Vietnamesen und andere Eigenheiten

Uñt’ayata: 13.04.2017

Teil 1

Die Vietnamesen sind schon ein "spezielles" Volk. Ich fühle mich hier nicht unwohl aber es gibt ein paar Dinge, die ich, trotz ausgeprägter interkultureller Kompetenz und Sensibilität, nur schwer akzeptieren kann :D

Angefangen vom intensiven Hochziehen und lautstarken Ausrotzen des inneren Rachenschleims und das laute Ausleeren des Naseninneren über den (zumeist) nicht vorhandenen Service in Cafés oder Restaurants, der (scheinbar) nicht vorhandenen Kompetenz halbwegs "normal" (miteinander) zu kommunizieren (über diese Themen schreibe ich später einen eigenen Eintrag) bis hin zu den eher marginal ausgeprägten lernmethodischen Kompetenzen. Zumindest ein Großteil meiner Schüler besitzt leider nicht die Fähigkeit zu wissen, wie man lernt. Und scheinbar ist das ein "vietnamesisches Phänomen" , denn wie ich hörte eignen sie sich vor allem an, Gelerntes zu memorieren. Dies ist beim Lernen einer Fremdsprache aber nur teilweise sinnvoll.


All diese hier genannten Dinge fallen mir jeden Tag und immer wieder auf's Neue auf :D Über letzteres "ärgere" ich mich natürlich am meisten.

Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass sich häufig die Schüler Gelerntes nicht merken können. Damit meine ich nicht den Wortschatz, den ich bis zum Erbrechen (laut) lesen und schreiben und anwenden lasse. Den beherrschen sie innerhalb weniger Minuten aus dem FF. 

Ich meine die alltäglichen Dinge, die eben so im Unterricht anfallen. Folgendes habe ich gelernt, (non-verbal) zu kommunizieren: 

 "Wir arbeiten weiter im Kursbuch auf Seite 34" ---> "Wir arbeiten im Kursbuch" --->  "Bitte jetzt Kursbuch" ---> "Buch!" ---> WORTLOSES Hochhalten des aufgeschlagenen Buches. 

Einerseits sind sie nicht in der Lage mündliches zu verstehen, auf der anderen Seite können sie aber auch nicht assoziieren. Das bringt mich oft auf die Palme. Und ja, je nach Laune, mache ich das auch deutlich :D

Wenn ich dann in der Goethe-B1-Prüfung in der Vorbereitung sitze und den Teilnehmern (sie kommen aus ganz Vietnam, um bei uns die Prüfung abzulegen) mit so wenig Worten wie möglich erklären muss, dass sie bitte nur ihren Pass mit reinnehmen dürfen und den "Rucksack in die Küche [stellen müssen]" (ich zeige mit der Hand Richtung Küche und lasse das Verb aber weg) und mir dann mit Rucksack ins Prüfungszimmer folgen, denke ich "versteckte Kamera"? 

[Sowohl "Rucksack" als auch "Küche" und die Präposition "in" mit Dativ/Akkusativ lernen sie in A1 (!) und A2.]

Nun, es ist, wie es ist.

Trotzdem muss ich sagen, unterrichte ich gern hier. 

Ich liebe es, früh im Sonnenschein mit meinem Moped am Meer entlang zur Schule zu fahren und zu sehen wie der Tag beginnt. Ich sehe Jogger, Surfer, Vietnamesinnen, die ihre mit Obst voll beladenen Fahrräder packen, Schulkinder in Schuluniform oder Einheimische, die sich ihre erste Pho am Straßenrand gönnen. 

Außerdem lerne ich, bzgl. des DaF-Unterrichts, natürlich auch einiges hinzu. Ich lerne den Unterricht entsprechend der Lernkultur anzupassen. Verstehen die Schüler Wörter oder Phrasen nicht, versuche ich immer mit Gestik/Mimik zu "erklären" oder "schauspielere", finde, einfachere Synonyme, helfe mit Bildern aus dem Internet nach oder nutze YouTube-Videos. So gestalte ich den Unterricht so gut es geht Lerner-zentriert und wenig frontal. Wobei es auch nicht ohne geht.


Um hier jegliche "Missverständnisse" aus dem Weg zu räumen: Ich schätze dieses Land, die Leute, das Leben und auch meinen Job hier sehr. Die Einwohner sind sehr nett, freundlich und hilfsbereit. Ich setze mich gern mit anderen Kulturen auseinander und wachse an kulturellen Herausforderungen. 

Der Inhalt ist sehr allgemein dargestellt. Es ist mir durchaus bewusst, dass man nicht "alle über einen Kamm scheren sollte". 


Jaysawi (1)

Tütü
Hallo, wir sind gerade in Vietnam und das von dir beschriebene 'rumrotzen' ist uns auch aufgefallen. Hat das eine bestimmte Bedeutung ? Danke, Lutz

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