Traveling44 - Für 4 Monate durch Südostasien
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Phong Nha Nationalpark - Mein bisheriger Lieblingsort

Veröffentlicht: 19.01.2019

Morgens um 6 Uhr kommen wir in Dong Hoi an. Dong Hoi befindet sich übrigens an der schmalsten Stelle Vietnams. Von Dong Hoi am Südchinesischen Meer bis zu laotischen Grenze sind es nur 40km. Vor dem Bahnhof gibt es zum Frühstück erstmal eine Nudelsuppe. Frisch gestärkt laufen wir zum Busbahnhof und erwischen auch direkt den Bus, der uns in den 50km entfernen Nationalpark Phong Nha-Ke Bang bringt. Unser Pech: Der Bus fährt noch eine Stunde durch die Stadt, um weitere Passagiere aufzugabeln. Jeder Mensch, der am Straßenrand steht, wird gefragt, ob er nicht auch nach Phong Nha will. Nach 2,5 Stunden sind wir dann endlich angekommen. Dass der Bus direkt an unserer Unterkunft vorbeifährt und wir nicht noch zig Kilometer laufen müssen, gleicht das ganze Rumgejuckel wieder aus.

Der Nationalpark gehört zum Unesco Weltkulturerbe und zeichnet sich durch seine Karststeinfelsen, unzählige Höhlen und Wasserfälle aus. Es handelt sich um die älteste Karststeinregion Asiens, eine der Größten weltweit und die Son-Doong-Cave, die größte Höhle der Welt, befindet sich dort. Sie wurde erst 1991 entdeckt und ab 2009 erforscht. Leider kann man sie nur mit dem nötigen Kleingeld besichtigen. Eine Expedition kostet 3000 $ pro Tag. Dies ist vermutlich mit ein Grund, warum bisher mehr Menschen auf dem Mount Everest waren, als in dieser Höhle.

Wir haben uns in einen Bungalow auf Stelzen mit Spitzdach eingemietet, was ihn total gemütlich macht. Die Unterkunft hat vor kurzen erst eröffnet, wodurch alles noch sehr neu ist. 

Ausblick aus unserem Bett

Der Besitzer muss zwar noch etwas sein Englisch aufpolieren, ist aber extrem nett und bemüht. Nachdem wir uns in unserem Bungalow eingerichtet haben, schnappen wir uns zwei Fahrräder und fahren ins Dorf. Der Besitzer der Unterkunft hat uns erklärt, wie das mit den Höhlenbesichtigungen läuft und wo wir den Bootsanleger finden. Heute wollen wir uns nämlich die Phong Nha-Cave ansehen, durch die man mit einem Boot gefahren wird. Am Anleger angekommen will man erstmal eine Parkgebühr für unsere Fahrräder kassieren. Witzig. Wir reden hier von einem Dorf mit einer Hauptstraße, kaum Verkehr und Millionen Möglichkeiten, sein Fahrrad oder Roller abzustellen. Warum sollte ich dafür zahlen? Wir fahren also um die Ecke, stellen unsere Räder dort ab und kommen zu Fuß wieder. Dass denen das nicht selber lächerlich vorkommt...Ich kann bei sowas nur noch laut lachen. Wir haben das Glück, dass wir uns einer Gruppe anschließen können, die bereits für ein Boot bezahlt hat. Sonst hätten wir Leute zusammelntrommeln müssen, mit denen man das Boot teilen kann, weil man nicht p.P., sondern pro Boot zahlt. So fällt für uns also nur der Preis für die Höhle an. Ca. 30 Min schippern wir über den Fluss, bis wir den Höhleneingang erreichen. 

Algenfischer. Bestimmt gesund

Von nun an sind die Motoren aus und die Ladies rudern. Eine vorne, eine hinten. Und das ist ein reiner Frauenjob. Manchmal sieht man auch einen Mann auf den Booten, aber der bedient nur den Motor. Rudern müssen hinterher die Frauen. Aber wir haben generell den Eindruck, dass Frauen in Vietnam für die körperliche Arbeit zuständig sind. Sei es auf dem Feld, auf Baustellen, Straßenbau usw. Überall Frauen. Das kann daran liegen, dass Männer häufig die bessere Bildung genießen und daher qualifiziert für bessere Jobs sind. 

Die Fahrt durch die Höhle ist sehr schön und entspannend. Riesige Stalagtiten hängen von Decken und Wänden und teilweise tun sich riesige Höhlen vor uns auf. Die Höhle ist knapp 8km lang, befahren werden aber nur die ersten 1,5km. Auf dem Rückweg wird man auf einer Sanddüne rausgelassen und kann ca. die Hälfte zu Fuß gehen, vorbei an hübsch beleuchteten Stalagmiten und Stalagtiten. Very nice! 

Phong Nha Cave


Abends schwingen wir uns nochmal auf die Räder und radeln ins Dorf, um im Easy Tiger-Hostel essen zu gehen. Dort gibt es Livemusik, Fassbier aus richtigen Gläsern mit Henkel und sehr leckeres internationales Essen. Curry für Max, Fajitas für mich. Statt "without onions" bekomme ich leider "without peperoni". Das Personal hat die Weisheit generell nicht mit Löffeln gefressen.

Das schmeckt wohl gut


Der nächste Tag startet mit jeder Menge Bananenpancakes, von denen ich eigentlich gar kein Fan bin. Warum? Ich habe am Vortag aus Versehen auf die falsche Stelle auf der Speisekarte gezeigt und unser Host hat das als Bestellung verstanden. Mist. Also muss Max heute umso mehr essen. Und meinen Kaffee muss es auch trinken, weil wir den netten Kerl nicht vor den Kopf stoßen wollen. 

Vietnamesischer Kaffee zum Frühstück. Mit dicker süßer Dosenmilch

Für den nächsten Morgen bestellen wie Pho! Nach dem Frühstück schnappen wir uns einen Motorroller uns machen uns auf den Weg zur 25km entfernten Paradise Cave. Für 50$ kann man eine Tour buchen, aber da ziehe ich doch die eigene Anreise vor. Besonders wenn sie durch so eine tolle Landschaft führt. Das ist wieder so ein Fall, wo ich sehr gerne Max fahren lasse, weil ich lieber gucken will :) Nach ein paar Kilometern passieren wir einen Kontrollposten mit Schranke. Einmal ducken und wir sind unter der Schranke durch. Jetzt sind wir offiziell im Nationalpark und die Landschaft ist wieder so ein Traum. Hach, ich liebe diese Karststeinfelsen. Teils blanke, senkrecht aufragende Felswände, teils von Büschen und Bäumen überwuchert. Dazwischen Flüsse oder dichter Dschungel. 


Feldarbeit

Er führt seinen Büffel im schicken Anzug spazieren. Hochzeitsgeschenk?
In the road


Als wir um kurz nach 9 bei der Höhle ankommen stellt sich heraus, dass wir zu spät sind. 2 Reisebusse stehen schon auf dem Parkplatz und eine thailändische Reisegruppe folgt grad dem Fähnchen schwenkenden Guide in Richtung E-Buggy. Und alle tragen die gleichen Kappen. Dachte sowas gibt es nur bei Chinesen... Also marschieren wir schnellen Schrittes in Richtung Höhle in der Hoffnung, dass die alten Thais noch was brauchen. Da es aber noch ein paar Kilometer Fußmarsch bis zur Höhle sind, holen sie uns in ihren Buggys natürlich ein. Doch dann, am Ende der Straße und am Anfang des Berges wittern wir unsere Chance! Der Höhleneingang ist oben am Berg und nur zu Fuß zu erreichen. Also drücken wir uns Stück für Stück an der schnatternden Seniorenrunde vorbei und kommen doch noch vor ihnen am Höhleneingang an. Puh! Jetzt aber schnell in die Höhle und wieder abkühlen xD
Die Paradise Cave ist 31km lang und der erste km kann auf Holzstegen erkundet werden. Es sind echt gigantische Ausmaße.

Paradise Cave


Nach unserer kleinen Höhlenexpedition geht es weiter durch den Nationalpark. Unser Ziel ist der Botanische Garten, wobei der Begriff irreführend ist. Es handelt sich um Wald und einen Wasserfall. Man kann zwischen unterschiedlich langen Routen durch den Wald wählen und das Ziel ist immer der Wasserfall. Wir entscheiden uns für die längste Strecke, für die 3h angesetzt ist. Zu Beginn läuft man noch auf Steinplatten, was ich total doof finde, aber nach ein paar Hundert Metern ist der Weg zum Glück nicht mehr befestigt und man krakselt durch den Wald. Teilweise müssen wir sogar richtig klettern :) Juchu! Der Weg führt uns vorbei an einigen kleinen Bachläufen mit dem ein oder anderen kleinen Wasserfall, bergauf, bergab und teilweise durch ziemlich zugewucherte Teile bei denen man sich unsicher ist, ob das noch der Weg ist. Die meiste Zeit muss man darauf achten, wo man hintritt. Aber immer wieder bleiben wir einfach nur stehen, um uns umzugucken. Mit sowas kann man mich echt mehr begeistern als mit Höhlen. Und günstiger ist es auch noch. Besonders als eine Liane über dem Weg hängt, die zum schaukeln einlädt. Und sie hält uns sogar! Neben der Lianenschaukel steht allerdings ein fieser Baum, der mich angreift. Ein Baum, dessen Rinde an den unteren zwei Metern mit spitzen Dornen gespickt ist. Der hat wohl ganz tolle Früchte, sie es unbedingt schützen muss. Ich packe natürlich voll rein, als ich mich festhalten möchte. Danach gucke ich vorher, wo ich hin greife. Wieder was gelernt.

Der alte Pfadfinder :-D

Die Lianenschaukel :)
Endgegner


Bevor wir den Wasserfall erreichen kommen wir noch an einem Aussichtspunkt vorbei, von wo aus man das ganze Tal inkl. den Bergen im Hintergrund überblicken kann. Der Wasserfall ist aber auch nicht von schlechten Eltern und kann sogar einen Pool vorweisen. Das ist dann auch das erste Mal, dass wir auf unserer Buschtour noch andere Menschen treffen.

Mega Aussicht auf unserer Wanderung


Abends gehen wir wieder zum Easy Tiger. Ob es das Fassbier aus echten Gläsern ist, das uns immer wiederkommen lässt?


An unserem dritten Tag machen wir uns wieder mit dem Roller auf den Weg. Ach ja, zum Frühstück gibt es diesmal Pho <3
Über Satellit haben wir im Nationalpark ein kleines Dorf ausgemacht, das wir uns ansehen wollen. Über normale Internetrecherche konnten wir immer nur organisierte Führungen in solche Dörfer finden, aber wir wollen das gerne selbstständig tun. Die Strecke ist 50km lang und führt einmal quer durch den Nationalpark. Das Dorf liegt kurz vor der laotischen Grenze. Die Strecke ist noch einmal deutlich spannender als die Strecke vom Vortag. Es geht auf und ab und bei Steigungen von 17% hat unser Motorroller mit uns zwei großen Europäern oben drauf schon ordentlich zu kämpfen. Aber wir kommen die Berge hoch, auch wenn die Tachonadel bedrohlich schnell sinkt. Aber da die Geschwindigkeitsanzeige komplett defekt ist messen wir dem nicht allzu viel Bedeutung bei. Wir fahren also 1,5 bis 2 Stunden durch die Pampa. Nachdem wir die letzten für Touristen zugänglichen Höhlen hinter uns gelassen haben, kommen wir an keinem Haus, geschweige denn einem Dorf oder einer Tankstelle mehr vorbei. Zwischendurch fahren wir durch Wolken, die tief zwischen den senkrecht aufragenden Bergen festhängen und denken erst schon, dass es regnet. Hinter der nächsten Kurve ist dann alles wieder trocken. Wir sind super happy und genießen die spannende Fahrt und schöne Landschaft.
Bis es zischt und der Roller anfängt zu schlingern. Wir haben einen Platten. Geilo. Am AdW und seit einer Stunde an keinem Haus mehr vorbei gekommen. Eigentlich eine scheiß Situation, aber wir haben totales Schwein und erreichen nach weiteren 2km Fahrt das Dorf. Puh! Viel weiter wären wir mit dem Platten auch nicht mehr gekommen. Und dann wären eh schon Laos gekommen. Da wir hier nämlich auch keinen Handyempfang haben, wäre es echt bitter gewesen, wenn wir das Dorf nicht gefunden hätten. Dort spricht zwar niemand englisch, aber welches Problem wir haben ist ja nicht zu übersehen. Lachend winken uns die Dorfbewohner weiter, bis wir das Haus des Mechanikers erreichen. Er hat zwar keine Werkstatt, aber ein platter Reifen ist in Asien ja ein Alltagsproblem. Schnell ist der Reifen mit deutschem Werkzeug demontiert und der Schlauch entfernt. Zu flicken ist der riesen Riss zwar nicht mehr, aber er hat einen neuen Schlauch da, den er uns einzieht. Mit 3,80€ sind wir dabei. Das nenne ich doch mal einen fairen Preis! 

Mit dem platten Reifen durchs Dorf
Held Nr. 1

Jetzt ist es erstmal Zeit für Mittagessen. Ein paar Meter weiter stehen ein paar Plastiktische und Hocker. Das ist immer ein sicheres Zeichen für Essen. Und tatsächlich bekommen wir für 100.000 Dong (3,80€) ein super Mittagessen für zwei Personen. Brühe, Gemüse, Schweinefleisch, Kassler, Spiegeleier und Reis so viel wir wollen. Wir rollen hinterher förmlich zurück auf die Straße. Nun folgt die Erkundung des Dorfes. Überall liegen Hängebauchschweine herum, Hühner, Hunde, Katzen. Und alle vertragen sich scheinbar sehr gut. Inkl. der unzähligen Kinder, die teilweise total hysterisch werden, als wir an ihren Häusern vorbeilaufen. Wir kommen aus dem Hello rufen nicht mehr heraus. Die Erwachsenen sind da etwas zurückhaltender. Bis auf die Besoffenen. Schade, aber mitten am Tag kommen uns einige sehr besoffene Männer entgegen. Sie knicken bei jeden Schritt schon ein, stinken bis zum Himmel und fassen uns an. Bahhh! Aber das will man ja nicht so offen zeigen. Also freundlich herausfinden und schnell weggehen. Die betrunken Männer wanken uns zwar hinterher, müssen durch die Schlangenlinien aber einen deutlich weiteren Weg zurücklegen. 

Typische Hütte im Dorf
Erst lagen nur die schätzen Schweine da und dann ist das rosa Schweinchen zum kuscheln gekommen 🐷
Die Kids waren so aufgeregt wegen uns :-D
<3
Dorfbewohnerin, die mit ihren Kindern Kräuter pflückt


Nachdem wir einige Zeit in dem Dorf verbracht haben, machen wir uns auf den Rückweg. Nach ein paarmal bergauf und bergab ist die Tachonadel dann quasi bei Null. Jetzt heißt es rollen lassen. Zum Glück geht es mehr bergab als bergauf. Die nächste Zivilisation ist die Eight Ladies Cave. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir bei jedem Mal bergauf die Daumen drücken, dass der Motor an bleibt, kommen wir an der Höhle an. Unsere Frage, ob wir hier Sprit bekommen können, wird erstmal verneint. Aber als wir den Tankdeckel offnen und den Roller schütteln, bekommen die Wärter wohl doch Mitleid. Mit Hilfe von Wasserflasche und Schlauch zapfen die Jungs etwas Sprit aus ihrem Tank ab und sie wollen nicht mal Geld dafür! Dabei hätten wir jetzt JEDEN Preis gezahlt. Super nett und wir können weiter fahren :) Da die nächste Tankstelle immer noch eine 3/4h entfernt ist, muss ich immernoch viel rollen lassen, aber wir kommen an. So viel Glück an einem Tag :) Aber ich muss sagen: Wir wären echt selber Schuld gewesen, wenn wir das doofe Ding zur Tanke hätten schieben müssen :-D

Unser Held Nr. 2
Ein Männlein steht im Walde...


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