Wotae: 13.11.2018
Tag 84 | 13.11.2018 | Dreamtime-Stories
Hei meine Lieben,
nach unserem gestrigen entspannten Tag am Campingplatz hatten wir uns für heute erneut eine Wanderung im Ikara/Flinders Ranges Nationalpark vorgenommen. Entgegen unserer Pläne hatten Julian und ich aber vom Abenteuer- und Entdeckungsmodus in den Faulenzer- und Urlaubsmodus umgestellt.
Beim Frühstück überlegten wir, wie wir den heutigen Tag gestalten wollten und entschieden uns für einen Mittelweg. Zunächst standen zwei kurze und moderate Rundwanderungen auf dem Plan und anschließend sollte es zurück auf den schönen Campingplatz vom Vortag gehen, wo wir den restlichen Tag genießen wollten. Ein kurzer Regenschauer schien unsere Pläne zu durchkreuzen, jedoch kämpfte die Sonne sich bald durch die Wolkendecke und der Himmel klarte auf.
Einige Erledigungen später starteten wir um halb 12 eine 6 km lange Rundwanderung zu den Wangarra Lookouts. Wir spazierten an einem Bachlauf entlang durch lichten Nadelwald und begegneten hier und da einem kleinen Känguru und einer wildlebenden Ziege mit ihrem kleinen Zicklein. Nach nicht allzu langer Zeit erreichten wir, nachdem wir über rote Felsen heraufgestiegen waren, die beiden wenige Meter übereinander liegenden Aussichtsplattformen. Sie ließen uns weit über das Gebiet des Wilpena Pound blicken, einer grünen Wald- und Buschlandschaft, welche durch die sägezahnartig angeordneten und felsig-roten Berge der Flinders Ranges begrenzt wird. Die Sonne strahlte am blauen Himmel und die Hitze der letzten Tage war zurück und trieb uns auf dem Rückweg den Schweiß auf die Stirn.
Unsere zweite, kürzere Etappe war der Arkaroola Rock. Bei diesem handelt es sich um einen bogenförmig ausgewaschenen Sandsteinfelsen, unter dessen schützendem Dach die damals in der Region beheimateten Aborigines in Form von Felsmalereien ihre Traumgeschichten, die Dreamtime-Stories erzählten. Wir fuhren mit Liu zum Ausgangspunkt des kurzen Rundweges und liefen die 1,5 km zu dem spannenden Relikt der Ureinwohner Australiens. Im Gegensatz zu unserer vorigen Wanderung gingen wir hier wieder auf leuchtend-rotem Steinboden durch einen kargen Wald mit nur kleinen Bäumen und Sträuchern. An dem Felsen angekommen, versuchten wir uns einen Reim auf die interessanten Malereien zu machen, konnten die Zeichen und Figuren jedoch nicht deuten. In der Nationalgalerie in Canberra hatten wir erfahren, dass das Verstehen und Interpretieren der gemalten Geschichten der indigenen Vorfahren nur den Stammeszugehörigen eines jeden Stammes vorbehalten ist. Wir deuteten Sonnen, Bäume und Wege, die minimalistisch in verschiedenen Erdtönen und in unterschiedlichen Größen auf den Felsen gemalt worden waren.
Gegen 16 Uhr fuhren wir wieder auf unseren altbekannten Stellplatz der Rawnsley Park Station. Lydia-Carola ließ nicht lange auf sich warten und graste mit noch fünf anderen Artgenossen ganz in unserer Nähe. Wir ließen den Nachmittag mit einigen Partien Schiffe Versenken verstreichen und schickten noch die ein oder andere (Sprach)nachricht an unsere Lieben in Deutschland. Beim Abendessen beobachteten wir die kleinen Kängurus und schossen mal wieder einige Fotos von ihnen.
Jetzt sitze ich satt und frisch geduscht bei lauem Wetter draußen, schreibe diesen Eintrag und genieße die Ruhe, während die Dunkelheit sich langsam über die Landschaft legt und ein paar Schafe in der Ferne mäh-en.
Morgen müssen wir uns wieder auf in Richtung Süden machen und uns von der schönen und warmen Einöde verabschieden.
Küsse von
J 💙 J