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2024 - April - Zitadelle Spandau mit der Dauerausstellung zu den vergessenen Denkmälern

Veröffentlicht: 14.04.2024

Was mir bisher nicht klar war: Ausgediente Denkmäler wurden in der Vergangenheit tatsächlich einfach vergraben (um sie anschließend vergessen zu können).

Eigentlich hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was mit ihnen passiert und wieviele dieser Statuen es überhaupt gab. Gerade in der jüngerer Geschichte waren es tatsächlich eine Menge und je nach Zeitgeist wurden diese dann auch wieder ausgetauscht bzw. ausrangiert.

Das Proviantmagazin der Zitadelle Spandau bietet ihnen in einer Dauerausstellung nun ein neues zu Hause. Gezeigt werden Denkmäler aus der Zeit von 1849 bis 1986. Somit umfasst die Ausstellung die Kaiserzeit, die Epoche der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus und der DDR. Gerade während des Kaiserreiches wurden viele historische Persönlichkeiten in Stein gemeißelt.

So hatte die Proklamation König Wilhelm I von Preußen zum Deutschen Kaiser im Jahr 1871 weitreichende Folgen. Zwar hatte damit die Kleinstaaterei ein Ende, totzdem war die Bevölkerung verunsichert und oft rückwärts gerichtet. Auch Wilhelm II, zuständig für die Denkmalauswahl, drückte das mit seiner Auswahl aus.

So gab es zum Beispiel ein Denkmalensemble in der Siegesallee mit großen brandenburgisch-preußischen Herrschern der letzten 1.000 Jahre. Viele davon befinden sich jetzt in der Zitadelle Spandau. Großzügig aufgebaut, bieten sie den Statuen Platz und dem Besucher die Gelegenheit, alles in Ruhe zu studieren.

Interessant ist auch ein Klang- und Lichtraum, der einen fast schon auf Zeitreise schickt. Für 18 Minuten kann man sich auf eine Steinbank setzen und einen Sommertag im Jahr 1907 im Tiergarten erleben.

Für mich im Vorfeld spannend war die Frage, wie das Museum mit Denkmälern aus der Zeit des Nationalsozialismus umgehen würde. Es gibt tatsächlich nicht so viele. So kann man zwar den „Zehnkämpfer“ von Arno Breker anschauen und etwas über den geplanten Gigantonismus in der Architektur erfahren, aber ansonsten beschränkt man sich auf Geräusche. In einem stockdunklen Raum wird einem hier die Kriegszeit und deren Schrecken gewahr.

In guter Erinnerung ist mir natürlich die DDR-Zeit und selbstverständlich habe ich Lenins Kopf sofort erkannt. Auf der Rückseite seines Hauptes befindet sich eine aufgesprühte Nummer 16 und weist damit auch darauf hin, dass das Denkmal seinerzeit zerlegt und irgendwo eingelagert wurde.

Dass jetzt hier wieder sozialistisch geprägte Denkmale gezeigt werden, zeigt wie vergänglich alles ist, macht Geschichte aber auch anfassbar.

Wir fanden die Ausstellung sehr ansprechend und deshalb war sie es mir auch Wert, einen eigenen Bericht darüber zu schreiben.

Natürlich empfehle ich euch bei der Gelegenheit, auch die Zitadelle selbst anzuschauen. Für schlanke 4,50 Euro für Erwachsene kann man alles in Ruhe erkunden. Auf dem großzügigen Gelände gibt es zusätzlich weitere Museen und immer wieder wechselnde Kunstaustellungen.

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