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Gemächlich durch die Cederberg Wilderness

Veröffentlicht: 21.10.2018

Der Abschied von den Walen ist uns schwer gefallen, aber wir wollen ja noch viel mehr sehen. Unser Weg führt uns nach Norden, durch hügelige Landschaften mit Obstplantagen, Weinbergen und Olivenhainen bis in die Cederberge, eine wilde, zerklüftete Landschaft. Hier ist es jetzt Frühsommer, die Blütenpracht des Fühlings, wenn die kargen Berge von Blütenteppichen bedeckt sind, haben wir verpasst, aber noch immer grünt und blüht viel am Wegesrand und wir freuen uns auf zwei Tage in den Bergen. Wir haben uns ein B&B in Clanwilliams gebucht und im "Saint du Berrys" erwartet uns eine herzliche Gastgeberin, ein redseeliger Papagei, drei anhängliche Hunde und ein super Frühstück. Wir müssen  in Süd Afrika aufpassen, uns nicht kugelig zu futtern. Luxusprobleme. Am Samstag lassen wir es ruhig angehen, sitzen gemütlich auf der schattigen Veranda und planen die Routen für die nächsten Tage. Gegen Mittag machen wir einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen, überschreiten dabei eine dieser unsichtbaren Grenzen, die die Hauptstraße in schwarz und weiß teilt. Plötzlich ist die Straße voll Menschen, sie sitzen vor dem Supermarkt, treffen sich vor den Geschäften, stehen und sitzen in Gruppen beisammen im Schatten der Bäume. Weiße sieht man - wenn überhaupt - nur in Autos. Und plötzlich fühlen wir uns wie Fremdkörper, haben keine Angst, aber fühlen uns unwohl und unsicher. Wir kennen die Gesetze, die Spielregeln nicht, nach denen hier das Zusammenleben der Menschen funktioniert - oder eben nicht. Und schon ist uns wieder klar, warum Südafrika für uns ein traumhaft schönes Urlaubsland ist, aber kein Land in dem wir leben möchten.

Am Nachmittag brechen wir auf, um eine Rooibosplantage und Fabrik zu besichtigen, immerhin sind wir in dem Hauptanbaugebiet dieses Busches. Chris und Annette haben sich vor Jahren als Rentner hier niedergelassen, sich ein Gästehaus mit wunderschönem Garten gebaut und sich dem Rooibostee verschrieben. Annette ist auf der Plantage groß geworden, bevor sie an den jetzigen Besitzer verkauft wurde und die beiden wissen alles über Rooibos. Das trifft sich gut, wir wissen nämlich nix. Mit einem alten umgebauten Lastwagen bringt uns Chris raus auf die Plantage und wir lernen, dass das, was wir immer für Ginster gehalten haben der berühmte Rooibos ist. Und dann erfahren wir alles über die Ernte, die Verarbeitung, die Qualität des Tees, die heilsame Wirkung, die Verpackung, das mühsame Geschäft der Samengewinnung....und noch vieles mehr. Es würde den Rahmen des blogs sprengen, aber ihr könnt uns jederzeit für Vorträge buchen! 

Am Abend bleiben wir zu Hause, wir richten uns ein Abendessen aus Brot, Käse, Tomaten und dröger Wurst (die heißt hier so ...oder so ähnlich) und setzten uns auf die Veranda. Bald vertreibt uns aber der Wind, der sich so langsam zu einem Sturm auswächst, der heiß und trocken durch die Stadt jagt.

Am Sonntag machen wir eine Tour durch den Nationalpark Cederberg Wilderness. Es ist heiß und noch immer sehr windig und nach 100 Kilometer Schotterpiste ist es langsam Zeit, sich die Beine zu vertreten. Wir machen eine kleine Wanderung durch die bizarre Felslandschaft und suchen den Felsen mit Namen "Lot sen Vrou", der hat nämlich ein großes Hinweisschild und ist ein Naturwunder!  Aber irgendwie sehen viele Felsen wie versteinerte Frauen aus, die sich neugierig umschauen. Egal, schön ist es auf jeden Fall hier.

Am nächsten Morgen machen wir uns so langsam auf Richtung Kalahari. Obwohl die großen Nationalstraßen perfekt ausgebaut sind, haben wir keine Lust zu rasen, sondern versuchen an "Fahrtagen" nicht mehr als 400 bis 500 Kilometer zurückzulegen. Das bedeutet bei diesem riesigen und dünn besiedelten Land, dass nicht jeden Tag ein Highlight auf dem Programm steht, sondern eben auch das eine oder andere nichtssagende Provinznest. Springbok zum Beispiel hat mal so gar nichts zu bieten. Wir übernachten außerhalb, in der "Sperrgebiet Lodge", einem kleinen Camp mitten in der Halbwüste. Die skurrilen aber herzlichen Betreiben kommen aus Namibia und versuchen, sich ein kleines Paradies in dieser kargen Landschaft zu schaffen. Die Hütten sind, sagen wir mal wohlwollend "rustikal" und die liebevoll gepflanzten Büsche und Bäume brauchen wohl noch ein paar Jahre, bis sie tatsächlich was hermachen, aber die Landschaft, in der wir am Nachmittag ungehindert umherstreifen können, ist traumhaft schön. Wir genießen den Abend vor unsere Hütte, freundlich bewacht von den beiden Hunden, die hier leben, und lauschen den fremdarigen Geräuschen der Wüste. Nur Sterne können wir leider nicht viele sehen, der Sturm hat zu viel Staub aufgewirbelt und Wolken sind auch aufgezogen.

Am Dienstag regnet es doch tatsächlich und es ist kalt. 20 Grad mit Regen und Wind...ist ja wie zu Hause. Wir fahren bis Upington und da wir hier nur ein winziges billiges Zimmerchen in einem B&B gebucht haben und die Stadt auch nicht wirklich spannend ist, verbringen wir den Nachmittag in der "Kalahari Mall",  stöbern durch die vielen chicken Geschäfte und gönnen uns einen großen Salat. Heute müssen wir früh ins Bett, da morgen um 5 Uhr  der Wecken geht. Dann ruft der Transfrontier National Park in der Kalahari.


Antworten (1)

Tamara
Ihr könnt doch das super Frühstück gut vertragen...jedes gesammelte Genusskilo aus Südafrika am Körper kostet kein Übergepäck im Flieger...Fastenzeit beginnt dann nach dem Sabbatjahr! Lasst es Euch schmecken😍💋