نشرت: 23.11.2019
23.11.2019
Heute Morgen standen wir wie immer ein bisschen zu früh auf aber dafür schafften wir es dann, uns Fahrräder auszuleihen und trotzdem um 9:00 Uhr bei Big Brother Mouse zu sein :)
Das Fahrrad auszuleihen war ganz witzig. Eigentlich hat der Laden nämlich immer richtig viele Räder draußen stehen aber heute Morgen waren nur drei Mountainbikes da, da alle anderen aufgrund einer Morgentour über den Markt in Benutzung waren.
Ich erhielt eins mit gepolstertem Sattel aber nach den ersten Metern hörte ich ein Klackern und wie sich herausstellte, war meine Kette nicht fest… Ich konnte Jonas dann überreden, dass wir mein Fahrrad umtauschen gehen :p Ich bekam eins, das dann eigentlich voll in Ordnung war aber auf den Pedalen waren so Metallaufsätze für Fahrradschuhe. Ohne Fahrradschuhe stören diese Aufsätze aber nettereweise bot die Verleiherin an, dass wir dann mittags unsere Räder (die wohl „Auslaufmodelle“ sind) umtauschen können ;-)
Trotz des Umtauschs kamen wir – in Gegenrichtung in einer Einbahnstraße fahrend – pünktlich zur Konversationsstunde bei Big Brother Mouse an :)
Uns wurden zwei Brüder zugeteilt, von denen der ältere zu mir kam und der jüngere zu Jonas. Interessanterweise konnte der jüngere deutlich besser Englisch sprechen als der ältere aber naja. Jer, mein „Schüler“, war sehr wissbegierig aber auch sehr schüchtern, sodass er oft Pausen machte, um sich neue Fragen zu überlegen. Anfangs dachte ich, dass er einfach nach Themen sucht aber anscheinend hat er immer die Formulierung überlegt ;-)
Wie schon beim ersten Mal waren die zwei Stunden auch für Jonas und mich total interessant und haben wirklich Spaß gemacht :) Ich habe irgendwann mit dem Ohne-Wörter-Wörterbuch ein bisschen Vokabeltraining mit Jer gemacht und er hat dann auch immer neugierig nachgefragt. Wie erklärt man einem Laoten eine Seilbahn? Oder eine Kläranlage? „Wir holen das Wasser aus dem Fluss und kochen es ab. Dann ist es trinkbar“ war Jers Erwiderung :D :D Tja, es könnte doch so einfach sein^^
Jonas erfuhr von dem jüngeren Bruder und einem zweiten Jungen, der ihm zugeteilt wurde, dass es in den Dörfern noch immer Schamanen gibt und die Schulmedizin als nicht wirkungsvoll angesehen wird. Einer der beiden will sogar selber später Schamane werden.
Die Brüder kommen zum Beispiel aus einem Dorf, dass nur mit dem Boot erreichbar ist. Bis in die nächste Stadt fahren sie ca. 6 Stunden! :O Da ist es kein Wunder, dass in diesen Dörfern die Zeit noch stehen geblieben ist…
Nach den zwei Stunden lud uns einer der Organisatoren noch ein, zum Mittagessen in ein nahegelegenes Cafe mitzukommen und wir kamen der Einladung gerne nach. Dort unterhielten wir uns ein bisschen mit Colin und Ann, zwei Franzosen im Rentenalter, die das ganze hier zu leiten scheinen. Außerdem war auch wieder die Londonerin aus dem Minivan von Luang Namtha nach Luang Prabang dabei – Bonnie (ich habe sie endlich mal nahch ihrem Namen gefragt :D ).
Nach dem Lunch tauschten wir die Fahrräder um und dann ging es los zum Pad Thong Wasserfall <3 Wir hatten beim Fahrradverleih erfahren, dass dort wohl wenig Wasser sein werde, da ja gerade Trockenzeit ist aber wir wollten es trotzdem probieren^^
Die erste halbe Stunde ging es über asphaltierte Straße – für mich bei den Steigungen schon nicht ganz un-anstrengend, da mein Mountainbike nur die Gänge 1-8 von 24 freigab, ohne dass die Kette hakte… :D Aber nunja.
Der schwierige Teil kam erst noch^^ Eine Schotterpiste führte knapp 3 km mit mehr oder weniger konstant anhaltender Steigung zum Wasserfall – bei der Hitze für mich eine kleine Tortur :p Ich war total außer Atem und stieg mehrmals ab, um zu schieben… Fahrradfahren mit Anstrengung ist wohl nichts für mich ;-)
Irgendwann kamen wir dann an eine Gabelung, wo uns ein Laote auf dem Motorroller entgegenkam. „Pad Thong Waterfall?“ fragten wir. Er nickt, zeigte in eine der beiden Richtungen und als wir losfuhren, folgte er uns. Wir kamen an einen Parkplatz, an dem es ein Cafe und eine Toilette gab, die aber wahrscheinlich seit Jahren nicht genutzt worden sind^^
Stattdessen saß dort ein junger Laote zusammen mit dem, der uns den Weg angedeutet hatte in einer Art Bambus-Unterschlupf. Das ganze sah sehr gechillt aus und der „Wegweiser“ erklärte uns lachend, dass dies der Schauplatz für einen Kriegsspiel-Clip gewesen sei. Daher waren dort ein paar Militär-“Spielplatzeinrichtungen“ :D
Als wir dann unsere Fahrräder abschlossen, wurde uns auch noch ein Ticket verkauft. Inwiefern das Ticket legitim war, können wir nicht sagen. Es handelte sich um einen Zettel, der bereits einen Schlitz eingerissen hatte wie bei einer Fahrkartenkontrolle. Handschriftlich war dort ein Betrag in Kip vermerkt (ca. 2€) aber immerhin stand dort tatsächlich der Name des Wasserfalls drauf :D Es sah einfach so aus, als wäre hier vor einigen Jahren mal ein offizieller Ticketverkauf gewesen und dieser Herr hatte die gebrauchten Tickets aufgesammelt, um sie dann erneut an ahnungslose Touristen wie uns zu verkaufen ;-)
Wir bezahlten den Eintritt aber anstandslos und durften dann die stark bewachsenen und teilweise von Spinnennetzen blockierten Stufen hinaufsteigen zum Wasserfall. Wie man vielleicht aus den Worten zuvor erahnen kann, waren wir (wahrscheinlich sogar seit sehr langer Zeit) die einzigen Besucher dort^^
Leider fanden wir auch den befürchteten Wassermangel vor :( Es gab unten noch ein paar kleine Pools und „Wasserfälle“ aber das meiste war ausgetrocknet. Als wir dann nach ca. 15 Minuten die Stufen hinauf an dem ersten der beiden Wasserfälle ankamen, kam die Enttäuschung. Also, wir waren jetzt nicht ehrlich traurig aber ein bisschen schade war es schon, dass der Wasserfall einfach komplett ausgetrocknet war. Man sah nur die Felsen, die wohl in der Regenzeit einen echten schönen Wasserfall hervorrufen werden :)
[Wobei ich mich fragte, wieso denn unten ein paar Pools noch gefüllt sind, wenn es oben komplett trocken ist… Außerdem fragte ich mich, ob einer der ganzen Dämme, die die Chinesen am Mekong bauen, zu einer vermehrten Wasserknappheit an den richtigen Stellen führen… :(
Ann hatte uns erzählt, dass durch den Damm, der unsere Weiterfahrt nach Nong Khiaw mit dem Boot verhindert, einige Dörfer umgesiedelt werden mussten. Sie bekamen ein neues Stück Land auf den Hügeln aber in der Hanglage ist der Reisanbau nicht möglich, sodass diese Dörfer nun vor einer richtig schwierigen Aufgabe stehen :/
Zurück zum Wasserfall: Wir gingen weiter zum zweiten der beiden Wasserfälle aber auch dieser war trocken. Allerdings wirkten die Steine mit einer Art Höhle, die wohl sonst vom Wasser bedeckt wird, auch ganz hübsch^^
Wir gingen den Rundweg dann noch bis zum Ende und kamen schließlich am Ausgangspunkt wieder raus. Dort befindet sich auch ein „Swimming Lake“, der aber mittlerweile zur Hälfte ausgetrocknet ist… Eine Hälfte ist aber noch erhalten und Jonas wagte es sogar, dort schwimmen zu gehen ;-) Das Wasser sah sauber aus aber da es trüb ist, habe ich mich nicht hineingetraut. Ohne den Untergrund zu sehen, finde ich das irgendwie gruselig :D
Durch die kurze Schwimmeinlage erfrischt machten wir uns dann auch schon wieder auf den Rückweg. Der Ticketverkäufer bot uns dann auch freundlich einen Whiskey an aber wir lehnten beide danken ab^^ Dort war wohl der Beginn einer Party ;-) Aber klar – für irgendetwas muss man den Ort ja nutzen, wenn die Touristen (nicht mehr) kommen :p
Die Rückfahrt mit dem Fahrrad ging deutlich schneller als die Hinfahrt und als wir zurück waren, hieß es Duschen und dann ging es zur Nachmittags-/Abendssession bei Big Brother Mouse :) Man sieht, wir gehen da wirklich gerne hin^^
Dieses Mal hatte ich sogar zwei Mädchen dabei, von denen aber eine kein Wort sagte, weil sie zu schüchtern war und die andere auch nur sehr wenig verstand und sprechen konnte… Dafür waren auch noch drei Jungs dabei, von denen vor allem einer sehr gut Englisch sprach! :O
Er hat acht Schwestern und einen Bruder und hat genaue Vorstellungen davon, wie er sich seine Zukunft vorstellt. Er möchte Tour Guide werden, aber da er weiß, dass es davon ganz viele in Luang Prabang gibt, möchte er noch eine zweite Fremdsprache neben Englisch lernen, damit er sich dann auf eine Zielgruppe spezialisieren kann, um seine Berufschancen zu erhöhen.
Und auch privat denkt er sehr viel nach. Er will zum Beispiel nicht heiraten. In Laos läuft es so, dass die Familie die Töchter finanziell unterstützt, bis diese heiraten. Danach ist der Ehemann finanziell für die Frauen verantwortlich. Da er so viele Schwestern hat, müssen seine Eltern viel Geld aufbringen und wenn er heiratet, müsste er sein Einkommen mit seiner Ehefrau teilen. Ohne Heirat kann er aber seine Eltern und Schwestern finanziell unterstützen. Und er ist gerade einmal 19 Jahre alt… :)
Da ich zum ersten Mal jemanden dabei hatte, der gut Englisch spricht und auch nicht schüchtern ist, konnte ich auch ein paar mehr Infos rausbekommen als zuvor^^ Also als Sportarten sind Volleyball, Badminton und Fußball sehr beliebt. Viele mögen Musik und spielen maximal die Gitarre oder würden es gerne lernen. Beziehungen zwischen Teenagern sind nicht toleriert. Es gibt wohl sogar ein Gesetz, das Körperkontakt zwischen Unverheirateten verbietet. Nicht einmal Händchen halten oder eine Umarmung sei erlaubt.
Ach so. Und in den Dörfern heiraten die Mädchen so mit 14 oder 15 Jahren. Wenn die Familie aber Geld hat, geht die Tochter (erst noch) auf die Uni. Letztendlich scheint sie dann aber häufig trotzdem einfach Hausfrau zu werden ;-)
Über diese Geschichten könnte ich vielleicht endlos schreiben. Man nimmt so viele Eindrücke und Erfahrungen auf und Jonas Gang hat ihn auch nach seiner Handynummer gefragt, sodass sie jetzt über Whatsapp schreiben. Es ist fast schon schade, dass wir morgen weiterreisen, weil ich mir vorstellen könnte, das ganze regelmäßig zu machen :)
Nach der Konversation ging es dann wieder auf den Night Market, wo wir am Buffet dann schon wieder Bonnie trafen :D Luang Prabang ist ein Dorf :p Wir unterhielten uns noch ganz nett und tauschten auch mit ihr Nummern aus :)
Morgen früh werden wir dann um 8:30 Uhr abgeholt, um nach Nong Khiaw zu fahren. Von den Schülern haben wir ein paar Tipps bekommen, was dort sehenswert ist und alle loben die Stadt in den höchsten Tönen, also mal sehen, wie es wirklich wird^^
Obwohl wir erst „warm werden“ mussten mit der Stadt, bin ich froh, dass wir hier gewesen sind – allein schon wegen der Menschen ;-)