Jambo Kenya
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Der Anfang geht zuende

Veröffentlicht: 25.10.2018

Tag 22

Heute ist also der Tag. Ab heute bin ich so lange von zuhause entfernt wie noch nie zuvor in meinem Leben. 22 Tage. Keine wirklich lange Zeit wenn man mal überlebt. Ein bisschen mehr als drei Wochen eben. Lange wird es erst wenn man bedenkt, dass noch 162 Tage folgen. Trotzdem fühlt es sich an, als wären wir schon Monate unterwegs. Wenn ich an den Hamburger Flughafen zurückdenke, oder auch an Auckland, als wir die Queenstreet hoch und runter gehetzt sind oder ein überteuertes Bier auf dem Mount Eden getrunken haben, kommt es mir vor als wäre dies doch schon vor Ewigkeiten gewesen.

Und nun sitze ich hier. Ein wenig Abseits von unserem Campingplatz, um meine Ruhe zu haben, mit Blick auf das Meer, den soeben geschehenen Sonnenuntergang und die Wolken, mit meiner Kopflampe auf den Laptop gerichtet auf meinem Campingstuhl. Linus sitzt mit Jean, dem Franzosen den wir kennengelernt haben, im Aufenthaltsraum. Gleich ist es der Plan mit einem Bierchen auf den Feierabend anzustoßen. Nach 10,5 Stunden auf der Farm heute haben wir uns das eventuell mal verdient.

Mein Gehirn ist zumindest Matsch und wenn man 10 Stunden am Stück nach oben guckt und irgendwelche winzigen, ungereiften Kiwifrüchte abfummelt, was aus unserer Sicht natürlich an Irrelevanz nicht zu übertreffen ist, ist man Abends auch mal fertig. Zwei Tage noch.

Zumindest sind wir jetzt seit 22 Tagen unterwegs, was uns vorkommt, wie 22 Wochen und wenn man ein Zwischenfazit ziehen wollte, muss man feststellen, dass man kein Zwischenfazit ziehen kann. Das liegt einfach daran, dass wir beide das Gefühl haben, dass das hier noch nicht die Reise ist, sondern immer noch der Anfang. Vielleicht, oder bestimmt das Ende vom Anfang aber immer noch der Anfang. Denn man muss sich klarmachen, dass wir bis jetzt eigentlich nur in Auckland waren, wo wir alles mögliche organisiert haben und auf vier verschiedenen Kiwifarmen, auf denen wir die indische Kultur um einiges besser kennengelernt haben, als die Neuseeländische (sehr viele Inder, die dort arbeiten ((eigentlich nur)).

Es wird dann einen kleinen Schnitt geben, auf unserer noch jungen Reise, nämlich am Sonntag, wenn der Job vorüber ist und wir endlich einfach losfahren können, irgendwohin Richtung Süden. Vielleicht ist dieser Schnitt gleichzeitig auch das Ende vom Anfang und der Beginn der wirklichen Reise. Aber vielleicht auch nicht. Das weiß man nicht, wie man vieles nicht weiß. Zum Beispiel, ob es uns auch in der Zukunft so vorkommen wird, als wären die Dinge die passiert sind schon viel länger her. Vielleicht sitze ich in 2 Monaten im Campingstuhl und denke, achja damals an Tag 22. Das kommt mir vor, wie vor 2 Jahren. Vielleicht auch nicht.

Ich denke einfach es wird noch viel passieren und was viel interessanter ist, bestimmt noch viel mehr, als wir uns überhaupt vorstellen können. Linus und ich überlegen auch oft, wie wir auf diese Zeit jetzt zurückblicken werden wenn wir zum Beispiel im Flugzeug nach Argentinien sind oder im südlichen Patagonien auf irgendeiner Rinderweide stehen. Aus welcher Perspektive wir die Geschehnisse dann wahrnehmen. Das wird sich zeigen. Vielleicht schaue ich wenn es soweit ist auf diesen Blogeintrag zurück, und erwähne ihn in einem anderen.

Jetzt macht sich der Matsch in meinem Kopf aber wirklich langsam bemerkbar und es ist genug geschreibe und Zeit für ein kühles Bier.

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