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Schatzsucher unter sich

Veröffentlicht: 03.02.2024

7. Tag: Wir sind gestern Nachmittag in Sagunto angekommen. Wobei das nicht ganz richtig ist. Unser Platz, der den stolzen Namen „Camping Malvarrosa de Corinto“ trägt liegt etwa neun Kilometer außerhalb der Stadt. Das ist auch sein einziger Nachteil – zu Fuß ist es zu weit und Nahverkehrsverbindungen wie Bus oder Bahn gibt es nicht. Fahrräder haben wir nicht mitgenommen, weil unsere Hunde nicht mithalten könnten – selbst bei Ickes Tempo.

Viele werden jetzt denken, wir würden uns erst einmal von der langen Anfahrt erholen. Von wegen! Erst mal wollten wir die Gelegenheit nutzen, nach sechs Tagen Katzenwäsche ausgiebig zu duschen. Dann ging’s aber auch schon ans Wäsche waschen. Dieser Campingplatz hat eine top Anlage, riesige, moderne Waschmaschinen und Trockner. Das ist perfekt, wobei Icke bei dem sonnigen Wetter unsere Wäsche lieber zum Trocknen aufhängen wollte. „Strippen ziehen war doch mal dein Job“, sagte sie zu und drückte mir ein paar Wäscheleinen in die Hand, die ich zwischen Bäumen und Sträuchern aufspannen sollte. „Sei froh“, gab ich zurück, dass ich kein Journalist mehr bin. Du wärst jeden Tag für eine Titelgeschichte gut.“

Icke war gerade beim Fegen, Staub wischen, um- und einräumen. Alles ist besser als das, dachte ich mir und zog Leine. Mein nächster Auftrag war die Wäsche zu holen. Dabei kam ich an unserem Stellplatz vorbei, auf dem wir im April vergangenes Jahr standen. Es war ein deutsches Wohnmobil, das hier Quartier bezogen hatte, und vor dem ein Tischchen mit gestrickten Socken in allen Farben aufgebaut war. Ich schaute, und da kam eine ältere Frau auf mich zu. Wir quatschten ein wenig und sie erzählte mir, dass sie das schon seit 25 Jahren mache – zusammen mit ihrem Mann. Wie auf Kommando, stand der plötzlich hinter seiner Frau. „Ich stricke seit 77 Jahren“, erzählte er mit einem Grinsen im Gesicht. Er sah meine Überraschung und fügte hinzu: „Seit meinem sechsten Lebensjahr.“ Er war 83 Jahre alt! „Stricken hält anscheinend jung“, sagte ich und deutete auf die beiden, die sich als Ingrid und Walter aus Heilbronn vorstellten. Allen Krankheiten und sonstigen Widrigkeiten zum Trotz verbringen sie schon seit vielen Jahren jeden Winter in Spanien, die letzten zwölf auf diesem Campingplatz. Sie kennen die Umgebung besser als so mancher Einheimische. So empfahl uns Walter, unbedingt beim „Spätzle Fritz“ ein paar Kilometer weiter in San Jorge vorbei zu schauen, weil man dort ausgezeichnet essen könne. Den Namen kann sogar ich mir leicht merken.

Den Abend leiteten wir mit einem Spaziergang am Meer ein. Der Strand hier ist wunderbar, oben feiner Sand, unten Kieselsteine. Ob ich die Steine so gut finde, weiß ich nicht, weil ich nach jedem Spaziergang zehn Kilo davon in meinen Jackentaschen zum Wohnmobil zurück schleppe. Icke sammelt runde flache Steine zum Beschriften. Daraus werden Wandersteine, die mit einem Spruch, einer netten Botschaft irgendwo abgelegt werden und dem Menschen, der sie findet, ein Lächeln ins Gesicht – und vielleicht auch ins Herz zaubern sollen. Die Idee finde ich gut – abgesehen vom Schleppen …    

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