David und Lotti auf großer Fahrt
David und Lotti auf großer Fahrt
vakantio.de/rosti-frosti

In Vienne nichts Neues

Foilsithe: 01.03.2017

Dienstag, 21. Februar 2017

Willkommen zurück auf unserem Blog! Hier geht's weiter mit Erzählungen aus den letzten Tagen.

Sonntag:

Nach dem wir schweren Herzens die schöne "Terre de Ferme" verlassen hatten (mit dem Versprechen, im Sommer noch einmal wiederzukommen), mussten wir unser nächstes Ziel ansteuern. Das Problem: Alle Wege führen nach... Lyon! Egal, wo wir jetzt hin wollten, es war kaum zu vermeiden, dabei über Lyon zu müssen, denn dahin führten nun mal alle großen und kleinen Straßen. Aber wir wollten keinesfalls erneut ein solches Großstadt-Desaster wie in Besançon erdulden müssen und außerdem warnten uns viele vor der sagenumwobenen Kriminalität Lyons.

Deshalb fuhren wir erstmal nur eine kurze Strecke bis nach Belleville (der Name klang einfach vielversprechend), was noch ein ganzes Stück nördlich von Lyon lag. Bei der nächsten Fahrt könnten wir dann Lyon umfahren und weit genug südlich landen, um all den kriminellen Lyonnaisen zu umgehen.

Nur war Belleville dann leider doch nicht so belle, wie gedacht. Es war vor allem ziemlich éteint (= ausgestorben) für eine Touristenstadt am Sonntag. Es hatte nicht mal ein kleines Café auf, in dem wir die Sonne hätten genießen können. Also warfen wir nur noch einen kurzen Blick auf (und in) die örtliche Kirche und beschlossen dann, dieses etwas trostlose und viel zu stark befahrene Örtchen wieder zu verlassen. Da die Uhr erst 14 Uhr zeigte, wagten wir uns also doch auf die Fahrt, die uns südlich von Lyon bringen sollte. Der Ort, den wir wegen seiner Campingplätze im Auge hatten, hieß Condrieu und lag in der Nähe der größeren Stadt Vienne, von der wir uns einige Sehenswürdigkeiten und endlich mal wieder etwas Kultur erhofften.

In Condrieu angelangt wies man uns jedoch ziemlich unhöflich ab, denn der Campingplatz war zwar überall als geöffnet ausgeschildert, aber Wohnmobile empfangen sie dort wohl erst ab März. Oder vielleicht auch nur uns. Und direkt darauf folgte gleich die nächste schlechte Nachricht: zwei Wanderer wiesen uns darauf hin, das Rosti an seinem Standort mehrere Flecken hinterlassen hatte...

Damit begann der erneute Kreislauf, für den Rosti so bekannt ist. Er hat einen Schaden, wir haben Sorge, Verzweiflung, Angst, Hilflosigkeit. So parkten wir auf dem nächsten kostenlosen Parkplatz den wir finden konnten und akzeptierten, dass wir bis zum nächsten Morgen wohl nicht mehr viel ausrichten könnten. Um uns von all dem abzulenken, spazierten wir durch den Ort und entdeckten ein kleines Pizza-Lädchen, bei dem man seine Bestellung im Karton mitnehmen konnte. Die Betreiber wirkten auf uns wie Vater und Tochter und behandelten uns mit größter Freundlichkeit. Der Vater stellte uns sogar ein hübsches Tischchen und zwei Stühle bereit. Dadurch wurden wir zum perfekten Werbebild für jedes französische Bistro: Junges verliebtes Paar teilt sich eine Pizza mit viel Knoblauch und trinkt Rosé-Wein aus Plastik-Bechern. Also, fast perfekt.

Besänftigt durch die luxuriöse Umsorgung gingen wir also halbwegs glücklich und vor allem satt in unser warmes Bett im verfluchten, inkontinenten Rosti...

Montag:

Achja, Montag. Wahrscheinlich der längste Tag, den ich seit längerem erlebt habe.

Der Morgen begann mit der Wiederkehr unserer Sorgen. Also telefonierten wir erstmal alles durch, was Ahnung von Autos hat. Unsere Werkstatt in Weimar riet uns, eine Schraube im Motor nochmal nachzuziehen. Aber sonst wäre das alles nicht so wild. Außerdem hatten wir über Nacht mit einem Trick von Stephan die Erkenntnis gewonnen, dass die Flüssigkeit unter dem Auto wohl Öl-artig war. Deshalb füllten wir erst einmal Motor-Öl nach. Dabei waren wir wohl etwas zu großzügig, denn die darauffolgende Messung zeigte nun zu viel Öl an! Na toll... Nach ewigem googeln (das Wort steht im Duden!!!) fanden wir eine "Ölablassschraube" an Rostis Unterseite, die wir nun nutzen um wieder Öl loszuwerden. Also ein sehr sinnvoll verbrachter Vormittag. Ergebnis: Es tropfte immer noch und wir hatten nun eine Menge mit Altöl kontaminierte Dinge im Gepäck...

Unser Plan sah im Folgenden ungefähr so aus: zur Service-Station, um endlich mal wieder unsere Toilette zu entleeren, dann direkt zur nächsten Werkstatt. Beides stellte sich als schwieriger heraus, als gedacht.

Die Service-Station war nur über einen riesigen Umweg (und viele Berge) erreichbar und wir gaben diese Aufgabe recht schnell auf. Auf einem kleinen Parkplatz fragten wir die nächstbeste Autofahrerin, wo denn eine Werkstatt für unser Problem und unsere außergewöhnlich große Höhe zu finden sei. Sie war waaaahnsinnig freundlich und hilfsbereit, aber leider auch waaahnsinnig unverständlich mit ihrem flotten Französisch.

Obwohl unsere Konversation aus einfachen, zig-mal wiederholten Sätzen bestand, schafften wir es ihr unser Problem zu erklären und sie bot an, uns zur nächsten Werkstatt mitzunehmen und mal nachzufragen.

David blieb bei Rosti und nutzte die Zeit um wichtige Fachwörter, wie Öl, Motor, Schaden und Flüssigkeit nachzuschlagen, die wir in weiteren Gesprächen vielleicht gebrauchen könnten.

Ich wurde also lächelnd in Richtung der hilfsbereiten Französin geschoben und los ging es. Sie raste durch jede scharfe Kurve ohne mit der Wimper zu zucken, wie Rosti es sich wahrscheinlich nicht mal zu träumen wagt, und ich hatte doch ein bisschen Angst um mein Leben, in diesem winzigen Auto, mit einer wildfremden Frau mit der ich mich kein bisschen verständigen konnte. Aber natürlich hatte sie nur Gutes im Sinn und manövrierte sich zu einer Renault-Werkstatt. Diese konnte aber wohl nichts für uns tun.

Nachdem die Werkstattsuche nichts ergeben hatte und die tapfere Französin uns riet, unsere Versicherung anzurufen, hatten wir die Idee den ADAC einzuschalten. Dieser suchte uns dann ganz flott eine passende Werkstatt in der Nähe heraus und nach einer etwas umständlichen Verabschiedung von unserer Helferin – bei der die größten Teile unserer riesigen Dankbarkeit wahrscheinlich an den Sprach-Barrieren hängen geblieben sind – fuhren wir sehr langsam Richtung Werkstatt. Die Werkstatt sah aus wie ein halber Schrottplatz voller ausrangierter Transporter und LKWs, doch der sehr an Kommisar Adamsberg erinnernde Mechaniker verhielt sich clever und professionell und war vom ADAC schon in unser Problem eingeweiht worden. Nach einigen Untersuchungen und einer Rundfahrt am offenen Motor (wie konnte er danach noch etwas hören?) winkte er uns heran und zeigte auf eine Stelle am Motor, an der sichtlich Öl austrat. Er machte uns verständlich, dass wir weiterfahren können, aber vorsichtig und unter regelmäßiger Kontrolle des Ölstandes (laut ihm alle FÜNF km!).

Das Problem, eine undichte Zylinderkopfdichtung, sollten wir unserer Werkstatt melden und unser Recht auf Garantie in Anspruch nehmen.

Die betreffende Werkstatt leitete meinen Anruf aber schlichtweg jedes Mal auf den Anrufbeantworter.

Also schlichen wir mit Rosti am Ende dieses Tages zunächst auf einen Supermarktparkplatz und anschließend auf den nächsten Wohnmobil-Parkplatz (in Vienne), den wir entdecken konnten.

Die Billanz des Tages:

Viel Stress und Sorge, eine Werkstattrechnung von 160€, eine stark ausgebremste Weiterreise mit Rosti und ein anstehender Garantiekampf mit unserer heimischem Motorenwerkstatt.

Heute haben wir Rosti also mal stehen lassen. Wir stehen in Kommunikation mit der Motorenwerkstatt. Im Detail wissen wir aber noch nicht wirklich mehr. Es heißt nun erstmal Abwarten. Wenigstens ist Vienne nicht der allerschlechteste Ort dafür. Die Bar (die bei uns in Weimar wohl ungefähr der Teestube entsprechen würde), in der wir gerade sitzen und WLAN + Strom schnorren, ist nämlich sehr schön und lässig. Überall sind verschiedenste Alkohol-Flaschen zur Deko, aber zu einer anderen Tageszeit wohl auch zur Benutzung, aufgestellt und die Stühle und Sessel sind extrem gemütlich. Um uns tummeln sich allerlei Künstler und Menschen, die selbst mit Körperkunst geschmückt sind. Und die sommersprossige und bärtige Bedienung stellt ab und zu aufrichtig Fragen über uns und unsere Reise.

Wir hoffen, euch bald Neues berichten zu können.

Bis dahin,

David, Lotti und irgendwo auch Rosti

Freagra

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