Publicat: 29.05.2018
Unterhalb von Stockholm (eigentlich noch Südschweden) lernen wir auf einem Campingplatz Michaela und ihren Hund Sukhi (Freund) kennen. Michaela ist Anwältin aus Berlin und ist schon länger unterwegs. Sie hat irgendwann beschlossen Recht Recht sein zu lassen und hat sich lieber (selber! - alle Achtung) ein kleines Wohnmobil ausgebaut und fährt seither mit Ihrem süssen Hund Sukhi durch die Weltgeschichte. Alle Achtung!! Was für eine coole Socke. Mic Bee: Hat mich gefreut. Wer weiß vielleicht kreuzen sich unsere Wege nochmal. Man trifft sich immer zweimal im Leben.
MITTELSCHWEDEN: Ein Besuch im Nationalpark Stendörren an der Schärenküste hat uns total geflasht. Eine der schönsten Küstenabschnitte die ich je gesehen habe. Kleine wackelige Hängebrücken führen von Felsen zu Felsen übes Wasser. Hunderte übermooste Felsen und alte große Bäume bilden einen herrlichen Wald. Ich kann die Kamera gar nicht mehr weg legen.
Am nächsten Tag sind wir (schon wieder!!) auf der Autobahn. Wir wollen so schnell wie möglich durch Stockholm (Stadtautobahn) kommen. Haben es uns leichter vorgestellt, als es war. Es waren echt starke Nerven gefragt. Fünfspurig auf beiden Seiten. LKWs um uns herum. Stau und Baustellen. Während Kilian der Schnappatmung nahe ist, komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Plattenbauten und Massenbauwohnungen soweit das Auge reicht. Über 1 Stunde fahren wir an den Bunkern vorbei. Stockholm ist unbegreiflich groß und ín den Vororten (was wir gesehen haben) extrem hässlich. Irgendwann kommen dann die Wohnungen der Reichen. Die Häuser sehen schöner aus und stehen an Kanälen. Zum Glück sind wir nicht nach Stockholm rein. Amy und wir hätten wahrscheinlich mittlere Nervenzusammenbrüche gekriegt, bis wir nur einen Parkplatz gefunden hätten. Das ist uns Landeiern einfach ne Nummer zu groß. Uns zieht es wieder raus in die Natur.
Mittelschweden ruft. Am nächsten Tag (ihr werdets nicht glauben), lacht die Sonne schon wieder vom wolkenlosen Himmel herunter. Und das jetzt schon seit 4 Wochen!!. Kann man den auch so einen Dusel haben wie wir? So macht der Sommer in Schweden Spaß. (Auch wenn das Land dringend Regen brauchen könnte. Es ist pfurztrocken überall. Risse sind im Boden und das Getreide wächst nicht. Also lieber Wettergott: wir wollen für die netten Schweden nur das Beste. Wegen uns kannst es mal 2 Tage regnen lassen (aber höchstens). Es wäre bitter nötig.
Wir haben Uppsalla passiert und fahren weiter Richtung Norden. Die Landschaft verändert sich langsam. Es wird noch einsamer im Hinterland. Die Strassen sind doppelt so breit wie bei uns. Es macht Spaß so gemütlich durch die Wälder zu cruisen und niemanden über Stunden zu begegnen. Wir fahren durch tolle Fichtenwälder mit vielen Steinen und Felsen. Zwischendurch kommen immer wieder Seen und plötzlich wieder im Niergendwo, steht ein typisch schweden-rotes Haus oder Gehöft. Alle Gebäude hier werden in dem tollen rot gestrichen. Selbst der kleinste Stall oder Scheune. Einfach wunderschön anzusehen. Die Menschen hier leben wirklich wahnsinnig einsam. Ich glaube da muss man echt reingeboren werden, um das leben zu können. Wir sind jetzt schon durch unzählige Nationalparks gewandert. Schweden hat so schöne Wälder und Küsten. Es ist atemberaubend und man ist richtig berauscht von dieser wilden Schönheit. Nach einer Nacht am Supersandstrand (den hatten wir für uns ganz alleine), flüchten wir am nächsten Morgen Richtung Meer. Die Mücken machen uns das Leben schwer. Es sind jetzt langsam echt abartig viele. Schweden macht seinem Ruf alle Ehre. Höre von Mic Bee (Travelerin aus Berlin), dass es in Finnland noch schlimmer ist. Ohje da kommen wir auch bald hin. Ich bin gespannt.
Inwischen lernen wir Fabian (Anfang 30) aus Dortmund kennen. Er ist mit dem Fahrrad (der Verrückte) von Dortmund losgefahren. Seine Route geht nach Nordschweden; Finnland, durchs Baltikum und dann Italien, Frankreich, Spanien evtl. Portugal. Er ist in den 2 Wochen die er unterwegs ist schon 1700 km gefahren. Seine Route ähnelt der unseren, nur geht das ganze mit Muskelkraft. Wir haben zusammen gegessen und einen netten Abend verbracht (bis uns nach Sonnenuntergang wieder mal die Schnacken aufgefressen haben). Lieber Fabian: Alle Achtung. wir ziehen den Hut vor Dir. Weiterhin eine gute Reise. Pass auf Dich auf... und ich bin gespannt wann und wo wir uns wieder treffen (ich bin überzeugt, dass sich unsere Wege nochmal kreuzen).
Derzeitiger Stand von Mittsommer: Zwichen 24Uhr und 3Uhr morgens ist es noch dämmerig. Der Rest des Tages und der Nacht sind hell. Unglaublich, morgens um drei aus dem Fenster zu kucken und es ist hell. Und es wird noch heller. Erst in 4 Wochen ist Mittsommer. Unser Kilometerstand sagt uns, dass wir über 3000 km hinter uns haben.
Wir fahren die Jungfrauenküste entlang, die ihrem Namen alle Ehre macht. Wie eine brave Jungfrau lässt auch sie nicht "jeden so einfach ran". Unglaublich viele Steine und Felsen liegen an der Küste und erschweren den Weg zum Wasser extrem. Ausserdem ist dieser Küstenabschnitt noch nicht so touristisch erschlossen. Also auch noch eher "jungfräulich". Wir finden trotzdem in einem kleinen verschlafenen Fischerdorf eine Platz zum schlafen fast am Wasser. Abends marschieren wir, mit Kamera bewaffnet durch das Dorf. Es ist noch wie ausgestorben. Erst zu Mittsommer in drei Wochen fallen hier die Schweden ein. Dann beginnt der Jahresurlaub und für die Kinder 2 Monate Sommerferien. Zum Glück sind wir bisschen früher da. Es gibt tolle (natürlich rote) Holzhäuser zu sehen, die auf Stelzen gebaut sind. Praktisch mit Bootsgarage unten drin.
Am nächsten Morgen zieht es uns weiter ins Landesinnere Richtung Norden. Die Landschaft verändert sich schon wieder drastisch. Es wird wilder und einsamer. Die Strassen sind extrem breit, kerzengerade aus und meschenverlassen. Ewige Zeiten fahren wir durch Wälder ohne ein anderes Auto zu sehen. (Da will man auch keine Panne haben). Aber wunderschön anzusehen. Fichtenwälder, Heidelbeeren am Boden soweit das Auge reicht (leider noch nicht reif). Und ab und zu mal wieder ein rotes Haus im Nirgendwo. Unser Weg führt uns ins Land der Samen. An einem tollen See mit kleinem Wasserfall finden wir ein waaahnins-Plätzchen für die Nacht. Typisch für Schweden: selbst im Nirgendwo gibts ein Klo mit Klopapier (hier sogar mit Teppich), Feuerstellen mit Holz und Badezugänge. Hier bleiben wir. Lagerfeuer an. Angel raus. Mmmmhhhh?? Es gibt doch wieder mal Schnitzel grins. Nach einer ruhigen Nacht, beschliessen wir noch einen Tag hier zu bleiben. Baden, grillen, chillen. An dieser Stelle möchte ich mal Sergeij (Arbeitskollege von Kilian) danke sagen. Danke für die Unmengen leckeren Tee als Abschiedsgeschenk. Wir haben allen dabei und selbst Kilian mutiert langsam aber sicher zur Tee-Tante. Danke Sergeij!
Abends kommen drei Schweden. Opa, Papa und Sohn zum Angeln. Beim Sohn beißt gleich ein Monsterfisch an. Die Schweden sind optimistisch und rufen uns zu, wenn wir Fisch wollen sollen wir kommen. Das lassen wir uns nicht zeimal sagen. Rein in die Klamotten (wir lagen schon im Bett) und hin zu den Schweden. Leider hat sich dann der große Fisch doch noch vom Acker machen können... und dann ging nix mehr. Opa fing noch einen kleinen roten Fisch. Macht ihn vom Haken und schmeißt ihn auf den Boden und lässt ihn jämmerlich dort zappeln!!! Mein Herz macht einen Satz. Echt? Der arme Fisch. Wenn er ihn doch nicht brauchen kann, kann er ihn doch wieder ins Wasser schmeißen. Wir wollen nicht unhöfflich sein und sagen nix. Nach 10 Minuten packen sie alle zusammen und verschwinden. Es wollte nix mehr beissen. Wir wie der geölte Blitz hin zu dem Fischlein. Er zappelte noch ganz schwach. Und schnell ins Wasser gebracht. Er hats überlebt was ein Glück. Wir sind wieder ohne Fisch ins Bett dafür mit reichlichem positivem Fisch-Karma. - Die Schweden sind superfreundlich, aber zu Fischen (die sind doch auch Lebewesen) haben sie ein anderes Verhältniss wie wir. Wir angeln auch, aber dann wird der Fisch (wenn endlich mal einer beißt) gleich getötet und dann auch gegessen und nicht einfach so nichtbeachtet an Land verrecken gelassen.
Am nächsten Morgen gehts bei (was auch sonst ) wolkenlosem Himmel weiter Richtung Norden. Wetterbericht bringt für die nächsten 2 Wochen wieder so bomben-wetter. Was will man mehr? Am Forsaleden machen wir eine Wanderung einen Fluss entlang. Super-toll geht es über kleine Brückchen. Felsen mit ausgespülten "Badewannen". Glasklares Wasser. So stell ich mir eigentlich Alaska oder Kanada im Sommer vor. Wir laufen mit großen Augen rum. Es ist ein toller Anblick. Mitten in Schwedens Wildniss. Wir entdecken frische Bärenspuren, Rentierlosung überall. Hier gibts sie noch.. die vielen Tiere, die man sonst nur im Fernseher sieht. Nach 2 Stunden Wanderung sind wir wieder am Auto mit vielen tollen landschaftlichen Eindrücken im Kopf. Hier hat der liebe Gott sich echt Mühe gegeben. So ein toller Flecken Erde. Wir suchen uns für die nächsten drei Tage einen Campingplatz. Wir haben ne heiße Dusche nötig. Kilian hat Geburtstag und wir wollen noch einen Geburtstagskuchen backen. Danke an meine Mädels für den tollen Campingbackofen. Der funktioniert einwandfrei. Haben schon leckeres Brot gebacken, Kartoffelgrataing (schreibt man dass so? - keine Ahnung) und heute gibt's einen Sandkuchen mit Schokoladenglasur.
Finden einen tollen Campingplatz "am Wasserfall". Hier gibt's eine heisse Dusche so lange man will (wie man sich über Kleinigkeiten freuen kann.- Man wird sehr bescheiden). Und Internet. Auch toll. Kann ich endlich mal wieder paar Bilder in Blog stellen. Ist nicht immer so leicht an Internet ran zu kommen in der Wildnis. Direkt neben unserem Bus rauscht ein rießen Wasserfall in die Tiefe. Wunderschön anzukucken. Aber das Rauschen ist nicht zu unterschätzen.... (Uli du würdest durchdrehen :) )
Stand Mittwommer. Hatten heute Nacht um zwölf Abenddämmerung und Morgenrot gleichzeitig. Nicht zu fassen. Jetzt ist es nonstop hell. Die Sonne geht um elf unter und um kurz nach drei Uhr morgens wieder auf. Und strahlt mit einer unglaublichen Hitze vom Himmel herunter. Man hält es nur im Schatten aus. So lässt es sich leben in NORDSCHWEDEN.
Nordschweden: Wir fahren weiter durchs Jämtland in Richtung Lappland. Waren in einer höheren Gegend unterwegs und plötzlich sah alles aus wie im Allgäu. Häää? Echt jetzt??? Schnell weg.... (wir finden das Allgäu toll, aber im Moment sind wir eher auf schwedische Landschaft eingestellt). Nach einer halben Stunde Fahrtzeit... schwupp... .man kommt sich wieder vor in Kanada oder Alaska oder halt Nordschweden. Einfach toll.
Am Waldrand stehen endlich das erste mal wilde Rentiere. Die früheren Nutztiere der Samen sind heute ausgewildert und für die Schweden ein ganz normaler Anblick. Der deutsche Durchschnittstourist (so wie wir), flippt natürlich völlig aus vor Freude, haut die Bremse rein und zückt die Kamera. Die Schweden schauen uns schräg an. Toll! Jetzt fehlt uns nur noch ein Elch in der Sammlung.
In einem kleinen Örtchen Laxsjö finden wir direkt am See einen traumhaften Parkplatz direkt am Wasser. Und wie immer in Schweden. Toilette, Kinderspielplatz, Sandstrand, Tische und Bänke... es ist alles da. Wir entdecken ein Schild auf dem Steht: Sie dürfen: Parken wie und wo sie wollen, alles benutzen auf dem Platz, Feuer machen, Holz sammeln usw. ... und das ganze für Umsonst. Die Einwohner halten den Platz für Touristen am laufen. Gibts denn so was? Wir fahen noch schnell in den Ort ins Lädele ein paar Vorräte kaufen und wollen da unbedingt eine kleine Spende fürs Dorf loswerden, aber keine Chance- Keiner will unsere Kronen. This place is for free!! Wow. Wir staunen wieder mal nicht schlecht und machen uns ordentlich breit am Strand. Es ist so heiß, wir müssen unsere Sonnensegel rausholen. Man verbrutzelt in der Sonne (aber wir wollen nicht schimpfen- ist alles toll). Dann bauen wir endlich wieder mal unser Boot aus und um Mitternacht (in dem tollen Mittsommerlicht) machen wir eine Fahrt um den kompletten See (ca. 2 Std.). Der See ist glatt wie eine Glasscheibe und der umliegende Wald spiegelt sich glasklar im Wasser. Es ist totenstill. Unser Boot gleitet lautlos auf dem Wasser. Ich glaube diesen Anblick und dieses tolle Gefühl werde ich nie wieder vergessen. Laxsjö: Danke schön.
Am nächsten Tag fahren wir das erste mal Lappland rein. Es wird noch einsamer und die Wälder lichter. Rentiere laufen uns über den Weg (ist jetzt schon normal). In weiter Ferne am Waldrand steht der erste Elch! (Leider zu weit weg für ein Bild).
Wir finden wieder einen kleinen See im Nirgendwo und machen ein Lagerfeuer. Abends streunern wir mit Amy durch den Wald und finden eine wahnsinnstolle Felsenformation. Ein riesen Felsbrocken liegt quasi fast in der Luft. Was für ein Anblick. Darunter stehen Bänke und eine Feuerstelle. Na wir sind uns einig: In Deutschland wäre hier mal wieder alles abgesperrt.
Hier soll es Waldgeister geben steht auf einem Schild. Und zur Überzeugung sehen wir gleich mal am Waldrand welche stehen (aus Blech). Ein kurzer Schreckmoment war doch da hihi.
Wir sind jetzt über 5 Wochen unterwegs und langsam aber sicher stellt sich ein extreme innere Ruhe- und Entspanntheit ein. Alles läuft ein bisschen in Slow-Motion. Die Tage werden egal, meistens wissen wir nicht sicher welcher überhaupt ist. So muss das sein. Wir cruisen mit 70km/h durch die Wälder und geniesen diese tolle Landschaft Lapplands. So viel Wald und so viel Einsamkeit. Waaahnsinn!! Ab und zu tauchen im Nirgendwo wieder ein paar rote Häuser auf (die leben schon einsam hier oben). Wir sehen Skibobs und Schlittenhunde... im Winter ist es bestimmt auch sehenswert hier oben.
Selbst im tiefsten Lappland finden die Leute unseren Knut toll und winken uns lächelnd zu.
Wir besuchen wieder mal einen Nationalpark. Björnsgarden. Es soll der Dschungel Schwedens sein. Wir sind gespannt. Auf dem Parkplatz begrüßt uns gleich mal eine schwarze Schlange. Sie hat es nicht eilig wegzukommen. Ganz im Gegenteil. Wir bleiben erst mal im Auto bis sie sich endlich vom Acker gemacht hat. Es ist wirklich wie im Dschungel. Viele hundert Jahre alte riesige Bäume stehen rum, Felsen mit Flechten überzogen. Rentierlosung wo man hinschaut. Heidelbeeren bedecken den kompletten Boden. Wir entdecken recht frische Bärenspuren (oh Gott wie riesig schluck). wir pfeiffen und klatschen immer wieder in die Hände, dass soll sie vertreiben (zum Glück haben wir von Mama ein Bärenglöckchen gekriegt, dass sicher im Knut in der Schublade liegt). Mitten im Wald an einem See entdecken wir ein Blockhaus und staunen wieder mal nicht schlecht. Die Tür ist auf und drinnen gibt es Stockbetten, Decken, eine komplette Küche, ein Herd, Tisch, Stühle und Holz ohne Ende. Hier darf man kostenlos übernachten und alles benutzten. Wir tragen uns ins Gästebuch ein und bedanken uns für diesen Luxus. Kein Eintritt und dann auch dass noch. Besser gehts nicht. Wir sind uns mal wieder einig: So was gibts nur in Schweden.
Am nächsten Morgen fahren wir noch ein letztes mal rüber an die Ostküste (bald gibts keine Küste mehr) und direkt an der Strasse seht ein Elch!!. Wir finden zufällig in einem Fischerdorf bei Umea wieder einen tollen Platz im Hafen. Mit Grillstelle, Holz, eine heiße Dusche, eine Waschmaschine und einen "Trockenschrank" (nie gesehen vorher aber toll). Wir sind begeistert. Jetzt wird geduscht, gewaschen und geputzt was das Zeug hält (es ist nötig ). Lustig über was für Sachen man sich freut wenn man auf Reisen ist.