Aufgesattelt 4

Uñt’ayata: 19.06.2019

Liebe Freunde und Familie,

seit Wochen haben wir keine Reisenden getroffen, doch hier in der ersten Stadt von Usbekistan, sitzt eine gemischte Gruppe von Travellern zusammen, und ich kann Laptop von jemandem benutzen, herrlich.

Wir hoffen, dass ihr schöne Pfingstfeiertage hattet, und ihr schöne Dinge erleben konntet, denn das Wetter war ja nicht so schlecht, oder?

Ich weiß nicht, ob ich über Atyrau berichtet habe, da es nicht viel zu berichten gibt. Eine Stadt, die eine Attraktion hat, und das ist der Uralfluß, der Europa und Asien trennt.

Wir sind die Stadt auf- und abgefahren, waren bei der großen Moschee, in die wir, trotz richtiger Kleidung, nicht hinein durften, eine Kathedrale, die teilweise sehr alte Ikonen besitzt, und das war es. Dafür bietet die Stadt viele Neubauten, denn die alten werden alle abgerissen und durch teure Supermärkte, Banken und gesichtslose Gebäude ersetzt. Es ist eine reiche Stadt ohne Flair.

Wohl haben wir uns in unserem Apartment wohl gefühlt und dies auch ausgenutzt: Wäsche gewaschen, gut gekocht, Kniffel gespielt und leckeren Wein aus Georgien getrunken.

Nach drei Nächten ging es dann morgens um 7:45 los, ab in die Steppe. Am Anfang war alles gut, doch nach 25 km kam ein Gegenwind auf, das Thermometer kletterte auf über 35 Grad und es wurde noch bergig dazu. Weit und breit kein Baum, kein Strauch, kein Haus und kein Schatten. Nach 66 km gaben wir auf und trampten in den 40 km entfernten Ort. Dort durften wir bei einer Familie im Wohnzimmer übernachten. Ich machte eine große Schüssel Salat und die Töchter aßen mit uns. Todmüde fielen wir auf unsere Matratzen und schliefen tief und fest.

Wir schafften es am nächsten Morgen wieder, früh wegzukommen, denn dann ist es noch windstill und vor allem noch nicht so heiß. Doch die ersten 35 kam der Wind wie gewohnt von vorne. Mit einem Male hatte Petrus Erbarmen mit uns, und wir wurden fast vom Wind vorwärts getrieben. Wir jauchzten, und ab ging es mit einer guten Geschwindigkeit. Die Hügel spürten wir kaum, der Verkehr wurde immer weniger, und es machte mal wieder richtig Spaß zu radeln. So schafften wir locker 90 km.

Doch das Beste war, dass ich begann, die Steppe, die Weite, die Stille (bis auf das Vogelgezwitscher) zu spüren und zu genießen. Eine unbeschreibliche Ruhe, Glücksgefühle und Gelassenheit überkamen mich.

Abends erlebten wir einen traumhaften, aber kitschigen Sonnenuntergang mit einer Gruppe von Kamelen. Wieder wurde uns bewusst, wie gut wir es haben, so etwas erleben zu dürfen.

Die Menschen leben hier sehr einfach und für uns unvorstellbar armselig. Für uns ist das Reisen hier ein Abenteuer, für die Menschen ist es das Leben.

Drei Tage durchquerten wir die Steppe, und in Beyneu kurz vor der usbekischen Grenze machten wir zwei Tage Pause. Hier trafen wir Nathan, einen jungen Engländer, der auch mit dem Rad unterwegs ist, und wir planten, gemeinsam mit dem Nachtzug nach Nukus in Usbekistan zu reisen. Es wurde ein interessanter Austausch unter Radlern, bis spät in den Abend.

Am nächsten Morgen überraschte mich Stephan mit der ersten, herrlich frischen, saftigen Wassermelone, und es wurde ein Festessen für mich.

In Beyneu war es schweineheiß, und zu unserem Pech fiel der Strom und damit die Klimaanlage im Hotel aus. Erst gegen Abend traute ich mich auf die Straße.

Stephan, mein super Reiseführer und Reisebegleiter, kümmerte sich um die Zugfahrt, und ich konnte in Ruhe vor mich hin schwitzen und Yoga machen. Nachts um 2 Uhr ging es bepackt zum Bahnhof. Diesmal ging es ziemlich zügig, unsere drei Räder sowie das ganze Gepäck zu verstauen.

Es begann eine 14stündige Zugfahrt nach Usbekistan, im offenen Schlafwagen. Zweimal wurde unser Gepäck, zuerst von den kasachischen, dann von usbekischen Zollbeamten, gründlichst durchsucht. Die Nacht war kurz und Stephan schlief kaum. Wir kamen schnell in Kontakt zu unseren Mitreisenden, hauptsätzlich Mütter mit Kindern und tonnenweise Gepäck. Es wurde fotografiert und sich mit Händen und Füßen unterhalten. Ich machte für die Mädchen Ringe aus Perlen.

Kurz vor Nukus veränderte sich die Landschaft schlagartig. Durch Bewässerungskanäle entstand eine große grüne und fruchtbare Oase. Dass dadurch der Aralsee verschwand, wurde leider in Kauf genommen. Nachmittags um 17 Uhr erreichten wir Nukus, durchgeschwitzt und fertig. Wir fanden ein nettes Guesthouse mit einem Garten, in dem ein Kirschbaum wächst, viele Weinreben und viele Blumen blühen. Wir kochten Spaghetti, machten Salat und saßen am Abend zusammen im gemütlichen Garten.

Da ich jetzt den Laptop abgeben muss, bekommt ihr einen weiteren Bericht in Buchara, wo wir in etwa einer Woche sein wollen.

Wir sind gesund und munter und erfreuen uns täglich, hier zu sein.

Bitte schickt eine kurze Mitteilung ob, dass ihr den Reisebericht erhalten habt, damit ich weiß, ob meine Adressenliste vollständig ist.

Ganz liebe Grüße von den Radlern

Corrina & Stephan

Liebe Freunde und Familie,

seit Wochen haben wir keine Reisenden getroffen, doch hier in der ersten Stadt von Usbekistan, sitzt eine gemischte Gruppe von Travellern zusammen, und ich kann Laptop von jemandem benutzen, herrlich.

Ich entschuldige mich für die vielen Fehler in den letzten Mails, aber es war bisher immer besondere Situation, in der wir geschrieben hatten, und das nochmalige Durchlesen war oft nicht mehr möglich.

Wir hoffen, dass ihr schöne Pfingstfeiertage hattet, und ihr schöne Dinge erleben konntet, denn das Wetter war ja nicht so schlecht, oder?

Ich weiß nicht, ob ich über Atyrau berichtet habe, da es nicht viel zu berichten gibt. Eine Stadt, die eine Attraktion hat, und das ist der Uralfluß, der Europa und Asien trennt.

Wir sind die Stadt auf- und abgefahren, waren bei der großen Moschee, in die wir, trotz richtiger Kleidung, nicht hinein durften, eine Kathedrale, die teilweise sehr alte Ikonen besitzt, und das war es. Dafür bietet die Stadt viele Neubauten, denn die alten werden alle abgerissen und durch teure Supermärkte, Banken und gesichtslose Gebäude ersetzt. Es ist eine reiche Stadt ohne Flair.

Wohl haben wir uns in unserem Apartment wohl gefühlt und dies auch ausgenutzt: Wäsche gewaschen, gut gekocht, Kniffel gespielt und leckeren Wein aus Georgien getrunken.

Nach drei Nächten ging es dann morgens um 7:45 los, ab in die Steppe. Am Anfang war alles gut, doch nach 25 km kam ein Gegenwind auf, das Thermometer kletterte auf über 35 Grad und es wurde noch bergig dazu. Weit und breit kein Baum, kein Strauch, kein Haus und kein Schatten. Nach 66 km gaben wir auf und trampten in den 40 km entfernten Ort. Dort durften wir bei einer Familie im Wohnzimmer übernachten. Ich machte eine große Schüssel Salat und die Töchter aßen mit uns. Todmüde fielen wir auf unsere Matratzen und schliefen tief und fest.

Wir schafften es am nächsten Morgen wieder, früh wegzukommen, denn dann ist es noch windstill und vor allem noch nicht so heiß. Doch die ersten 35 kam der Wind wie gewohnt von vorne. Mit einem Male hatte Petrus Erbarmen mit uns, und wir wurden fast vom Wind vorwärts getrieben. Wir jauchzten, und ab ging es mit einer guten Geschwindigkeit. Die Hügel spürten wir kaum, der Verkehr wurde immer weniger, und es machte mal wieder richtig Spaß zu radeln. So schafften wir locker 90 km.

Doch das Beste war, dass ich begann, die Steppe, die Weite, die Stille (bis auf das Vogelgezwitscher) zu spüren und zu genießen. Eine unbeschreibliche Ruhe, Glücksgefühle und Gelassenheit überkamen mich.

Abends erlebten wir einen traumhaften, aber kitschigen Sonnenuntergang mit einer Gruppe von Kamelen. Wieder wurde uns bewusst, wie gut wir es haben, so etwas erleben zu dürfen.

Die Menschen leben hier sehr einfach und für uns unvorstellbar armselig. Für uns ist das Reisen hier ein Abenteuer, für die Menschen ist es das Leben.

Drei Tage durchquerten wir die Steppe, und in Beyneu kurz vor der usbekischen Grenze machten wir zwei Tage Pause. Hier trafen wir Nathan, einen jungen Engländer, der auch mit dem Rad unterwegs ist, und wir planten, gemeinsam mit dem Nachtzug nach Nukus in Usbekistan zu reisen. Es wurde ein interessanter Austausch unter Radlern, bis spät in den Abend.

Am nächsten Morgen überraschte mich Stephan mit der ersten, herrlich frischen, saftigen Wassermelone, und es wurde ein Festessen für mich.

In Beyneu war es schweineheiß, und zu unserem Pech fiel der Strom und damit die Klimaanlage im Hotel aus. Erst gegen Abend traute ich mich auf die Straße.

Stephan, mein super Reiseführer und Reisebegleiter, kümmerte sich um die Zugfahrt, und ich konnte in Ruhe vor mich hin schwitzen und Yoga machen. Nachts um 2 Uhr ging es bepackt zum Bahnhof. Diesmal ging es ziemlich zügig, unsere drei Räder sowie das ganze Gepäck zu verstauen.

Es begann eine 14stündige Zugfahrt nach Usbekistan, im offenen Schlafwagen. Zweimal wurde unser Gepäck, zuerst von den kasachischen, dann von usbekischen Zollbeamten, gründlichst durchsucht. Die Nacht war kurz und Stephan schlief kaum. Wir kamen schnell in Kontakt zu unseren Mitreisenden, hauptsätzlich Mütter mit Kindern und tonnenweise Gepäck. Es wurde fotografiert und sich mit Händen und Füßen unterhalten. Ich machte für die Mädchen Ringe aus Perlen.

Kurz vor Nukus veränderte sich die Landschaft schlagartig. Durch Bewässerungskanäle entstand eine große grüne und fruchtbare Oase. Dass dadurch der Aralsee verschwand, wurde leider in Kauf genommen. Nachmittags um 17 Uhr erreichten wir Nukus, durchgeschwitzt und fertig. Wir fanden ein nettes Guesthouse mit einem Garten, in dem ein Kirschbaum wächst, viele Weinreben und viele Blumen blühen. Wir kochten Spaghetti, machten Salat und saßen am Abend zusammen im gemütlichen Garten.

Da ich jetzt den Laptop abgeben muss, bekommt ihr einen weiteren Bericht in Buchara, wo wir in etwa einer Woche sein wollen.

Wir sind gesund und munter und erfreuen uns täglich, hier zu sein.

Bitte schickt eine kurze Mitteilung ob, dass ihr den Reisebericht erhalten habt, damit ich weiß, ob meine Adressenliste vollständig ist.

Ganz liebe Grüße von den Radlern

Corrina & Stephan

Jaysawi