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Clam Gulch or "in the middle of nowhere": Living off the grid

Publicat: 15.02.2018

" If you'll never go, you'll never know "


... ganz nach diesem Motto ging es für mich am 07.02.2018 von Anchorage auf die Kenai-Halbinsel. 

Durch vorherigen Kontakt mit meinen Hosts wusste ich in etwa, was mich erwarten würde: Ein Leben "off the grid", also ohne Strom und fließendes Wasser. Ein Leben ohne Luxus. Ein Leben in purer Natur, gemeinsam mit ca. 20 Huskys und einem Paar, welches dort inzwischen seit 27 Jahren lebt. Das würde ich schon schaffen - so dachte ich - ich bin stark und das wird kein Problem für mich werden. Ich wollte die Herausforderung, das Extrem und das Abenteuer. Und das sollte ich auch bekommen, wenn auch ein bisschen anders als gedacht.

Bereits am Flughafen in Anchorage traf ich auf ein nettes Paar. Sie, eine Deutsche, die seit sie 19 ist in Alaska lebt, inzwischen gemeinsam mit Ihrem Mann, einem Alaska State Trooper (eine Art Polizist hier in Alaska). Sie erkannte mich sofort an meinem deutschen Pass und wir kamen ins Gespräch. Sie war geschockt über meine Pläne und ließ es sich nicht nehmen, mir ordentlich ins Gewissen zu reden. Alaska sei ein gefährliches Pflaster, sie erfahre es schließlich jeden Tag durch Ihren Ehemann. Die wenigsten halten sich hier an die Regeln, die meisten seien ständig besoffen, fahren alkoholisiert, schlagen Ihre Frauen, vergewaltigen ihre Kinder, knallen sich mit ihren Waffen gegenseitig ab... Ein guter Start in meinen Trip, bei dem ich schließlich plante, zu einem wildfremden Paar zu gehen, mitten im Nirgendwo, ohne jegliche Zivilisation. Völlig abhängig von ihnen. Zumal mir G., der Gastgeber, kurz vorher verkündete, dass seine Frau E. derzeit nicht vor Ort sei, da sie bei Ihrer Mutter nach dem Rechten sehen müsse. Ich würde also allein mit ihm sein. Umgehend packte mich die Sorge, ob ich wohl den richtigen Weg gewählt hatte. Nach einigen Überlegungen schlug ich jedoch die Einladung aus, mit ihr und ihrem Mann nach St.Mary's zu fliegen und begab mich, wenn auch besorgt, in den Flieger nach Kenai.

In Kenai angekommen, empfing mich G. direkt nach der Landung. Ein freundliches, herzliches Willkommen in Kenai. Es dauerte nur wenige Minuten und ich wusste: Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen. Er war ein guter Kerl! Und ich kann nur sagen, dass sich dies vollkommen bewahrheitet hat. Auf der Fahrt nach Clam Gulch, vorbei am Kenai River, konnte ich bereits die wunderbare Natur und die mit Schnee bedeckten Wälder bewundern. In Clam Gulch angekommen, fuhren wir die einzige Straße bis zum Ende durch und stoppten. 

Ravn Air



My cabin in the Woods...






Meine Mitbewohner ❤️


Give me sugar!

Kuschelzeit❤️



Poop-House🙈

Moose crossing!


Dog-food-place
Food prep



Jenny und die Axt...
DIRTYYYYY
Erste Schießübungen
„Mommy, please don‘t eat me!“
Beautiful Trails


Puppies 😍
😍


















Fun!

Ice, ice, baby!


Enjoying the view


Ich kann nur sagen, dass die Zeit dort UNGLAUBLICH war. 

Unglaublich SCHÖN: Die Natur. Der viele Schnee. Das Eis. All die wilden Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Die Hunde. Die Wanderwege. Hundeschlitten fahren. Die Berge. 

Unglaublich EINSAM: Die unendliche Stille, die ich noch nie irgendwo so erlebt habe. Die Dunkelheit. Keine Menschen weit und breit abgesehen von G. und mir.  (keine Negativbewertung!)

Unglaublich ANSTRENGEND: Bäume fällen. Stämme von A nach B schleppen. Wasser pumpen. Wassereimer schleppen. Die Hunde auslasten. 2x täglich Futter für 30! Huskys vorbereiten. Hundekacka wegmachen, teilweise aus dem Eis herausschlagen. Das Feuer nie ausgehen lassen. Auch nicht nachts. 

Unglaublich UNGEWOHNT: Schlechte Hygienezustände. Nachts nie durchschlafen. Nicht duschen. Waschen mit Hindernissen. Keine Toilette. Hundehaare ÜBERALL :) . Keine Menschen. Heimweh.

Unglaublich AUFREGEND: Zum ersten Mal selbst einen Hundeschlitten steuern. Eine Axt halten. Holz hacken. Feuer machen. Eine Kettensäge bedienen. Einen Baum fällen. Einen Weißkopfseeadler in freier Umgebung aus nächster Nähe beim Jagen und Fressen beobachten. Moose-Fleisch (Elch) kosten. Eichhörnchen als Mitbewohner. Elche aus nächster Nähe. Die erste Waffe in meiner Hand. Meine ersten Schießversuche. Das erste Mal Lachs. 

Zu leben wie G. ist unglaublich. Ich bewundere es, dass es jemandem möglich ist, sein komplettes Leben so zu verbringen. Er arbeitet im Jahr maximal 4 Monate und verbringt die restliche Zeit einfach wie es ihm gefällt. Immer draußen, in der Natur. Zusammen mit seinen Hunden und seiner Frau E. ist er einfach glücklich. Er ist frei. Wenngleich dieses Leben auch viel Arbeit und zeitweise sicherlich Existenzängste mit sich bringt ist es für ihn das schönste Leben, dass er sich vorstellen kann.

Für mich war es ein absolut grandioses Abenteuer. Es war eine meiner besten Entscheidungen, dieses Leben kennenzulernen und in die Wildnis "abzutauchen". Zu erfahren wie es ist, ohne Luxusgüter zu leben. Doch es hat mich auch extrem herausgefordert. Schon am zweiten Tag überkam mich die Sehnsucht nach Hause zu fliegen, mich richtig zu duschen, endlich wieder durchzuschlafen, mich nicht um das bei diesen Temperaturen lebenserhaltende, wärmende Feuer sorgen zu müssen. Es ist spannend zu sehen, wie sehr wir doch an unser luxuriöses Leben gewöhnt sind. Das Wasser fließt einfach in unendlichen Mengen aus dem Wasserhahn. Darüber nachzudenken, wie viel ich in Clam Gulch dafür pumpen und schleppen musste, erschreckt mich.

Ich in sehr dankbar für diese Erfahrung und dafür, dass G. mich mit offenen Armen empfangen, mir alles gezeigt hat und mich an diesem Leben hat teilhaben lassen. Nach einer Woche bin ich nun jedoch froh, wieder in Anchorage zu sein. In einem warmen Zimmer (auch ohne nachts alle 2 Stunden dafür aufstehen zu müssen), mit Toilette, Waschbecken und Dusche. 🤗

Küsse an meine Lieben Zuhause!

Respon (2)

Ronny
Ich bin sprachlos, beeindruckt und letztlich sehr froh, dass es dir gut geht. Das nenn ich ein Erlebnis. Wie schmeckt dir eigentlich Lachs? Nach diesen Entbehrungen genieße deine Zeit in der Zivilisation und dennoch großartigen Landschaft.

Elvira
Was für ein einzigartiges und mutiges Abenteuer.