Publicat: 08.03.2018
01/03 – 05/03
“Do you wanna hear some Rock'n'Roll? Just a little bit? Ohhh, it's gonna be a long, long night!” Mit diesen Worten stimmte Dave Grohl das brasilianische Publikum auf das bevorstehende Konzert ein. Wir standen in der Menge und es fühlte sich für uns bis zum Schluss sehr surreal an, die Foo Fighters live in Brasilien erleben zu dürfen!
Uns standen leider drei Flüge bevor, bis wir am Ziel - der Stadt Curitiba in Brasilien - ankamen. Diese umständliche Flugroute mit Zwischenstopps in Rio de Janeiro und São Paulo war die weitaus günstigste Variante, weshalb wir uns dafür entschieden. Beim Check-In am Flughafen von Bogotá erwischten wir scheinbar eine Novizin, denn das ganze Prozedere dauerte ewig und das Mädl am Schalter musste dutzende Male ihren Kollegen nebenan um Hilfe fragen. Schlussendlich gab sie uns dann unsere Tickets, konnte uns allerdings nur für den ersten Flug von Bogotá nach Rio einchecken und uns aus nicht erklärbaren Gründen keine Sitzplätze zuteilen. Das Gepäck, so versicherte sie uns, würde aber bis nach Curitiba durchgecheckt werden.
Nach der Sicherheitskontrolle suchten wir unser Gate und versuchten, endlich richtige Boardingpässe mit Sitzplatznummern zu bekommen. Die Dame am Schalter beim Gate nahm uns die Boardingpässe weg und bat uns höflich, Platz zu nehmen und zu warten. Als der Flieger bereits vollständig geboardet war, hatten wir immer noch keine neuen Tickets. Emi wurde langsam aber sicher nervös und deshalb gingen wir erneut zum Schalter und erläuterten nochmal unser Problem. Plötzlich war alles ganz einfach und wir bekamen endlich Sitzplätze zugewiesen. Nur leider nicht nebeneinander. Aber der junge Mann neben mir war so freundlich und tauschte den Platz mit Emi. Der sechsstündige Übernachtflug verging relativ rasch. In Rio mussten wir offiziell in Brasilien einreisen, was sich wieder als äußerst problemlos herausstellte. Wir eilten am Gepäcksband vorbei Richtung Ausgang, wo wir plötzlich ein Schild sahen, wo darauf hingewiesen wurde, dass man hier unbedingt sein Gepäck abholen muss. Das Schild wirkte irgendwie vertrauenswürdiger als das Mädl am Check-In Schalter in Bogotá, also gingen wir nachsehen. Tatsächlich fuhren nach einer Minute unsere Rucksäcke vorbei...
Nachdem wir unsere Rucksäcke wieder geschultert hatten, machten wir uns auf den Weg zum Check-In Schalter für die beiden folgenden Inlandsflüge. Die Menschenschlange war endlos und es waren kaum Schalter besetzt. Da wir schon etwas unter Zeitdruck standen, erkundigten wir uns bei einer Mitarbeiterin der Fluggesellschaft, was wir jetzt machen sollten. Umgehend wurden wir in die Fast-Lane umgeleitet, gaben unser Gepäck auf, bekamen unsere Boardingpässe und konnten beruhigt zu unserem Gate schlendern. Die weitere Anreise verlief weitgehend reibungslos. Ich beschäftigte mich während der Flüge am Handy zum ersten Mal mit der portugiesischen Sprache. Am Flughafen in Curitiba bestellten wir uns ein Uber und ich konnte gleich mein neuerworbenes Wissen anwenden und den wichtigsten Satz sagen: “Eu não falo portugues!“ – Ich spreche kein Portugiesisch! :)
Am nächsten Tag war es dann endlich soweit. Vor unserer Reise war für uns beide klar, dass wir in Südamerikaunbedingt auf ein Konzert oder ein Festival gehen wollten. Das Schicksal meinte es wiedermal ausgezeichnet mit uns: Während unserer Station in Neuseeland entdeckten wir, dass zwei unserer absoluten Lieblingsbands eine kleine Südamerika-Tournee machen und die Termine passten exzellent in unseren Reiseplan. Wir machten in Curitiba also hauptsächlich Halt, um 'Queens Of Stone Age' (QOTSA) und die 'Foo Fighters' (FF) zu sehen.
Am Vormittag schlenderten wir ein wenig durch die Innenstadt und machten uns ein erstes Bild. Curitiba hat etwa zwei Millionen Einwohner und gilt als eine der innovativsten und grünsten Städte in Brasilien. Wir empfanden die Stadt als sehr sauber und vor allem ruhig. Im Gegensatz zu anderen Großstädten in Südamerika gab es hier kein Gehupe, der Verkehr floss ruhig und geordnet, es gab viele Parks und so gut wie keine Straßenverkäufer. Die Menschen, denen wir beim Spaziergang begegneten, hatten die unterschiedlichsten Hautfarben. Einen typischen Brasilianer konnten wir nicht ausmachen. Es wirkte auf mich sehr anders, als ich es bisher im Rest Südamerikas erlebt hatte. Wir fielen zum ersten Mal nicht sofort als "Gringos" auf! Mich erinnerte es eigentlich etwas an die USA: Die Infrastruktur war weit entwickelter und das Preisniveau sehr hoch. Dafür gibt es relativ viele Leute, besonders Dunkelhäutige, die auf der Straße leben. Nachdem wir einige Zeit durch die Stadt gelaufen waren und diese nicht wirklich sowas wie Sehenswürdigkeiten anzubieten hat, beschlossen wir, den restlichen Tag im Zimmer zu entspannen, um für das Konzert fit zu sein.
Auf unserer Eintrittskarte stand 19 Uhr, weshalb ich spätestens um 18 Uhr von unserer Unterkunft losfahren wollte. Leider verzögerte sich die Abfahrt aus diversen Gründen um fast eine Stunde und die Uberfahrt gestaltete sich aufgrund des hohen Verkehrsaufkommen als sehr langwierig. Als wir dann endlich kurz vor 20 Uhr am Konzertgelände ankamen, bemerkten wir umgehend, dass bereits QOTSA spielten. Wir wurden unruhig, hasteten zum Eingang und danach auf kürzestem Weg Richtung Bühne. Die Konzertlokation befand sich in einer Art Steinbruch, einem riesigen Schotterplatz eingekesselt von einem kleinen Wald. Als wir vom Hügel aus zum ersten Mal zur Bühne blickten, war das Areal bereits gut gefüllt. Wir kämpften uns durch die Menge, machten einen kurzen Halt bei der Bar und platzierten uns zwischen den Menschen. Durchatmen, ein paar Schlucke Bier trinken und endlich das Konzert genießen.
QOTSA war die perfekte Einstimmung auf das, was noch kommen sollte. Ich persönlich hätte mir eigentlich gedacht bzw. gewünscht, dass sie etwas länger spielen würden, aber scheinbar waren die Brasilianer hauptsächlich an einer Band an diesem Abend interessiert. Auch mir wurde eine gute Dreiviertelstunde später klar, warum QOTSA „nur“ Vorband war.
Nach dem Konzert blieb nur noch die Frage, wie wir wieder in unser Hostel gelangen. Ohne konkreten Plan folgten wir der restlichen Menschenmasse und stiegen ohne zu Fragen in einen der bereit stehenden Busse ein. Dieser fuhr tatsächlich ins Stadtzentrum und wir mussten noch nicht einmal etwas dafür bezahlen - danke Curitiba! :) Der nächste Tag war aufgrund des (flüssigen) Vorabends leider ein verlorener. Unsere größte Leistung war ein kurzer Spaziergang, da wir Hunger bekamen und ein Restaurant suchen mussten.
Nach einem ganzen Tag im Hotelzimmer beschlossen wir, dass wieder Zeit für einen ereignisreicheren Tag war. Eine der Touristenattraktionen rund um Curitiba ist eine Zugfahrt quer durch den umliegenden Regenwald. Wir standen zur Abwechslung mal wieder zeitig auf und fuhren zum Bahnhof. Unser Tourunternehmen 'Serry Verde Express' brachte uns im Minivan in das verschlafene Kolonialnest 'Morretes'. Die eineinhalbstündige Fahrt dorthin war landschaftlich schon sehr beeindruckend und man fühlte sich mitten im Nichts angekommen. Unser Fahrer Enrico hatte deutsche Vorfahren und quatschte uns die ganze Fahrt über auf Deutsch voll. Generell machten wir die Erfahrung, dass man in Curitibaeher mit Deutsch als mit Englisch weiterkommt.
Morretes selbst ist ein sehr nettes, kleines Dorf, das hauptsächlich Ankunfts- bzw. Ausgangspunkt der Zugfahrt ist - es lebt also vom Tourismus. Recht viel zu tun gibt es allerdings nicht. Wir sind die Hauptstraße gefühlte hundert Mal auf und ab gelaufen und wussten nach 30 Minuten nicht mehr, wie wir uns die restlichen dreieinhalb Stunden bis zur Zugfahrt vertreiben sollten. Irgendwann entschlossen wir uns, in ein Restaurant einzukehren. Ich bestellte mir 'Borraedo', das traditionelle Gericht, welches hier überall angeboten wird. Dabei handelt es sich um Rindfleisch, das 24 Stunden lang gekocht wurde und danach im eigenen Saft serviert wird. Es erinnerte mich an eine Mischung aus Pulled Pork, Gulasch und Rindsuppe und war köstlich. Als Begleitung gabs den in Brasilien obligatorischen Caipirinha.
Um 15 Uhr ging dann der vermeintliche Höhepunkt der Tour los. Wir nahmen in unserem Zugabteil Platz und der Zug fuhr pünktlich aus dem Bahnhof. Von der atemberaubenden Aussicht während der Fahrt war allerdings nicht viel zu sehen. Es war alles in dichten Nebel gehüllt, so dass es nur eine weiße Wand mit einem leichten Grünschimmer als Fotomotiv gab. Es blieb einem nur die eigene Vorstellungskraft. Emi war komplett genervt und machte sich nur über die ganzen anderen Touristen lustig, die fleißig unnötige Fotos schossen und Videos drehten. Ich kapitulierte nach einer Stunde und schlief ein. Als wir wieder in Curitiba einfuhren, bot sich uns wenigstens noch ein schöner Sonnenuntergang über der Stadt.
Fazit:
Curitiba war einer der wenigen Stopps auf unserer Reise, den wir uns guten Gewissens sparen hätten können. Als wir vor Monaten die Ticktes für die Konzerte kauften, ergab dieser Aufenthalt zwar noch Sinn, aber aufgrund von Planänderungen während der Reise war es hauptsächlich Zeitverschwendung. Die Stadt ist zwar für brasilianische Verhältnisse modern und fortschrittlich, aber deshalb nicht zwangläufig sehenswert. Außerdem regnete es mindestens einmal täglich heftig, da wir uns am Ende der Regenzeit befinden. Auch um die angepriesene Zugfahrt durch den Dschungel wirklich genießen zu können, braucht man um diese Jahreszeit eine Menge Glück.
Das alles ist aber nur sudern auf sehr hohem Niveau. Konzentrieren wir uns auf das Positive: Wir haben QOTSA und die Foo Fighterslive in Brasilien gesehen!!! Keep on rockin'! :)
Hasta pronto
E&L
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