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7. Stopp: Indonesien, Part 2: Java

Publicat: 26.07.2019

Mit der Fähre (ok zugegeben es war eher eine schwimmende Rostschüssel) ging es als nächstes nach Java, der am dichtesten bevölkerten Insel Indonesiens mit 130 Millionen Bürgern. Vorab: Hier mussten wir uns einigen Herausforderungen stellen: Nach Java kommen nicht sehr viele westliche Touristen, wodurch kaum jemand Englisch spricht und wir als Weiße natürlich stark auffallen. Außerdem ist Java eine überwiegend muslimische Insel und wir mussten uns einigen Bräuchen und Regeln erst einmal anpassen. Z.B. dürfen (streng genommen) unverheiratete Paare nicht zusammen in einem Zimmer schlafen, weshalb wir bei jeder Unterkunft im Internet penibel darauf achten mussten, ob so eine Hausordnung in den Kommentaren anderer Gäste erwähnt wurde. Zusätzlich ist die normale Kleiderordnung hier sehr viel strenger und als Frau mit kurzer Hose und ohne Kopftuch wurde Natalie natürlich häufig angestarrt, auch wenn es nur ungewöhnlich, aber nicht verboten ist (bei 35°C aber nicht zu ändern, sonst wäre sie den Hitzetod gestorben). Außerdem beten Muslime 5 mal täglich. Problem ist, dass das Gebet von den Moscheen, von denen es sehr viele gibt, Lautstark über Lautsprecher begleitet wird (wir nannten es liebevoll „gejalla“), auch nachts um 4 Uhr. D.h. durchschlafen war keine Option. Betonen möchten wir an dieser Stelle aber, dass wir uns nicht über diese religiösen Rituale beschweren, sondern sie hier nur erwähnen, denn wie wir gelesen haben, musste eine Buddhistin für 1,5 Jahre ins Gefängnis, weil sie eine Moschee gebeten hatte die Lautsprecher leiser zu drehen. Gefängnis ist definitiv keine Option. Also erkundeten wir etwas übermüdet und eventuell ein wenig eingeschüchtert von den hiesigen Gebräuchen die Insel und müssen unbedingt loswerden: Es war fantastisch!!!! 

Das erste Highlight bildete direkt in unserer ersten Nacht in Banyuwangi der aktive Vulkan Ijen. Um diesen in voller Pracht bestaunen zu können, muss man ihn mitten in der Nacht erklimmen. Also wurden wir, zusammen mit unseren zwei deutschen neuen Freunden, die im gleichen Hostel schliefen, um Mitternacht mit einem zweifelhaften Jeep abgeholt. Während der 1 stündigen Fahrt holten wir uns fast eine Gasvergiftung vom Benzingestank im Inneren des Autos, was unsere Lungen allerdings schon auf die Wanderung am Vulkan vorbereitete. Am Basislager angekommen, wurden wir dann endlich mit Gasmasken ausgerüstet und trafen unseren super netten Guide, der mit uns gegen 1.30 Uhr nachts in völliger Dunkelheit den Aufstieg zum Kraterrand begann. Im Dunkeln zu wandern ist wirklich eine außergewöhnliche Erfahrung. Man sieht weder das Ziel, noch was einen umgibt oder wie viel Strecke schon hinter einem liegt. Daher ist man umso motivierter einfach am Ziel anzukommen und fliegt fast schon den Berg hoch. Nach ca. 600 Höhenmetern hatten wir es dann geschafft und sahen zum ersten Mal Licht: Das lodernde blaue Feuer im Krater des Vulkans. Dieses ist nur in völliger Dunkelheit zu sehen, weshalb wir diese Nachtwanderung machten. Jetzt wurde uns auch klar, warum wir Gasmasken brauchten, denn um uns herum befand sich eine große, stinkende Schwefelwolke. Um das Ganze noch intensiver zu erleben, stiegen wir über einen steilen, felsigen Pfad in den Krater hinab, ganz nahe an das blaue Feuer heran, das durch den aus der Erde kommenden Schwefel genährt wird. Man konnte hören wie es knistert und zischt und fühlen wie der Schwefel den Hals und die Augen reizt. Umso schockierender, dass hier, an diesem absolut lebensfeindlichen Ort, ca. 250 Minenarbeiter ihren Lebensunterhalt mit dem Abbau von Schwefel verdienen. Diese armen Menschen schleppen 4 mal täglich, ohne Hilfe von Tier oder Maschine, bis zu 100kg Schwefel auf einmal aus dem inneren des Kraters in das ca. 5km entfernte Basislager. Dort erhalten Sie pro Kilogramm Schwefel umgerechnet 6 Cent. Es ist kaum vorstellbar, dass ein menschliches Wesen, noch dazu ein so zerbrechliches wie diese unterernährten Minenarbeiter, eine solche Last hochheben oder gar mehrere Kilometer auf den Schultern tragen kann. Es mitanzusehen macht einen sprachlos und lässt einen definitiv sein eigenes Glück im Leben realisieren, denn wir haben schweren Herzens verstanden, dass das, was für uns Abenteuer und Spaß ist, für diese Menschen einen bitteren, beschwerlichen und tödlichen Alltag darstellt. 

Das blaue Feuer des Ijen


Jan versucht sich mit 40kg Schwefel als Minenarbeiter


Um uns etwas aufzumuntern, nahm uns unser Guide nach diesem spektakulären, aber auch traurigen Erlebnis, wieder mit zum Kraterrand und führte uns auf die andere Seite, einmal um den Krater herum, um den Sonnenaufgang abzuwarten. Jetzt sahen wir erst, dass wir unten im Krater direkt neben einem riesigen, hoch toxischen Kratersee gestanden haben müssen, der im Sonnenaufgang türkis leuchtete. So einen schönen Sonnenaufgang, wie wir ihn an diesem Tag erlebten, hatten weder wir, noch unser Guide erwartet, denn er versicherte uns, dass man normalerweise den See vor lauter Rauch nicht sehen könne oder die Wolken den Sonnenaufgang verdeckten. Und er erzählte uns auch, dass er selbst 5 Jahre als Minenarbeiter gearbeitet habe und nun, durch uns Touristen, ein neues, besseres Leben am gleichen Ort beginnen konnte. So fühlten wir uns wirklich deutlich besser, was vermutlich auch sein Ziel war, und machten uns überwältigt von der Schönheit dieses Ortes auf den Rückweg. 

Ein lebensfeindlicher und doch so schöner Ort: Ijen


Endlich kommt die wärmende Sonne raus


Unsere Wandergruppe mit Guide am Kraterrand


Da wir bei der Hitze und dem Gejalla unserer Nachbarmoschee danach sowieso nicht hätten schlafen können, entschieden wir vier uns dazu tagsüber noch eine kleine Tour mit unserem Gastgeber zu machen. Dieser führte uns zu einer Kaffeeplantage und zeigte uns wie Kaffee wächst und dass der berühmte Luwak Kaffee, der aus den verdauten und ausgeschiedenen Kaffeebohnen eines katzenähnlichen Tiers hergestellt wird, hier einfach auf dem Boden aufgesammelt werden kann. Danach haben wir in einer Rösterei natürlich noch Kaffee getrunken und geröstete Kaffeebohnen gegessen. Natalie ist zwar immer noch kein Kaffeefan, aber interessant war es trotzdem und gehört einfach zu Java dazu. 

Unsere Weiterreise durch Java bestritten wir mit dem Zug. Das Zugsystem in Java ist sehr gut ausgebaut und geplant und die etwas hochklassigeren Wagons sind sehr geräumig und luxuriös. Nach unserer 4 stündigen Zugfahrt durch Reisfelder und an Vulkanen vorbei kamen wir in Probolinggo an. Dort mussten wir mit zwei Engländern 6 Stunden auf unseren Bus zum Nationalpark Bromo Tengger Semeru in den Bergen warten, denn der Bus fuhr erst, wenn wir mindestens 6 Personen waren. Zum Glück kamen nach 6 Stunden noch die benötigten 2 Fahrgäste (wir waren noch nie so froh über französische Touristen) und wir konnten im Dunkeln endlich die 1 stündige Fahrt antreten. Was wir gemacht hätten, wenn der Bus nicht mehr gefahren wäre? Keine Ahnung. 

Der Nationalpark war dieses kleine Abenteuer bei der Anreise allerdings alle mal wert. Endlich konnten wir wieder alleine losziehen und wandern und die leeren und stillen Weiten des Gebiets genießen, insbesondere weil es hier im Schnitt 20°C kälter ist als an der Küste. Der Nationalpark besteht im Wesentlichen aus 3 Vulkanen (Bromo, Tengger und Semeru), die alle aktiv sind und zum Teil Rauch und Asche speien. Das kleine Dorf am Nationalpark, in dem wir wohnten, liegt direkt am riesigen Kraterrand, in dem sich der rauchende Kegel des Bromo und der grüne Kegel des Batok befinden. Ansonsten ist der Krater eine einzige karge Landschaft, bedeckt von dicker Asche und umringt von steilen grünen Hügeln. 

Blick vom Kraterrand auf die Gipfel des Bromo, Batok und Semeru (links auf der Klippe liegt das Dorf)


Auf unseren Wanderungen konnten wir ins Kraterinnere des Bromo blicken und seine Rauchwolken sich auftürmen sehen, durch die Aschelandschaft stapfen und uns richtig schön dreckig machen, Windhosen bei ihrem Tanz durch die Staubwüste zusehen und während des Sonnenaufgangs den Blick auf alle umgebenden Vulkane genießen. So haben wir uns Java vorgestellt. 

Es ist Zeit sich dreckig zu machen


Eine unwirkliche Vulkanlandschaft


Für Fußfaule gibt es natürlich auch Alternativen zum Wandern


Grüne Hügel umgeben die Staubwüste


Mystischer Morgen am Bromo


Sonnenaufgang über den Vulkanen in der Entfernung


Morgens beim Fotografieren ist es hier richtig frostig


Zu unserem nächsten Ziel gelangten wir wieder mit einer Bahnfahrt, dieses mal aber nicht ganz so bequem und leider 8 Stunden lang. Diese Fahrt führte uns zu unserem letzten Ziel auf Java, nach Yogyakarta. Hier durften wir zur Abwechslung endlich mal wieder europäische Küche genießen, denn an guten Restaurants mangelt es der Stadt nicht. Nagut, Jan wollte trotzdem unbedingt noch einmal einheimische Küche essen und hat mit versehentlich bestellten Hühnerfüßen auch direkt die Quittung dafür bekommen. 

Ein kleines Stück Italien auf Java


Yummy Burger!


Außerdem trauten wir uns auf die sehr volle und hektische Malioboro Straße, an der man viel Batik und andere typische Souvenirs kaufen kann (und natürlich auch gerne dazu gedrängt wird) und unternahmen einen Ausflug in den Zoo, in dem wir die Hauptattraktion waren. Vielleicht hätten wir uns denken können, dass ein Zoobesuch nicht unbedingt eine typische Aktivität westlicher Touristen ist und die einheimischen Touristen uns deshalb genauso wie Zootiere behandeln werden, da wir wie seltene Vögel für sie sind. Also durften wir uns mehr damit beschäftigen ein Foto nach dem anderen mit den Einheimischen zu machen oder uns vor sehr aufdringlichen Exemplaren zu verstecken, als selbst einmal die Tiere zu beobachten und wissen jetzt, wie ätzend das Leben als Zootier sein muss. 

Trubel auf der Malioboro Straße


Batik - Eine Kunst mit Tradition


Das beste an Yogyakarta waren allerdings unsere Ausflüge zu zwei der berühmtesten und größten Tempel der Welt. Als erstes ging es früh morgens (damit meinen wir 3 Uhr nachts) zum buddhistischen Tempel Borobudur. Um diesen vor allen Tagestouristen erkunden und genießen zu können, hatten wir uns nämlich dafür entschieden dort den Sonnenaufgang zu erleben. Borobudur ist ein pyramidenartig gebauter Tempel aus dem 9. Jahrhundert, dessen Visitenkarte die glockenförmigen „Stupas“ sind, in denen sich Buddhafiguren befinden. Auf Grund seiner Größe, des Alters und der ungewöhnlichen Stupas ist er UNESCO Weltkulturerbe und wurde daher auch nach vielen verheerenden Erdbeben immer wieder liebevoll restauriert. Neben den tausenden Buddhas und Figuren, die in die Wände gemeißelt wurden, haben uns natürlich die riesigen Glockengebilde vor dem rot-orange getönten Himmel beeindruckt und uns Inne halten lassen. Hier kann man verstehen, warum der Buddhismus so eine gelassene und ruhig Religion ist, denn an diesem Ort findet man wirklich Frieden. 

Die Stupas des wunderschönen Borobudur im Sonnenaufgangslicht


In den Stupas: Zerfallene Buddhastatuen


Wände voller Gravuren, die Geschichten erzählen


Den zweiten berühmten Tempelkomplex aus dem selben Jahrhundert sahen wir uns bei Tageslicht an. Der Tempel Prambanan stellt in dem Komplex den größten und einzigen Hindutempel dar. Die restlichen kleineren, aber ebenso beeindruckenden Tempel sind buddhistisch. Auch diese sind alle schwer gezeichnet von Erdbeben und stark zerfallen. Eine Restauration ist extrem zeitaufwändig und kompliziert, da viele Steine fehlen oder man sie nicht ihrem ursprünglichen Ort zuordnen kann. Durch diese Trümmerfelder wie durch ein Labyrinth zu irren und immer wieder einen Blick auf die noch stehenden Türme zu erhaschen lässt einen wirklich wieder Kind werden. Die Menschenmassen vergisst man völlig, denn anscheinend sind wir die Einzigen gewesen, die am erkunden der Tempel Spaß hatten. Alle anderen haben für Fotos posiert und sind dann vor der Hitze in den Schatten geflüchtet. 

Prambanan: Einer der größten Tempel der Welt


Hier gibt es noch jede Menge Arbeit für Bastler


Freude über die Einsamkeit


Am besten hat uns der Tempel Sewu gefallen, da wir dort fast alleine waren und in Ruhe jeden Winkel auskundschaften konnten. Warum wir alleine waren? Weil der Tempel 800m vom berühmten Prambanan Tempel entfernt ist und alle anderen viel zu faul waren, um diesen Weg auf sich zu nehmen. Unser Glück! 

Der Zerfall des Sewu Tempel macht seinen Charm aus


Jahrhunderte lange Restaurierung hat den Sewu Tempel zum Teil wieder hergestellt


Song of hiking Javas volcanoes: Young Volcanoes - Fall out boy

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