Sabine, Peter, Frederic & Lennard
Sabine, Peter, Frederic & Lennard
vakantio.de/poetschki

Tasmanien

Veröffentlicht: 04.01.2020

Unsere erste gemeinsame Kreuzfahrt hat begonnen. Das Publikum unterscheidet sich doch gravierend vom dem uns eher bekannten Campingplatz. Vieles ist deutlich für konsumorientierte Reisende, die wenig Aufwand betreiben möchten, ausgelegt. Es ist schwierig, die Kinder zu Bescheidenheit und Ordnung zu erziehen, wenn der Zimmerservice zweimal täglich aufräumt und Essens- und Konsumangebote rund um die Uhr zur Verfügung gestellt werden.
Es gibt Treffen jeglicher Orientierung. Eine Auswahl gefällig? „Singletreff“, „Militärangehörigentreff mit dem Umweltbeauftragten“ und auch die „anonymen Alkoholiker“ können hier zusammenfinden. Liebhaber aller sexuellen Vorlieben finden ebenfalls das passende Gegenstück.
Auch ein Auszug aus den angebotenen Aktivitäten lassen Rückschlüsse über andersgeartete Interessen zu. „Poi-Bälle selber machen“ (?), „die Kunst des Handtuchfaltens“, „Fußabdruckanalyse“, „Körperskulpturtraining“ (?), „verlieren sie bis zu 20 cm in einer Sitzung“ (?), „essen sie mehr, um weniger zu wiegen“ (?) und ein paar Tage später erfährt man dann auch, „was man mit Poi-Bällen machen kann“ (didaktisches Vorratswissen wie in den 60er Jahren...)
Egal, Frederic kickt oben auf dem Fußballplatz, Lennard bastelt während der Kinderbetreuung, für uns stehen Fitnessgeräte und Schwimmbäder zur Verfügung, um die reichlichen kulinarischen Angebote einigermaßen zu kompensieren. Gefahren wird meistens nachts, so dass tagsüber an vollkommen überteuerten Ausflügen teilgenommen werden kann. Wir organisieren da lieber unsere eigenen Exkursionen. Die bisherige Ersparnis liegt bereits im 4-stelligen Bereich...
Ein etwas beklemmendes Gefühl überkam einen bei der Fahrt entlang von „white island“. Die Rauchwolken zeugen von dem Vulkanausbruch von vor 2 Wochen, bei dem einige Touristen ums Leben gekommen sind.
Unser erster Zwischenstopps in Tauranga (Maori für „Ausruhplatz für Kanus“) in der 1769 von Captain Cook benannten „Bay of Plenty“ bescherte uns wunderschöne Strände und einen herrlichen Blick vom Mount Maunganui.
Napier wurde 1931 durch ein Erdbeben zerstört und pflegt seitdem konsequent seine 30er-Jahre-Architektur incl. den entsprechenden Fahrzeugen. Das Aquarium ist zwar nicht ganz so alt, eine Modernisierung würde ihm aber gut tun. Interessanterweise gibt es dort aber einen informativen Raum zum Thema „Erdbeben“. Auf der Ostseite der Nordinsel schiebt sich die pazifische Platte unter die Australische, auf der Westseite der Südinsel ist es genau umgekehrt - kein Wunder, dass es an der Schnittstelle bei Christchurch zu Verwerfungen kommt.
In Wellington, der windigsten Hauptstadt der Welt, haben wir Geld und Kreditkarte auf dem Schiff vergessen, so dass die Kinder nicht in den Genuss der Kabelbahn kamen und den steilen Anstieg zum botanischen Garten ohne technische Hilfsmittel bewältigen mussten.
Akaroa, die älteste Stadt der Südinsel, wurde von französischen Siedlern gegründet. In den Bäckereien werden traditionell Baguettes angeboten und es gibt viele Ausflugsmöglichkeiten in die neuseeländischen Alpen und Bootsfahrten mit der Möglichkeit, die kleinen Hector-Delphine zu beobachten. Die Meeressäuger lieben es, sich von der Bugwelle durchs Wasser schieben zu lassen, so dass uns auf der Fahrt immer ein paar Delphine begleiteten. Auch zahlreiche Seehunde jeglicher Größe ließen sich zu unserer Freude blicken.
Dunedin ist dagegen von den Schotten gegründet. Die charakteristische Bauweise schottischer Häuser wurde angeblich hierhin übertragen, was sich vielleicht am Bahnhofsgebäude erkennen lässt. Ein wenig schottische Tradition wird dennoch gelebt: Dudelsackspieler im Park und einen schottischen Laden gibt es auch. Die Kolonie der brütenden Albatrosse ließ sich vom Schiff aus im Hagelsturm nur erahnen.
Der Cruise durch Dusky,- Doubtful- und Milfordsound ist bei strahlendem Sonnenschein wahrscheinlich noch beeindruckender, aber auch so sind die steilen Klippen, die vielen Wasserfälle und die schneebedeckten Gipfel schön anzusehen. Vergleichbares ist vermutlich nur in Norwegen zu finden.
Der Tagesablauf der Kinder während der Überfahrt nach „down under“ sieht übersichtlich aus:
Frühstück - Kids-club - Homeschooling - Mittagessen - Kids-club - Pool - Abendessen - Kids-club – schlafen. Paradiesische Zustände für die ganze Familie.
In Hobart, unserem ersten Stopp in Tasmanien, gibt es ein äußerst ungewöhnliches Museum, welches von einem Autisten gebaut wurde. Er hat viel Geld damit verdient, in Casinos Karten zu zählen, bis er verständlicherweise überall Hausverbot bekam. Daraufhin unterrichtete er andere Spieler, Karten zu zählen und bekam von ihnen Anteile von den erspielten Gewinnen...
In Neuseeland werden rattenähnliche Säugetiere als potentielle Kiwiräuber gejagt, in Australien ist der „tasmanische Teufel“ zum schützenswerten Wesen auserkoren und wird in ähnlichen Aufzuchtstationen wie der Kiwi in NZ aufgepeppelt. Im Bonorong Wildlife Centre in Hobart werden verletzte Tiere bis zu ihrer Auswilderung versorgt. Einer Informationsschrift konnte man entnehmen, dass man bei angefahrenen Tieren immer auch im Beutel nachschauen sollte, ob vielleicht noch Nachwuchs zu retten ist...
Kurze, knackige Bergtour rauf auf den Mount Wellington durch Regenwald, Pinienwälder und Geröll. Herrlicher Blick, aber eiskalter Wind.
Das Familienfeuerwerk zu Sylvester fand bereits am 21:30 Uhr statt, so dass wir die 2 nicht quälen mussten, bis Mitternacht aufzubleiben.
Da die Buschfeuer in New South Wales inzwischen vollkommen außer Kontrolle geraten sind, wurde unser Zwischenstopp in Eden ironischerweise durch Burnie im Norden Tasmaniens ersetzt. Die dort am Strand lebenden Pinguine sind tagsüber im Meer auf Jagd, ein paar von ihnen sind allerdings in ihren Bruthöhlen geblieben und lukten ab und zu heraus.
Auf der Fahrt entlang der Küste Richtung Sydney sieht man die Rauchschwaden. Bisher wurde eine Fläche der Größe Hollands vernichtet. Eigentlich wollten wir mit dem gemieteten Wohnmobil ab dem 06.01. genau in diese Region fahren, werden unsere Reisepläne dementsprechend anpassen müssen und uns Richtung Norden aufmachen.

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