نشرت: 20.09.2022
Wie jedes Jahr im Sommer Ende Juli, Anfang August, konnten wir auch dieses Jahr unseren Segelurlaub kaum erwarten. Zwei Wochen ohne Uhr in den Tag hinein leben und tun und lassen können, was man will. Die erholsamsten Ferien, die man sich vorstellen kann. Ich hatte ziemlich Bedenken, dass das Wetter doch noch umschlagen würde, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass der Wettergott nach drei heissen, sonnigen Wochen nochmals zwei weitere dieser Sorte anhängen würde. Hat er aber. Und bei Temperaturen bis zu 38 Grad hat er es sogar manchmal ein bisschen zu gut gemeint.
Als ich mir überlegte, was ich für den Urlaub noch alles besorgen müsste, kam mir mal wieder das Thema ‚Sonnenhut‘ in den Sinn. Mir gefallen diese Käppis, aber nur an anderen ist das schick, ich sehe damit total .. hm .. dämlich aus. Mein alter Hut – Modell Topf-auf-Kopf – ist letztes Jahr in der Waschmaschine gestorben, also musste was Neues her. Nach längerer Sucherei wurde ich auch fündig: Topf-auf-Kopf wurde ersetzt durch Cowgirl-on-board. Die Seiten dieses Teils konnte man nämlich hochtackern (wozu hab ich bis jetzt nicht begriffen), ging aber auch ’normal‘. Man weiss ja nie, was die nächsten Ferien so bringen … falls unsere nächste Reise uns nach Texas führen sollte, wäre ich – zumindest, was die Kopfbedeckung betrifft – schon mal gerüstet .
Bestens gelaunt und bei guten Segelbedingungen starteten wir unseren Törn an einem Sonntagmittag. Unser erstes Ziel war Romanshorn. Unser erstes Ziel ist eigentlich immer Romanshorn. Warum, weiss ich auch nicht so genau, jedenfalls verbringen wir meistens dort die erste Nacht. Wir waren an diesem Tag 5 Stunden auf dem See und konnten bis Güttingen segeln, der Rest wurde motort.
Das Städtchen ist eine Gemeinde im Kanton Thurgau und in meinen Augen nicht sehr speziell. Aber im Sommer spielt sich das Leben im und um’s Hafenareal ab, das wirklich sehr schön gestaltet ist.
Hier findet Anfang August ein mehrtägiges Sommernachtsfest statt, aber auch sonst herrscht reges Treiben. Wenn man von der Landseite her durch den Park Richtung Gemeinde-Yachthafen spaziert, kommt man zum Restaurant Zur Mole. Hier kann man wunderbar (sofern man einen Platz bekommt …) die einfahrenden Schiffe beobachten und einen Aperitif trinken.
Der Gemeinde-Yachthafen liegt von der Umgebung her sehr idyllisch, aber der Rummel kann gross und die Lautstärke hoch sein, je nach dem, was gerade so läuft. Ausserdem bimmelt sich am (sehr) frühen Morgen die Kirchenglocke die Seele aus dem Leib. Da muss man schon einen guten Schlaf haben, um davon nicht aufzuwachen.
Direkt neben dem Park befindet sich das Hotel-Restaurant Schloss Romanshorn mit einer grossen Terrasse und einem der schönsten Ausblicke auf den Bodensee. Sehr gediegen und nicht günstig, aber sehr empfehlenswert.
Übrigens hat Romanshorn noch einen zweiten Hafen, den SBS-Yachthafen (mit freiem WLAN Anschluss). Hier ist der Segel-Sport-Club Romanshorn daheim.
Wir selbst bevorzugen diesen Hafen; die Sanitäranlagen sind nicht so modern wie drüben, aber blitzsauber und ausserdem gibt es hier unser ‚Hafenglöggli‘. Ein kleines, nicht überlaufenes Restaurant mit feinen Schweizer Kleinigkeiten, die (von einer älteren und einer noch älteren Lady zubereitet) frisch auf den Tisch kommen. Gemütlich kann man hier super Röschti mit Spiegelei essen und bei den Preisen fragt man sich, ob sich die Lady wohl zu unseren Gunsten verrechnet hat.
Am nächsten Morgen merkte ich, dass ich noch nicht so richtig in den Ferien angekommen war. Aus meinem Handy-Wecker dudelte sanfte Harfenmusik. Und das um 5 Uhr morgens. Mein Mann musste einen gesegneten Schlaf haben, er hörte weder den Wecker noch mein Fluchen. Glück für ihn :-). Übrigens kenne ich rund um den See jeden Bäcker in Hafennähe. Und ich geniesse es sehr, in der Früh einen kleinen Spaziergang zu machen und frische Brötchen zu holen, während mein Mann in der Zwischenzeit den Kaffee macht. Wunderbaren Kaffee, nebenbei bemerkt. Der Bäcker in Romanshorn hat sich leider zu seinem Nachteil verändert, die Brötchen waren einer Gummi-Ente ähnlich und ich hätte sie ebenso gut im Supermarkt nebenan kaufen können.
Frühstück an der frischen Luft macht Lust auf den Tag. Die Sonne scheint schon sehr warm (zumindest in diesen Ferien) und wir lassen es uns gut gehen. Ohne jeden Zeitdruck verwandeln wir dann unser Schlafgesicht in den Duschräumen wieder zu etwas Menschlichem, bevor wir … also zumindest ich … dann so ab dem 3. Tag so langsam – gewollt – verlottern :-). Für mich heisst das konkret: 14 Tage ungeschminkt und mit verwuschelten Haaren. So würde ich im Alltag nicht mal zum Briefkasten gehen . Aber mit seinem Aussehen zuviel Zeit zu verschwenden, macht eh keinen Sinn, der Wind macht jede Frisur zunichte. Kaum zu glauben, wie wenig man eigentlich braucht. Und wieviel Klamotten in eine grosse Sporttasche gehen. Zugegeben … die eine oder andere Freizeithose läuft nach den Ferien allein Richtung Waschmaschine vor lauter Begeisterung, mal wieder sauber zu werden. Aber genauso muss das sein. In welchem Hotel kann man sich das schon leisten?
Die Tagesabläufe auf dem See unterscheiden sich nicht sehr. Aber gerade das verschafft mir eine innere Ruhe und sehr rasch den nötigen Abstand zum Alltag. Man kann alles und muss gar nichts. Nach gemütlichem Frühstück und duschen rüsten wir uns gaaanz langsam für die Weiterreise. Wir schauen, ob es Wind hat und wohin der uns wohl am besten bringt und beratschlagen, was unser nächstes Ziel sein wird. Aber erst einmal wird noch die Kajüte aufgeräumt und die Kojen gemacht. Am Abend denke ich jeweils, dass wird nie wieder ordentlich. Aber wenn wir dann auslaufen, ist immer alles piccobello. Vor dem Auslaufen gibt es immer noch ein lieb gewordenes Ritual: einen Abschieds-Cappuccino.
Heute ging die Reise weiter nach Langenargen, in’s sogenannte ‚Baggerloch‘. Was einer Entfernung – quer über den See – von ca. 15 km entspricht. Die offizielle Bezeichnung des grössten Yachthafens am Bodensee ist ‚Ultramarin‘. Es war sehr heiss, trotzdem hatten wir guten Segel-Wind. Eincrémen war Pflicht und mein neuer Sonnenhut verhinderte, dass die – altersbedingt sowieso schwindenden – restlichen Gehirnzellen auch noch verbrannt wurden .
Der riesige Hafen mit seinem endlosen Wald voller Masten fasziniert mich immer wieder aufs Neue und ich frage mich jedesmal, wieviel Millionen Euro in Form von Schiffen hier wohl geparkt sind.
Wir fanden einen Platz beim MYCO, dem ‚Motor-Yacht-Club Obersee‘, der seine Stege genau zwischen dem Yachthafen Restaurant und dem Restaurant Fischerhütte hat … sehr praktisch. Zuerst einmal gab es eine Abkühlung, sonst war die Hitze kaum auszuhalten. Also Badeleiter runter und nichts wie rein ins Wasser, das an unserem Anlegeplatz sehr sauber war.
Übrigens habe ich den einen oder anderen Kollegen, der sicher schon mal einen schönen Film übers Segeln gesehen hat und der Meinung ist, das bedeutet, schön gestylt in weissen Klamotten dekorativ auf dem Boot drapiert durch den genau passenden Wind – nicht zu flau und nicht zu viel – zu gleiten . Also … nicht, dass das nicht auch genauso vorkommen kann … aber segeln heisst auch manchmal, mit dem Wind kämpfen, nass werden, in der Kajüte rumkrabbeln auf der Suche nach irgendwas, schmutzige Hände zu haben und … zu putzen. In fast jedem Hafen wurde ein bisschen rumgewienert, irgendetwas gibt es immer zu tun und man möchte ja schliesslich ein gepflegtes Boot haben. Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich auch ab und zu gedrückt habe. Ich weiss nicht, woher mein Mann an diesen heissen Tagen noch die Energie hatte… ich hab mich bei der Hitze gefühlt wie eine platte Fliege.
Aber Segeln heisst auch: Sonnenuntergänge, Tierkinder gucken, Ruhe und Natur geniessen und das Wichtigste … ganz viel Zweisamkeit.
Aber zurück nach Langenargen. Am Abend freute ich mich auf mein Standard-Abendessen im Restaurant Fischerhütte, Kartoffelpuffer. Die mag ich selbst bei mehr als 30 Grad ;-). Aber Pustekuchen … der Pächter des Restaurants hatte gewechselt und somit auch die Karte. Also keine Kartoffelpuffer. Dafür habe ich festgestellt, dass Mücken eine gute Hilfe beim Abnehmen wären… man schlägt den halben Abend verzweifelt um sich, bis das Essen kalt ist und man es eh nicht mehr mag. Die Mücken waren eine echte Plage an diesem Abend und das Anti-Brumm hatten wir natürlich auf dem Schiff vergessen. Wenn das jetzt in jedem Hafen so wäre… das konnte ja heiter werden. Den Espresso nahmen wir dann lieber ein Haus weiter, dort war es mit den Viechern nicht ganz so schlimm.
Am nächsten Morgen tat ich erstmal was für meine Fitness, denn der Weg zum Bäcker war 1,6 km lang. Ein Weg. Nicht, dass jemand auf die Idee kommt, ich hätte das joggenderweise hinter mich gebracht. Nein, ich bin ganz gemütlich am See entlang spaziert und habe den frühen Morgen und den ruhigen See sehr genossen. Und mich geärgert, dass ich meinen Fotoapparat nicht dabei hatte. Nach dem Frühstück war ein Abstecher in den Ultramarin-Segelshop fast schon Pflicht. Hier fand man immer etwas, was man nicht brauchte, aber doch ’nice to have‘ war. Und der Kaffee auf der Hotelterrasse nebenan war auch gut.
Für diesen Tag war viel Wind und Gewitter angesagt und wir beschlossen, ins österreichische Lochau zu segeln, was eine ganz schöne Strecke ist. Also am späten Vormittag raus aus dem Hafen, Segel gesetzt und gehofft, dass der Wind bis Lochau so gut bleibt. Grosse dunkle Gewitterwolken verfolgten uns, aber – noch – tat sich nichts. Wir kamen sehr gut vorwärts und kurz vor unserem Ziel machten wir noch einen Badestopp. Die schwüle Hitze an diesem Tag war kaum auszuhalten. Der Hafen war ziemlich gut belegt, aber der Hafenmeister gab uns doch noch einen schönen Platz nah bei der alten Fähre, in der ein Restaurant untergebracht ist.
Noch im letzten Jahr konnte man auf dem Oberdeck gut essen und den Ausblick geniessen. Jetzt war es leider so, dass nur das Bistro unten bewirtschaftet wurde und das Oberdeck nur noch bei Veranstaltungen geöffnet wurde. Sehr schade! Ausserdem gibt es auf dem Aussendeck nicht sehr viele Plätze und wer will bei dem Wetter schon rein sitzen.
Aber verhungern musste man deshalb natürlich nicht. Einen schönen Spaziergang entfernt liegt das Seehotel am Kaiserstrand. Hier kann man im Garten in ungezwungener Atmosphäre den Abend geniessen. Im Gespräch mit der Serviererin erfuhren wir, dass das hoteleigene Badehaus auch für Nicht-Hotelgäste geöffnet ist. Wir schauten uns das schöne Holzhaus – direkt auf den Bodensee gebaut – noch kurz an, bevor es um 20:00 Uhr schloss.
Das Gewitter schien nun nicht mehr weit entfernt zu sein, der Himmel war von grossen, dunklen Wolken bedeckt und einzelne Blitze erhellten die Nacht.
Der Wetterbericht für den nächsten Tag war nicht so berauschend und so beschlossen wir, noch einen Tag länger im Hafen liegen zu bleiben. Am nächsten Morgen war es trocken und die Abkühlung tat richtig gut. Der Weg zum Bäck im Städtchen Lochau war auch hier ziemlich lang, dafür vergebe ich für die dortigen Brötchen die absolute Bestnote .
Beim Frühstück überlegten wir, was wir an diesem Tag anstellen wollten und entschieden uns, mit dem Zug nach Lindau zu fahren, das nur ein paar Fahrminuten entfernt ist. Wir waren überrascht, dass der Zug über diese Entfernung günstiger war als der Bus in Konstanz mit wesentlich kürzerer Strecke.
Die historische Altstadt von Lindau liegt auf einer Insel, die durch einen Eisenbahndamm und eine Brücke mit dem Festland verbunden ist.
Wir erledigten ein paar Einkäufe und wunderten uns über die Massen an Menschen in den Strassen. Gut, in der Urlaubszeit ist Lindau immer gut besucht, aber an diesem Tag war das Gedränge noch grösser. Viele kleine Mädchen trugen Blumenkränze in den Haaren und die Erwachsenen waren in Tracht gekleidet. In einem Geschäft klärte man uns dann auf, dass an diesem Tag das Lindauer Kinderfest stattfindet und dies ein grosser Festtag für alle Lindauer sei, der eine langjährige Tradition hat. Das erstmals dokumentierte Entstehungsjahr soll bereits das Jahr 1655 sein. Das Heimatfest beginnt bereits um 6 Uhr morgens mit Musikkapellen, die durch die Strassen ziehen; der Festzug der Schüler und Lehrer trifft sich anschliessend zum Gottesdienst und – wenn der offizielle Teil vorbei ist – wird noch lange ‚gefeschtet‘.
Die Altstadt, der Markt, die Cafés in den kleinen Gässchen von Lindau, die Seepromenade … all das muss man bei einem Besuch am Bodensee unbedingt gesehen haben. Die dicken Wolken versprachen nichts Gutes und wir flüchteten unter die Markisen eines Cafés. Den anschliessenden Wolkenbruch haben wir bei Cappuccino und Kuchen bestens überlebt. Da ich jede Temperatur … sagen wir unter 26 Grad … kalt finde , fing ich auch jetzt langsam an zu frösteln und nachdem das Geschütte von oben nachgelassen hatte, machten wir uns auf den Weg zurück zum Bahnhof, um den nächsten Zug in den Hafen zu nehmen. Hier musste ich erstmal etwas Wärmeres anziehen. Andere amüsieren sich wahrscheinlich regelmässig über mich. Während sie noch mit kurzen Hosen und T-Shirt bekleidet sind, laufe ich schon längst mit einem Schal um den Hals rum. Nun ja, diesmal nicht. Aber weit weg davon war ich auch nicht ;-).
Es war Mittag, kühl und regnerisch und damit bestens geeignet, im Schiff ein bisschen zu lesen und ein Nickerchen zu machen. Anschliessend beschloss mein Mann – wieder fit und munter – seine Schiffs-Putzkiste aufzuräumen. Ich bin sicher, dass so manche Hausfrau ihn um deren Inhalt beneiden würde … Ich schaute ihm interessiert zu – macht ja keinen Sinn, wenn sich zwei darüber hermachen – und bekam einen Lachanfall. Zum Vorschein kamen … ein paar weisse Socken. Ordentlich zusammengerollt und nicht mal allzu dreckig. Natürlich wusste niemand, wie sie dahin kamen geschweige denn, wozu sie gut sein sollten. Die müssen noch vor meiner Zeit dahingewandert sein – und das ist schon seeehr lange her .
Das Wetter besserte sich. In Lochau selbst sagen sich ja Fuchs und Hase gute Nacht, aber es liegt – mit seiner Bahnstation am Hafen – sehr praktisch. In die eine Richtung nach Lindau, in die andere Richtung nach Bregenz. Und genau dorthin machten wir uns auf den Weg. Kaum dort angekommen, fing es wieder an zu tröpfeln, ging aber schnell vorbei. Ich mag den Vorarlberger Charme des Städtchens, hier gibt es traditionelle und kuriose Geschäfte, nette alte Cafés und der restliche Nachmittag verging wie im Flug.
Im Hafen von Bregenz lag die ‚Sonnenkönigin‘, ein futuristisches Schiff, das im Bodenseeraum als Eventlocation dient. Na ja, das Ding ist Geschmackssache, aber ich würde es aus reiner Neugier gerne mal von innen sehen.
Zurück in Lochau hätten wir am Abend gern im Badehaus am Kaiserstrand gegessen, aber das war leider gerade dabei, zu schliessen. Der Garten des Hotels war auch nicht geöffnet, obwohl das Wetter wieder schön war. Also hofften wir, dass wir auf der Hotelterrasse etwas zu Essen bekommen würden, auch wenn dort momentan niemand sass. Die Service-Chefin deckte etwas widerwillig 2 Tische auf, was andere Gäste, die im Restaurant sassen, freudig zum Anlass nahmen, ebenfalls raus zu sitzen. Die Lieblingswörter dieser Chefin waren glaub ich ‚geht nicht‘. Zum Beispiel, als wir nach einer kleinen Portion eines Gerichts fragten. Geht nicht. Mir leuchtet jetzt kein bisschen ein, dass man bei einem Essen mit vier Scheiben Fleisch nicht zwei weglassen kann. Es geht mir nicht darum, dass ich weniger zahlen möchte, sondern dass man weniger wegwirft. Weil ich nämlich von vornherein weiss, dass ich diese vier Scheiben nicht essen werde. Ein gutes Hotel sollte schon etwas flexibler sein. Es reicht in meinen Augen nicht aus, in edles Schwarz gekleidetes Personal ‚geht nicht‘ auswendig lernen zu lassen. Und wenn diese Pinguine dann auch noch auf furchtbar vornehm machen … da war mir die Gartenterrasse vom Vorabend doch wesentlich lieber.
Wenn man von Altenrhein spricht, weiss jeder Segler, welcher Hafen gemeint ist. Dieser Schweizer Hafen war unser nächstes Ziel. Es war bewölkt, aber schon wieder sehr heiss und es ging ein wunderbarer Wind, so dass wir ohne Motor ans Ziel kommen würden. Irgendwo auf dem See trafen wir ein älteres Ehepaar mit dem gleichen Boot, welches wir segeln. Da diese auf dem See nicht so weit verbreitet sind, war das natürlich ein willkommener Anlass zu einem Plausch auf dem See.
Wir passierten die lange Zufahrt in den Hafen, der eigentlich aus zwei verschiedenen Häfen besteht. Der ‚Marina Rheinhof‘ und dem relativ neuen Aussenhafen ‚Rheinspitz‘. Für die Einfahrt in den hinteren Teil des Hafens wird jedesmal eine schöne alte Zugbrücke hochgezogen. Sein Kommen kündigt jeder Skipper mit einem lauten Tuten an.
n diesem Jahr entschieden wir uns, mal im Aussenhafen zu ankern, der schon von Weitem ziemlich gefüllt aussah. Ferienzeit halt. Also blieben wir der Einfachheit halber gerade vorne an den Gästeplätzen. Hier macht man am Heck an einer Boje fest und vorne am Bug belegt man ganz normal.
Die Sonne brannte wieder vom Himmel, aber in diesem Hafen zu baden, war undenkbar. Das Wasser war einfach zu schmutzig. Also kein Bad, dafür aber Hafenkino. Hafenkino ist wunderbar … sofern man nicht selbst involviert ist. Es bedeutet, dass man selbst – natürlich perfekt – bereits angelegt hat und dann die anderen eintrudelnden Schiffe beim Anlegen beobachtet, deren Manöver – oder besser gesagt, die der Crew – mehr oder weniger professionell vonstatten gehen.
Jedenfalls legte neben uns ein sehr schönes Boot an mit einem älteren Ehepaar an Bord. Der weibliche Teil der Crew mit schickem roten Käppi mühte sich von Bord und bekam beim Festhalten des Schiffes immer längere Arme. In mehr als unfreundlichem Ton quäkte sie Anweisungen an ihren Mann über die ganze Länge des Schiffes. Mach doch mal endlich dies … mach doch mal endlich das. Uiih, da bekam man ja schon vom Zuhören einen dicken Hals und ich fragte mich, wann dieser Schlappi auf unserer Backbordseite endlich mal den Mund aufmachte. Es dauerte sehr lange, bis er seiner Frau endlich nahelegte, den Mund zu halten ‚…ich will jetzt nichts mehr hören‘. Ich war beruhigt, er konnte sprechen.
Zu diesem Zeitpunkt war die Laune meines Mannes kurzfristig im Keller. Die geliebten neuen Crogs waren nicht da, wo sie eigentlich stehen sollten. Sie waren nirgendwo. Wir suchten das ganze Schiff ab und fanden alles Mögliche, nur die blauen Dinger nicht. Sah so aus, als ob sie nicht mitgesegelt wären von Lochau nach Altenrhein. Ärgerlich. Und wir sind heute noch am hirnen, wie das passieren konnte. Wahrscheinlich stehen sie jetzt noch auf dem Steg. Aber alles wurde gut … er hat Neue :-).
In diesem Hafen läd das Restaurant Rheinspitz mit seiner schönen Aussichtsterrasse zum Essen ein. Aber die Preise sind gesalzen. Apropos Restaurant …….ich ging schon mal vor – mein Mann wollte nachkommen – und sah, dass die besten Plätze im vorderen Teil der Terrasse leider schon besetzt waren. Aber ich entdeckte *freu* im hinteren Teil noch einen freien Tisch. Dieser Teil war vom vorderen mit einem grossen Blumenkübel abgetrennt, so dass ich dorthin nur durch das Restaurant kam. Also, rein ins Restaurant und auf der anderen Seite wieder auf die Terrasse. Super, die letzten Plätze ergattert. Winkend machte ich meinen Mann auf mich aufmerksam. Der kam dann auch und … fischte mich aus der Trauergesellschaft. Der Blumenkübel stand nicht umsonst als Abtrennung da und den ’so was ähnliches wie ein Altar‘ im Restaurant hatte ich nicht gesehen. Ups, peinlich. Gut, die Leute hatten schon ein bisschen komisch geguckt, aber das viel mir erst im Nachhinein auf. Aber mal unter uns … sooo traurig sahen die jetzt auch nicht aus.
Altenrhein hat übrigens eine sehr nette Hafenmeisterin, die nie um einen Spruch verlegen ist. Die modernen Sanitäranlagen werden ebenfalls von ihr betreut. Und das perfekt. Kompliment.
Am nächsten Morgen machten sich die verschiedenen Schiffe langsam zum Ablegen fertig und wir kamen mit unserem Backbord-Nachbarn ins Gespräch. Seine Frau hatte offenbar Redeverbot, deren Strichmund gab diesmal nix von sich. Aber hallo, was war das denn. Schlappi verwandelte sich zu einem Möchtegern-Macho. Abwertend redete er von einem Lady-Wind (heisst: wird sogar ohne Angstzustände von Frauchen bewältigt) und kam auch sonst ziemlich grossspurig daher. Ich dachte, fall doch einfach ins Wasser und Ruhe ist.
Unser nächstes Ziel war diesmal nicht so weit entfernt. Wir wollten nach Horn, einem Schweizer Städtchen im Kanton Thurgau. Horn gehört zu meinen Lieblingshäfen, hier ist es einfach gemütlich.
Horn ist ein bisschen wie heimkommen und ich freue mich jedesmal, wenn die schon etwas ältere Hafenmeisterin immer noch da ist. Sitzt sie nicht vor ihrem Häuschen, wenn man angelegt hat, liegt dort garantiert ein handgeschriebener Zettel mit den Nummern der freien Plätze. Man streicht den Platz, den man belegt hat, einfach durch und schon ist die Administration erledigt. Fast. Zahlen muss man natürlich auch noch, wenn sie dann da ist. Rund um den kleinen Hafen gibt es verschiedene Restaurants, hier ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei.
An diesem Abend gönnten wir uns etwas besonderes, ein Abendessen im Gartenrestaurant Giardino des Hotels Bad Horn, ein wunderschönes ‚Nautikhotel‘ direkt am See. Zum Hotel gehört auch die ‚Emily‘, eine exclusive Motoryacht im Stil der Dreissigerjahre, die man für Ausflüge und Veranstaltungen mieten kann. Leider lag sie an diesem Abend nicht vor Anker, vielleicht war sie zu den Bregenzer Festspielen unterwegs. Da wir im Giardino keinen Tisch reserviert hatten, erhielten wir nicht gerade den besten Platz – das Restaurant war voll ausgebucht – , aber das Essen war hervorragend.
Am nächsten Tag besuchten wir den Segler-Shop in Horn. Der Inhaber quasselte wie ein Buch, so dass aus der geplanten kurzen Stippvisite was Längeres wurde.
Nur eine kurze Segel-Etappe war an diesem Tag angesagt. Ein paar Häfen weiter nach Arbon. Wir konnten ein kleines Stück segeln, dann stellte der Wind ab. Wieder war es ein sehr heisser Tag, kaum auszuhalten. Und so nutzten wir die Gelegenheit, mitten auf dem See zu baden und einfach zu faulenzen. Unser ‚Segel-Verhalten‘ hatte sich in der letzten Zeit verändert. Gott sei Dank! Noch vor ein paar Jahren hätten wir bei Flaute ewig lang auf Wind gewartet. In solchen Situationen fragte ich mich früher insgeheim, ob der Motor wohl tot sei. Das wäre für mich der einzig akzeptable Grund gewesen, ihn nicht zu starten. Doch jeweils – kurz bevor ich durchgebraten war – warf mein Mann ihn doch noch an. Juche, er lebte, der Motor. Heute ist das alles viel relaxter. Kein Wind … keiner in Aussicht … Motor an .
So auch an diesem Tag. In Arbon angekommen habe ich als erstes die Badeleiter runter gelassen und ab ins Wasser. Ich bin ja wirklich ein Sonnenmensch, aber diese Temperaturen waren sogar mir fast zuviel. Und wir mussten noch einkaufen. Der Supermarkt ist ein ganzes Stück entfernt und wir hatten nichts mehr zu Trinken an Bord. Also mussten wir wohl … Wir hangelten uns von einem Schattenfleckchen zum nächsten bis zum Supermarkt. Der war so wunderbar klimatisiert, dass ich am liebsten gar nicht mehr gegangen wäre. Wir schleppten unsere Einkäufe zurück an Bord und dann war erstmal Ruhe angesagt.
Im Juli und August gibt es in Arbon das Open air Kino direkt am See.
Wir haben uns schon oft vorgenommen, am Abend in eine Vorstellung zu gehen, haben es aber bisher nie geschafft. Entweder sassen wir zu lange beim Essen oder wir haben es uns auf dem Boot gemütlich gemacht. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir es auch diesmal nicht schafften. Stattdessen waren wir in unserem Arboner Lieblingslokal, der Ilge.
Ein kleines, feines, vom Aussehen her eher unscheinbares Restaurant in der Altstadt von Arbon mit bevorzugt mediterraner Küche, aber auch ein paar Klassikern. Hier kocht normalerweise Michela, die Wirtin, selbst. Aber jetzt war sie im Mutterschaftsurlaub und obwohl die bestellten Gerichte ausgezeichnet schmeckten, fehlte doch ihre Handschrift beim Anrichten der Teller. Und was auch nicht mehr so schön ist wie früher … man sitzt jetzt zu viert an einem Tisch und kommt nicht drum herum, die Gespräche der anderen mitzuhören.
Als ich mich am nächsten Morgen zu meinem Bäcker-Spaziergang aufmachte, vorbei an Schloss Arbon, schien das Städtchen noch zu schlafen. Die Tretboote standen noch alle in Reih und Glied und man konnte bereits jetzt ahnen, wie heiss der Tag wieder werden würde.
Die Temperaturen sollten laut Vorhersage nicht nur auf 38 Grad steigen, es waren auch unwetterartige Gewitter angesagt Wir beschlossen, an diesem Tag nach Friedrichshafen, der Zeppelinstadt am Bodensee, zu segeln. Einmal quer über den See. Der Wind war gut und wir kamen prima vorwärts. Das Wetter war nicht so recht durchschaubar, der Wind heiss wie in der Wüste. Ganz sicher kam da noch was. Ich war froh, als der Hafen in Sicht kam. Nicht zuletzt deshalb, weil ich an diesem Tag entweder zuviel Sonne abbekommen oder zuwenig getrunken hatte – oder beides – und es mir gar nicht besonders wohl war.
ch war sehr erleichtert, als wir in den Hafen einfuhren. Allerdings nicht lange. Wir klapperten Gasse um Gasse ab, fanden viele freie Plätze, aber alle frei/besetzt Täfelchen standen auf rot. Wir waren nicht die einzigen, die einen Platz suchten und der Betrieb im Hafen war dementsprechend. Das sah genauso düster aus wie die Wolken über uns und meine Stimmung sank. Das ist übrigens eine Unart, die in verschiedenen Häfen inzwischen an der Tagesordnung zu sein scheint. Es gibt jede Menge freier Plätze, aber die Inhaber stellen die Tafeln nicht auf grün. Den Hafenmeister konnte man auch nicht fragen, der war erst am späten Nachmittag in der Anlage. Tja, sah so aus, als ob unsere Reise weiterging. Und wohin? Wir wollten es in Immenstaad versuchen. Dann mal los …
Hoffentlich würden wir dort einen Platz bekommen. Es wurde immer später und die Wolken immer dicker. Und es waren doch auch immerhin noch 8 Kilometer, die wir zu motoren hatten. Als wir in Immenstaad ankamen, hatte ich für diesen Tag die Nase voll. Von der Sonne, vom See … und überhaupt. Wenn wir jetzt hier auch nicht bleiben konnten – ja, was dann. Bei der Einfahrt in den Hafen sahen wir die Schiffe schon im Päckchen an der Mauer liegen. Ojeoje. Hier sah es auch nicht besser aus als in Friedrichshafen. Aber der Hafenmeister rief uns vom Ufer aus zu, wir sollen unter dem grossen Weidenbaum anlegen. Da lag zwar schon jemand, aber der würde in einer Stunde wieder wegfahren. OK, besser als nichts. Steuerbord machten wir uns an diesem Schiff fest …schwitz schwitz … und beäugten misstrauisch die Steinplatte unter uns. Zwischen dieser und dem Schiff hatte es nur noch beängstigend wenig Platz. Deshalb konnten wir auch nicht näher ans Ufer, was das Absteigen vom Schiff nicht einfacher machte.
Wir kamen trotzdem runter, gingen erst einmal auf der Terrasse des Hafenrestaurants etwas trinken und warteten auf den, der da kommen sollte. Dessen Stunde hatte auf jeden Fall mehr als 60 Minuten. Was mir aber egal war. Ich sass im Schatten und hätte mich am liebsten nicht mehr gerührt. Irgendwann kam ein netter Herr mit ebenso netter Tochter daher und nach einem kleinen Plausch machten wir unsere Leinen an seinem Schiff los, so dass er weg konnte. Nun nur noch gescheit fest machen und dann einfach nichts mehr tun. Nur noch war gut … der Platz war ja kein normaler Liegeplatz und das Festmachen ziemlich mühsam. Vielleicht empfand ich das an diesem Tag auch einfach nur so, weil ich schlichtweg platt war.
Aber irgendwann war auch das geschafft. Keine 5 Minuten später kam der Hafenmeister freudestrahlend an und sagte, er hätte nun doch noch einen Platz in einer Box. Ich knurrte innerlich. Dann allerdings schaltete sich kurzfristig mein Verstand wieder ein, der mir sagte, dass es bei dem angekündigten Sturm sicher besser ist, in einer geschützten Box zu liegen. Also alles nochmal von vorn. Umparkieren, anlegen … aber jetzt hätte mir definitiv keiner mehr komisch kommen müssen … . Welchen Vorteil es hatte, nicht unter diesem Weidenbaum die Nacht zu verbringen, sahen wir am anderen Tag. Das Schiff, welches nach uns noch dort festgemacht hatte, hatte in Form von Blättern und Ästen den halben Baum auf Deck.
War ich das mit diesem merkwürdig strengen Parfum?? Ich musste erstmal ins Wasser. HerrlichHerrlichHerrlich. Der Abend konnte kommen. Und der Sturm meinetwegen auch. Der liess aber noch auf sich warten und wir genossen den Abend auf der Terrasse des Clublokals.
In der Nacht war es dann soweit, es regnete und stürmte und am nächsten Tag lasen wir in den Nachrichten von schlimmen Unwettern. Da für diesen Tag keine Wetterbesserung in Sicht und das Wetter weiterhin schlecht war, beschlossen wir, den Tag in Immenstaad zu verbringen. Die Abkühlung tat richtig gut.
Am folgenden Tag hatten wir kräftigen Wind bis nach Meersburg. Bei der Gelegenheit stellte ich fest, dass mir ein bestimmter Wellengang gar nicht bekommt, das war neu für mich. Ich überlegte mir vorsorglich, wo ich das Abendessen vom Vortag deponieren sollte, aber Gott sei Dank kam es nicht dazu.
In Meersburg war das Wetter schon wieder sehr schön, auch wenn der Himmel noch sehr bewölkt war. Wir fanden einen richtig guten Platz im Hafen, der voller und voller wurde. Als wir an Bord alles klar hatten – Strom verlegt, Sonnendach montiert, aufgeräumt -, warteten ein paar Meter weiter im Seehotel OFF Cappuccino und Kuchen auf uns. Die Terrasse des kleinen Hotels mit ihren fröhlichen Farben läd schon von Weitem ein.
Wir beschlossen, am Abend hier zu essen. Aber erst einmal machten wir einen Spaziergang nach Meersburg rein. ‚Die Meersburg‘, das Wahrzeichen der Region, ist die älteste bewohnte Burg Deutschlands. Hier lebte einst die berühmte deutsche Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Auch Schloss Meersburg ist sehenswert, von hier hat man einen überwältigenden Blick über den Bodensee.
Das Städtchen war – wie fast immer – gerammelt voll. Die Menschenmassen schoben sich durch die Gassen und alle Beizen waren gut besucht. Wir fanden ein Plätzchen diekt am See und der Aperol Spritz haute mich bei diesen Temperaturen fast aus den Socken .
Auf dem Rückweg zum Schiff kamen wir an meiner Lieblingseisdiele vorbei. Ein grosses Stracciatella hatte immer Platz. Zurück im Hafen stellten wir fest, dass in der Zwischenzeit an der Mauer unter dem Kran alles mit grossen Schiffen zugeparkt war. Einschliesslich uns, so dass wir am nächsten Morgen würden warten müssen, bis alle Schiffe weg waren. Da wir uns aber morgens sowieso viel Zeit lassen und es gemütlich nehmen, sollte das kein Problem sein.
Das beste Abendessen unserer Ferien haben wir hier, im Seehotel OFF, genossen. Hier stimmte alles: Essen hervorragend und – einschliesslich Dessert – richtig liebevoll angerichtet. Freundlicher, unaufdringlicher und gut gelaunter Service. Werde ich sehr gerne weiter empfehlen. Es geht auch ohne Pinguine …
Am nächsten Morgen ging das grosse Chaos los. Die grossen Schiffe übten Ablegen und beim einen oder anderen Skipper sah man, dass er sein Patent auf einem wesentlich kleineren Schiff gemacht hatte. Da wir ja sowieso nicht weg kamen, sahen wir bei einem gemütlichen Frühstück dem Treiben zu. Wie schon erwähnt … Hafenkino. Als endlich wir an der Reihe waren, hatten wir bereits alles aufgeräumt und waren parat zum Auslaufen. Und Schuhe standen auch keine mehr am Steg. Also konnte es losgehen.
Wir wollten nach Ludwigshafen. Der Wind war stark, wäre aber für die entgegengesetzte Richtung besser geeignet gewesen. Der Wellengang war auch heute ganz ordentlich und zu allem Überfluss wurde genau vor der Hafeneinfahrt eine Regatta gesegelt. Dort jonglierten wir uns erstmal durch, bevor wir Segel setzten.
Es war ein herrlicher Segeltag und wir kreuzten bis nach Ludwigshafen. Wir ergatterten einen der letzten Plätze im Hafen … er war fest in Schweizer Hand. Am nächsten Tag, dem 1. August, hatten die Eidgenossen ihren Nationalfeiertag. Offenbar hatte die allgemeine Flucht davor eingesetzt …
Ludwigshafen hat eine sehr nette Seepromenade. Im Hof vom ‚Alten Zollhaus‘ kann man sich im Schatten wunderbar von der Hitze erholen.
Am alten Zollhaus ist das deftige und provokante Wandrelief des Künstlers Peter Lenk angebracht. Ein 10 Meter langes, 3-teiliges Gebilde, das nach seiner Fertigstellung im Jahr 2008 für grosses Aufsehen sorgte. Eine recht bissige Satire auf Politik und Wirtschaft. Ist sicher nicht jedermanns Sache. Ich finde die Objekte von Lenk – einige davon sind auch in Konstanz zu sehen – grossartig. Er stellt Situationen, Ereignisse oder die menschlichen Schwächen überspitzt dar und ich finde, er kommt der Wahrheit sehr nahe.
Der Tag ging zu Ende. Und natürlich haben wir auch in Ludwigshafen ein Lieblingsrestaurant, den ‚Blauen Affen‘. Gut, hatten wir am Nachmittag bereits für den Abend reserviert, sonst bekommt man keinen Platz auf der gemütlichen Terrasse. Im Blauen Affen werden originelle Gerichte der mediterranen, aber auch einheimischen Küche serviert und wir sind immer wieder gern dort.
So ging nicht nur dieser Tag, sondern auch unser Urlaub so langsam zu Ende.
Der kommende Tag war einer der schönsten unserer Ferien. Mit perfektem Wind und bei strahlendem Sonnenschein segelten wir unsere letzte Destination an, Überlingen. Ein herziges – und bei Touristen sehr beliebtes – Städtchen am nördlichen Bodenseeufer. Doch leider machten wir auch hier die Erfahrung, dass man – wenn man nicht schon um 12:00 im Hafen ist – keinen Platz mehr bekommt. Das war im Yachtclub Überlingen der Fall. Wir waren eigentlich am Nachmittag mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelmäuschen verabredet. Darauf hatte ich mich sehr gefreut und schon machte sich Enttäuschung breit, dass das Treffen ins Wasser fallen würde. Unsere letzte Chance war der Hafen Überlingen Ost. Ansonsten hätten wir heimsegeln müssen.
Schon von weitem sahen wir viele Schiffe den gleichen Hafen ansteuern, wir waren wohl nicht die Einzigen, die diese Alternative wählten. Wir liessen mal die Segel runter und tuckerten Richtung Hafen. Rechts von uns hatte der Skipper eines Riesenbotes wohl die gleiche Idee. In grosser Hektik räumten sie die Segel zusammen und dann aber …. gib ihm … voll Stoff Richtung Hafeneinfahrt. Ich sag jetzt nicht, welche Flagge am Heck wehte – grüezi mitenand. Das konnte man sich ja schlecht bieten lassen und so drehte mein Mann dann auch mal ein bisschen auf. Worauf das Mittelmeerschiff – 3-Zimmer, Küche, Bad – versuchte, uns Backbord zu überholen. Zu Hilfe kam uns dann das Kursschiff … während wir durch dessen Bugwelle glitten, schnitt es gleichzeitig unserem Verfolger den Weg ab. Tja … that’s life. Fazit: wir bekamen einen Platz.
Unserem Familientreffen stand also nichts mehr im Wege und wir verbrachten zusammen einen wunderschönen Nachmittag im Überlinger Schwimmbad. Am nächsten Tag segelten wir heimwärts, nicht ohne noch einen ausgiebigen Badestop einzulegen.
Und das waren sie auch schon, unsere diesjährigen Sommerferien. Für mich einer unserer schönsten Segeltörns … wo waren nur die letzten 14 Tage geblieben …
Allen Skippern wünsche ich immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel
und dem Rest der Welt … eine gute Zeit, bis zum nächsten Mal, eure Sue.