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Kultur pur

Veröffentlicht: 30.11.2023

Manchmal prasseln innerhalb weniger Tage so viele Eindrücke, Geschichten und Informationen auf mich ein, dass mein Gehirn es kaum verarbeiten kann. Genau dieses Gefühl hatte ich bei unserer kleinen Kulturwoche in Kambodscha.

Angekommen in der Hauptstadt, Phnom Penh, starteten wir auch direkt mit einer sehr bedrückenden, dennoch aber sehr eindrucksvollen Tour zu den Killing Fields und dem S21 Gefängnis. Zugegeben, ich hatte aus dem Geschichtsunterricht jetzt nicht mehr so viel darüber im Kopf, aber wie grausam ist es bitte, dass diese Völkermorde erst 50 Jahre her sind? Die Stimmung auf den Feldern und auch in dem Gefängnis, in dem Menschen bis aufs Äußerste gefoltert wurden, war teilweise so bedrückend, dass einige aus unserer Gruppe in Tränen ausgebrochen sind. Uns ist am Abend aufgefallen, dass wir, im Gegensatz zu anderen Tagen, gerade mal eine handvoll Bilder bei dem Ausflug gemacht hatten. So furchtbare Orte möchte aber auch wirklich keiner festhalten. Und auch, wenn es manchmal echt anstrengend ist, sich mit solchen Themen zu beschäftigen, ist es mir wichtig, eben auch genau diesen unschönen Teil hinter der Touristenwelt mitzunehmen.

Am nächsten Tag ging es dann aber freudig weiter mit einer Tuc-Tuc-Tour durch die Stadt und wir besuchten prachtvolle Tempel sowie das Nationalmuseum. In einer so großen Stadt wie Phnom Penh wird einem auf jeden Fall nicht langweilig und wir konnten die ersten Kambodscha-Vibes aufnehmen, bevor es dann schließlich zu unserem Hauptziel Angkor Wat ging. Mit dem Bus ging es nochmal 6 Stunden weiter nach Siem Reap. Von daaus starteten wir morgens um 04 Uhr unsere Mission: Sonnenaufgang in Angkor Wat. Und was soll ich euch sagen? Die Menschenmassen waren da, der Sonnenaufgang leider nicht. Es war einfach zu bewölkt und die Sonne hatte keine Chance. Das war zwar schade, da uns die spektakuläre Aussicht, die man aus den Medien kennt, leider verwehrt blieb, aber für den Rest des Tages war es umso angenehmer nicht in der prallen Sonnen gebraten zu werden. Wir legten nämlich einen wahren Tempelmarathon hin und waren so einige Male sprachlos wie schön dieses Fleckchen Erde ist. Im 12. Jahrhundert einst die größte Stadt der Welt und jetzt ein riesiges Gelände voller mystischer, alter Tempel und Bauten. Der Besuch hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir hatten wieder einmal unseren privaten Tuc-Tuc-Fahrer, der uns zuverlässig von A nach B fuhr. Alles süße Mäuse sag ich euch.

Die Stadt Siem Reap selber scheint abends wie ausgewechselt zu sein und ab 17 Uhr wird man von allen Seiten mit Musik und Lichtern beschallt. Offenbar zählt in Asien oft das Motto: Mehr ist mehr.

Wir schlenderten aber lieber ganz entspannt über die Nightmarkets und besuchten am nächsten Tag die Floating Villages. Hier haben die Einheimischen einfach all ihre Bauten auf Stelzen gesetzt und sich damit der Umgebung angepasst. Die Kinder fahren hier nicht mit dem Fahhrad zur Schule, sondern mit dem Boot. Faszinierend wie die Einwohner offenbar einfach mit den Gegebenheiten leben und sich dessen anpassen.

Nach den zwei Stationen in Kambodscha ging es für uns aber auch schon weiter nach Thailand. Natürlich gäbe es in Kambodscha noch so viel mehr zu sehen, aber in Anbetracht der Zeit haben wir "nur" die wichtigen Kulturhighlights mitgenommen, um die restlichen 3 Wochen in Thailand zu verbringen.

Denn auch, wenn Kambodscha ein unheimlich interessantes und schönes Land ist, das viel zu bieten hat, hatten wir dennoch öfter mal das Gefühl, dass die Durchreise nicht ganz so unbeschwert ist. Wir wurden häufig extrem gemustert und gerade an den süßen Blicken der Kinder konnten wir sehen, dass junge, weibliche Weißgesichter eher eine Ausnahme sind. Gerade bei unseren Touren außerhalb der Stadt und der Touristenregionen ist mir bewusst geworden, wie viel Armut immer noch in dem Land herrscht und wieder einmal kam die Touristenfrage in mir auf. Sind wir Touris gut für das Land, weil wir Geld mitbringen oder haben wir Spaß auf Kosten der Einheimischen? Und auch, wenn wir natürlich immer unser bestmöglichstes versuchen, um respektvoll gegenüber deren Kultur aufzutreten, uns dementsprechend anziehen und verhalten, so kann ich die Frage nie ganz klar für mich beantworten. Die Woche war auf jeden Fall erneut aufschlussreich und augenöffnend. Ich bin dankbar, dass ich Angkor Wat auch noch mitnehmen durfte.

Kleiner Spoiler für den nächsten Eintrag: Wir sind gut in Bangkok angekommen und haben die erste Nacht auf der Khaosan Road ohne Tattoos und Tiger im Zimmer überlebt. Der Grenzübergang war zwar mal wieder etwas holprig, aber wir haben es gemeistert. Aber ganz ehrlich? Egal, wie lange man reist oder wie viel Erfahrung man in den letzten Monaten gesammelt hat, es passiert fast täglich irgendetwas, das mir Neues lehrt. Manchmal gucken Nadine und ich uns einfach nur an und lachen über unsere Dummheit. Manchmal ist man einfach nur verwundert über die Situation und das, was passiert. Und manchmal nimmt man Lektionen für das Leben mit.

Wie dem auch sei, vor uns liegen die letzten 3 Wochen der Weltreise und bevor ich mich wieder mit zermürbenden Alltagsproblemen herumschlagen muss, genieße ich es noch, heute nicht zu wissen, was morgen passiert.

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