Publicat: 31.01.2023
Meine Reise zur alten Kaiserstadt Hue fängt eigentlich schon in Hanoi an Bord des Sleeping Busses an. Diesen kann man sich so vorstellen: In drei Reihen sind hintereinander Stockbetten aufgereiht, wobei man seine Füße unter die Lehne seines Vordermannes gibt. Die Sitze sind in etwa so breit wie normale Flugzeugsitze. Platz für Handgepäck hat man im Grunde nur zwischen den Füßen. Gepäckablagen gibt es ansonsten keine. Die Gänge sind in etwa hüftbreit. Jeder Gast erhält ein kleines Kissen und eine dünne Fliesdecke. Die Sauberkeit ebendieser sollte man zu seinem eigenen Seelenfrieden lieber nicht hinterfragen. Sobald alle Passagiere Platz genommen haben, werden auf dem Boden der Gänge dünne Kunstledermatratzen ausgebreitet. Diese sind zum schlafen besser geeignet, als der harte Boden, ein Umdrehen bzw. Positionswechsel am Gang liegend ist kaum möglich. Woher ich das weiß? Kurz gesagt: ein überfüllter Bus und meine Weigerung eine ältere Vietnamesin am Boden schlafen zu lassen, haben etwas mit dieser ganz neuen Erfahrung zu tun. Während der Fahrt war ich jedoch umgeben von einer lieben Familie bestehend aus Oma, Mama und 3 Kindern - Linh (11), „Kevin“ (10) und „Kelly“ (9). Die Kinder haben mir ein paar Brocken vietnamesisch beigebracht. Die Nacht war recht unruhig, was nicht nur dem beengten Platz sondern auch meiner verstopften Nase Dank leichter Erkältung geschuldet war.
In Hue angekommen, gab ich mein Gepäck ab und suchte mir ein Reisebüro, um noch spontan eine Tagestour zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Hues zu buchen. Keine 1,5 Stunden, nachdem ich in Hue angekommen war, saß ich bereits in einem kleinen Drachenboot, das unsere Ausflugsgruppe zur Thien-Mu-Pagode brachte.
Die Pagode ist eine der ältesten der Gegend. Von der Anhöhe aus hat man einen schönen Ausblick auf den Parfümfluss und die Gebirge des Hinterlandes.
Nach einer kurzen Besichtigung des Mandarin-Hauses und des umliegenden Gartens, ging es für uns weiter zur kaiserlichen Zitadelle. Hier regierte im 19. bis 20. Jahrhunderts die letzte Dynastie Vietnams: die Ngyuen. Leider wurde während des Krieges gegen die Amerikaner ein Großteil der Anlage zerstört. Die Vietnamesen sind jedoch sehr bemüht, die Zitadelle und die darin befindliche verbotene Stadt wieder aufzubauen und in ihrem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Für mich war es faszinierend, wie die Emaille-Elemente und Fliesen nach all der Zeit noch immer farbig strahlen.
Nach einem Mittagessen mit Spezialitäten aus Hue fuhren wir zum Grabmahl des Kaisers Minh Mang, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts regierte. Auf dem weitläufigen Gelände gibt es neben den Tempelanlagen auch mehrere Seen und Gärten zu bestaunen.
15 Minuten Busfahrt weiter besuchten wir das Grabmal von Kaiser Khai Dinh, der Anfang des 20. Jahrhunderts regierte. 80 Jahre später gebaut als das Grabmal von Minh Mang, steht es durch seinen Einfluss französischer, chinesischer, indischer und Champa- Kultur architektonisch in starkem Kontrast zum älteren Grabmal. In einen Hang gebaut, nimmt es viel weniger Platz ein, wirkt jedoch durch seine Kompaktheit viel imposanter. Der Außenbereich ist in schwarz und weiß gehalten - den Trauerfarben der westlichen vs. der östlichen Kulturen. Die Innenbereiche sind überwältigend bunt und beeindrucken durch ihren Prunk.
Zum Ende unseres Ausflugs fuhren wir noch auf eine Anhöhe, wo uns gezeigt wurde, wie Räucherstäbchen und Strohhüte hergestellt werden. Am Gipfel der Anhöhe befindet sich ein Wäldchen, von welchem aus man einen tollen Blick auf die umliegende Landschaft hat.