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Die Schwierigkeiten des Lebens in einer Gesellschaft weitab der Zivilisation

Uñt’ayata: 04.04.2018

Wenn ich meine Zeit im Regenwald beschreiben müßte würde ich damit anfangen zu sagen, dass aller Anfang schwer ist:

-Ich wurde 3 Wochen von Isangos geplagt, bis mich Ester mit Alkohol eingerieben hat,

-hatte Mückenspray in den Augen,

- wurde von meinem Gastbruder mit einem Huhn gejagt, welches mich kratzte

- war nicht in der Lage Pfannkuchen auf einem Gasherd zuzubereiten

- hatte Angst vor riesigen Grillen & musste wegen einer im Schuh anfangen zu weinen

- trank Wasser meiner Gastfamilie, was sich als kein Trinkwasser & als Chlor versetzt herausstellte (muss echt mal zum Arzt in Deutschland)

- sprach Dinge aus, die ich nicht aussprechen durfte & sprach über keine, die wichtig waren

- schrotete mein Handy & all meine Daten

- verbrauchte mehr Wasser als die Personen sonst hier (meine Gastmutter braucht 5 Tanks für ihr 100 kg schweres Schwein, ich verbrauchte 3 Tanks)

- saute meine Klamotten und die Kinder beim Streichen der Casa Cultural ein

- stellte meinem Chef zu viele Fragen & fühlte mich zu sehr bei ihm Zuhause

- bewarf die Kinder mit Mangos & tat so als wäre Krieg

- & benahm mich im Endeffekt wie ein Kind, welches lieber selbst Erfahrungen macht, statt auf andere zu hören

Ich finde den letzten Fakt aber ehrlich gesagt ziemlich beruhigend & ich glaube ich würde es rückblickend nicht anders machen. Ich habe unglaublich viel gelernt. Vor allem über mich und vor allem wie sehr wir alle von der Gesellschaft gelenkt werden. Es gab hier zwar eine starke Hierarchie, aber trotzdem fühlte ich mich oft sehr frei was Schönheit, Normen & Verantwortung angeht. Ich hatte das Gefühl das ich mich weniger in dieser Hinsicht rechtfertigen mußte als vorher. Irgendwie mußte ich das schon aber ich hatte das Gefühl das es weniger eine Rolle gespielt hat.


Mein wahrscheinlich letzter Fehler lag darin, dass ich mit meiner offenen langen Mähne ständig in der Casa cultural herumgelaufen bin. Sehr dumm. Natürlich bekam ich durch die Kinder Läuse. Ich fragte nach ständigem Kratzen meine Gastmutter ob sie mal nachschauen konnte und sie fand gleich den Feind. Es ist nämlich so: sie sucht regelmäßig ihren Mann und ihre Söhne nach Tierchen ab. Das was ich damals als irgendwie urig, affenähnlich aber trotzdem als Liebesbeweis ansah (zur Liebe allgemein später mehr) , erwies sich im Laufe meiner Reise als zwingend notwendig.

Ich hatte zahlreiche Zecken, die AUCH VON IHR gefunden wurden. Apropo Zecken: eine deutsche die ich in Puerto Maldonado in meinem Lieblingscafé kennenlernen durfte erzählte mir, dass sie in Kolumbien einen Dreadman/ Potfarmer kennenlernte der sich mit einer Rasierklinge Zecken herausschnitt nachdem er vier Tage lang ohne Mückenschutz im Regenwald herumgestiefelt ist. Auf ihren Verweis, dass er doch eine Hirnhautentzündung bekommen könnte, zuckte er nur mit den Achseln. Was ist denn da schief gelaufen? Wie kann man nur so gleichgültig sein? Kommt bestimmt von Kiffen :D!

Zurück zu den Läusen: an dem Tag als sie welche fand, war zum Glück ihre Friseurin Freundin zur Stelle. Sie suche mehr als 10 Läuse heraus und schnitt mir die Haare, nachdem sie sich bei meinem Gastbruder durch einen falschen Aufsatz, den sie von ihrer Zwillingsschwester überreicht bekommen hatte, verschnitt. In der Nacht konnte ich vom jucken trotzdem nicht einschlafen. Ich bat meine Gastmutter noch einmal zu gucken & da fing das Spektakel an. Meine Gastmutter, Ali und Jorge fanden noch einmal 10 Läuse und sie witzelte das ich draußen schlafen müsste weil sie sonst auch welche bekommt. Als hätten die Läuse ihre Worte gehört, fand sie nach wenigen Minuten eine in ihren Haaren.

danach scheuchte sie mich in einen Laden um einen Läusekamm zu kaufen. Ich fuhr mit Rutman um 9 Uhr abends in einen laden und kaufte einen für einen Sol. Ich kämmte danach noch einmal 6 Läuse über einem weißen Tshirt heraus. Danach gab mir meine Chefin einen Tipp mir Essig & Öl über den Kopf zu kippen und 20 Minuten zu warten. Das befolgte ich artig und fand einen Tag später nach dem kämmen trotzdem noch einmal 2 von ihnen :(

,,hundert bürstenstriche für schöne Haare" ... NICHT sondern eher um Läusen den Garr auszumachen! Nachdem ich die Kinder und ihre Eltern auf mein Problem hinwies und sie bat in ihren Haaren zu suchen bekam ich von den Mädchen meist zu hören ,,aber ich kämme mir doch jeden Tag die Haare und meine Mutter kontrolliert meine Kopfhaut". Auch meine Gastmutter brachte mir das kämmen quasi neu bei. Sie zeigte mir wie sie sich kämmt und wie sie danach den Läusekamm betrachtete. Ich empfand die Art mit welcher Unliebsamkeit sie ihre Haare kämmte immer als furchtbar und dachte das sie es doch anders machen könnte. Nun weiß ich. .. das war absoluter Quatsch. Man MUSS das sogar genau so machen damit man hier irgendwie lausfrei bleibt :D.

Jaysawi