Gepubliseer: 14.06.2017
Axmar Bruk - 7km hinter Näsviken
115km
16,2kmh Schnitt
Ganzer Tag sonnig, drei freche Tropfen als ich meinen Mittagsschlaf machte
Der Tag startete so herrlich wie der Dienstag aufgehört hatte. Ich krieg hier gar keine Dunkelheit mehr mit. Die Sonne geht um halb elf unter, da schlaf ich schon. Und wenn ich wach werde (so gegen 5) ist sie längst da. Bei meinen "Mitbewohnern" (auf dem Parkplatz standen etwa 10 Wohnwägen) war um 5 noch tote Hose. Selbst um sieben als ich aufbrach ist noch niemand aus seinem mobilen Heim gekommen. Ich hab so lang gebraucht, weil ich noch den Tau trocknen lassen wollte und ausserdem x mal umpackte. Ich war nicht ganz zufrieden mit meinem Packsystem. Hinten an die Taschen komm ich während der Fahrt gar nicht ran, müsste ich doch erst Solarzelle, Wassersack, Schlafsack und Zelt abnehmen. Die lowrider Taschen sind dagegen sehr schnell griffbereit. Also packte ich meine Wäsche nach hinten und Lebensmittel nach vorne. Ausserdem schaute ich dass beide lowrider so leer wie möglich blieben, so konnte ich nach einem Einkauf schnell das Zeug verstauen. Die erste Stadt die ich erreichte war Ljusne. Bis dahin fuhr ich auf breiter, fast vollständig einsamer Landstraße und freute mich am vielen Grün, dem schrägen Licht das mit dem Moos und den dunkelbraunen Moorbächen eine tolle Stimmung erzeugte und vor allem, dass der Wind nachgelassen hatte. Er blies mir zwar immer noch entgegen und bremste mich aus, aber es war nicht mehr dieses plötzliche, rapide runter bremsen. Die nächste Stadt, die ich dann auch gleich zum einkaufen nutzte war Söderhamn. Was ich von der Stadt sah, war nicht aufregend, aber sie hatte eine schöne kleine weiße Burg und es war das letzte mal dass ich die Ostsee sah (das war mir aber noch nicht bewusst).
Ich folgte schon seit Gävle einem blauen Radschild (ich glaube es markiert den Ostseeradweg in Schweden) und dieser Weg überschnitt sich sehr lange mit der Route die ich mir rausgesucht hatte. Nach Söderhamn wurde ich auf kleinere Straßen mehr ins Landesinnere gelotst und das sommerliche Schweden präsentierte sich in seiner ganzen Idylle. Man könnte meinen dass blühende Wiesen, Wälder und immer wieder die roten Häuser mit ihren perfekt gemähten Rasen langweilig oder eintönig werden würden. Aber bisher konnte ich mich noch nicht satt sehen. Es war wie durch den Sommer der eigenen Kindheit zu fahren. Wie unsere Touren an den Auerberg. Nur dass diese Tour nie endet. Ich kann um so viele Kurven fahren und neue Eindrücke sammeln wie ich will (bzw wie ich kann). Heute merkte ich meine Gewalttour von gestern gut in den Beinen va in den Knien. Zusätzlich führte meine Route durch die ersten Hügel. Und mit Hügel mein ich höhere Erhebungen als dass man den Schwung nutzen konnte um hoch und drüber zu kommen. Maximale Höhe heute: 180m. Bitte nicht gleich lachen. Es ist immerhin das 10fache von den bisherigen Erhebungen. Und wie schon gestern frischte der (Gegen)wind gegen Mittag wieder auf. Meine Mittagspause machte ich an einem abseits gelegenen See. Zunächst war ich nicht sicher ob ich ans Wasser kam, da die meisten Seen von einem breiten Schilfgürtel umgeben sind. Aber es gab sogar einen offiziellen Badeplatz, den ich mir nur mit einer jungen Familie teilte. Das Wasser hatte 12,1Grad (am Steg lag ein Schwimmthermometer), war tiefbraun und herrlich erfrischend. Nach meiner 37. Brotzeit (ich bin nur am fressen. Heute: Brot, Köttbullar, Käse, Schokolade, Kekse, Erdbeeren, 1l Himbeermus, Karotten, Mayonnaise, Schokolade, 4 Bananen, ein Apfel, Pfirsiche...)
legte ich mich auf die Mücken-, Bremsen- und Zecken- freie Wiese und schlummerte bald weg - bis ich von ein paar kalten Tropfen getroffen wurde. Nach 45 min Rast war es auch längst wieder Zeit weiter zu fahren. Hatte ich doch erst 60km. Ich hatte mir eine schöne Nebenstraße rausgesucht, wunderte mich aber dass ich nicht vom Fleck kam. Dann fiel mir auf, dass mein wichtigstes Hilfsmittel, mein gps nicht mehr reagierte. Als es wieder den Weg anzeigte, sprang es um 7km an einen Ort viel zu weit im Westen. Entweder musste ich 7km zurück oder eine Alternativroute auf den kleinsten eingezeichneten Straßen fahren. Ich entschied mich gegen das zurück fahren und wurde mit schwierigem Belag (grober Schotter, teilweise sandig) und toller Landschaft belohnt. Seen, viel Wald, rote Häuschen... Ja ich weiß: langweilig. Das beste kam aber zum Schluß. Da ich mich auf 180m gekämpft hatte, durfte ich fast alles wieder runter. Über 5km nur Rollen lassen. Immer zwischen 25 und 35kmh. Geil!
Mein Ziel für heute war Näsviken wo ich meine Vorräte aufstockte, da es ab morgen in viel einsamere Gegenden geht wo (laut meiner Karte) 100km kein laden mehr kommt. Und das bei meiner Fresserei.
Jetzt lager ich 50m neben der Landstraße sichtgeschützt auf einem verlassenen Waldweg. Nicht der schönste Platz aber das ist mir heute egal (musste eh schon vor den Mücken ins zelt fliehen). Heute gibt's keine Bilder (ich mach generell sehr wenige Fotos, bin ja nur am futtern und radeln)