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Der vorletzte Arbeitstag – Jonas (9 Tage bis zur Weltreise)

Veröffentlicht: 10.09.2019

In den letzten Wochen lange herbei gesehnt und plötzlich war er da. Mein letzter Arbeitstag. Da ich seit Anfang Juli damit angefangen hatte, allmählich mein Aufgabengebiet abzugeben und meine Nachfolge anzulernen, gab es für mich auf den letzten Metern nur überschaubar viel tun, was die vergangenen Tage zäh wie Kaugummi erschienen ließen. Doch dann war es soweit. Mein letzter Arbeitstag nahte und ich hatte mir vorgenommen mich in bester Manier von meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Personalwesen zu verabschieden. Dazu wollte ich ihnen meine, schon seit Beginn meiner Karriere erwähnte Lieblingsspeise präsentieren – „Spaghetti Alfredo“. Das einzige Kochrezept auf der Welt welches ich auswendig kenne.

Am Vorabend machte ich mich also frisch ans Werk und kochte ihnen meine Wunderwaffe, womit schon meine Mutter es immer wieder schaffte auch in turbulenten Kochperioden unsere Gaumen für sich zurück zu gewinnen. Wie der Name des Gerichts schon verrät braucht man dazu vor allem eins. Spaghetti.

Hoch motiviert riss ich zwei 500g Packungen auf und schmiss sie in den Kochtopf, um dann mit dem Schneiden von Paprika zu beginnen. Mit dem Zerkleinern der drei grünen Paprika noch nicht ganz abgeschlossen musste ich feststellen, dass meine Nudeln schon fertig gekocht waren- dachte das dauert ein bisschen länger >.>…

Ich nahm mir also ein Nudelsieb und begann das Kilo Spaghetti dort hinein zu schütten. That escalated quickly. Das Nudelsieb ruckzuck überfüllt, hingen jetzt unzählige Spaghetti zwischen Kochtopf und Sieb. Bei dem Versuch das Knäuel Nudeln voneinander zu trennen, klebten auf einmal überall Spaghetti und begannen mir auf den Boden und in die Spüle zu fallen. Da aus dem Kochtopf das Wasser schon abgegossen war, klebten auch noch die übrigen Nudeln fest am Boden des Topfes fest.

Es dauerte eine Weile bis ich Herr der Situation wurde und die Nudeln alle in den beiden vorgesehenen Auflaufformen unterbringen konnte. Nun stand ich noch vor der eigentlichen Aufgabe, die Soße für den Auflauf zu kochen. Dazu wusch ich erst mal zwei Bunde Petersilie in der Spüle um danach die Blätter von den Stielen zu trennen. Dies erledigt kamen die Blätter nicht so in die Pfanne, sondern in den Mixer. Der macht Brei draus. Ursprünglich wollte ich aber grobe Stückchen haben :( Stattdessen hatten ich meine zwei prächtigen Sträuße Petersilie in ein kleines Häufchen wässrigen Brei verwandelt.

Ärgerlich war keine Beschreibung dessen,was ich gerade angerichtet hatte. Ich durfte mich aber nicht allzulange mit meiner Niederlage aufhalten und begann damit, meine zwei Blöcke Parmesankäse mit der Käsereibe in ein zartes Pulver zu verwandeln. Eine doch sehr schweißtreibende Aufgabe bei 30°C Außentemperatur. Es bildete sich peu á peu ein riesiges Häufchen geraspelter Parmesan auf dem Teller und mir kam zum ersten Mal der Gedanke, dass ich mit zwei 250g Blöcken Parmesan etwas übers Ziel hinausgeschossen sein könnte. „Naja...kann dem Geschmack aber bestimmt nicht schaden“, dachte ich mir und sprach mir so neuen Mut zu. Mit dem gröbsten jetzt soweit fertig, begann ich dann die kleinen Speckstückchen in der Pfanne anzubraten. Dabei lief alles glatt. Dinge anbraten ist eben meine beste Disziplin in der Küche. Den Speck löschte ich mit ca. 400ml Sahne ab und gab dann die Paste aus Petersilie und die Paprikawürfel hinzu, ließ das ganze Aufkochen und schickte als Finale den Parmesan mit ins Rennen, der sofort schmolz und meine Soße verdickte.

Noch einmal aufkochen und die Soße war bereit, über die Nudeln gegossen zu werden, welche bereits seit einer guten halben Stunde in ihren Auflaufformen nach Aufmerksamkeit flehten. Die Nudeln mit der Soße vermischt fiel mir dann noch der Schinken im Kühlschrank ein, der auf seinen Einsatz wartete. „Mist, die Schinkenröllchen sollten eigentlich auch unter der Soße begraben werden, und nicht nur als schmückendes Beiwerk oben drauf liegen“. Nun war es aber meiner Meinung nach zu spät und ich legte die Schinkenröllchen auf die weiten Wogen des sumpfigen Auflaufs und stellte das ganze in den schon vorgeheizten Ofen. Keine 10 Minuten später schaute ich mir das ganze an und musste entdecken, dass die Schinkenröllchen der Hitze im Backofen ohne die schützende Feuchtigkeit der Soße, die unter ihnen schwamm, nicht standhielten und schon zu großen Teilen verbrannt waren. Ich war ratlos. Gottseidank haben Mütter wie immer den passenden Ratschlag und holte den Auflauf wieder aus dem Ofen heraus und arbeitete die Schinkenröllchen mit in die Untiefen des Auflaufs hinein. Genial! Nun konnte der Auflauf weiter im Ofen aufbacken. Das Ergebnis ließ sich trotz der chaotischen Zubereitungsphase dennoch sehen und ich war gespannt ihn morgen meinem Personalwesen zum Mittagstisch zu servieren. An meinem letzten Arbeitstag.

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