Publicat: 02.05.2024
Im "Eje Cafetero", der Kaffeeregion Kolumbiens, haben wir zahlreiche Dörfer kennengelernt- Salento, Filandia, Buenavista... sie alle waren wirklich malerisch.
Doch besonders hat uns ein kleiner Ort namens Pijao verzaubert. Wir sind dank meines Spanischbuchs auf Pijao gestoßen, darin wird der Ort als Erster in Lateinamerika vorgestellt, der Teil der "Cittaslow" Bewegung ist. Und wenn man schon in der Nähe ist, warum nicht einfach mal vorbeischauen?
Die Cittaslow-Bewegung hat ihren Ursprung in Italien und vereint weltweit kleine Orte unter dem Label "Städte ohne Stress". Um dabei zu sein, müssen sie weniger als 50.000 Einwohner*innen haben und verschiedene Kriterien erfüllen, darunter Umweltpolitik, Förderung lokaler Produkte, Gastfreundschaft und landschaftliche Qualität. Einige behaupten, die Bewegung sei entstanden, um dem Mangel an Infrastruktur im Süditalien der 90er Jahre den Stempel "hier ist alles langsam und gemütlich" aufzudrücken.
Nun ja, zumindest in Pijao geben sich viele Menschen, teilweise auch unbewusst, Mühe die wichtigsten Werte der Bewegung spürbar zu machen:
Die Gemütlichkeit ist hier unvermeidlich - die Leute haben wirklich noch Zeit, um mit Fremden auf der Straße zu plaudern. Besonders die Omas die scheinbar den ganzen Tag nichts anderes tun, als zu “fensterln”, starten gerne ungezwungene Gespräche mit Passant*innen.
Unsere Gastgeberin in "Casa Victoria" war ein Paradebeispiel für die Gastfreundschaft in Pijao. Sie war so herzlich und geschickt darin einen in Gespräche zu verwickeln, dass man selbst mit großem Hunger oder Toilettendrang noch eine Stunde sitzen bleibt zum Plaudern.
In Pijao wird wirklich viel Wert auf lokale Handwerkskunst, Lebensmittel und Produkte gelegt. Die kleinen Geschäfte im Ort arbeiten mit ebenso kleinen lokalen Kooperativen zusammen, und die Leute nehmen sich Zeit, um ihre Geschäftsideen zu erklären. Man spürt die Liebe, die sie in ihre Arbeit stecken. Besonders cool: Es gibt hier eine Kaffeekooperative, in der ausschließlich Frauen arbeiten - und zwar im gesamten Prozess von der Anpflanzung bis zur fertigen Tasse.
Aber abgesehen davon, dass uns der Vibe von Pijao einfach begeistert hat, gibt es hier viel zu entdecken. Die Umgebung ist traumhaft und man kann direkt vom Hostel aus loswandern und Berge, Flüsse und Wasserfälle erkunden. Es gibt auch coole autarke Fincas und Kaffeefarmen, und natürlich nimmt man sich auch hier gerne die Zeit, den gesamten Prozess der Kaffeeherstellung detailliert zu erklären.
Oh unser Highlight war aber folgendes: In der Nähe von Pijao gibt es Wachspalmen. Im Gegensatz zum überfüllten Valley de Cocora bei Salento, hatten wir sie hier GANZ für uns allein! Nur Pipi, Taylor, ich und massenhaft hohe Palmen. Klingt wo ich es jetzt lese nicht so spektakulär - war aber wirklich etwas Besonderes. Irgendwie wie zu Hause in den Bergen, nur halt mit Palmen.
Übrigens; ein weiterer großer Pluspunkt von Pijao - und generell von Orten, die nicht auf der klassischen Reise-Checkliste stehen - ist, dass man hier meist auf sehr coole und interessante Reisende trifft, mit denen der Austausch wirklich bereichernd ist. In Pijao hatten wir nicht nur eine tolle Zeit mit den Einheimischen, sondern haben auch Taylor kennengelernt, die unsere Reisebegleiterin für die nächsten Wochen wurde.
SPANISCH (FAILS) MIT PIPI
In Pijao wird sich jeden Abend zum Bingo-Spielen getroffen, das halbe Dorf ist mit am Start. Als wir einmal beim täglichen Pijao-Bingo-Battle teilnahmen (Ja wir haben den Altersdurchschnitt ganz schön gesenkt), gab Pipi sein Bestes, um sich mit dem älteren Paar an seinem Tisch zu unterhalten. Kurz bevor die Zahlen verkündet wurden, sagte er überzeugt "Estoy muy excitado" - ich bin sehr erregt, statt "Estoy muy emocionado" - ich bin sehr aufgeregt. Nun ja, vielleicht haben sie sich darüber gefreut - vermutlich haben sie das schon lange nicht mehr gehört.
Man weiß, dass man eine Weile an einem Ort war, wenn einen die Leute auf dem Weg zum Bus zurufen und verabschieden mit einem "Bis zum nächsten Mal". Bis bald, Pijao. Ich hoffe, wir sehen uns wieder, und bis dahin,
Bussi Baba
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APRENDER ESPANOL CON PIPI
En Pijao, cada noche se reúnen para jugar al bingo, casi la mitad del pueblo participa. Cuando una vez participamos en la batalla diaria de bingo en Pijao (sí, hemos reducido bastante la media de edad), Pipi hizo todo lo posible para conversar con la pareja mayor en su mesa. Justo antes de que anunciaran los números, dijo con convicción "Estoy muy excitado" en lugar de "Estoy muy emocionado". Bueno, quizás les alegró - probablemente ya no escuchaban eso desde hacía mucho tiempo.