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Und jetzt Peru!

Veröffentlicht: 22.04.2018


Wir sind gespannt, neugierig aber auch ein wenig skeptisch. Nach Uruguay, Argentinien und Chile folgt jetzt das vierte und für uns fremdeste Land auf unserer Tour. Gab es bisher für Camper noch eine gute Infrastruktur, Campingplätze mit Strom, sichere Stellplätze, trinkbares Frischwasser, Wifi und an den Tankstellen den guten Infiniadiesel für den Dubs, wird das Leben jetzt etwas komplizierter. Camping ist in Peru nahezu unbekannt, manchmal stellen Hostels oder Hotels ihren Innenhof oder eine Wiese zur Verfügung. Manchmal kann man an den LKW Tankstellen zwischen den Truckern übernachten, was jedoch doch ziemlich laut ist, oder man sucht sich ein stilles Örtchen am Strand oder in den Bergen. Mal sehen, wie wir klar kommen. 

Jetzt gilt es aber erst einmal die Grenzformalitäten zu bewältigen. Für die Einreise nach Peru benötigen wir diesmal für den Dubs ein Formular in vier Durchschlägen, welches man entweder bei einem Taxifahrer oder in einer Cantina kaufen kann und eine neue Autoversicherung. Es wird immer komplizierter, aber überraschenderweise klappt dieser Grenzübergang dann dank der hilfsbereiten Zollbeamten doch ganz problemlos und nach 90 Minuten haben wir alles geschafft. 

Die erste Stadt, die wir ansteuern, um peruanisches Geld zu ziehen und neue Vorräte einzukaufen, ist Tacna. Wir „stolpern“ erst einmal über eine riesige Kathedrale im Neu-Renaissancestil. Sie wirkt etwas überdimensioniert für die kleine Stadt und wir lesen später, dass sie erst 1954 von der französischen Firma Eiffel entworfen wurde. Ebenfalls riesig ragt gegenüber der Kirche der Arco Parabólico zu Ehren der Helden des Pazifikkrieges auf. Wir haben es nicht rausgefunden, aber die Stadt muss Ende der 50er Jahre vor Geld und Selbstbewusstsein nur so gestrotzt  haben. Wir ziehen etwas Geld und essen unsere erste peruanische Mahlzeit in einem kleinen Restaurant.

Dann geht es weiter Richtung Norden. Obwohl die Atacama offiziell zu Ende ist, bleibt es doch eine Wüstenlandschaft. Die Wüste ist oft schön und bunt und spektakulär, aber die meiste Zeit sieht so eine Geröllwüste doch aus wie ein unendlicher Dreckhaufen, grau und trostlos. Unser Ziel ist Moquegua, hier soll es neben der Polizeiwache eine Übernachtungsmöglichkeit geben. Und wir haben ja noch viel Zeit, in Peru ist es nämlich zwei Stunden früher als in Chile, da sollte der Weg doch zu schaffen sein. Und dass die Sonne trotzdem unabhängig von der Ortszeit wie immer untergeht, kann doch keiner ahnen. Wir zockeln also in aller Seelenruhe durch die Landschaft und kurz vor 18:00 Uhr  ist es stockdunkel. Wir haben noch  knappe 30 Kilometer durch die Berge vor uns und Straßenbeleuchtung gibt es nicht. Als wir in die Stadt kommen, tobt dort das pralle Leben; Marktstände, Straßenverkäufer, Hunde, Taxis, Motorräder, Kinder, Fußgänger alles wuselt durcheinander, hupt, schreit, bietet Waren feil. Regeln scheint es nicht zu geben, wer zögert verliert. Später gewöhnen wir uns an den völlig chaotischen Verkehr in manchen peruanischen Städten, aber an diesem Abend sind wir mit der totalen Anarchie und dem Einbahnstraßengewirr in fast völliger Dunkelheit schnell überfordert. Wir machen, dass wir wieder aus der Stadt rauskommen und übernachten laut aber sicher an einer Tankstelle.

Am nächsten Tag geht es nach Arequipa, der zweitgrößten Stadt Perus. Auch hier herrscht ein unglaublicher Verkehr. Wir finden einen Stellplatz im Garten eines Hostels in Innenstadtnähe, zwar ziemlich laut an der Ausfallstrasse, aber dafür sicher hinter hohen Mauern, mit sanitären Anlagen und fußläufig zur Innenstadt. Arequipe liegt auf rund 2.300 üNN  und wir merken mal wieder, wie uns die Höhe zu schaffen macht. Die Altstadt aus der Kolonialzeit ist traumhaft schön, der Place de Armas gilt mit seinen zweigeschossigen Bogengängen aus weißem Vulkangestein und der imposanten Kathedrale als der schönste Platz Südamerikas und wir glauben das sofort.

Ein weiteres Highlight dieser Stadt und einmalig in Südamerika ist das Kloster Santa Catalina. Wie eine Stadt in der Stadt umgeben von dicken Mauern liegt dieses imposante Kloster mitten in der Altstadt. Im 16. Jahrhundert war es üblich, die zweitgeborene Tochter ins Kloster zu schicken und die beiden vorhandenen Klöster in Arequipa reichten nicht mehr aus. Santa Catalina wurde deshalb 1579 gegründet und war vor allem den Töchtern der wohlhabenden Familien zugedacht, die mit ihren Dienerinnen richtige Appartements bewohnten. Immer wieder wurde das Kloster erweitert, heute ist es 20.000 qm. groß. Erst seit 1970 steht es für Besucher offen, noch immer Leben eine handvoll Nonnen hier. Auch wenn religiöse Stätten der Kolonialzeit nicht unbedingt unser primäres Interesse sind, diese Klosteranlage zieht uns für Stunden in ihren Bann .

Nach so viel geistiger Nahrung gönnen wir uns einen Lunch bei Gaston Acurio, DEM peruanischen Starkoch.

Kulinarisch ist Peru das Hightlight unserer Reise. Das Land hat eine traditionsreiche vielfältige Küche, integriert geschickt Einflüsse aus anderen Kulturen, schwelgt in frischem Obst und Gemüse, in mehr als 3.000 Kartoffelsorten, Meeresfrüchte, Kräutern und Gewürze. Die peruanische Küche gilt neben der französischen und der chinesischen als die Beste der Welt, und mit Virgillio Martinez hat Peru aktuell den besten Koch der Welt. Und wir mitten drin! In Arequipa geben wir uns diesen Genüssen hin, probieren uns durch die bekanntesten peruanischen Spezialitäten. Wir streifen durch die Markthalle der Stadt und können uns nicht satt sehen an Ständen mit einem Dutzend Kartoffelsorten, exotischen Früchten, Salaten und Gemüse, Kräutern, Hühnern, Meeresfrüchten. Wir trinken frischen Obstsaft aus Früchten, die wir nicht mal aussprechen können, und gruseln uns vor den Meerschweinchen, die zum Verzehr angeboten werden. Auf einer Bustour zu den eher unspektakulären Sehenswürdigkeiten der Umgebung, die ein bisschen was von einer ‚Butterfahrt“ hat, lernen wir zwei nette Peruanerinnen kennen, die es sich nicht nehmen lassen, mit uns in eine „Picanteria“, einem typischen Mittagsrestaurant in Arequipa mit traditioneller Küche, zu gehen. Hier bestellen sie eine Auswahl der besten Gerichte und wir essen gefüllte Kartoffeln, Spanferkel, mit Ragout gefüllte Paprika, Estafado und Salat und machen erst vor den gekochten Schweinfüßen halt. Vielen Dank für den schönen Nachmittag Helena und Petty!

Der Abschied von Arequipa nach drei Tagen fällt uns schwer, aber wir sind jetzt richtig neugierig auf Peru geworden und freuen uns schon drauf, mehr von diesem Land zu entdecken.  

Antworten (3)

Kerstin
Die Kartoffeln und das Obst sind ja der Hammer, ich würd nur essen ☺. Das Kloster hätte mich auch sehr interessiert, tolle Fotos! Lasst es euch gut gehen in Peru! Lg

Ulli
Zugegeben, es kommt aus Deutschland und nennt sich Früh Kölsch, aber ein Bier aus Deutschland wäre auch schön gewesen :-) Und da muss man um die halbe Welt reisen, um zu erfahren, dass gute Küche keine Erfindung der Europäer ist! Eure Bider zeigen sehr schön, wie sehr Euch Peru gefällt. Viel Spaß weiterhin! Gruß vom Ulli

Barbara
Ilse: Ein toller Bericht mit vielen Höhenpunkten, wie Kathedrale, Klosteranlage und auch in kulinarischer Hinsicht. Hier geht es Euch gut!