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Udabno, du bist wunderbar

Veröffentlicht: 09.08.2018

Ich könnte einen langen Text über den Pub Crawl in Tbilisi schreiben, den ich am letzten Abend mitgmacht habe. Mache ich aber nicht. Nur soviel: es war klasse, und sehr betrunken, geendet bin ich mit einer Armenierin und einem Franzosen in seinem 5 Sterne Hotel, in dem sich ein Casino befand. Roulette war schon immer mein Spiel. Und so auch wieder dieses Mal. Etwa 1 Stunde später am Roulette Tisch kam der Chef zu uns um uns mitzuteilen, dass wir keine Getränke mehr bekamen. Ups...wirkten wir etwa betrunken? Egal. Jeder von uns hatte einen Gewknn von 60 US-Dollar in der Tasche. Was braucht man mehr als armer geiziger Traveler.

Um 6 Uhr morgens fiel ich völlig betrunken ins Bett. Mein Wecker sollte schon um 8 gehen, damit ich um 11 den Bus in das Wüstendorf Udabno bekommen würde. Nunja, den Wecker habe ich nicht gehört. Aufgewacht bin ich kurz vor 12...immernoch betrunken.

Völlig durch den Wind rannte ich zur Rezeption um herauszufinden, ob es noch eine andere Möglichkeit gebe nach Udabno zu kommen. Völlig geschockt schaute mich der Hostelmann an. “Udabno? Dont go there. It is extremely dangerous. Everything full of snakes. People ware boots as protection.” Wenn ich auf eines nach den vielen Tagen in Hostels keine Lust mehr hatte, dann war es auf gut gemeinte und schlecht gemachte Tipps aus der Kategorie Mansplaining. Ich hatte mich die Tage mit diversen Travellern über Udabno unterhalten, die mir den Ort ans Herz legten. Von Schlangen war da nie die Rede.

In jedem Fall wollte mir der Mann nicht helfen. Ich flitze zur Touristeninformation, die mir berichtete, dass ein Bus um 16 Uhr gehen würde. Wenig später sass ich also im vollgepackten, etwa 50 Grad heißen Bus mit einem italienischen Pärchen und einer amerikanischen Aussteigerin, die im winzigen Dorf Udabno die nächsten zwei Jahre Englisch unterrichten wird. Mein Kater fand die anstehenden 2 Stunden durch Serpentinen alles andere als witzig. Ich machte mir schon einmal einen Plan, in welche meiner Taschen ich am besten kotzen könnte. Gott sei dank traf der Ernstfall nicht ein.

Angekommen in Udabno erwartete mich eine dicke georgische Mama, die schätzungsweise 10 Wörter auf englisch sprechen konnte. Mittels Übersetzungen vorheriger Traveller in einem kleinen Heftchen konnte sie mir jedoch eines sagen: Trotz Buchung habe sie kein Zimmer mehr für mich. Yiha. Ein junges schweizer Geschwisterpärchen bekam die Situation mit und bewahr mich davor Muttis Angebot, in der Küche auf der Couch schlafen zu können, annehmen zu müssen. In ihrem Zimmer sei noch ein Bett frei, das ich nehmen könnte. Puh, Glück gehabt. Mutti war erleichtert, ich war erleichtert. Leben gut, alles gut.

Den Rest des Abends verbrachte ich mit einer französischen Familie, die von Mutti pompös georgisch bekocht wurden. Mutti hörte und hörte nicht auf, die Schüsseln auf den Tisch zu tragen. Völlerei und georgischer Wein. Danach skypte ich noch mit Muttis in Deutschland lebender Tochter, der ich stolz präsentiert wurde. Mutti hörte nicht auf zu strahlen. Sie erzählte mir viel. Leider auf georgisch. Auch die 100 jährige buckelige Uroma redete strahlend auf mich ein...auf georgisch. Ich lächelte und nickte. Etwa um 10 ging es dann ins Bett.

Dingdong, Wecker um 8.

Nach einem Frühstück in der Unterkunft brach ich mit den Schweizern in ihrem gemieteten Ford Fiesta hoch zu Dawid Garedscha, einer Klosteranlage aus dem 4. Jahrhundert auf. Über Stock und Stein ging es 10 km hoch den Berg. Und dann waren wir tatsächlich in einer Landschaft,die an eine Wüste erinnerte. Eine unglaubliche Weite. Steppen, Berge, wow. Wir liefen vom Parkplatz los zur Hauptanlage. Die war schon toll, auch wenn sie derzeit ein Baustelle ist. Wäre ich alleine hier gewesen, ich hätte mich zwar etwas gewundert, dass diese Anlage DER Ort sein soll, der für viele ein Highlight ist, ich wäre aber wieder gefahren. Gut dass die Schweizer Matthias und Jessica einen Plan hatten. Noch im Hostel sprachen wir davon, dass normale Sneaker wohl reichen müssten, um Dawid Garetscha zu erklimmen. Vor Ort hätten wir uns die Wanderschuhe wohl alle gewünscht. Es ging hoch in die Berge. Und während ich schnaufte, wie ein altes Pferd, hoppelten die Schweizer die Berge hinaus. Nichts anmerken lassen war meine Devise - einfach durchhalten, schließlich werde ich noch mehr Berge die nächsten Tage erklimmen müssen. Oben angekommen schauten wir in eine unbeschreibliche Weite und rüber nach Azerbaidschan. Anders kann man den Blick nicht beschreiben. Es war einfach wundervoll und wunderfriedlich. 

Dann ging das gekletter richtig los. Hinter dem nächsten Hügel verbarg sich das Highlight, dass man unter Dawid Garedscha kennt: eine Höhlenanlage mit etwa 50 Höhlen, in denen Menschen seit dem 6. Jahrhundert lebten und die noch bis in die Sowjetzeit genutzt wurden. Mehrmals sah ich vor meinem inneren Auge, wie ich die Schluchten nach Azerbaidschan hinunter fallen. Aufgefressen von Aasgeiern, bis mich Soldaten finden würden. Es war verdammt rutschig in dem trockenen Sand. Dass mir jedoch ständig Familien mit kleinen Kindern und Menschen zwischen 60 und 80 entgegen kamen, gab mir das Gefühl, dass wahrscheinlich gar nicht so viele Menschen hier verunglücken wie ich es mir vorstellte.

In den Höhlen sind Fresken aus dem 10. Jahrhundert, die leider nur die vielen Angriffe der Mongolen, der Perser und der Sowjets und dummer dummer Touristen etwas in Mitleidenschaft gezogen wurden. Letzteres ärgerte uns drei zutiefst. Aber wahrscheinlich geht es miteinander einher, dass Menschen Denkmale mit ¨Lisa & Torben = Love 2013¨ kaputtkritzelten, die Denkmäler dafür aber weder Eintritt verlangen und man mehr oder minder alleine auf Entdeckungsreise gehen kann. Wer immer die Cchance hat, bald dort hin zu fahren, sollte es tun. Es wird nicht mehr ewig so frei zugänglich bleiben. 

Nach rund 3 Stunden kamen wir wieder in Udabno an. Die Schweizer ließen mich an der nächsten Ecke raus und fuhren weiter in den nächsten Ort. Ich dagegen hatte noch eine andere Mission. Nach einem kurzen Mittagsschläfchen sollte es für mich reiten gehen. Nach Stunden des Wartens ging plötzlich alles ganz fix:"Ready for the horse?¨ ¨Sure!¨

Zusammen mit einer englischen Familie ging es los zum Reiterhof, wo ein georgischer alter Cowboy auf uns wartete. Die englischen Mädchen, die etwa 7 und 10 Jahre alt waren, waren selbsbewusst. Natürlich wolten sie ein eigenes Pferd und nicht bei ihrer Mama hinten drauf. Sie erklärten mir, dass sie mit ihren Eltern gerade erst von einer einjährigen Weltreise zurück gekommen seien und schon mehrfach geritten seien. Nun denn, war ich wohl die einzige Anfängerin. 

Die Pferde wurden gesattelt und schwupps saß ich auf meinem Pferd, dass sich sofort in Bewegung setzte und einfach mal loslief. Ich hatte keinen Schimmer, wie man ein Pferd lenkt, es stoppt oder ihm sagt, dass es langsamer sein sollte. Das brachte mir wahnsinniges Unbehagen. Was wenn das Pferd plötzlich einfach losrennen würde. Ich hatte keinen Helm und nichts. Gut, dass die Reitexpertinnen aus England nicht weit waren. Obwohl die plötzlich auch nicht mehr ganz so tapfer waren und weinend auf ihren Pferden saßen. Nachdem sich die Mädchen beruhigt hatten, wurden sie wieder relaxt und erklärten mir das Business. Zügel ziehen und ¨Arrrrrr¨ rufen, bringt das Pferd zum stoppen (Durch alte Bibi&Tina Erfahrungen hatte ich es stets erfolglos mir Brrrrr probiert), Zügel nach rechts, läuft das Pferd nach rechts, Zügel nach links brngt das Pferd nach links. 

Da waren wir. Wir ritten tatsächlich einfach so in den Sonnenuntergang. Es gibt keine Fotos, schließlich musste ich die Zügel fest halten, aber man möge es sich genauso vorstellen, wie es in einem kitschigen georgischen Pferdefilm aussehen würde. Steppe, Sonnenuntergang und 8 Pferde. 5 gesattelt und 3 Fohlen, die dazwischen rannten. Es war uns und vr allem den Pferden überlassen, wo der Ritt hinging.

Der georgische Cowboy hatte riesen Spaß mich zu ärgern und dem Pferd ständig zu sagen, dass es doch mal Galopp laufen solle. Ich will nicht sagen, es war knapp, dass ich nicht runtergefallen bin, sicher hat es sich aber definitiv nicht angehört. So hatten der Cowboy und ich das Spielchen, dass er Galopp sagt, ich 10 Meter galoppiere und dem Pferd dann Arrrrrr zurufe. Gott sei Dank waren die Mädchen dabei und unterstützen mich immer wieder. ¨More left! You do it great!¨. Nach einer Stunde war der Ausritt vorbei. Es wird eine unvergessliche Erfahrung bleiben. Einfach wunderschön und auch die englische Familie bestätigte mir, dass dies auf ihrer kompletten Weltreise der angenehmste Ausritt gewesen sei, da die Pferde offensichtlich gut behandelt werden würden.


Nach dem Ausritt aß ich mit den Eltern noch zu Abend, die Mädchen hingen an ihren IPads und schauten Serien. Warum auch nicht. Diee Mädchen waren einfach toll. Ich denke, das passiert in der Entwicklung von Kindern, wenn man 1 Jahr auf Weltreise ist. Sie werden offen, wahnsinnig weitsichtig, wahnsinnig sozial, null nervig und einfach klasse. Das sagte ich den Eltern auch, die etwas gerührt kaum eine andere Möglichkeit sahen, als mir für den nächsten Tag anzubieten, mich mit zu meiner nächsten Destination Kazbegi zu nehmen. Dort wartet ein Camping-Trip auf mich. Es soll kalt werden und Regnen. Ich habe weder warme Sachen, noch etwas für Regen, yippie! Aber da der Wetterbericht in 80% der Fällen hier nicht stimmt, hoffe ich, dass mich stattdessen Sonnenschein erwartet (oder mir jemand eine Regenjacke leiht).

Antworten (1)

Sophie
Dein Ausflug in die Berge klingt toll! Beim nächsten Mal bringt dich vielleicht ein Pferd über Stock und Stein?!

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