Foilsithe: 22.05.2022
Bei Senj verließen wir die Küste und fuhren in das kroatische Hinterland zu den Plitvicer Seen. Kroatiens Hinterland liegt hier komplett im Dinarischen Gebirge und ist deutlich dünner besiedelt als die Küste. Dieses Karstgebirge ermöglichte die Ausbildung von 16 kaskadenförmig angeordneten Seen, die mit Wasserfällen miteinander verbunden sind. Dieses Naturschauspiel bildet den Nationalpark Plitvicer Seen, ist Unseco-Weltnaturerbe und stellt neben Dubrovnik eine der Topsehenswürdigkeit in Kroatien dar. Im Jahr besuchen fast eine Million Besucher den Nationalpark und schieben sich im Sommer dicht gedrängt über die schmalen Stege. Im Mai ist es noch nicht ganz so voll und wir hatten das Glück einige Wasserfälle zumindest kurz für uns allein zu haben. Zum besichtigen gibt es eine kleine Auswahl an Routen entlang der Wasserfälle und Boote, die einen über den großen See bringen. Was soll man sagen, die Menschenmassen kommen nicht ohne Grund. Es ist wirklich sehr schön und man fühlt sich ein wenig wie Winnetouch als er über den Silbersee paddelt. Die vom kalkhaltigen Wasser gebildeten Travertinterrassen und Wasserfälle überraschen in ihrer Vielfalt und Schönheit und das absolut klare Wasser lädt zum Baden ein. Baden ist im Park aber leider und nachvollziehbarerweise streng verboten.
Von den Plitvicer Seen ging es weiter nach Bihać in Bosnien und Herzegowina (BiH). BiH beginnt direkt am Fuße des Dinarischen Gebirges als große grüne Ebene. Was direkt auffällt: schlagartig wurden alle Dorfkirchen mit Moscheen ersetzt.
Das eigentliche Ziel in BiH war der Una Nationalpark, der direkt an der Grenze zu Kroatien am gleichnamigen Fluss liegt. Aber da wir sowieso da waren nutzten wir die Gelegenheit Bihać ein wenig zu erkunden (Hier ging übrigens auch ein Teil der Kliemann-Fake-Masken als Spende hin). Bihac liegt direkt an der Una, die die Stadt wildromantisch teilt. Insgesamt wirkt es sehr aufgeräumt und sauber, anders als wir es erwartet haben. Die Stadt steht im großen Kontrast zu anderen muslimischen Orten, die wir bereits bereist haben, denn hier laufen freizügig bekleidete Frauen mit Deichmann- und DM-Tüten durch die Straßen während der Muezzin zum Gebet ruft. Aber spätestens im Konzum Supermarkt merkt man bei der Auswahl und Frische der Lebensmittel, dass man dann doch im nicht mehr ganz so wohlhabenden Teil des Balkans angekommen ist.
Der Una Nationalpark wurde mit EU-Geldern stark gefördert. Aber für uns stellte sich leider doch schnell heraus, dass der Reiseführer nicht nur vergessen hat Wanderwege und Unternehmungen im Park zu beschreiben, sondern dass es sie schlicht (noch) nicht gibt und Raften und Kanufahren sind mit Karl leider noch nicht möglich. Dafür waren die Wasserfälle vom Strabački Buk umso spektakulärer und der G konnte mal wieder auf die Piste.
Am großen Picknickplatz im Nationalpark zeigte sich mal wieder, wie gut Kinder zur Völkerverständigung beitragen.
Vom Una Nationalpark ging es wieder nach Kroatien. Das kroatische Hinterland hier in Norddalmatien kann man sich als großes Tal zwischen zwei Gebirgsketten vorstellen. Hinter den Bergen im Osten kommt BiH und im Westen die Adria. Das Gebiet dazwischen wurde im Jugoslawienkrieg stark zerstört und viele Städte dem Erdboden gleich gemacht. Hier sind Landminen immer noch ein großes Problem. Aber zum Glück gibt es relativ genaue Minenkarten, sodass wir trotzdem mal wieder wild übernachten konnten.
Jetzt ging es in Winnetouchs ewige Jagdgründe. Im Velebitgebirge, einem Gebirgszug der dinarsichen Alpen direkt an der Küste mit bis zu 1700 m hohen Bergen, wurde in den 60ern die Winnetou-Trilogie gedreht. Aufgrund der Küstenlage und Höhe hat hier auch der kalte Bora seinen Ursprung.
Wir erkundeten das Gebirge auf schmalen Tracks, wandernd und ab und zu auch kraxelnd. Auch wenn wir Winnetou nie gesehen haben, fühlten wir uns doch im wilden Westen mit Koyotengeheul, Indianern in den Bergen und fantastischen Blicken auf die Adria.
Um in den südlichen Teil des Velebits zu gelangen mussten wir einen kleinen Abstecher an die Küste machen. Hier ging es wieder entlang der grandiosen Küstenstraße.
Im südlichen Teil des Velebit wollten wir den Mali Alan Pass befahren und den Tulove Grede besteigen. Hier waren wir fast die einzigen weit und breit. Wir trafen nur einen Franken auf der Suche nach dem Drehort der - Achtung, Spoiler! - Winnetou-Sterbeszene und einen niederländischen Aussteiger, der seit fünf Jahren in seinem Bus mit zwei Hunden unterwegs ist und gerade aus der Überwinterung in Griechenland kommt. Da dort oben nicht viel los war konnten wir herrlich einsam im Bergpanorama übernachten und am nächsten Morgen den Tulove Grede besteigen, von dem sich uns eine grandiose Aussicht auf die Küste und Zadar bot.
Nach soviel Natur dürstete es uns ein wenig nach Zivilisation und Zadar ist die erste größere Stadt seit Pula. Deshalb nutzen wir sie für Erledigungen und ließen ein kleines Ölleck am G stopfen. Allerdings war dafür ein Ersatzteil notwendig, das erst in drei Tagen geliefert werden konnte. Gut, also ließen wir Zadar erstmal rechts liegen und fuhren weiter nach Süden nach Šibenik. Šibenik kann mit einer wirklich schönen Altstadt punkten und besitzt mit der Kathedrale des Heiligen Jakob wieder mal einen UNESCO-Weltkulturerbetitel und, viel wichtiger, diente als Drehort von Braavos für Game of Thrones.
Der Krka Nationalpark ist auf jeden Fall ein Stopp wert und beeindruckt mit seiner unerwartet schönen Landschaft.
Jetzt ging es erst mal wieder nach Zadar. Ein Uber brachte uns schnell von der Werkstatt in die Stadt. Zadar selbst hat zwar römische Wurzeln und eine von den Venezianern mächtig ausgebaute Stadtbefestigung, diesogar UNESCO-Weltkulturerbestätte ist, aber insgesamt gibt es dann doch nicht so viel zu sehen. Dies liegt unter anderem an der Belagerung Zadars durch serbische Truppen im Jugoslawiekrieg, welche große Zerstörung hinterließ. Zadar war drei Jahre lang vom Festland abgeriegelt und konnte nur über die nahegelegene Insel Pag versorgt werde.
Wenn eine Stadt nicht mehr ganz so viel zu bieten hat, dann schafft sie sich eben Besonderheiten. Im Fall von Zadar ist es die Meeresorgel, die an der schönen Stadtpromenade unermüdlich das Wellenspiel in sanfte Klänge wandelt. Aber auch ein Spaziergang auf den alten Bastionen war ganz nett.
Eine Überraschung hatte Zadar dann doch für uns. Um von der Werkstatt in die Stadt zu kommen nahmen wir ein Uber und bezahlten 5€ für die Fahrt. Um den G abzuholen nahm Terence ein Taxi, da kein Uber in der Nähe war. Diese Fahrt schlug mit 35 € zu buche und verdoppelte so einfach mal den Preis der Reparatur. Hier scheint Taxifahren ähnlich lukrativ zu sein wie in Kuba.
Alle Löcher am G waren gestopft und es ging auf der Altstadtroute weiter die Küste entlang nach Süden. Der kleine Ort Trogir wurde uns von Falco als Stopp empfohlen und tatsächlich wartet Trogir mit einer schönen kleinen Altstadtinsel auf. Hier nahmen wir ein AirBnB Apartment direkt in der Altstadt und verbrachten den lauen Frühlingsabend am Hafen und mischten uns beim gerade stattfindenden Streetfood Festival unter die Einheimischen. Da Split seinen Flughafen ungefähr 10 km entfernt von Trogir errichtet hat und die Flugzeuge im Minutentakt über die Stadt donnern konnten wir schonmal den Neuankömmlingen, die wir am nächsten Tag in den Straßen von Split begegnen werden, winken.