Publicat: 13.11.2019
Nach einer turbulenten Zeit in Ecuador landeten wir am 15.10. in Lima. Mit im Gepäck war ein wenig Wehmut nur so wenig von diesem tollen Land gesehen zu haben. Die positive Seite dieses Umstandes war die daraus resultierende Mehrzeit in Peru. Angesichts der Größe des Landes – flächenmäßig ist Peru etwa so groß wie Deutschland, Italien, Spanien und Portugal zusammen – gingen wir nicht davon aus, dass uns langweilig wird und so starteten wir voller Euphorie unsere Reise in das nächste Land.
Lima
Die gute Stimmung wurde kurz nach unserer Ankunft durch zwei Umstände leicht getrübt:
- Wir durften feststellen, dass wir eine doch etwas größere Geldreserve an kolumbianischen Pesos bereits Wochen mit uns herumtrugen. Wir hatten nämlich am allerersten Tag unserer Reise den grandiosen Plan einen gewissen Betrag in unserem Gepäck zu verstecken. Dieses Versteck war so gut gewählt, dass das Bargeld wirklich von niemandem gefunden werden konnte – uns eingeschlossen. Der miese Wechselkurs führte dazu, dass wir schließlich um rund 25 € umfielen. Man muss festhalten, dass 25 € für zwei sparsame Langzeit-Weltenbummler wie wir es sind, eine Menge Geld ist. Genau genommen entspricht dies etwa unserem Tagesbudget in Peru inklusive Nächtigung. Leicht genervt und todmüde suchten wir uns ein Taxi, welches uns in das Viertel Miraflores zu unserem Hostel bringen sollte. Her folgte jedoch der nächste Supergau ...
- Wir verhandelten einen Preis mit dem Taxifahrer und stiegen in dessen Auto - ohne Taxi-Zeichen aber zumindest mit getönten Scheiben. Während der Fahrt erklärte er uns, dass der ausgemachte Preis in Dollar zu zahlen sei, obwohl wir natürlich der Auffassung waren, dass unser Deal in peruanischer Landeswährung abgeschlossen wurde. Dadurch mussten wir nach weiteren Verhandlungen knapp das Dreifache bezahlen als unserer Meinung vereinbart wurde. In der Angst er würde uns einfach irgendwo auf der Straße aussetzen, wenn wir noch weiter herummeckern, gönnten wir dem Gauner eine Finanzspritze. Wir hoffen er kann diese gut investieren – entweder um seinen Flitzer weiter zu pimpen oder sich ein paar Gramm Gras zu besorgen. Anm.: es roch extrem nach Marihuana und wir fühlten uns bei dieser Fahrt zum ersten Mal in Südamerika wirklich unwohl. Abgesehen von unseren finanziellen Einbußen und einem kleinen Magengeschwür aufgrund des Ärgers sind wir gut im Hostel angekommen und hatten unser 4er-Dorm für uns alleine! Nach der Devise „Eini in die Hapfn, morgen is a neuer Tag“ waren wir optimistisch gestimmt, dass wir bereits am folgenden Tag wieder von mehr Glück gesegnet sind. So war es dann auch. Wir konnten mit der Hauptstadt Perus Frieden schließen und genossen zwei tolle Tage in Lima.
Mancora
Nachdem wir leider nicht von Ecuador aus über die Grenze zum nahegelegenen Badeort Mancora fahren konnten, blieb uns nichts anderes übrig, als von Lima aus 1.200 km mit dem Nachtbus in Richtung Norden zurückzulegen. Dort stand außer Sonne tanken, sich im Surfen versuchen und lecker Essen wenig am Programm. Nach den strapaziösen Wochen aber genau das Richtige! Bei unseren Strandspaziergängen machten wir einige schockierende Funde aber auch eine wirklich erfreuliche Entdeckung.
Juhuuuu - sie lebt :)
Kulinarik
Das peruanische Nationalgericht „Ceviche“ (roher Fisch in einem Saft aus Zwiebeln und Limetten, serviert mit Süßkartoffel und Maiskörner), welches uns mehr als überzeugt, bildet gemeinsam mit den preisgünstigen Tagesmenüs unsere kulinarische Basis. Auch die Nachspeise „Churros“ (frittierte Teigstangen mit Zucker und allerlei süßer Soßen) hat es uns angetan. So müssen wir wohl oder übel fast täglich einen Stopp bei einem Straßenstand einlegen. Auch wenn Peru im Vergleich zu den anderen bisher bereisten südamerikanischen Ländern (Kolumbien und Ecuador) kulinarisch die Nase vorne hat, konnten wir uns bis jetzt mit dem Ausmaß an fettem Essen nicht anfreunden. Anders als wir es von zu Hause gewöhnt sind wird hier dreimal täglich warm gegessen. Da sprechen wir freilich nicht von einem Porridge zum Frühstück, sondern auf nüchternen Magen wird Spannferkel, Rindergeschnetzeltes, frittierter Fisch und Co. verzehrt. Außerdem scheint es für peruanische Babies einen tierischen Schnullerersatz zu geben...
Chachapoyas
Einmal mehr wählten wir einen Nachtbus, um unsere Reise nach Chachapoyas fortzusetzen. Abgesehen davon, dass wir bis jetzt bei jeder Fahrt das Gefühl hatten unser Busfahrer befinde sich im Renn-Modus, kam dieses Mal ein nicht zu erwartendes Ereignis hinzu. Ein Murenabgang bescherte uns eine Zwangspause von gut 4 Stunden – irgendwo im nirgendwo. Da innerhalb dieser Wartezeit keine verantwortliche Person auftauchte wurden einige der Betroffenen selbst tätig und begannen Felsbrocken, Steine und Schlamm wegzuschaffen, um eine kleine Spur für den Verkehr freizubekommen. Mit viel Schwung und jeder Menge Mut schaffte es unser Fahrer den doppelstöckigen Bus am Rande des Abgrundes durch das Schlammbett zu manövrieren. Diese Aktion ließ unseren Atem stocken und bescherte uns ein paar graue Haare. Sitze in der ersten Reihe des oberen Decks bieten wirklich eine tolle Sicht, sind in solchen Situationen aber eher belastend für das Nervenkostüm. Summa summarum: Wer braucht schon Polizei, Straßenmeisterei, Asfinag und Co., wenn man doch einfach alles selbst erledigen kann?! Chaotisch, spontan, einfallsreich, gemeinschaftlich, tiefenentspannt – alles Attribute, welche die südamerikanische Mentalität untermauern.
Chachapoyas ist wunderschön gelegen, umringt von Bergen und durchzogen vom Fluss Utcubamba, welcher über die Jahrhunderte eine knapp 1.000 Meter tiefe Schlucht (Canon del Sonche) in das vielfarbige Kalk- und Sandgestein zog. So eine Gegend lässt die Herzen von Naturliebhaber höherschlagen.
Der Ausflug zur Ausgrabungsstätte Kuelap (Machu Picchu des Nordens) war ein interessanter Trip, umgeben von einer atemberaubenden Landschaft. Da wir kulturell während unserer Reise noch nicht allzu viel aufgesaugt haben, zwangsbeglückten wir Kulturmuffel uns dieses Mal selbst und bereuten es nicht.
Das Highlight dieser Region war für uns die Wanderung zum Gocta Wasserfall. Er wurde erst 2002 durch Zufall entdeckt, denn die Einheimischen (die dieses Naturspektakel natürlich kannten) erzählten niemanden davon, um dem besagten Fluch der dort wohnenden Meerjungfrau zu entgehen. Deshalb blieb er so lange unentdeckt und ist bis heute (noch) nicht so überlaufen wie andere Wasserfallgiganten, obwohl er mit 771 Metern unter den höchsten der Welt rangiert.
Cajamarca
Der zweite Stopp in den nordperuanischen Anden war Cajamarca. Die Fahrt dorthin (natürlich über Nacht) ließ unser Gemüt in eine neue Dimension der Anspannung aufsteigen und führte zu noch mehr grauen Haaren. Die Serpentinen schlängelten sich in engsten Radien bergauf und bergab durch das Gebirge, welche unser Bus einige Male nur durch Reversieren bewältigen konnte. Da die Fahrbahn teilweise nicht asphaltiert und die Neigung extrem war, drehten die Reifen mehrmals durch. Ein unangenehmes Gefühl bei fehlenden Leitblanken und einem senkrechten Abgrund direkt neben der Straße. Umso besser, dass es dunkel war und wir nicht alles mitbekamen. An Schlaf zu gelangen – Fehlanzeige!
In Cajamarca verbrachten wir einige tolle Tage mit Wandern und ein bisschen Kultur. Nach Kuelap haben wir uns auch zu den „Ventanillas de Otuzco“ begeben, einer Grabstätte aus der Vorinkazeit.
Kulturkonto: 2 Punkte
Des Weiteren gönnten wir uns bei Inkabädern ein halbstündiges heißes Bad, welches uns Schrumpelfinger und -füße bescherte. Ein Traum nach 2-monatiger Badewannen-Abstinenz.
Auch der unweit von der Stadt entfernte "Stone Forest - Cumbemayo" war definitiv einen Besuch wert. Eine wunderschöne Wanderung zwischen riesigen Felsformationen, welche isoliert auf einem Hügel zu finden waren.
Trujillo - Huanchaco
Das Pingpong zwischen Küste und Berg setzt sich fort. Das Badeörtchen Huanchaco sollte uns ein paar weitere Sonnentage am Meer gewähren und unseren Teint nicht verblassen lassen. Abgesehen davon ist Huanchaco ein guter Ausgangspunkt, um die Stadt „Chan Chan“ kennenzulernen. Chan Chan ist die Hauptstadt des damaligen Chimu-Reiches, welches im 14. und 15. Jahrhundert vorherrschend war, bevor dieses 1470 von den Inkas erobert wurde. Die Besonderheit dieser Stadt liegt in ihrer Beschaffenheit aus Lehm und Sand. Sehr beeindruckend zu sehen und bringt uns den dritten Stempel auf unserem Kultursammelpass!
Wir kamen im Laufe unserer Reise immer mehr zu der Erkenntnis, dass wir am meisten Wohlwollen an der Abwechslung der Landschaften und der damit verbundenen Aktivitäten finden. Eine Mischung aus Wandern, Entspannen und Sightseeing ist für uns besonders reizvoll und wir sind happy, unseren Wünschen nachgehen zu können 😊
Huaraz
Nach dem Ping folgte nun wieder der Pong und somit Berge und dünne Luft. Es folgte eine der beeindruckendsten Regionen, die wir bis dato besichtigt haben: der Nationalpark „Huascaran“. Unser Quartier schlugen wir in Huaraz auf, von wo aus wir Tagesausflüge zu einzigartigen Naturspektakeln unternahmen. 4 Tage, 4 Ausflüge, 4 Wanderungen, 4 Lagunen, 4-mal Glücksgefühle. Hier lassen wir am besten unsere Bilder sprechen – einfach unvergesslich!
Paracas
Mit der Sparmeistervariante „Nachtbus“ ging es über Lima weiter nach Paracas. Bei einem Bootsausflug auf die „Islas Ballestas“ trafen wir auf zigtausende Vögel und durften südamerikanischen Seebären und Mähnenrobben beim Schlafen und Kuscheln zusehen. Außerdem erheiterten uns die Pinguine, welche an den Felsen umherwatschelten. Die tausenden Vögel sind nicht nur schön anzusehen, sondern auch wegen ihrer Exkremente heiß begehrt. Dass die Ausscheidungen von Tieren als Dünger verwendet werden war uns natürlich bekannt, dass jedoch jene von Vögeln besonders wertvoll sind schien für uns skurril und hört sich vor allem nach einer mühevollen Arbeit an. So gibt es tatsächlich nach wie vor Personen, welche Vogelschmatze von den Felsen kratzen, um diese dann als Dünger für gutes Geld zu exportieren. Wir wissen zwar noch nicht wo unsere berufliche Reise nach unserer Heimkehr hingeht, aber wir hoffen mal, dass es nicht so beschissen enden wird.
Huacachina
Als letzten Stopp im Warmen hatten wir eine kleine Oase auserkoren – bekannt unter dem Namen Huacachina. Dort konnten wir unsere Faszination zur Wüste noch einmal Ausdruck verleihen. Einmalig war vor allem der Spaziergang auf den umliegenden Sanddünen und der wunderschöne Sonnenuntergang.
Erstmals gönnten wir uns ein schickes Hotel mit Pool, um für richtiges Urlaubsfeeling zu sorgen. Ein wirklich einzigartiges Plätzchen, an dem wir einen letzten Tag bei sommerlichen Temperaturen verbrachten und genug – oder aufgrund der Röte vielleicht eher zu viel – Sonne tankten, bevor wir in kältere und höhere Regionen aufbrechen. In Cusco werden uns Martinas Eltern besuchen kommen, um mit uns 3 Wochen lang den Süden von Peru zu bereisen. Wir freuen uns schon und sind gespannt was wir dort alles erleben werden…
Eines ist gewiss – wir werden euch in unserem nächsten Reiseblog davon wissen lassen.
Bis dahin – hasta luego!
PS: mehr Bilder findet ihr in der Rubrik "Fotos"