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Intro Tansania 2017

Publikováno: 24.06.2017

Auch wenn ich gerne und viel rede, schreiben tue ich nicht besonders gern. Warum tue ich mir dann bloß diesen Reiseblog an?

Meine Familie und viele meiner Freuden und Kollegen haben mich gebeten, dass sie viele Eindrücke und Bilder von und vorallem während meiner Reise sehen wollen. Und ja, diese Reise verstehe ich wirklich als Reise, als ein "sich-aufmachen". Im Gegensatz zu meinen bisherigen Auslandserfahrungen außerhalb Europas (Brasilien, Japan, USA, Russland und China) wird es dieses Mal jedoch anders sein.

Zum einen werde ich alleine reisen. Meine Frau bleibt dieses Mal alleine zurück. Es wird mir sicher was fehlen (sie) - und ihr hoffentlich auch. Zum anderen ist es bei dieser Reise in Tansania nicht mein Ziel "von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu reisen" und eine imaginäre must-see Liste abzuhaken, sondern einen langersehnten Wunsch wahr zu machen: Etwas sinnvolles zu tun. Wie sinnvoll es tatsächlich werden wird, werdet ihr früher oder später hier lesen können. "Erwarte nie zuviel, dann wirst du nicht enttäuscht", lautet ein bekannter Spruch. Mit diesem Motto packe ich diese kurze Auszeit vom Alltag hier in Deutschland an.

Wenn ihr wissen wollt, was ich in Tansania mache(n werde), schaut immer wieder mal hier auf #klavo-tansania vorbei. Ich schreibe etwas zu dem Projekt, warum ich genau bei diesem Projekt mitmachen wollte und mein Tun vor Ort. Und natürlich werde ich immer wieder Bilder hochladen. Denn darauf sind doch sicherlich alle schon gespannt.

Euer Klaus 


Fakten:

Zielland: Tansania; Abflug: Dienstagabend, den 27.6.; Einsatzort meines Freiwilligendienstes: Mtwara; Rückflug: 4.8. (Ankunft 5.8.)

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Hamed
Hallo Klaus und vielen Dank für die Erstellung dieses Blogs. Zuerst einmal wünsche ich Dir eine besinnliche und sinnvolle Reise. Diese muss anscheinend nicht unbedingt eine „schöne Reise“ werden, obwohl dies auch nicht auszuschließen ist. Ich freue mich sehr über Deine „Erfahrungen“ zu erfahren, obwohl ich Deine „Erlebnisse“ nicht erleben werde. Damit es Dir nicht langweilig wird und ich (oder wir) auch nicht nur die Fotos, sondern auch die dahinter versteckte Gedanken zu „sehen“, würde ich mich freuen, wenn ich hier ab und zu schreiben darf und mit Dir über Dein Tun in ein Dialog trete. Keine Sorge! Ich werde Dir und Deinen Gedanken nicht zu nahe treten ;-) „Etwas sinnvolles […] tun“ hast Du als Motivation Deiner Reise genannt und bist dementsprechend auf die weiteste Eck der Welt gereist, was wiederum, wenn man diesen Gedanken weiter dreht, vielleicht folgendes in sich impliziert: hier hattest Du die Möglichkeit nicht, etwas sinnvolles zu tun! Und deshalb bist Du weggereist. Respekt! Dein Tun ist für mich interessant, da ich, um ehrlich zu sein, sagen muss, dass das, was Du als ein BMW-Ingenieur machst, in der Tat und im Vergleich mit dem, was man als in Wahrheit sinnvoll bezeichnet, tatsächlich etwas Sinnloses ist! Selbstverständlich meine ich mit „Du“ nicht Deine Person, sonder ein allgemeines „Du“, in dem sich jeder von uns mehr oder weniger manifestiert. Ein „Du“, das wiederum ein allgemeines „Ich“ ist. Auf der Arbeit und als reiner Ingenieur denken wir im wahren Sinne des Wortes nicht an „Du“ und „Ich“. Wir „sagen“ es schon und meinen es auch so, jedoch meinen wir es nicht als Endzwecke an sich, sondern eher als Mittel zum Zweck. Völlig entfremdet von dem „Subjekt“ sind wir als reine Ingenieure nur versenkt im „Objekt“; versenkt in einer Vergessenheit. Zum Glück sind wir aber nicht nur Ingenieure sonder auch Menschen. Dieses Mensch-Sein zwingt uns „manchmal“ zu sich zu kommen, d.h. zu „reflektieren“, was wiederum heißt: den Blick aus dem Objekt heraus zu ziehen und in die Subjektivität richten. Mit anderen Worten: den Kopf aus den Bildschirmen und den darauf abgebildeten Zahnrädern und Dichtringen und Schrauben etc. raus ziehen, den Blick aus der Gegenständlichkeit wegreißen und vielleicht auch manchmal auf das Menschliche in der Welt werfen. Ich habe das Gefühl, dass Du genau so etwas tust. Daher würde ich mich sehr freuen, an Deinen Erfahrungen und Gedanken teilnehmen zu dürfen. Vielen Dank für diese tolle Möglichkeit! Hamed

Klaus
Hallo Hamed, willkommen auf meinem Reiseblog. Ich habe mir damals tatsächlich Gedanken gemacht, ob ich das Wort "sinnvoll" schreiben soll oder nicht. Ich habe mich letztlich dazu entschlossen. Ich halte meine tägliche Arbeit aber dennoch auch für sinnvoll. Sie ermöglicht mir zum einen das Leben so zu führen, wie ich es tue und zum anderen macht mir die Arbeit auch Spaß -> darum sinnvoll. Sinnvoll ich es aber meiner Meinung auch, sich ab und zu zurückzuziehen und bewusst zu machen, was einem wichtig ist. Und aktuell ging es so heiß her, da war es sinnvoll sich etwas Zeit zu nehmen. Mir war hierbei aber auch wichtig den Blick nicht nur auf mich zu richten. Denn dann hätte ich ja auch den Jakobsweg oder einfach nur eine lange Bergwanderung machen können. Da meine Frau leider keine Zeit hat, hatte mich ein Abstecher nach Afrika gelockt. Hier werde ich auch viel mehr Eindrücke sammeln können. Die andere Kultur und Gebräuche werden meine Gedanken deutlich anregen. Nun, warten wir es ab. Sinnvoll ist es... ☺

Hamed
Hallo Klaus, weiter wünsche ich Dir eine sinnvolle Reise. Zuerst versuche ich nochmals mich klarer auszudrücken: 1) Dass Du Deine „tägliche Arbeit aber dennoch auch für sinnvoll“ hältst ist eine Sache, und ob sie an sich sinnvoll ist, ist eine andere Sache. Dass es „für Dich“ sinnvoll sein mag, heißt es nicht, dass es tatsächlich und „an sich“ auch sinnvoll „ist“. Eine Reduzierung der Sachen auf einen Relativismus bzw. Perspektivismus wird fatale logische und praktische Folgen haben! Genau so eine Verankerung des Wahren in den „für mich“ daseienden Erscheinungen. Daher geht es hier darum, was „an sich“ sinnvoll ist, und nicht darum was „Dir“ als sinnvoll erscheint. 2a) Dass Deine Arbeit es Dir ermöglicht, „das Leben so zu führen, wie [Du] es tue[st]“ und mit der Annahme, dass Du ein sinnvolles Leben führst, heißt immer noch nicht, dass die Arbeit an sich sinnvoll ist. Es ist durchaus möglich, dass Du das Leben so (wenn nicht besser) auch durch eine andere Arbeit oder gar durch etwas ganz anderes führen kannst. Die Arbeit ist also kein Zweck an sich, sondern ein „Mittel“ und ein Mittel ist immer ersetzbar. Es ist der Zweck, der einen Sinn targen kann, nicht das Mittel alleine, oder? Ich würde mich sogar etwas mehr vom Fenster lehnen und behaupten, dass alle „Gegenstände“ und „Prozesse“ und sogar menschliche „Kommunikationen“ auf Deiner Arbeit, alle nur Mittel zum Zweck sind und nicht Zwecke an sich. Und daher sinnlos! 2b) Bist Du sicher, dass alles was Spaß macht auch sinnvoll ist? Der „Spaß“ scheint nicht nur keine hinreichende Bedingung für Sinnhaftigkeit des Handelns sein, sondern sogar keine notwendige Bedingung. Dass etwas „Spaß“ macht und aus diesem Grund sinnvoll ist, scheint eher ein sehr oberflächliches Argument zu sein. Ich würde sagen, Spaß hat an sich mit Sinn nichts zu tun, obwohl die beiden manchmal „zufällig“ zugleich erscheinen. 3) Ich denke, wir haben noch unterschiedliche Begriffe davon, was „sinnvoll“ oder „sinnlos“ bedeutet. Ich denke, genauso wie der Inhalt nicht beliebig und davon unabhängig ist, wie er mir, Dir, oder einem anderen erscheint, genauso ist es die Form auch nicht beliebig. D. h. was „Sinn“ selbst bedeutet, kann auch nicht beliebig sein. 4) Ich behaupte weiter, dass eine Arbeit als reiner Ingenieur für ein Unternehmen wie BMW sinnlos ist, und zwar an sich sinnlos ist. Man kann schon daraus was sinnvolles machen, jedoch an sich ist es sinnlos. Nun zu Deiner Reise selbst: Du hast selbser geschrieben, dass es nicht Dein Ziel ist, "von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit zu reisen“, sondern „sich-aufmachen“ und „[e]twas sinnvolles […] tun“. Diese Worte waren für mich persönlich wie Wasser für einen Durstigen. Daher bin ich auf diesem Wege mit Dir ins Gespräch gekommen und bin immer noch ganz sicher, dass Deine Reise nicht nur Deine Gedanken, sondern auch meine anreichern kann. So freue ich mich auf Deine Meinung. Grüße, Hamed

Hamed
Hallo Klaus, Ich wollte noch einige Worte hinzufügen und dann auf Deine Antwort warten: Reicht das, wenn jeder von uns seine Arbeit mit bestem Wissen und Gewissen macht und durch eigene subjektive Zwecke, die er in seine Arbeit hereinsetzt versucht, dieser Arbeit selber einen Sinn zu geben? Meine Antwort lautet: Nein! Das ich denke, dass etwas sinnvoll ist, heißt nicht, dass es in Wahrheit sinnvoll ist. Es hilft auch nicht, wenn ich versuche etwas mit bestem Wissen und Gewissen zu tun. Trotzdem kann ich aus Unwissenheit Mittel zu einem bösen Zweck werden. Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Ich weiß nicht, ob Dir der Name „Adolf Eichmann“ was sagt. Hannah Arendt hat ein Buch über sein Gericht geschrieben, das einen sehr schönen Untertitel hat: Die Banalität des Bösen! Nun was bestimmt den Sinn der Arbeit bei BMW? Die Frage wird durch BMW so beantwortet: Die Qualitätspolitik von BMW und sein Zukunftsbild basiert auf vier Säulen: Wachstum, Zukunft gestaltet, Profitabilität, Zugang zu Technologien und Kunden. Das ganze basiert auf einem Fundament: „Werte und Grundüberzeugungen“. Der Punkt ist: Diese müssen kundenorientiert sein. Das heißt, der Kunde bestimmt letzen Endes, was die Werte des Unternehmens sind. Diese Werte bestimmen dann direkt und indirekt den substanziellen Sinn Deiner Arbeit. Dies hat jedoch per se zwei Probleme: erstens: Wer ist der BMW-Kunde und wer und was bestimmt seine Werte? Zweitens: was sind das überhaupt für Werte, die so subjektiv in der Luft schweben? Die Antwort ist nicht so schwer, wenn man sich mal die BMW-Kunden, ihre Mentalität, Weltanschauung, Gesellschaftsangehörigkeit, finanziel bedingte Kultur etc. vorstellt und sich vorstellt, was für Werte durch „solche“ Leute definiert werden könnten. Ich persönlich bin der festen Meinung, dass „Wert“ und „Sinn“ nicht hier zu finden ist. Grüße Hamed

Hamed
Hallo Klaus, Lange Zeit ist vergangen und es kam keine Antwort von Dir, obwohl Du über andere Sachen zu Deinem Projekt (das ich übrigens toll finde und sehr schätze) viel geschrieben hast. Ich kenne den Grund nicht und ich unterstelle Dir auch nichts. Ich hoffe nur, dass Du Dich durch jemanden, der Dein Blog (in dem es eigentlich um was anderes geht) mit Fragen über den Sinn einer Handlung und einer Arbeit quasi zumüllt, gestört fühlst. Wenn das so ist, dann bitte ich Dich darum, alle Kommentare zu löschen. Ich sah es jedoch als eine gute Gelegenheit mit Dir in Diskussion zu treten. Denn ich finde, dass eine Arbeit, die tust (das Projekt in Tansania) sehr sinnvoll und eine andere scheinbar sinnlos ist. Dieser enorme Kontrast ist meiner Meinung nach eine gute Basis, um über solche Sachen zu reden. Nun viele reden nicht gerne über solche Sachen. Manche aus Selbstschutz. Diese bevorzugen, weiter in eigenem Saft zu schmorren und fühlen sich durch solche komische Gedanken gestört. Manche machen das nach dem Motto: die Hand, die mich futtert beiße ich nicht. Diesen ist es egal, welche Hand diese Hand ist. Sie werden gut gefuttert und dafür lassen sie sich geistig kastrieren. Viele aber wissen oder fühlen es, reden jedoch nicht darüber. Politische Korrektheit nennen sie das. Denen ist es wichtiger z. B. zuerst ihre Kreditschulden zu vertilgen und erst dann sich Gedanken machen, was das Sinnvolle und was das Sinnlose im Leben ist. Bis dahin halten sie den Mund. Ein "Häusle" bauen/kaufen oder ein tolles Auto in der Garage haben oder ihr jährlicher Allesinklusiv-Urlaub ist ihnen wichtiger. Warum muss man sich überhaupt mit solche Gedanken beschäftigen, wenn das alles keinen Spaß macht?! Das, was keinen Spaß macht ist ihnen auch nichts wert. Wie es dem sei, möchte ich hier noch einige weitere Worte mit Dir austauschen und zwar mit der Hoffnung, dass Du vielleicht Dich doch noch dazu äußerst und mich vor allem dort, wo ich falsch denke korrigierst und diesen Monolog zu einem Dialog machst. Wenn nicht, dann bitte lösch alle meinen Kommentare. Vom Sinn und Zweck der Sachen: Es ist meiner Meinung nach klar, dass der Mensch als solcher nach einem Sinn des Lebens sucht. Dies gehört zu seinem Wesen. Dass nicht jede Einzelperson unbedingt so ist ändert nichts an dieser Tatsache selbst. Das mangelhafte Einzelne ändert nicht das Ideale. Vielleicht fragst Du, was denn dieses Ideale ist und was daran gut ist, wenn viele Einzelfälle scheinbar ihm doch nicht entsprechen. Wozu die ganze Spinnerei mit diesen Ideal- und Allgemeinbegriffen? Als Antwort kann man einiges sagen, vor allem, dass das Denken ohne Ideal- und Allgemeinbegriffe gar nicht möglich ist. Selbst ein Ingenieur rechnet und kalkuliert mittels Ideal- und Allgemeinbegriffe, die es in der Natur und unter den Einzeldingen gar nicht gibt. Wo gibt es z. B. einen Kreis oder eine gerade Linie? Trotzdem kann man ohne solche Begriffe kein Schritt weiter kommen. Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, was die Tatsachen an sich sind; auch wenn die Einzelfälle diesem Ansichsein nicht völlig entsprechen. Der Sinn hat eng mit dem Zweck zu tun. Wenn man in seiner Handlung nach einem Sinn suchen will, dann muss man sich mit den Zwecken auseinandersetzen und diese genauer betrachten. Nicht was man tut (denn das hat nicht direkt mit Zweck und Sinn der Sache zu tun) auch nicht warum ich oder du oder wir es tun (das macht den Sinn relativ, perspektivistisch und beliebig) ist wichtig, sondern warum die Sache selbst getan werden muss (d. h. der Sinn und Zweck der Sache an sich) ist der Maßstab, mit dem man den Sinn einer Sache messe kann. Verwechslung von Mittel und Zweck: Jede Arbeit als Produzieren hat auch notwendigerweise einige Nebeneffekte und -produkte. Diese sind jedoch der Sache selbst nicht wesentlich, sondern nur als Bonus vorhanden. Diese kann man meistens daran erkennen, indem man sich die Frage stellt "würde ich diese Arbeit weiter machen, wenn ich X und Y nicht bekommen hätte?". Wenn "ja", dann sind X und Y für mich nur Nebeneffekte bzw. -Produkte einer Arbeit und nicht der Zweck dieser Arbeit. Ein Beispiel für so einen Nebeneffekt ist das Geld. Allein viele Arbeiten, die die meisten Menschen machen, werden den Test, ob man sie auch machen würde, wenn man kein Geld dafür bekäme, nicht bestehen, was wiederum heißt, dass Geld verdienen, was eigentlich ein Nebeneffekt einer wahren Arbeit (dazu sage ich noch etwas) sein sollte, wird hier (auch wenn mindestens anteilig) zum Selbstzweck. Ähnlich ist es mit dem Spaß. Heutzutage macht keiner etwas, was keinen Spaß macht. Ist aber Spaß wirklich ein Zweck an sich? Oder bei vielen Sachen eher ein Nebenprodukt? Das Problem ist also, wenn solche Boni an die Stelle des Zwecks rücken und den Menschen als Zweck verkauft werden. In diesem Sinne sind viele Abfallprodukte, produziert auf Säulen wie Profitabilität etc. sind heute Endzwecke geworden. Die wahre Arbeit: Aber was kann eine sinnvolle Arbeit sein? (Ich nenne das auch eine an sich wahre Arbeit). Eine an sich wahre Arbeit ist meiner Meinung nach eine Arbeit, die ihren Zweck "in sich" hat und nicht "außer sich". Ich brauche und möchte hier keine Beispiele für eine wahre Arbeit nennen, vor allem weil Deine Arbeit in Tansania selbst eins der besten Beispiele ist. Bei so einer Arbeit gehört man sich selbst, man ist bei sich selbst, man findet sich in seiner Arbeit und in den Produkten seiner Arbeit wieder, man identifiziert sich mit dem, was man tut; allerdings nicht in dieser oberflächlichen Art, wie sich manche Leute mit dem Logo eines Produktes quasi identifizieren. Ich weiß ja auch selber, dass der Mensch als Mensch nicht sein ganzes Leben und 100% der Zeit etwas Sinnvolles machen oder immer in einer wahren Arbeit beschäftigt sein kann. Jedoch wenn man sich nie mit so etwas beschäftigt hat, oder noch schlimmer, wenn man sich nie im Leben Gedanken darüber gemacht hat, dann bleibt man sich selbst und seinen Mitmenschen und dem ganzen Leben etwas schuldig. Und dies wird sich irgendwann im Leben doch zeigen. Meistens dann, wenn zu spät ist. Das Ganze klingt vielleicht in unseren Ohren sehr provokativ. Dass es so ist, ist selbst ein klarer Symptom des Problems überhaupt: Bei einer Demenz der Vergessenheit vergisst man sogar, dass man vergisst und somit wird jede Anamnese sogar zu einem Hervorrufen; oder wortwörtlich: Jede "Erinnerung" zu einer "Provokation". Vom Sinn und Zweck der Arbeit bei einem Automobilunternehmen: Zum Wesen des Menschen gehört auch, mobil zu sein. Ein Mensch, der sich überhaupt nicht bewegt oder nicht mal bewegt hat, ist kein Mensch. Das heißt, dass die Mobilität dem Menschen etwas Wesentliches ist. Bis vor ca. 200 Jahren war der höchste Grad an Mobilität das Reiten mit dem Pferd. Erst seit der Erfindung der Dampfmaschine hat zuerst die Kraft und dann vor allem die Geschwindigkeit die Menschen dazu geführt eher in Einheiten wie PS und km/h zu denken als an die Mobilität an sich. Heute verwechseln wir vieles mit der Mobilität selbst. Heute gib es noch tausend andere sinnlose Sachen, die die Menschen davon ablenken, warum eigentlich das Automobil erfunden wurde und was sein Sinn und Zweck ist. Daher, eine Arbeit, die der Mobilität des Menschen dient, dient im Endeffekt dem Menschen selbst, aber eine Arbeit, die davon motiviert (oder besser gesagt finanziert) ist, dem Menschen tausend anderes Zeug zu verkaufen, was er eigentlich als Mensch gar nicht braucht, dient anderen Zwecken. Das Problem ist, dass Mobilität an sich nicht der Hauptzweck der heutigen großen Premium- und Luxus-Automobil-Unternehmen ist. Hier sind in vieler Hinsicht Mittel und Zwecke vertauscht und verwechselt worden. Genauso wie jemand, der anstatt essen um zu leben, lebt, um zu essen, machen solche Unternehmen auch im Endeffekt nicht Geld um Mobilität zu machen, sondern machen eher Mobilität, um eigentlich Geld zu machen. Ähnlich ist es auch mit der Elektrifizierung. Hier und überall ist die Profitabilität und Wachstum des Unternehmens der Hauptzweck. In früheren Zeiten waren die meisten Forschungen und Erfindungen der Menschheit im Dienst der Armee, heute im Dienst der Aktiengesellschaften und des Kapitalismus. Vieles, was heute heilt, hat mal viele grausamst getötet. Auch Elektromobilität, dieses Lieblingswort von vielen, mit dem sie das letztbeste Argument anbieten zu können glauben, lässt sich in vieler Hinsicht bezweifeln. Warum interessiert das alles die Leute nicht? Ein Hauptgrund ist, dass viele Menschen nicht denken. Das tun sie nicht, weil sie nicht wissen, was Denken ist. Selbst diese Unwissenheit ist ihnen nicht bewusst. Sie denken, dass sie denken, aber es ist nicht schwer ihnen zu zeigen, dass das, was sie Denken nennen, entweder eine Art mechanisches Kalkulieren ist oder ein bloßes "Meinen". Meines Erachtens sind die Ingenieure, als solche, mehr gefährdet, das "Denken" mit dem "Meinen" und "Berechnen" zu verwechseln. Die geistige Anstrengung zum Berechnen, Simulieren, technische Probleme lösen etc. nennen sie "Denken" und Schlüsse ziehen nach den formalen mathematischen Regeln nennen sie "Logik". Also wenn ein Ingenieur behauptet: "ich denke logisch", sagt er eigentlich "ich berechne nach mathematischen Formeln und habe eine Meinung dazu". Die Ingenieure sind befangen in ihrem Problem-Lösung-Schema. Über Stolz der Ingenieure: Ingenieure sind sehr schlechte Denker. Trotzdem sind sie davon überzeugt, dass sie sehr gute wären. Ich habe darüber nachgedacht und kann folgende Gründe nennen: Ingenieure bekommen im Vergleich zu vielen anderen Berufen viel Geld und genießen demzufolge in der Gesellschaft neben einigen wenigen anderen Berufen ein hohes Ansehen. Das ist jedoch eine historisch bedingte, würde ich nennen, Krankheit unserer Zeit. Wir leben in einer Zeit, wo die Werte anders sind als andere Zeiten. Nicht immer und überall war es so, dass jeder Scheiß, der sich gut verkaufen lassen hat auch als wertvoll und gut galt. Dass heute Lehrer, Hebammen, Kindererzieherinnen (nur um einige Beispiele zu nennen) weniger Geld verdienen, heißt nicht, dass sie was Schlechteres oder weniger Wertvolles machen. Das ist eine Krankheit unserer Zeitepoche, dass Nippes und Gedöns Produzieren und Verkaufen als wertvoll geschätzt als gut bezahlte Arbeit belohnt wird. Ein anderes Argument, das die Ingenieure so stolz auf sich selbst macht ist meistens dieses: Sie produzieren etwas, was man anfassen, anwenden und nutzen kann. Ihre Arbeit ist keine Schwärmerei sondern richtiges Produzieren. Gegenstände, die man mit allen Sinnen wahrnehmen kann. Jedoch ist dieses Argument auch selbst ein Symptom des Problems, nämlich dieses quasi Denken in nur Objekten. Weil der Ingenieur auf ein Auto zeigen kann, heißt nicht dass dies real ist und alles andere Schwärmerei. Wer kann die absolute Wichtigkeit der z.B. Freiheit leugnen? Keiner. Wer kann auf Freiheit zeigen und sagen das ist sie? Man kann es nicht. Ähnlich kann man vieles andere auch nicht zeigen wie sein Auto: Gerechtigkeit, Liebe, Freiheit und vieles andere. Wer nur in Objekten denkt, scheint noch nicht genau wissen, was Denken ist. Fazit: Ein bloßer Ingenieur kann nur dann stolz sein, wenn seine Arbeit ihren Sinn und Zweck in sich hat und nicht außer sich. Wenn er bei dieser Arbeit sich selbst gehört, bei sich ist und sich selbst wiederfindet. Die Abfallprodukte dieser Arbeit kann er genießen jedoch diese nie mit dem Zweck selbst verwechseln. Da wir heute alle Spezialisten sind (und Spezialist heißt jemand, der vieles nicht kann) und für große Unternehmen arbeiten müssen, heißt nicht, dass wir uns keine Gedanken machen sollen, für wen und warum wir was machen. Danke für Deine Geduld und bitte entschuldige meine sprachlichen Fehler. Ich hoffe man versteht mich trotzdem. Beste Grüße und Daumen hoch für Dein im wahrsten Sinne des Wortes sinnvolles Projekt in Tansania.