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TAG 69: Gewaschen, geföhnt und schwarz gefärbt

Publicat: 13.09.2016

06.09.2016


Eine alte Maoriweisheit besagt, dass es kein besseres Schlafmittel gibt, als ein kaltes Bad. Dementsprechend falle ich nach meinem Besuch im größten Kneippbecken der Welt in eine andere Welt. Ganze zwölf Stunden bin ich außer Gefecht gesetzt und bemerke dabei nicht einmal, dass es wieder einmal richtig abgekühlt – wohl weil mein Organismus selbst schon in einem viel zu unterkühlten Stadium ist.

Nach dieser Mütze Schlaf treffen wir die Anderen, als sie gerade dabei sind, ins Wasser zu gehen. Heute ist es wesentlich sonniger als gestern, wobei die Temperaturen sich noch immer unserer Lokalisation – nahe dem Südpol – anpassen. Aufgrund der Problematik des nichtvorhandenen Surfbrettes bleibt mir vorerst einmal nichts anderes übrig als Däumchen zu drehen. Bald Schmerzen meine Gelenke Aufgrund dieser Tätigkeit, weshalb Gudi und der blaue Laybag – das Sommergadget des Jahres – zum Einsatz kommen. Positioniert auf der himmelfarbenen Wurst packen wir die Kameras aus und spielen Profifotografen. Da die Bedingungen aber doch sehr interessant sind, juckt es mich nach wenigen Minuten schon ziemlich in den Fingern und die Erfrierungen von gestern sind so gut wie vergessen. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit dann endlich startklar bin, merke ich sofort, dass Mutter Meer heute wesentlich aktiver als gestern ist. Mit Müh und Not schaffe ich es an den strandnahen Wellen vorbei, werde aber von den ersten 3m Krachern mitgerissen und durchgespült. Wie sehr ich das Gefühl hasse, wenn man unter der Oberfläche gefangen, der Kraft des Ozeans ausgesetzt ist und sich Tonnen von Salzwasser so sehr auf die Brust drücken, dass sich die Lungen von ganz alleine entleeren. Oh der Moment, wenn es trotz aller Ruhe und gespielter Gelassenheit dann doch Zeit wäre, wieder etwas sauren Stoff zu bekommen, sich die Welle aber leider noch einmal überschlägt, sodass man einige weitere, elendslange Sekunden warten muss, um zu atmen – wie sehr habe ich ihn vermisst, diesen Moment. Nie fühlt man sich vitaler, als in dem Augenblick, in dem man, nach Luft schnappend, die Oberfläche erreicht und feststellen muss, dass der nächste Berg auf einen zu rollt. Selten strömt mehr Adrenalin auf einmal in den Körper, kaum einmal ist der Überlebensinstinkt präsenter.

Wie man aus den folgenden Beschreibungen schon erkennen kann, mein Besuch im Wasser ist ein kürzerer. Ich muss mir dann doch eingestehen, dass ich, trotz dem Erreichen des rettenden Lineups kaum noch Kraft habe und eigentlich mehr Angst als Freude beim Anblick der Wellen empfinde. Gudi lobt mich ganz überschwänglich für meine Selbsteinsicht, ich werde wohl noch länger mit meinem Rückzieher zu hadern haben. [1]

Eine heiße Dusche habe ich mir im Haus der Burschen nachher trotzdem verdient und stelle fest, dass es wohl die erste seit einer Woche ist. Somit bin ich offiziell sauberer als Gudi, die in den letzten Tagen nicht müde wurde an meiner und ihrer Grundhygiene zu hadern, bei dieser Gelegenheit allerdings nicht zuschlägt.

Langsam aber sicher verabschieden wir uns von Michi und Jochen, die noch einen weiteren Tag bleiben. Theo nehmen wir mit, was eigentlich illegal ist. Mir als wildem Gangster ist dies allerdings egal, da ich dem Sponsor meines Surfabenteuers sowieso ewig zu Dank verspflichtet bin. Auf der Fahrt segelt der Schweizer auch einmal fast durch die Scheibe, da ich eine Notbremsung machen muss. Nur durch einen Schlag (von ihm) in Gudis Gesicht und der Umklammerung meines, im Reflex ausgestreckten, Arms können wir uns vor einem Polizeiverhör inklusive Erklärungsnot retten. Ganz kurz, bevor wir den Illegalen absetzen wollen, muss ich ihn noch einmal auf den Boden drücken, da wir einer Polizeipatroullie entgegenfahren. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die tiefstehende Sonne, die den Gesetzeshütern eine Einsicht in unser Gefährt erschwert.

Am Abend kommen Gudi und ich in der letzten großen Stadt vor dem Fjord - Milford Sound an und wollen für morgen eine Bootstour buchen. Besagte Siedlung Te Anau ist der Eintritt in eine aufregende Gebirgsstraße, die wir uns wohl oder übel mit unserem Elefanten antun werden müssen.

Recht überschwänglich, auch dieses Hindernis meistern zu können, müssen wir leider feststellen, dass unser Plan, Milford Sound an einem Tag zu „erledigen“ und an selbigem noch weiter zu fahren, aufgrund einer Straßensperre unmöglich wird. Langsam aber doch hadern wir ein wenig mit der vielgepriesenen Behauptung, dass der neuseeländische Winter die beste Reisezeit sei. So fällt Surfen zu dieser Jahreszeit schon einmal weg, da man die Küstenstädte lieber verwildern lässt und auch ein wenig Regen trifft die Skigebiete so hart, dass sie die Läden dicht machen müssen. Nun sieht es so aus, als würde uns die kalte Jahreszeit auch unseren Besuch in Milford streitig machen. Uns bleibt auf jeden Fall nichts anderes übrig, als in Te Anau zu übernachten. Etwas frustriert und die höheren Mächte in frage stellend beschließen wir, unser Wohlergehen selbst in die Hand zu nehmen, und mieten uns – ganz entgegen unserer Gewohnheiten, in einem bezahlbaren Campingplatz ein. Dieser dankt es uns mit einer warmen Dusche und endlich auch mit allzu dringend benötigtem Strom.


Gudis glorreiche Gesetze:


Auf jede Pechsträhne folgt Sonnenschein!


Im Nachhinein behauptet sie doch glatt, diese Weisheit von sich gegeben zu haben. Tatsächlich bin ich allerdings im Besitz eines Videos, das beweist, dass Gudi sich in Wahrheit wie ein Rohrspatz ärgert. Irrational und wie ein Kleinkind hadert sie mit ihrem Schicksal und verflucht alles und jeden, der oder das in ihren Augen Verantwortlich für unser Schlamassel ist.

Die Überschrift deutet übrigens keinen Friseurbesuch an, sondern steht für die Wucht, in der die Wellen mich durchs Meer befördern, den Wind, der immerzu am Strand weht und unsere Pechsträhne, die ich als schwarze Einfärbung betrachte.


[1] 11.09. – Ich schreibe gerade diese Zeilen und nage sosehr an diesem Rückzieher, dass mir bald keine Fingernägel mehr zum Abkauen übrig bleiben.

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