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LA SERENA 01.02.2023

Publicat: 07.02.2023

Heute ging es in die Stadt. Unser Plan bestand darin, dass wir zur Uferstraße laufen (Avd. De Mare) und von dort mit einem Bus ins Zentrum fahren wollten. Wir hatten schon an den Tagen zuvor Öffis fahren gesehen, aber in unsere Richtung gab es nichts! Und die Taxis, die so vorbeifuhren, waren alle besetzt!? Also weiter zu Fuß zum Leuchtturm und da erfuhren, wir von zwei Einheimischen, dass es keine Verbindung gäbe! Na toll! Die Hitze war dafür schon da! Irgendwann hielt doch ein Taxi, obwohl es schon einen Passagier hatte und nahm uns mit und setzte uns in der Nähe des zentralen Platzes (Plaza Des Armes) aus. Als wir den erreichten, vorher schlenderten wir noch über einen Flohmarkt, auf dem ich mir beinahe einen alten edlen Gehstock gekauft hätte, und platzten beim Versuch die Kirche Iglesia Santo Domingo zu besuchen in eine Trauerfeier, stellten wir fest, es war Markttag! Viele Stände umgaben den gesamten Platz. Von Obst und Gemüse bis zu Touriangeboten wurde alles angepriesen. Meine Vorhaben waren das Touristenbüro "Sernatur" und die Post (Correos de Chile). Die fanden wir schnell und mussten beim Betreten einer Angestellten gleich erklären, was wir wollten. Dann ging sie mit uns zu einem Nummernautomaten, zog ein Papier und bedeutete uns, auf den Wartebänken Platz zu nehmen. Auf einem Display wurde angezeigt wann wir dran waren und an welchem Schalter unser Anliegen bearbeitet werden würde. Karin kannte dieses Vorgehen schon aus Argentinien, nur ich staunte, denn es waren nur zwei Kunden im Raum! Die blockten mit ihren Handys am Counter alles aus und nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir unsere acht Briefmarken erstehen. Das Touristenbüro fanden wir,  nicht dem Lonely entsprechend, erst nach einer Rückfrage bei einer Polizistin. Und mit Hilfe einer Frau, die uns über einen Innenhof und einen Kellerdurchgang dorthin lotste. ES war aber zu trotz Öffnungszeit?!

Insgesamt aber spülte uns dieser verzögerte Ablauf zum richtigen Zeitpunkt zurück zum Platz: Plötzlich erscholl sehr laute Musik und eine völlig übersteuerte Soundanlage mit einem schreienden Moderator begleitete den Auftritt verschiedener Tanzgruppen. Wir vermuteten, dass hier Brauchtumsvereine die Tänze der verschiedenen indigenen Volksgruppen vortrugen, um so auf ein größeres Fest, das in La Serena auf Plakaten angekündigt wurde, aufmerksam zu machen. War da was los!!! Prachtvolle bunte Kleider, Tanzpaare mit Trachten, halbnackte Männer und Frauen, die eine Art Angriffstanz vorführten und eine Gruppe mit sehr verwirrenden Gesichtsmasken, zogen ein kurzes Stück über die Prachtstraße vor dem Rathaus. Immer begleitet von beifallklatschenden Zuschauern und total übersteuerter Musik, kommentiert von einem schreienden Moderator. Dessen Erklärungen gingen zwar an uns vorbei, aber das Feeling war einfach klasse! Nach der Kathedrale, die auch direkt neben dem Platz stand, ging es weiter ins pulsierende Zentrum. Hier gab es viel zu gucken und zu hören (viele Straßensänger, die von Elvis bis Tango alles zur Backgroundmusik aus einem Lautsprecher). Ganz schön hektisch und voll! Aber wir waren auf dem richtigen Weg zum Museo Arqueológico, das unser Guide gestern uns so ans Herz gelegt hatte. Und auf einmal bot sich Karin die Gelegenheit zu einer Pediküre! Sie hatte schon so lange danach gesucht und die Frau in dem sehr kleinen Geschäft wollte alle ihre Wünsche erfüllen. So saß Karin bald vor einem kleinen Schreibtisch, die Frau dahinter und stellte alle Geräte bereit. Ihr Angebot im Geschäft zu warten lehnte ich höflich ab, denn das hätte mehrere Umrückaktionen ausgelöst. Der Laden war zu klein! Außerdem sollte die Behandlung 45 Minuten dauern, das war mir nichts und so maschierte ich allein zum Museum, das gleich um die Ecke lag.

Zum Glück war der Eintritt frei, denn das Geld und die Kreditkarte hatte Karin. Wir nehmen auf unseren Touren nur alles einmal mit, um das Verlustrisiko zu minimieren. Die meisten Stücke der Ausstellung waren Funde aus der präkolumbischen Zeit und für mich nicht so prickelnd. Aber die 2,5 m hohe "moai" (eine steinerne Statue von der Osterinsel) und ein uraltes Boot aus Seelöwenhaut von den Diaguita musste ich bewundern. Die Mumie aus der Atacama-Wüste fesselte mich dagegen nicht so sehr, ich habe schließlich schon vor Ötzi gestanden!

Als ich zum Salon zurückkam, war alles voll, denn der Ehemann und der Sohn der Frau standen nun auch noch im Laden. Wir tauschten Freundlichkeiten aus und als er mit einem sehr neuen KIA, mit Sohn und Kumpel wegfuhr, dachte ich mir: "So geht's auch!" Während ich so weiter wartete konnte ich die Arbeit der Autoparkhilfen/innen beobachten. Bisher waren wir davon ausgegangen, dass Leute, die in sehr ärmlichen Verhältnissen leben, sich dadurch ein Zubrot verdienen, dass sie auf die parkenden Wagen in "ihrer" Straße aufpassen, gelegentlich ' mal die Spiegel putzen und beim Wegfahren vom Fahrzeughalter Geld zugesteckt bekommen. Jetzt konnte ich aber beobachten wie eine junge Frau, gekennzeichnet durch eine Weste mit Reflektionsstreifen, den einparkenden Autofahrern kleine Quittungszettel, ausgedruckt von so einer Art Kartenlesegerät, unter den Scheibenwischer klemmte und dann zum nächsten Ausparker ging, um, nach einem Blick auf den Zettel, zu kassieren. Also ein richtiger Job mit Hintergrund!

Nach dem Karin dann fertig war und die Konversation mit dem Googleübersetzer die Bezahlung ermöglichte (16.000 Pesos) liefen wir zum Mercado La Recova. Nur stellte sich heraus, dass es hier nur Mitbringsel für Touristen und Lokale gab. Unsere Vorstellung eines pulsierenden Marktgeschehens mit anpreisenden Verkäufer/innen war leider wieder falsch!? Dafür gab es Unmengen von Verkaufsständen, die Unmengen vom selben Verkaufskitsch anboten! Verrückt, wie leben die Verkäufer/innen? So viele Kunden kann es gar nicht geben, dass davon ein vernünftiges Auskommen möglich ist! Allein die Standmieten werden doch an diesen "Knotenpunkten" extra hoch sein? Wir wollten den Umsatz auch nicht steigern! Dafür ließen wir Geld im Supermarkt, denn wir brauchten Wegzehrung, da morgen eine längere Bustour anstand. Nach wieder einer längeren Taxisuche hatten wir Glück, vor uns stieg eine Frau aus und wir rein. Als der Fahrer auf dem Weg zum Hotel einen Linienbus überholte, war uns das auch egal! Dafür verabredeten wir uns gleich mit ihm um 12 Uhr für morgen, denn um 13 Uhr sollte unser Bus in Richtung Santiago vom Busbahnhof abfahren. 

Nach dem Auspacken machten wir uns gleich auf den Weg zum Essen. Im Internet hatte ich die Empfehlung einer Frau entdeckt, die auf das Restaurant Barkulic verwies. Hier sollte es guten Fisch, direkt am Strand mit Blick aufs Meer, geben und auch in der Agentur war unsere Auswahl positiv bestätigt worden. Nun wieder ein Gefährt zu besorgen, denn die 3,3 km wollten wir nicht laufen, wurde wieder zum Problem. Die paar Taxis, die vorbeifuhren, waren voll und nirgends gab es einen Sammelpunkt. Bei unseren Bemühungen sprachen wir auch Parkplatzwächter an und hatten dann irgendwie Glück! Ein junger Taxifahrer nahm uns auf, stellte das Taxameter an und fuhr uns zum Lokal, die Uferstraße weiter hinunter. Der Preis war ok., aber das Lokal voll! Ohne Reservierung hatten wir keine Chance. Ein absoluter Mist, denn wir hatten in der Agentur die Möglichkeit angedeutet, waren aber beruhigt worden, da ja mitten in der Woche nicht so viel los sei! Ha, ha!? Nun ging es zurück Richtung Hotel und schon nach hundert Metern gab es das nächste Angebot. Tololo Beach. Es bot auch eine überdachte Terrasse zum Strand, Raucherlaubnis und einen schwitzerdütsch sprechenden sehr freundlichen Kellner. Das war ein Glücksgefühl, dass uns das Pech hierher gespült hatte! Karins Pisco-Mango-Sour und mein kaltes Bier eröffneten den Spätnachmittag. Auch das Essen unterstützte die Stimmung, denn bei Karins zweitem Pisco meinte unser neuer Schweizer Freund, dass sie bald perfekt spanisch reden würde. Über die Rechnung brauchen wir hier nicht reden, das war es uns wert, zumal der schweizerische Chilene uns noch ein Uberwagen besorgte und mit uns auf der Straße auf den Wagen wartete. 

Im Hotel begannen wir mit den Abreisevorbereitungen, der Koffer wurde immer schwerer und die Rücksäcke immer voller! Wie geht denn so 'was? 

 

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