Thurids KEAdventure
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Arbeit im Packhaus

Veröffentlicht: 13.10.2018

Puh, verzeiht diesen wirklich verspäteten Blogeintrag. Die vergangenen Tage waren wirklich anstrengend für mich und abends könnte ich mein Gehirn nicht nochmal hochfahren.

Wer mich kennt, wird sich jetzt vielleicht wundern, was mir denn die ganze Energie entzogen hat - das Grauen hat einen Namen und er lautet Kiwi-Packhaus.

Donnerstag war mein erster Tag auf der neuen Arbeitsstelle und pünktlich erschien ich im Büro. Mit mir warteten eine Gruppe Asiaten, sowie ein Argentinier. Nach Erledigen der ganzen bürokratischen Hindernisse betraten wir dann zum ersten Mal das Parkhaus. Mit einer individuellen Mitarbeiternummer darf man sich beim Betreten einloggen und beim Verlassen dann wieder ausloggen. Ich weiß jetzt schon, dass ich das irgendwann vergessen werde. Mit einem kurzen Video würden wir dann in unseren zukünftigen Job eingewiesen: Repacker. Ich darf mich jetzt einen Kiwi-Repacker bei Seeka's nennen.

Was bedeutet das? Was ist denn nun meine Arbeit.

Zunächst: es ist kein Traumjob. Der intellektuelle Anspruch ist in etwa der selbe wie beim Bud Thinning, aber die Vorteile der Arbeit überwiegen gerade eindeutig die nicht zu leugnenden Nachteile.

Eigentlich ist der Name des Jobs auch schon ausreichend: ich öffne Kartons mit Kiwis, sortiere die unerwünschten Früchte aus und verpacke den Karton dann wieder. Spannend, ich weiß. Es gibt eine Vielzahl der unerwünschten Kiwis und sie alle sind auf ihre Weise irgendwie erwähnenswert: 

1) Die Schimmligen. Ganz klar, keine Firma möchte Schimmligen Kiwis. Wo der Schwamm drüber wächst, muss man eingreifen. Und ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was für unterschiedliche Schimmel-Sorten es gibt. Ich finde das wirklich faszinierend - der übliche weiße, grüner, blauer, Pilze, Fäden, Vlumen...ich habe alles gesehen. Eklig wird es nur, wenn man Genau. In. Den. Schimmel. Fasst. Urggh...Und wenn ihr es Frau wissen wollt: wenn der Schimmel einer Dich die Oberfläche einer anderen berührt, wird der an dieser nur abgewischt. Lecker. 

2) Die Cuts. Ach einleuchtend, alle Kiwis mit Schnitten oder Einstichende müssen raus, sonst Wandern sie sehr schnell in die erste Kategorie. Manchmal sind die Schnitte winzig, man muss also wirklich gut Hingucken. Hier gibt es allerdings eine große Spanne: Schnitte, die ins Flisch gehen sind das absolute No-Go. Wenn die allerdings nur an der Oberfläche kratzen...bei winzigen wird dann einfach der Sticker rübergeklebt (hat uns echt unser Supervisory angeordnet!). Wenn es auch kein richtiger Cut ist, sondern einfach nur komisch aussieht, fallen auch schon Mal Sprüche wie: "Wir schicken die nach Australien. Das ist schon okay." 

3) Die Verrotteten. Muss ich mehr sagen? Manchmal auch in Kombination mit Schimmel. Verrotteten Kiwis werden übrigens schwarz. Richtig schwarz.

4) Die Soften. Alle Kiwis, die entweder reif sind oder weiche Stellen haben, müssen raus. Warum? Die Früchte werden ja erst noch in das entsprechende Zielland transportiert und sollen dort dann reif sein. Das kann auch Mal Wochen dauern. Die Kiwis müssen Neuseeland also unreif, total hart Verlassen. 

Ihr merkt vielleicht schon: es werden ein Haufen Kiwis weggeschmissen. Tonnen. Es tut mir so in der Seele weh, besonders für die Reifen, eigentlich ja guten Früchte. 

Alle Früchte, die den Anforderungen entsprechend, werden wieder in der entsprechenden Stückzahl in Kisten gepackt und weg transportiert. Wohin, weiß ich nicht. Ich stehe den ganzen Tag am Fließband. Und damit habe ich die perfekte Überleitung zu den Vor- und Nachteilen des Jobs:

Diese Fließbandarbeit. Mittlerweile vermisse ich fast schon die unnatürliche Haltung auf den Plantagen, denn dort bewegt man sich immerhin. Ich stehe wirklich den ganzen Arbeitstag auf der gleichen, verdammten Stelle! Abends spüre ich das schon in den Beinen. Vielleicht hàtte ich die Kompressionsstrümpfe meiner Mutter mitschmuggeln sollen...

Habe ich schon erwähnt, dass die Kiwis unreif sein sollen? Das ist auch der Grund, warum sie monatelang in der Kühlung lagern. Logischerweise werden sie dann aber nicht in einem warmen Raum umgeladen. Das heißt, dass ich in der Kühlung arbeite. Und soll ich Mal was verraten: es ist kalt. Es ist so verdammt kalt! Am ersten Tag habe ich geglaubt, dass mir meine Finger abgefroren sind! Wir stehen dort alle eingemummelt in Kleidung, aber wir müssen die Kiwis mit bloßen Händen anfassen, Handschuhe sind natürlich nicht erlaubt. Mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt, aber angenehm ist es trotzdem lange noch nicht!

Die Arbeitszeiten sind ein zweischneidiges Schwert: momentan arbeiten wir sehr lange, bis zu 10 Stunden pro Tag. Das ist anstrengend, ja. Aber ich arbeite, um Geld zu verdienen und dafür sind solche langen Tage ideal. Die Arbeit muss ja keinen Spaß machen, Hauptsache ich verdiene möglichst viel in kurzer Zeit. Hoffentlich wird das auch noch ein wenig anhalten...

Um die Arbeit etwas angenehmer zu gestalten, wird Musik abgespielt. Ansonsten wird man da kirre - eine Schicht lang ging der Rekorder nämlich nicht und dann ging ich da meinen Gedanken nach und habe Kiwis sortiert...ätzend! Absolut ätzend!

In den Pausen gibt es gratis Kaffee und Tee in einem warmen Aufenthaltsraum und dieser Kaffee - himmlisch! Ich mutieren echt zum Kaffee-Trinker in Neuseeland.....Und es ist erfrischend, tatsächlich Mal der einzige deutsche Backpacker im Betrieb zu sein. So wie die Inder auf den Plantagen arbeiten, strömen Asiaten in die Packhäuser. So viele Asiaten! Die sortieren die Früchte für ihre Heimatländer, denn der Großteil der Exporte geht nach Asien. Aber es kann auch passieren, dass ihr eine Kiwi kauft, die durch meine Hände gewandert ist.

Und zu guter Letzt: irgendwann geht auch ein langer Arbeitstag zu Ende und dann ist es echt schön, in dieses verranzte Hostel zurück zu kehren (das übrigens auch nur 500m entfernt ist). Die fünf Minuten Duschen sind die beste Zeit des Tages und der Schlafsack wohlig und kuschelig.

Ich hoffe, dass diese langen Arbeitszeiten anhalten und dass ich das alles möglichst lange auch durchhalte. Denn wenn das so weitergeht, wie in dieser Woche, verdiene ich richtig gutes Geld. Und dann kann ich euch auch Mal wieder etwas Schöneres berichten ;)



PS: Fotos vom Packhaus sind eigentlich nicht erlaubt, aber ich Versuche, unauffällig Mal ein paar Aufnahmen für euch zu machen!

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