Salam Alekum!
Salam Alekum!
vakantio.de/salam-alekum

Der falsche Tank ...

Veröffentlicht: 16.01.2023

16.01.23 Breisach am Rhein – Villars-les-Dombes: Was war das für ein Tag! Ich weiß gar nicht, wie ich das in Worte fassen soll …

Richard, Volker und ich hatten uns für 8.45 Uhr verabredet, um vor unserer Abfahrt um 9 Uhr noch zum Tanken zu fahren. Die Tankstelle war schnell gefunden und auch drei freie Zapfsäulen. Ich stieg aus, schnappte mir die Pistole und rein in die Tanköffnung. Mein Tank war noch halb voll, es mussten also so um die 40 Liter rein gehen. Bei 50 Liter wurde ich stutzig. Komisch. Die Zahlenrädchen drehten sich munter weiter. 60 Liter, 70 Liter. Da stimmt doch etwas nicht. Ob die Tanksäulen richtig zählen? 80 Liter. Ich zog die Pistole aus der Öffnung und hängte sie ein. Als ich mich wieder zum Auto umdrehte, sah ich eine Pfütze unter dem Auto, die schnell größer wurde. Da kam auch schon Volker angelaufen: „Du verlierst Diesel!“, rief er. „Dein Tank muss ein Loch haben!“

Mein Gott! Was mach’ ich jetzt? Ich war wie von einem Blitzschlag getroffen. „Wir müssen in der Tankstelle Bescheid geben. Das ist gefährlich“, rief Volker und brauste schon davon. Ich stieg ins Wohnmobil und kontrollierte die Tankanzeige: nicht ganz halbvoll. Exakt der Stand, mit dem ich hier angekommen war. Wie war das möglich? Ich stieg aus. Da bemerkte ich, dass ich etwas in der Hand hatte. Es war der Tankdeckel – und der war blau. Mit wurde ganz übel. Das war der Verschluss für den Wassertank … Ich tankte den Diesel in den Wassertank!

Da kamen auch schon Angestellte der Tankstelle angelaufen. „Auto wegfahren“, hörte ich einen Ruf. Ich kletterte auf den Fahrersitz und fuhr das Auto ein Stück weg. Blitzschnell war da ein Sack mit kleinen, rosafarbenen Stückchen. Zwei Männer rissen ihn auf und verteilten den Inhalt mit Schaufeln auf den ausgelaufenen Dieseln.

Ich registrierte das alles wie durch eine Nebelwand. Hoffentlich war das nur ein Albtraum! In weniger als fünf Minuten war der Dieselsee verschwunden. Der Chef der Tankstelle kam und beruhigte mich, lud mich sogar auf einen Kaffee ein. Ich hörte mich derweil nur flüstern: „Ich bin so blöd.“ Immer wieder. „Ich bin so blöd.“ Ich hatte gerade 80 Liter Diesel in den Wassertank laufen lassen.

Es war Richard, der mir seine Hand auf die Schulter legte und mich aus den Gedanken riss. „Das ist echt übel“, sagte er, „aber das ist mir auch schon passiert.“ Bei ihm war es viel schlimmer. Er bemerkte sein Malheur erst am nächsten Tag beim ersten Schluck aus der Kaffeetasse. Da war das Dieselgemisch schon einmal durch das ganze Wassersystem gezogen …

Wassertank samt Leitungen austauschen, rieten ihm die Fachleute. Kostenpunkt: um die 8.000 Euro. Der rettende Tipp kam von einem alten Franzosen. Einen Tag viel Wasser und viel Spülmittel, dann einen Tag viel Wasser mit viel Essig und das ganze drei-, besser viermal.

Während Volker und ich mit den Aufräumarbeiten zu tun hatten, fuhren Richard und seine Irmi zu einem Supermarkt und plünderten dessen Bestand an Spülmittel und Essig.

Hätte Richard nicht diesen Tipp für mich gehabt, wäre meine Reise heute zu Ende gegangen. Ich hätte umgehend eine Werkstatt aufsuchen müssen, um größeren Schaden zu vermeiden. So geht es mit einem Vorrat an Spülmittel und Essig weiter, der wohl für den Rest meines Lebens reichen würde …

Recht weit sind wir heute allerdings nicht mehr gekommen. Das ganze Chaos hat uns eineinhalb Stunden gekostet. Weil wir dann auch noch eine Ausfahrt verpasst haben, sind wir nicht zu unserem Zwischenstopp nach Lapalisse gefahren, sondern haben in Villars-les-Dombes halt gemacht, direkt bei einem Vogelpark, der 380 Hektar groß ist und den die Zugvögel auf ihrem Weg von Nord nach Süd und umgekehrt als Rastplatz nutzen. Viele Wohnmobil-Freunde tun es ihnen gleich – naja, eigentlich sind sie ja auch eine Art Wandervögel. Einem von ihnen sind heute gehörig die Flügel gestutzt worden.

P.S.: Ich hoffe, dass das nicht als Werbung gilt, aber ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei der Crew vom Tankcenter Europoint in Breisach bedanken. Ich habe in einer so schwierigen Situation noch nie so hilfsbereite und verständnisvoll Menschen erlebt. Und schwierige Situationen sind für mich keine Seltenheit … 

Antworten (4)

Marcus
Lieber Willy, toll, daß Du hilfsbereite und kompetente Leute an Deiner Seite hast. Ich bange mit Dir! Diesel ist so impertinent! Aber das hab ich Dir ja eben schon am Telefon erzählt! Alles Gute und weiter guuuuuute Fahrt! (y)

Peter
Hi an alle Marokko Fahrer, schade das wir nicht dabei sein können, ich habe das Gefühl ich verpasse was. Aber was ich bisher gelesen haben, ist eigentlich doch wieder normal. Typisch RMF halt- Ob fehlende Fenster, Schlüssel im Fahrzeug oder Diesel im Wassertank, Ricchi hat immer eine Lösung. Ich wünsche Euch weiterhin eine tolle Fahrt. Viele Grüße aus dem verschneiten Deutschland. Heike und Peter

Richard
Ja Peter, so ist es.. bin gespannt was noch so alles kommen wird.. aber bald habe ich meine Aufgabe erfüllt und die Gruppe gut nach Alciras gebracht..

Kerstin
Oh, ist das schon wieder aufregend! Na wenigstens das Womo läuft. Alle Gute, unkomplizierte Weiterfahrt und gute Erholung!

Frankreich
Reiseberichte Frankreich