Aufgesattelt 10

Uñt’ayata: 13.07.2019

Liebe Familie und Freunde,

Taschkent haben wir nach einer sehr heißen Nacht morgens um 6 Uhr mit dem Zug erreicht.

Eine Übernachtung in einem Hostel hatten wir vorher schon ausgesucht, doch war uns nicht klar, dass wir uns in eine streng muslimische Einrichtung einquartiert hatten. No Drugs, no Sex (darüber gab es kein Verbot) no Alkohol, zu unserem Pech gab es dies auch nicht in den umliegenden Kneipen. Da wurden wir auf eine harte Probe gestellt. Doch Not macht erfinderisch, und so begaben wir uns mit einer Flasche Wein in einen naheliegenden Park. Auf einer Parkbank genossen wir auf ungewohnte Weise unsere Getränke.

Taschkent ist eine moderne Großstadt mit vielen schönen und sehr gepflegten Parks, breiten Straßen, modernen Hochhäusern und einem riesigen Markt, auf dem wir Stunden verbracht haben.
Die Kinder haben drei Monate Ferien, und es scheint, dass jeder Platz mit Wasser und Spingbrunnen zu einem Event für die ganze Familie umfunktioniert wurde. Eine große Freude für Groß und Klein.

Doch unsere Hauptaufgabe war es, unsere Weiterreise nach Kirgisistan über Kasachstan zu organisieren, denn unser usbekische Visum lief aus.

Am Dienstag ging es mal wieder auf die Räder und über die Grenze nach Kasachstan. Die Fahrt war für unsere Verhältnisse ganz ungewohnt, kein Gegenwind, kaum Hügel, gute Landstraßen, doch die Hitze blieb (44 Grad).
Es ging die meiste Zeit an einem kleinen Fluß entlang, in dem Kinder (nur Jungs) badeten, von Brücken sprangen, sich in großen Autoreifen von den Stromschnellen treiben ließen und viel Spaß hatten.
An einer unbeobachteten Stelle wagten auch wir uns, halbnackt, in den erfrischend kalten Bach. Damit stand unser Entschluss fest: wir bleiben heute Nacht am Bach, auch wenn wir von den 140 km nur 60 gefahren waren. Im nächsten Dorf kauften wir ein, es gab nur Tomaten, Zwiebeln, Bier und Wasser, damit machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Platz.

In dieser Gegend von Kasachstan, gibt es viele wunderschöne Pferdeherden, die am Wegesrand wie am Fluss grasen.

Hier muss ich leider erwähnen, dass der Kasache an und für sich seinen Müll überall hin wirft, und so sah das Ufer von dem kleinen Fluß auch aus, Plastik und sonstiger Abfall verschandelten das Ufer. Doch wir fanden einen schönen Zeltplatz und freuten uns, mutterseelen allein zu sein. Mit der Dunkelheit gingen wir schlafen. So heiß es am Tag war, wurde es nachts richtig kühl. Wir schliefen wunderbar und ungestört.

Am nächsten Morgen weckte uns die Sonne, die im Nu vom Himmel knallte. Wir trödelten so vor uns hin. Ein Hirte auf hohem Ross kam zu uns, Kinder mit einem Eselgespann suchten nach Lehmerde und ein Großvater mit seinen Enkeln gesellten sich dazu. Wie immer gab es Fotos, und Stephan unterhielt sich auf russisch mit ihnen. Endlich um 11 Uhr ging es los, und wir begaben uns auf die Autobahn. Entgegen der Vorhersage bließ uns der Wind heftig ins Gesicht. Gepaart mit der Hitze quälten wir uns drei Stunden lang und schafften 20 km.
Plötzlich hielt ein roter VW Bus (wir dachten sofort an Bernd und Annika) ein junger Fahrer fragte uns, ob er uns mitnehmen könne. Wir verneinten unisono, doch er liess nicht locker. Also stiegen wir mit den Rädern ein und waren happy, der Hitze, dem Gegenwind und zwei steilen Anstiegen entronnen zu sein.

Die Landschaft war, wie es sich für Kasachstan gehört, teils Steppe, teils richtige Wüste. Doch in weiter Ferne, Richtung Kirgistan, ragte ein riesiges Gebirge auf, mit schneebedeckten Gipfeln. Ein schöner Anblick.

Schneller als gedacht, waren wir in Schymkent, fanden ein relativ günstiges Appartment, kauften ein, machten uns etwas zu essen und fielen total müde ins Bett. 


Zwei Tage verbrachten wir in der gedachten Kleinstadt (ist eine Großstadt), besorgten unser Busticket nach Byschkek, verbrachten aber die meiste Zeit in den Parks, wo es Schatten gab, oder in unserer kleinen Wohnung mit Air condition. Am letzten Abend besuchten wir einen Freizeitpark, mit vielen Aktivitäten, darunter ein Kettenkarusell, das über 20 m über dem Boden war. Stephan machte den Spaß mit, siehe Bilder, ich hatte schon vom Zuschauen genug.
Anschließend ging es in ein bayerisches Bierhaus, dort gab es leckeres russisches Bier. Ich, die ich eigentlich keine Biertrinkerin bin, genieße bei der Hitze den kühlen und bitteren Geschmack.
Heute sind wir genau drei Monate unterwegs, und auch wenn es sich manchmal anhört, dass diese Reise eine einzige Qual ist, stimmt das nicht. Wir kommen oft an unsere Grenzen, haben uns manches einfacher vorgestellt, doch wollten wir Abenteuer, und das haben wir volle Kanne.

Heute konnten wir unsere Tickets kaufen, dann packen um dann suchten wir uns am Nachmittag ieinen schattigen auf einer Wiese im Park.

Nun sitzen wir im nicht klimatisierten Bus in Richtung Kirgistan, wo wir morgen um sechs in Byschkek ankommen werden.

Allen eine gute Nacht. Es grüßen euch ganz lieb die gesunden, gut gelaunten und glücklichen Radler


Corrina & Stephan 

Jaysawi