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13.05. 21.15 Uhr

Veröffentlicht: 13.05.2018

Ich bin in den Highlands, aber es war noch kompliziert. Nachdem Patrick sich heute morgen durch die verschiedensten Telefonnummern gequält hat, konnte er mir dann sagen, dass ich mit dem Bus und der Bahn zurück nach Edinburgh musste, da die Station der Autovermietung in Perth am Sonntag geschlossen ist. Also bis morgen warten, oder auf Schusters Rappen zum Bus. Ich entschied mich für Letzteres. Erbaulich, dass ein türkischer Flugpilot auch zum Flughafen wollte und mich unter seine Fittiche nahm. Ich möchte nicht darüber nachdenken wen und wozu er jemanden hier hatte treffen wollen. Seinen eigentlichen Wohnsitz hat er in Ankara und erklärte, dass er niemals hier im Linksverkehr fahren würde.

Während der Fahrt wurde mir bewusst, wie viel alte Bausubstanz hier steht. Es gibt kaum Neubaugebiete und Mietshäuser, in der uns bekannten Form.  Die mehr oder weniger feudalen Anwesen können sich sehen lassen und ich staunte im Vorbeifahren. 

Nach zweimaligem Umsteigen war ich nach drei Stunden wieder am Flughafen und meine Reise konnte neu beginnen. Ohne Umschweife erhielt ich meinen neuen Leihwagen und fuhr, zugegebenermaßen mit einer gewissen Unsicherheit los. Das Navi lotste mich auf eigenwillige Weise, so dass ich manch einen Kreisverkehr dreimal sah. Ich hatte das Ziel Inverness eingegeben und von daher war ich nicht verwundert, dass ich nicht wie gestern geführt wurde. 

Statt dessen wurden die Straßen immer enger und kurvenreicher. Da ich die Einstellung des Navis nicht überprüft hatte, kam bei mir die Vermutung auf, dass es anders eingestellt war, aber nichts desto trotz hatte ich das Gefühl, schon in den Highlands zu sein, Hatte ich wie Claire (aus dem Roman von Diana Gabeldon) etwas berührt und war in eine andere Zeit versetzt worden, denn bis auf wenige Autos die mir begegneten gab es nur wilde und unberührte Natur. Doch als mich mein Kilometerstand bei 25 Meilen immer weiterschickte in dieser Form, legte ich nun doch eine Pause ein, um die Eingaben zu überprüfen. Schönste Landschaft, Autobahn vermeiden! Stand da klar und deutlich. Es war ja wirklich toll und beeindrucken, aber so würde ich mein Ziel niemals an diesem Tag erreichen und mit der neuen Navigation landete ich tatsächlich nach einigem Gekurve auf einer ausgebauten Autostraße. Nun ging es zügiger voran. Interessanterweise gibt es hier keine wirklichen Parkplätze, sondern nur Parkbuchten, die ich zuerst für Notbuchten gehalten habe. An einer Ausfahrt legte ich in einer Ortschaft eine Kaffeepause ein und kaufte mir endlich ein Paar Notrationen und Getränke, denn hier eine Lokalität zu finden ist  eher etwas schwierig. 

Die Landschaft um mich herum wurde immer reizvoller und die Beschilderung zeigte mir an, dass ich die Highlands erreicht hatte. Den ganzen Tag hat mich die Sonne begleitet und warf nun ihre Strahlen auf das Hochland um dieses in ein herrliches Licht,- und Schattenspiel zu tauchen. 

Da die Gegend verlockend war, beschloss ich schon vor Inverness einem Schild zu einem Lodge zu folgen, doch als die Straße in einen wilden Weg hineinführte, hielt ich doch lieber an und fragte an dem letzten Haus nach  dem Lodge. Die Dame bestätigte freundlich meine Fahrtrichtung und so fuhr ich unter einer verdammt schmalen Brücke hindurch in einen dunklen Tannenwald hinein. Unerwartet standen dann auf einmal an diesem Weg vier Häuser, wobei eines das besagte Schild vor dem Haus hatte. Ich parkte und wurde von einer sehr netten jungen Frau empfangen und eingewiesen. Wir plauderten Beide schnell drauf los, denn der kleine Alexander, 3 Jahre alt, mischte die Situation ordentlich auf. 

Nachdem ich mein kleines, aber sehr nettes Zimmer bekommen hatte ging ich ein Stück in den Tannenwald spazieren und staunte nicht schlecht, als ich nach ca. 500 Metern auf ein eingezäuntes Naturschutzgebiet traf. Ich öffnete das  Gatter und (wie mein Schwiegervater gesagt hätte) saugte das Bild, dass sich mit bot ein. Die Highlands vom Feinsten. Ich sah weidende Schafe in der Ferne, Hasen nahmen schnell vor mir Reißaus und die Natur starb und lebte, so wie das in der Natur eben ist. Natürlich ging ich weiter, durchquerte auch einen kleinen Bachlauf (Nein Meike, ich bin nicht hineingefallen)  und bestaunte die Landschaft. Alles was jetzt braun war, würde in Kürze blühen, denn überall duckte sich Heide an die Erde. Musste das ein Farbtraum sein. Ich konnte es mir vorstellen, wie aussähe,  wenn die Sonne drauf scheinen würde. Hier war ein kleiner Moortümpel, dort ein Strauch oder abgestorbenes Strauchwerk. Eine Weile hockte ich mich auf den feuchten Boden und merkte, wie die Anspannung der letzten zwei Tage von mir abfiel.

Auf dem Weg durch den Wald zurück hörte ich die vielen Vogelstimmen und im Lodge angekommen, zeigte mir Mrs. Glenan die genaue Ortslage. Würde ich über die Berge laufen, könnte ich Nessi besuchen, aber das mache ich besser morgen mit dem Auto, wenn überhaupt, denn die wilden und nicht touristisch vermarkteten Orte liegen mir ja mehr, wie zum Beispiel hier in der Abgeschiedenheit.

Ansonsten danke ich Allen, die mir Mut zugesprochen haben. Nach dem Gespräch mit dem Piloten habe ich echt für einen Moment gedacht, ob ich besser kneifen sollte. Aber......! 




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