Man fühlt sich wie im Europapark im Kinderland. Es geht weiter und weiter und plötzlich um die Ecke ein helles Licht!! Oh nein da hinten sitzt Santa. Nein da wollen wir nicht hin... und nein wir wollen kein Foto für teures Geld... was tun es ist eine Einbahnstrasse?? (die sind nicht dumm die Finnen). Doch wir kennen nix. Klettern über ein paar Absperrungen und kommen sicher wieder ins Freie - ohne teures Foto. Wir sehen unten am Ausgang Menschen mit langen Gesichtern rauskommen. Denen ging es wohl gleich wie uns... die wollten nur Anstandshalber nicht umkehren. 45 Euro für 2 Fotos. Hihi - nicht mit uns.-
Es zieht uns weiter Richtung Küste. Wir wollen dort erst mal auf einen Campingplatz für mindestens 5-7 Tage. Es ist drei Wochen her seit dem letzten. Wir sollten unsere Kleider waschen,wir sollten Knut waschen und uns selber auch mal wieder so richtig. Und ausserdem, das ist der Hauptgrund (lacht jetzt nicht): Wir brauchen dringend Urlaub vom Urlaub. Ja echt! Ich weiß das hört sich echt schräg an, aber unsere Köpfe sind so voll mit Eindrücken und Bildern. Das muss man erst mal verarbeiten. Wir haben in Norwegen so tolle Momente gehabt, so tolle Orte besucht.... das muss man erst mal im Kopf sortieren und abspeichern.( Wir haben eigentlich das wahnsinns-tolle Schweden noch nicht richtig verarbeitet). Wir müssen Platz im Kopf machen für Neues!!. Sonst kommt man an tolle Orte und kuckt sie nicht richtig an.... das ist schade... denn an die meisten Orte werden wir in diesem Leben nicht nochmal kommen. Ein Campingplatz kurz vor Oulu wird der unsere. Es gibt eine Waschmaschine, es ist kaum was los und wir können (da wir keinen Strom brauchen - Solaranlage auf dem Dach) auf der Zeltwiese parken und haben somit einen kleinen Vorgarten ganz für uns allein. Direkt am Meer- was will man mehr (merkt ihr den Reim :) ). Wir lernen das nette junggebliebene Renterehepaar Karl-Heinz und Rosi und ihren süssen Hund Napoleon kennen. Die zwei sind im Winter in Spanien (wie toll) und im Sommer zuhause oder mit dem Womo unterwegs. Im Moment machen sie eine Ostseetour; zusammen mit dem Bruder und der Schwägerin. . Nur dass die zwei mit den Fahrrädern fahren (ja es gibt echt viele so Verrückte). Und Karl-Heinz und Rosie und Napoleon mit dem Womo. Die warten dann immer bis die Fahrradfahrer hinterher kommen. Ihre Tour ging bisher von Polen über Littauen, Lettland, Estland... jetzt Finnland.. dann weiter nach Schweden, Dänemark und wieder zurück nach Deutschland. Alle Achtung oder? Die zwei Radfahrer waren sogar noch in Russland mit den Rädern, wurden von Hunden gejagt und von der Polizei vernommen (waren versehentlich im Atomgebiet unterwegs). Amy und Napoleon sind gleich ein Herz und eine Seele und Amy holt ihn immer zum spielen ab. Total süss. Sie rennt rüber... mit gebührendem Abstand zu den fremden Menschen bleibt sie stehen.. und bellt zu Napoleon rüber... komm spielen... . Das lässt der sich nicht zweimal sagen... und dann fetzen die zwei über die Wiese. Die Fahrpause tut nicht nur uns gut... .auch Amy braucht sie.. und mal wieder Kontakt zu Artgenossen. Am nächsten Morgen- Napoleon zieht mit Herrchen und Frauchen weiter - haben wir einen depressiven Hund im Vorgarten liegen. Amy vermisst ihren Napoleon und liegt einen geschlagenen Tag auf der Wiese und schaut in die Richtung wohin er verschwunden ist. Ja - Trennungsschmerz gibts auch bei Hunden. Machts gut Ihr drei!! Hat uns gefreut euch kennenzulernen.
Am nächsten Tag fahren wir weiter. Wir wollen auf die Insel Hailuoto. Eine kleine Insel mit tausend Einwohnern und anscheinend vielen Sandstränden und Dünen. Eine der vielen süssen quitschegelben Fähren bringt uns kostenlos in 30min dorhtin. Die gehören hier zum öffentlichen Straßennetz und sind immer kostenlos.Wir sind gespannt. Die Insel empfängt uns mit Nieselregen und supergrauem Himmel. Der einzige Campingplatz hat wegen Verwahrlosung geschlossen ( wahrscheinlich verirrt sich kaum ein Tourist auf diese kleine Insel). Wir finden trotzdem ein nettes Plätzchen direkt am Meer. Als es endlich aufhört zu regnen, wollen wir spazieren gehen. Gleich stürzen sich tausende Mücken auf uns (als hätten sie nur auf uns Touristen gewartet). Sie sitzen überall auf uns und auf Amy. Das macht keinen Spaß so - also schnell wieder rein in Bus... Ätzend!! Am nächsten Morgen um 5 Uhr sind wir alle wach. Es windet, d.h. es gibt keine Mücken. Toll. Ich geh mit Amy spazieren und Kilian geht angeln. Nach dem Gassi schleich ich los (mit Kamera und großem Objektiv bewaffnet). Hier soll es Seeadler und andere interressante seltene Vögel geben. Ich hoffe auf ein paar tolle Fotos. Am End vom Lied hab ich nur ein paar Strandfotos und Kilian keinen Fisch!! - Wir wollen runter von dieser Insel. Wir wollen in den Süden. Es sind 12°. Wir sind einfach noch ziemlich weit oben am Polarkreis.
Auf unserem weiteren Weg in den Süden, kriegen wir nicht einmal das Meer zu Gesicht. Stattdessen wieder kerzengerade Strassen durch schier endlose Fichten- und Birkenwälder. Hier wachsen sie wieder, die tollen bunten Lupinen überall am Strassenrand. Unser Navi zeigt wieder an: nächster Kreisverkehr in 150km!! Super!! Wir bereiten uns schon mal drauf vor. Es ist sehr einschläfernde und langweilig immer die gleiche Landschaft zu haben. Wir sind verwöhnt von Schweden und Norwegen. Da kommt alle paar Kilometer wieder ein OHHH oder AHHH, weil es wieder was tolles zu sehen gibt. Fast keine Womos sind hier oben unterwegs. Geschweige denn Deutsche (macht nix). Zwischendurch kommen einige Kilometer Tundra. Waldlose Steppe soweit das Auge reicht. Nur bedeckt mit Moosen, Flechten und Heidekraut. Elchwarnschilder alle paar Kilometer. Die paar Häuschen, die ab und zu am Weg kommen, sind meistens wieder im netten schwedenrot gestrichen. Schön anzusehen. Die Ortschaften sind nicht mehr auszusprechen. Ä und K und Ö sind wohl die Lieblingsbuchstaben der Finnen. Wir müssen tanken. In Finnland muss man vorher im Automat eingeben, für wieviel Euros man tanken möchte. Diesel kostet 1,39Euro. Das kann man verkraften. Auch einkaufen verursacht keine Ohnmachtsanfälle mehr. Obst und Gemüsse sind sogar recht billig. Wir gehen das erste mal in einen staatlichen Alkoholverkaufsladen. Ich will endlich mal wieder einen guten Roten trinken. Und siehe da! Es gibt sogar meine Lieblingsmarke und sie kostet grade mal 3 Euro mehr als bei uns zuhause. Ich freu mich und leiste mir zwei Flaschen. Wir finden einen tollen Platz am kilometerlangen Monster-Sandstrand mit spektakulärem Sonnenuntergang vom Bett aus. Die Sonne geht inzwischen um 12 Uhr unter und um 2 Uhr wieder auf. Es stürmt ziemlich (naja dafür gibts keine Mücken). Wir machen einen langen Strandspaziergang. Amy freut sich auch endlich mal wieder rennen zu können. Am nächsten Tag steht Sight-Seeing auf dem Programm. Wir begutachten die alte Speicherstadt von Kalajoki. Tatsächlich sind es aber nur ein paar leerstehende rote Holzgebäude am Fluß. Hier war wohl früher der Hauptumschlagplatz für alles. Der Place-to-be. Heute TOTE-HOSE. Egal, trotzdem schön anzusehen. Dann besuchen wir ein Freilicht-Dorfmuseum. Hier haben sie ein ganzes Dorf so belassen, wie die Menschen hier im 18. und 19 Jahrhundert gelebt haben. Zudem stehen noch ein paar alte Traktoren und Oldtimer rum. Interressant zu sehen, wie früher gearbeitet wurde. Die Samen die hier lebten, waren sehr kleine Menschen (sind sie auch heute noch). Ähneln ein bisschen den uns bekannten Indianern. Dunkle Typen. Hier hängen einige alte schwarz-weiß Fotos in den Häusern. Die Betten, Tische und Stühle sind winzig. Es gibt alle Handwerksarten zu sehen. Bäcker, Müller, Imker, Wagner... alles was man für ein intaktes Dorf brauchte.
Wir finden einen für Finnland supergünstigen Campingplatz bei Kukkuolo und ergattern ein Platz direkt (wirklich direkt, ca. 1,5m) am Wasser. Hier gefällts uns. Es gibt Brennholz, wir sind fast alleine. Wir beschließen ein paar Tage hierzublieben. Der Wetterbericht bringt Schönwetter. Endlich. Wir wollen Kanufahren, lesen, grillen und chillen. Finnland muss noch ein bisschen was zeigen, dass wir uns wirklich begeistern können. Bisher war entweder Mücken-Plage, Regen oder Sturm. Die geraden Strassen sind auch nicht wirklich spannend.... wir bleiben optimistisch. Finnland hats natürlich nach Schweden und Norwegen auch nicht leicht. Nach diesen zwei Traumländern ist man doch etwas verwöhnt. Wir faulenzen, fahren Boot, grillen und chillen. Dann, am vorletzten Tag, fahren plötzlich zwei Autos vor. Finnische Männer und eine Frau, bewaffnet mit Brecheisen und Motorsäge, steigen aus. Nebenan ist ein verlassenes Dauercamperdomizil. Es liegt noch der Holzboden wo der Wohnwagen drauf stand, und eine Terrasse aus Holz gibt es auch noch. Das alles soll jetzt abgerissen werden. Plötzlich vorbei mit Ruhe... die Motorsäge jault in unseren Ohren... . Wir beschließen, unsere Hilfe anzubieten. Ausruhen oder Lesen ist bei dem Lärm eh nicht möglich. Die können es nicht glauben!! What?! Really?? Wir kommen ins Gespräch. Wir mit Englisch und sie mit einer Mischung aus Finnisch-Englisch. Zum totlachen und wirklich schwer zu verstehen. Wir erzählen von unserer Reise, und dass wir wirklich gerne helfen. Gesagt - getan. Zusammen mit dem 18jährigen Sohn, Mama und Papa reißen wir alles ab und verladen alles auf einen Hänger. Die sind so begeistert dass wir helfen, dass er uns seinen Sauna-Schlüssel gibt. Direkt am Wasser neben uns (haben wir schon entdeckt gehabt), steht seine finnische Holzsaune. Die dürfen wir heute und gerne auch morgen und so lange wir wollen unser eigen nennen. Na da hat sich doch die Hilfe gelohnt. Sie bringen uns dann sogar extra noch trockenes Holz zum anheizen und zwei Tafeln finnische Schokolade kriegen wir auch noch oben drauf. Abends wird sauniert, imMeer gebadet und geruht bis spät in die Nacht hinein. Toll. So kann man es aushalten.
Wir bekommen einen Anruf von zuhause. Freunde von uns haben Nachwuchs bekommen. Liebe Steffi- lieber Uli: Herzlichen Glückwunsch zu diesem zuckersüssen Töchterchen - Juna herzlich willkommen in unserer Welt. Wir freuen uns schon Dich in einem Jahr kennenzulernen.
Am nächsten Tag zieht es uns weiter. Die Insel Kaskiluoto im Bottnischen Meerbusen ist unser Ziel. Man fährt dahin über Finnland längste Brücke. Insgesamt 1045m lang und der ganze Stolz der finnischen Architekten. wir wollen ins Kvarken Archipel. Ein Vogelschutzgebiet, dass man bewandert kann. - Gesagt getan. Tolle Landschaft, tolle Wanderung in der Schärenlandschaft. Zum Schluß gehts noch auf einen coolen Aussichtsturm (was für ein Ausblick da oben!!). Dann suchen wir einen Platz für die Nacht, und finden den auch gleich nebenan. Mit Sandstrand, Smoker und bereitliegendem Brennholz. (Hä? Echt? Sind wir in Schweden? - da kennen wir so was - aber in Finnland? Echt?). Wir freuen und und grillen Sparerips mit Honigmarinade und dazu buntes Sommergemüse. Gegessen wird direkt am Wasser. Anschließend parken wir Knut auf dem letzten Zipfel dieser Landzunge. Da passt der genau drauf. Wir sind direkt umgeben vom Wasser. Der Blick aus dem Bett: in alle Richtungen Meer. Was will man mehr wie so viel Meer?!
Dann gehts weiter Richtung Süden. Die immer noch kerzengeraden Strassen durch immer noch endlose Wälder machen einem ein bisschen mürbe. Es ist eintönig und langweilig so zu fahren. Zwischendurch sehen wir wenigstens ab und zu ein paar Häuser in schwedenrot gestrichen. In dieser Gegend, sprechen wohl alle Finnen schwedisch und die Häuser sehen auch alle aus wie in Schweden. Das kommt wohl noch von der schwedischen Besetzung früher. (bevor der Russe kam). Man kommt kaum ans Meer ran. Überall ist entweder undurchdringlicher Wald, oder es ist ein Dorf am Wasser. Auf der Halbinsel Reposaari bei Pori finden wir endlich einen richtig tollen Platz am Schärenmeer. Direkter Blick aufs offene Meer. Am nächsten Morgen gehen wir Gassi und entdecken im Wald ein Originalkriegsschauplatz von 1935. Hier hat Stalin im Winter 1935 Finnland angegriffen. Wow. Wir staunen nicht schlecht. Plötzlich stehen wir in einem echten Schützengraben und blicken es am Anfang gar nicht richtig. Die echten Bunker sind noch da und alle offen zum reinschauen. Drinnen noch die original Betten, Öfen, Schränke der Soldaten. Es gibt große Schießscharten die aufs Meer blicken und hunderte Meter lange Schützengräben. Überall um uns rum fliegen Nebelkrähen (erahnen die noch den Geist der hier gefallenen Soldaten??) und krächzen lautstark. Es ist ein wirklich gruselig anzusehendes Mahnmal.
Über eine schmale Deichstrasse verlassen wir am nächsten Tag die Insel in Richtung Süden. Langsam haben auch wir den Sommer erreicht. Wir haben morgens schon 25°. Wir sind aber jetzt auch im letzten unteren Drittel von Finnland angekommen. Hier blüht gerade der Raps. Das hatten wir in Deutschland, als wir Ende April losgefahren sind. Die Wiesen sind hier kunterbunt. Hier blühen wahnsinnig viele Blumen auf den Wiesen. Margerithen übersähen kilometerlang den Weg und werden dann abgelöst von wilden Lupinen die in allen Farben blühen. Schön anzusehen. Hier unten hört auch langsam der endlose, nicht enden wollende, Wald auf. Man sieht Dörfer und Wiesen. So macht das Autofahren wieder Spaß. Die Landschaft erinnert sehr stark an unser Allgäu zuhause (ausser dass die Strassen immer noch kerzengerade aus verlaufen). Wir beschließen nochmals einen Campingplatz anzusteuern und landen bei Turku im Landesinneren auf dem Lemmy-Campingplatz. Wow! Im Internet toll anzusehen. Mit Fluß zum Bootfahren usw. Die Realität sieht leider anders aus. Der Fluß ist ein Bachtümpel. Zugewachsen und dreckig. Wir sind die einizigen Deutschen - bzw. überhaupt die einzigen Fremden. Hier gibts nämlich nur finnische Dauercamper. Wir werden bestaunt wie im Zoo und wir hören unsere Nachbarn tuscheln (über die Deutschen). Insgesamt machen alle einen ziemlich mürrischen Eindruck, nur der Campingplatzbetreiber (ein Same mit schrecklich schlechtem Englisch) - überschlägt sich fast vor Freundlichkeit, als er erfährt, dass wir aus Deutschland (really??) kommen. Er kommt extra nochmals mit seinem Elektroroller vorbeigefahren und erklärt uns lang und breit die Saunazeiten. Hier gibts zwei finnische Holzsaunen, die man beide kostenlos benutzen darf. Wir haben 27° und eigentlich Sauna genug. Er kriegt große Augen als wir dankend ablehnen. Hier geht jeder in die Sauna!! Egal wie heiß es ist. Um 17 Uhr ist Damensauna (nein Danke!!) und um 18. 30 Uhr ist dann Herrensauna (auf gehts Kilian :) ) und anschließend gehen dann noch die Mütter mit den Kindern in die Kindersauna. Wow. Die Finnen zelebrieren das wirklich. Da wird sauniert... koste es was es wolle. Kilian hatte dann doch aber auch keine Lust, mit den extrem dicken finnischen Dauercampermänner zusammen in dieHerren- Sauna zu gehen. Warum denn nicht mein lieber Kilian hihi :) Wir beschließen trotzdem einen Tag hier zu bleiben. Hier gibts nämlich auch Waschmaschine und Trockner. Und das auch kostenlos. Das müssen wir ausnützen. Bettzeug und Kleidung waschen. - Und morgen gehts weiter Richtung Süden. Wir wollen zwar noch ein wenig die Schärenlandschaft zwischen Turku und Helsinki bestaunen, aber es zieht uns doch gewaltig weiter in Richtung Estland.ein
Unser Tischbein im Knut ist abgebrochen. Das muss geschweißt werden. Na toll!! Wir machen uns auf die Suche nach einer Werkstatt mit Schweißgerät und werden auch schnell fündig. Bei einer Husgvarna-Werkstatt fragen wir freundlich nach und ja - kein Problem- sollen in einer Stunde wiederkommen. Wir wollen die Zeit nutzen und aus dem Dorf rausfahren um mit Amy ein wenig zu laufen. Da denkt man doch: Kein Problem. Überall ist Wald. - aber Pfeifendeckel!! Wiedermal treibt uns Finnland an unsere Grenzen. Man kommt nirgends wirklich in den Wald rein. Nicht so wie bei uns oder in Schweden oder sonst wo.... Waldweg ... parken... loslaufen. Wir eiern eine geschlagene halbe Stunde rum und finden nicht eine Möglichkeit unsern Knut abzustellen und mal ein paar Meter zu laufen. Das gibts doch nicht.... da muss man erst mal die Nerven behalten. Irgendwann geben wir auf. Einfach so in Wald reinlaufen ist hier nicht möglich. Die Waldböden sind übersäät von Steinen und Felsen, Moosen und Flechten und Heidekraut. Laufen is nicht... rumstolpern schon. Also zurück zu Husgvarna. Da werden wir schnell milde gestimmt. 10 Euro und das Tischbein wurde nicht nur super geschweißt, sondern sogar noch neu schwarz lackiert. Das nennen wir mal Service.
Wir wollen nach Turku. Die Großstadt ruft. Turku war früher (als die Schweden hier das Sagen hatten) die Hauptstadt von Finnland. Dann kamen die Russen, und Zar Alexander der 1. erklärt Helsinki als Hauptstadt! So einfach geht das!! Man hört aus der Geschichte, dass es die Finnen nicht wirklich einfach hatten die vielen letzten hunderte von Jahren. Erst besetzten die Schweden Finnland, dann kommen irgendwann die Russen... und die armen Finnen können nix dagegen tun, weil sie ständig ihre Kriege verlieren. Wir finden in Turku einen kostenlosen Parkplatz mitten im Geschehen am Fluss Aurajoki. Hier spielt sich alles ab. Kneipen, Restaurants, Häfen, Baar, Partyschiffe... hier steppt der Bär. Wir stürzen uns ins rege Treiben. Es ist unvorstellbar heiß und es ist extrem viel los. Ja klar. Ferienzeit in Skandinavien. Ausserdem haben (warum auch immer?) viele Marineboote, Kriegsschiffe, Aufklärungsschiffe usw. im Hafen angelegt. Die finnische Marine ist komplett hier in Turku kommt es uns vor. Es wimmelt nur so von Matrosen, Kapitänen und solchen, die es noch werden wollen. Es gibt wahnsinnig viel zu sehen. Nach drei Stunden (unsere Füße wollen nicht mehr und der Hund auch nicht), beschließen wir, eine Ruhepause im Knut einzulegen und nochmal loszuziehen wenn es kühler wird. Und zwar ohne Hund (das ist zuviel für die Gute). Wir machen es uns im Knut gemütlich und schauen einfach nur raus ins rege Treiben. Wir stehen ja mitten drin. Alle laufen lächelnd am Knut vorbei. Er ist halt einfach ein Hinkucker. Einer will ihn uns abkaufen!! Ha! Im Leben nicht. das ist unser Zuhause erklären wir ihm. Abends ziehen wir nochmal allein los. Amy macht keinen Mucks. Die ist froh, dass sie nicht mehr mit muss. Es ist toll in dieser lauen Sommernacht mal in der Stadt zu sein. Wir wollen ein Eis essen. 1 Kugel Eis 5,10!! Ja richtig gehört. Da vergeht einem doch grad spontan die Eislust wieder. Egal wir schlendern durch Turku und bestaunen das nette Städtchen am Fluss bis nachts um 1 Uhr.
Am nächsten Morgen haben wir wieder genug vom Stadtleben und wollen weiter Richtung Helsinki fahren. - Und wieder haben wir unser Finnlandproblem. Mal schnell einen netten Platz am Meer ansteuern is nicht. Trotz Reiseführer und Google eiern wir rum und suchen und suchen und suchen - einfach nur ätzend.... es ist heiß, wir sind übernächtigt und euch ein wenig verkatert. Endlich werden wir fündig. Ein neu angelegter Badeplatz für die Einheimischen. Mit neuer Fischputz- und Ausnehmanlage. Im See wimmelt es nur so von Fischen. Ein toller Platz für die Nacht. Wir gehen erst mal schwimmen und Kilian holt dann noch die Angel raus. Leider beissen nur sehr kleine Zackenbarsche an... die lässt er wieder frei. Macht nichts. Habe eh schon gekocht. - Am nächsten Morgen um acht Uhr. Stimmen um den Bus. Ich linse vorsichtig durch die Jalousie und- oh nein - wieder mal typisch für uns. Der Radio macht ein Live-Interview mit dem Bürgermeister über die neue Fischputzanlage. Und Kopps mit dem Knut wieder mal mitten drin. Jetzt erst mal ruhig verhalten und schlafend stellen. Wir sind quasi gar nicht da. Als sie endlich fertig sind, packen wir auch schnell unsere sieben Sachen und fahren weiter in Richtung Helsinki. Wir haben eine Fähre nach Tallin gebucht. In drei Tagen am Samstagabends gehts los. Für 160 Euro für Bus, Mensch und Hund werden wir 2 Stunden lang nach Tallin/Estland schippern. Vorher machen wir noch einen Abstecher auf den Landzipfel Hanko. Hier machen die Reichen, die ganz schön Reichen und die unverschämt reichen Russen Ferien. Das wollen wir uns schon mal anschauen. Ein Parkplatz im Hafen ist schnell gefunden, dann ziehen wir mit Kamera bewaffnet los. Was für eine coole alte Stadt. Eine alte Holzvilla an der anderen säumen die Strasse. Was für tolle Häuser.Was für ein toller Schärenstrand. Was für ein tolles Flair. Ich bin echt begeistert. Wir sehen viele reiche Menschen mit schicken Klamotten und viele Hunden an der Leine. Wir passen nicht so recht ins Bild dort das ist uns klar. Macht aber nix. Die Russen starren uns weniger an als die Finnen auf dem Dauercampingplatz. Hier interressiert es keinen wie man aussieht. Wir machen eine ausgiebige Stadtrunde. Es ist auch grad noch ein Konzert und ein Markt wird auch gerade aufgebaut. Wirklich nett anzusehen alles. Nach zwei Stunden haben wir genug. Wir wollen wieder raus aus der Stadt. Und wieder geht das gleiche Drama los. Wo können wir nett stehen für die Nacht? Unsere Ansprüche waren hoch nach Schweden und Norwegen. Inzwischen haben wir sie extrem runtergeschraubt. So Träume, wie alleine am Wasser stehen, haben wir hier in Finnland abgelegt. In unserer Verzweiflung steuern wir wieder einen Campingplatz an. 45 Euro für die Nacht!! Ich glaub ich spinne. Nie im Leben!! Wir stehen dann doch lieber auf einem Schotterparkplatz zusammen mit anderen Wohnmobilen bei einem kleinen Dorf. Die letzten zwei Tage in Finnland checken wir nochmal auf einem Campingplatz in der Schärenküste Südfinnlands ein. Ein schönes Plätzchen im lichten Kiefernwald wird das unsrige. Finnland zeigt sich hier nochmal von seiner schönen Seite. Der Campingplatz kostet nur 15 Euro. Das Wetter ist traumhaft und die Schärenküste auch. Gassigehen ausserhalb des Campingplatzes gestaltet sich leider wieder sehr schwierig. Wege durch den Kiefernwald sind nicht zu finden. Drum klettern wir über die Schärenfelsen und geniessen nochmal die letzten zwei Tage am finnischen Meer.
FAZIT FINNLAND: Finnland hat es uns nicht einfach gemacht. Unser Start war wetter- und schnackentechnisch mies. Obwohl es ein tolles grünes Land mit wahnsinnig (fast zuviel) viel Wald ist, kommt man nirgends so richtig rein in die Wälder. Die kerzengeraden endlosen Strassen durch die ebenfalls endlosen Wäldern machen einem ziemlich mürbe. Auch an den tausenden Seeen hat man es nicht einfach. Gibts mal eine Schotterstrasse ans Wasser, steht da garantiert am Ende ein Haus und der Weg endet. Die Finnen sind auch lange nicht so freundlich wie die Schweden und Norweger. Wir erlebten die meisten Finnen (es gab auch Ausnahmen) recht grummelig und nicht wirklich aufgeschlossen oder freundlich. Die Ver - und Entsorgungsmöglichkeiten für Womo´s sind auch nicht wirklich vorhanden. Man muss zeitweise auf einen Campingplatz fahren um sein Campingklo leeren zu können. Das ist recht schade und in unseren Augen unnötig. In Schweden und Norwegen gibts Entsorgungsstationen an jeder Ecke. Ich will Finnland nicht unrecht tun...- vielleicht haben wir einfach ein bisschen Pech gehabt.... vielleicht waren unsere Ansprüche nach dem wahnninns-tollen Schweden und dem berauschenden Norwegen einfach zu hoch. Wir hatten auch tolle Plätzchen in den letzen drei Wochen - aber die mussten wir schwer suchen, oder eben dafür zahlen.
FAZIT Skandinavien: Den Norden Europas muss man gesehen haben. Je weiter man hoch kommt, umso mehr ist man begeistert. Die Landschaft und das Flair im hohen Norden sind einmalig. Schweden und Norwegen sind unbeschreiblich tolle Länder, die man in ein zwei Sätzen nicht beschreiben kann. Die langen hellen Nächte um Mittsommer sind etwas ganz besonderes. Man wandelt wie im Traumland. Die Mitternachtssonne und das Polarmeer werden wir nie mehr vergessen. Wir sind uns einig: Wir kommen wieder. Wie ein Urlauber mal zu uns sagte: Einmal Norden... - immer Norden. Ich denke er hatte recht. Wir träumen davon, den Norden auch mal im Winter zu besuchen. Aurora borealis steht noch auf dem Programm. Wir sagen tschüss Skandinavien - hallo Baltikum. - Am Samstag beginnt ein neuer Abschnitt unserer Reise. Wir sind ein wenig traurig den tollen Norden zu verlassen, andererseits sind wir extrem neugierig auf den Osten. Estland, Lettland, Littauen, Polen... Neuland steht bevor. Baltikum: wir sind bereit!!