66°33'55''

Am Morgen will ich früh los...so der Plan am gestrigen Abend. Leider zwingt mich der an die Mitternachtsonne verlorene Schlaf noch etwas auf die Matratze.

Das Tagesprogramm liest sich unspektakulär: Auf der E6 immer stramm nach Norden. Etappenziel Polarkreis. Ich erwarte landschaftlich nicht viel auf der Strecke, da sich der Hauptteil des Tages auf einer Art Autobahn abspielt, werde aber mit jedem Kilometer mehr überrascht. Die E6 läuft zwar als Autobahn, zwängt sich aber ständig durch schnucklige Fischerdörfer, vorbei an spiegelklaren Seen und entlang schäumender Flüße. Es könnte schlimmer sein auf den fast 600 Kilometern. Je näher ich dem Polarkreis komme, desto interessanter wird die Landschaft. Sie ähnelt ein bisschen den Gebirgen im Süden, ist aber deutlich flacher und weniger bewachsen. Dafür geben sich hier die Kiefern- und Lärchenwälder die Klinke in die Hand. Zusätzlich lerne ich die norwegische Pferdebremse kennen...und hassen. Wo man auch steht, es dauert keine zehn Sekunden und die Herde hat dich eingekreist...chancenlos.

Zerstochen und übermüdet komme  ich am Abend gegen Sieben endlich am Polarkreis an. BÄÄÄÄÄM !!! Etappenziel erreicht. Um diese Zeit sind auch die in Norwegen unvermeidlichen Reisebusse schon lange weg und nur noch wenige Camper stehen mit mir um das Monument, das hier die 66°33'55'' nördlicher Breite markieren. Nach der obligatorischen Bildersession suche ich mir dann im Saldatal etwa 20 Kilometer entfernt einen Standplatz direkt am Fluß und verbringe die Zeit bis zur Mitternachtsonne damit meinen, inzwischen mit Fahrzeugdiesel laufenden Benzinkocher dafür zu interessieren, meine Reste vom Chili aufzuwärmen. Nach einigem Zureden und einmal Zerlegen und wieder Zusammensetzen sind wir dann wieder Freunde.

Leider kann ich kein Bild der Mitternachtsonne liefern. Die Fahrerei des Tages sorgt dafür dass ich kurz vor, naja nennen wir das Mal Sonnenuntergang, den Weg ins Reich der Träume finde.